In der Chronik der Heizungstechnik der letzten 50 Jahre tauchen viele Veränderungen, Entwicklungen, Kuriositäten, Probleme, Ereignisse, Besonderheiten und Geschichten auf. Es taucht auf, was verschwunden oder aussortiert schien, wie etwa die Brennstoffzellentechnik oder die Kraft-Wärme-Kopplung. Ehedem Weltmarken wie Strebel und Ideal Standard kennen nur noch die Älteren. Auch das mag nicht mehr so ganz im Bewusstsein sein: Kriege haben die Welt verändert. Und die Heizungstechnik.
50 Jahre Heizungsbranche – ein Streifzug
Freitag, 02.09.2016
60er-Jahre – Am Anfang stand der Sechstagekrieg
Der 5. Juni 1967. Die ägyptische Armee steht vor einem Desaster. Israel wusste, dass die zahlreichen Nadel- und Nagelstiche der Länder der Arabischen Liga gegen den verhassten Nachbarn ohnehin nur die Vorboten einer unausweichlichen militärischen Auseinandersetzung sind. Syriens Präsident etwa hatte einen baldigen „totalen Krieg ohne Einschränkungen“ angekündigt. Das Fass zum Überlaufen brachte der ein Jahr zuvor in Jordanien gestartete Headwater Diversion Plan, der zwei der drei Quellflüsse des Jordans umleiten und quasi das Jesusland trockenlegen sollte. Als einige Monate darauf der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser die Engstelle am Ausgang des Golfs von Akaba, die israelische Zufahrt zum Roten Meer und damit zu den Weltmeeren, blockiert, entscheidet sich der 1995 ermordete Präsident Jitzchak Rabin für den Präventivschlag. Ohne jede Vorwarnung fliegt die israelische Luftwaffe einen Überraschungsangriff, zerstört binnen weniger Stunden beinahe die gesamte ägyptische Luftflotte nebst den Start- und Landebahnen. Im Norden nimmt das Militär die Golanhöhen ein. Damit sind alle feindlichen Linien durchbrochen und die Armee steht vor dem Einmarsch in Kairo, Amman und Damaskus. Die Arabische Liga unterzeichnet daraufhin nach sechs Tagen, am 11. Juni 1967, ein Waffenstillstandsabkommen.
Der Ausgang des Krieges beeinflusst die Geopolitik der Region bis zum heutigen Tag – und die vergangene, gegenwärtige und zukünftige deutsche und europäische Heizungstechnik.
70er-Jahre – Zwei Ölkrisen
Denn die Niederlage in jenem Jahr, als das HeizungsJournal noch in den Windeln lag, befriedete bekanntermaßen nicht Nahost. Im Gegenteil. Syrien und Ägypten rüsteten zum Gegenschlag auf, unterstützt unter anderem von Saudi-Arabien, zogen aber im Jom-Kippur-Krieg 1973, sechs Jahre später, erneut den Kürzeren. Vor allem Saudi-Arabien gedachte deshalb, Israels Verbündete, die USA und zahlreiche sympathisierende europäische Länder, mit einem Ölembargo unter Druck zu setzen. Die arabische Fraktion in der Organisation Erdöl Exportierender Länder (OPEC) schloss sich dem Embargo an. Die Exporteure drosselten die Förderung. Im Verlauf der nächsten Monate stieg daraufhin der Ölpreis von rund drei US-Dollar pro Barrel (ca. 160 l) auf über zwölf Dollar. Konkret nahmen am Embargo Algerien, Irak, Katar, Kuwait, Libyen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate teil. Doch taten die sich damit keinen Gefallen. Ihre Strafaktion demonstrierte lediglich den Industriestaaten ihre Abhängigkeit von fossiler Energie und stabilen politischen Verhältnissen in den Förderländern. Einen Garantieschein für eine sichere Energieversorgung hielten die Importländer damit nicht in der Hand.
Man erinnere sich: Die Bundesrepublik reagierte auf diese erste Ölkrise 1973 mit dem Energiesicherungsgesetz. Das beinhaltete unter anderem ein allgemeines Fahrverbot an vier Sonntagen, beginnend mit dem 25. November 1973, sowie eine sechsmonatige generelle Geschwindigkeitsbegrenzung mit Tempo 100 auf Autobahnen, ansonsten 80 km/h. Die Maßnahmen hatten weniger das Einsparen von Öl zum Ziel, vielmehr sollten sie der Bevölkerung den Ernst der Situation nahe bringen. Doch tat natürlich auch die Eskalation der Ölpreise der Gesellschaft weh. 1974 musste die BRD 17 Mrd. DM mehr für die Importe bezahlen als im Jahr zuvor. Das verstärkte die Wirtschaftskrise und führte zu einem deutlichen Anstieg von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Sozialausgaben und Insolvenzen von Unternehmen. Das Bundeswirtschaftsministerium legte die Kampagne „Energie sparen – unsere beste Energiequelle“ auf. Aus Sorge um einen drastischen Rückgang der Urlauber gab Italien Benzingutscheine aus, mit denen subventioniertes Benzin bezogen werden konnte. Und Europa beschloss, abends bereits im Hellen ins Bett zu gehen, also mit dem Lampenlicht zu haushalten: Die Staatengemeinschaft führte die Sommerzeit ein.
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