Ein natürliches Befüllwasser (auch vollentsalzt unter 0,5 µS/cm) würde im Heizwasser nach dem Befüllen und Umwälzen einen Leitfähigkeitsanstieg ergeben. Eventuell kommt es auch in Deutschland in naher Zukunft zur Erkenntnis der Schweizer Fachkollegen, die im Umlaufwasser (Heizungswasser) sogar eine Leitfähigkeit von kleiner 200 µS/cm und eine Gesamthärte von 2,8 °dH zulassen: eine praktische Vereinfachung, die korrosionstechnisch alle Risiken (auch mikrobiologisch induzierte Korrosion durch Sulfate, Nitrate, Phosphate oder unbeabsichtigt eingetragene organische Substanzen) signifikant reduziert.
Scheinbar werden für die Schweiz besondere Heizkessel gebaut bzw. haben die Schweizer erkannt, dass Kalk die Effizienz und die Steinbildung der Kessel auch in kleineren Leistungsbereichen beeinflusst...
Sauerstoffeintritt: Korrosions-Risiko Nummer 1
Korrosionsreaktionen in Warmwasser-Heizungsanlagen werden wesentlich durch die Anwesenheit von Sauerstoff im Heizwasser bestimmt. Sauerstoff kann einerseits als natürlicher Bestandteil der Umgebungsluft und andererseits als gelöstes Gas mit dem Füll- und Ergänzungswasser in den Heizwasser-Kreislauf gelangen. Korrosionsschäden äußern sich in vielfältiger Weise:
▪ Funktionsstörungen bei Pumpen und Armaturen,
▪ Leckagen bei Wärmeübertragern,
▪ Gasblasen- und Gaspolsterbildung,
▪ Beeinträchtigung des Wärmeübergangs (Bildung von Belägen, Ablagerungen),
▪ Geräusche (z. B. Siedegeräusche, Fließgeräusche).
Bei der Vermeidung von Korrosionsschäden fällt in der neuen Tabelle 1 unter Punkt 7 „Richtwerte und Empfehlungen“ besonders auf, dass es interessanterweise keine Richtwerte für den Sauerstoffgehalt für salzarmes (O2: unter 0,1 mg/l) bzw. salzhaltiges (O2: unter 0,02 mg/l) Heizungswasser mehr gibt.
Doch Vorsicht! In der ausführlichen und wirklich gut gemachten Beschreibung der Richtwerte für das Füll-, Ergänzungs- und Heizwasser steht: „Für die wasserseitige Korrosion ist überdies der Sauerstoffgehalt von entscheidender Bedeutung. Erfahrungsgemäß ist die Wahrscheinlichkeit für Korrosionsschäden gering, wenn der Sauerstoffgehalt im bestimmungsgemäßen Betrieb den Wert von 0,1 mg Sauerstoff je Liter Wasser nicht überschreitet. Bei korrosionstechnisch geschlossenen Anlagen stellen sich im laufenden Betrieb erfahrungsgemäß sogar Werte unter 0,02 mg/l ein.“
Es bleibt dabei: Der Sauerstoffgehalt und somit der Sauerstoffeintritt in ein korrosionstechnisch geschlossenes System ist Hauptverursacher für das Korrosionsgeschehen.
Vor allem unter Punkt 8.4.4 „Korrosions-Inhibitoren“ wird explizit darauf hingewiesen, dass korrosions-technisch offene Anlagen nicht in den Anwendungsbereich der neuen Richtlinie fallen. Eine Behandlung mit Korrosions-Inhibitoren wird dort – wie auch schon in der alten VDI 2035 Blatt 2 beschrieben – nur bei ständigem, durch andere Maßnahmen (z. B. Systemtrennung, vgl. BDH- Infoblatt Nr. 03) nicht vermeidbarem Sauerstoffeintrag in korrosionstechnisch offenen Anlagen zugelassen. Eine äußerst bemerkenswerte Änderung: Könnte doch in einem Streitfall dem Heizungsbauer, der eine Wasserbehandlung mit Korrosions-Inhibitoren einsetzt, unterstellt werden, dass er kein korrosionstechnisch geschlossenes System geliefert hat. Noch einmal zum Mitschreiben: Die Bewertung und die Vorgaben der neuen VDI 2035 gelten für korrosionstechnisch geschlossene Anlagen. Nebenbei bemerkt: Dem Einsatz von Korrosions-Inhibitoren spricht BWT seit vielen Jahren bereits die Notwendigkeit ab – um es mild auszudrücken.
Kontinuierliches Monitoring auf sichere Funktion aller Schutzmaßnahmen
Mit dem Erscheinen der neuen Richtlinie präsentiert der Wasseraufbereitungsspezialist ein neuartiges Heizungs-Sicherheits-System für geschlossene Heizungsanlagen („AQAtherm HSS“-Monitoring) in zwei Varianten: für kleine Heizanlagen bis 70 kW („AQAtherm Basic Set“, Abb. 3 links) und für größere Heizanlagen über 70 kW („AQAtherm HSS-Set 1“, Abb. 3 rechts).