2009: Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien- Wärmegesetzes (EEWärmeG).
2009: LichtBlick stellt sein „Schwarmstrom“-Konzept als virtuelles Kraftwerk vor. Im Contracting will der Hamburger Energieversorger den Haushalten ein BHKW hinstellen, das aber in seiner Betriebszuständigkeit bleiben soll. Zu Tarif-Spitzenzeiten an der Leipziger Strombörse will LichtBlick einschalten und den Strom verkaufen. Man habe ausgerechnet, mit 1.500 Stunden im Jahr das gesamte Invest refinanzieren zu können. 100.000 KWK-Anlagen wolle man binnen weniger Jahre installieren. Die Publikumspresse applaudiert. Vornehmlich sollen Ein- und Zweifamilienhäuser von den Leistungen des 22-kW-Aggregats profitieren. Das überschäumende Medienecho ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass mit VW ein Großkonzern aus der Automobilin¬dustrie nebst seinen professionellen Öffentlichkeitsarbeitern maßgeblich am Projekt beteiligt ist. Doch das Zuhausekraftwerk hält nicht lange durch. Vornehmlich macht der Ausbau der Wind- und PV-Farmen einen Strich durch die Rechnung, denn diese Stromerzeuger produzieren teilweise Überschuss. An der EEX treten nicht mehr die Preisspitzen der Vergangenheit auf – und damit fehlt dem Schwarmstromkonzept die Basis. Es kommen freilich noch weitere Schwächen des Modells hinzu. VW zieht sich zurück.
Die Wärme wird digital
2010:
Digital 1: Die ersten Privathaushalte erhalten intelligente Zähler des Typs Smart Meter. Für Großkunden sind sie schon seit den 1990er-Jahren in Betrieb. Mit dem Überschuss an Wind- und PV-Strom beziehungsweise der Möglichkeit der Glättung der Netze durch ein Software basiertes Energiemanagement, das bei den privaten „Prosumenten“ (mit Haushaltsmaschinen, BHKW und/oder Wärmepumpe sowohl Konsument als auch Produzent) einspeist oder ausspeist, rücken jetzt auch die nicht gewerblichen Energieverbraucher in den Blick der Netzbetreiber. Forum und Podium bietet die jährliche Messe E-World in Essen. Die Notwendigkeit der Stabilisierung macht letztlich auch den Nachtstromspeicher wieder interessant und zwar so interessant, dass die aktuelle Energieeinsparverordnung, die ursprünglich ab 2020 alle Elektroöfen dieser Art verbieten wollte, den entsprechenden Passus im Entwurf wieder streicht.
Digital 2: Auch die Heizungsregelung durch den Nutzer wird digital. Seit Anfang 2010 halten Smartphone- und Tablet-Apps der Hersteller Einzug in die Wohnung beziehungsweise in die Mobilgeräte. Die Anbieter sprechen von einem Komfort- und Effizienzgewinn.
2011:
Nuklearkatastrophe von Fukushima. Die Auswirkungen auf Deutschland bestehen in erster Linie in der politischen Absage an Kernenergie, im beschleunigten Aufbau von Wind- und PV-Anlagen – und in der Absenkung des Primärenergiefaktors für die Elektrizität bei der Bestimmung des Primärenergiebedarfs von Heizungssystemen. Seit dem 1. Januar 2016 gilt, abweichend von der DIN 18 599, ein Primärenergiefaktor von 1,8 für den Strom, der aus nicht-erneuerbaren Quellen stammt.
2015: German Pellets, Europas größter Hersteller dieses Brennstoffs, gerät ins Schlingern und meldet einige Monate später Insolvenz an. Das Unternehmen mit Stammsitz in Wismar kann sich in die Hände von amerikanischen Investoren retten.
Heizungsmarkt heute
2016:
Insgesamt sank zwar der Anteil des Mineralöls am Primärenergieverbrauch leicht, doch bleibt das Öl mit knapp 34 Prozent der nach wie vor wichtigste Primärenergieträger. Es folgt das Erdgas mit gut 21 Prozent – ein Zuwachs von 5 Prozent. Dahinter gliedern sich, quasi auf gleicher Höhe, Steinkohle, Erneuerbare Energien und die Braunkohle mit Anteilen zwischen 12 und 13 Prozent ein. Die Kernenergie ist am gesamten Primärenergieverbrauch noch mit 7,5 Prozent beteiligt. Den stärksten Zuwachs meldet die Windenergie an Land und auf See mit einem Plus von 53 Prozent gegenüber 2014. Bei der Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie) fiel der Anstieg mit 6 Prozent wegen der verhalteneren Expansion der Photovoltaik erheblich schwächer aus als in den Vorjahren. Bei den Biokraftstoffen gab es einen Rückgang um 6 Prozent.