Die deutschen Reaktionen
Im Wesentlichen sollten sechs Initiativen die Abhängigkeit von Öl reduzieren:
- Alternative Treibstoffe wie Pflanzenöl und Biodiesel kamen in die Diskussion.
- Regierung und Energiewirtschaft legten Pläne zum Ausbau der Kernenergie vor.
- Müllverbrennung für den Fernwärmemarkt.
- Förderung regenerativer Energiequellen, wie beispielsweise die Solarthermie. Bundesweit befassten sich namhafte Unternehmen wie auch neue Marktteilnehmer damit. Man experimentierte und verkaufte alles Mögliche, bis hin zu gläsernen Dach-Hohlziegeln mit einem Warmluftpolster, die bei zu viel Sonne leider reihenweise platzten. Viele Firmengründungen mit irgendwelchen Patenten. Sie stiegen reihenweise auf, um wieder spurlos zu verschwinden.
- Bonn, damals Sitz der Bundesregierung, appellierte, in die Wärmedämmung der Gebäude zu investieren und kündigte ein entsprechendes Gesetz/Verordnung an.
- Ebenfalls stand auf der Agenda der Vorhaben zur Erhöhung der Versorgungssicherheit die Förderung von Forschung und Entwicklung zur Effizienzsteigerung von Verbrennungsmotoren und Heizgeräten.
Sprechen wir nicht davon, dass siebtens in einigen westlichen Staaten als Folge der Krise 1973 militärische Optionen gegen Saudi-Arabien und Kuwait erwogen wurden. In einem an die Öffentlichkeit gelangten Geheimplan der britischen und amerikanischen Regierung stand wortwörtlich: „Es ist daran gedacht, von amerikanischer Seite aus Luftwaffe in Saudi-Arabien und Kuwait einzusetzen, um die Ölquellen zu besetzen. Großbritannien wird sich um Abu Dhabi kümmern.“
Die zweite Ölkrise 1979/80 als Folge unter anderem des Einmarschs des Irak in den Iran und damit verbunden einigen brennenden und brach liegenden Ölfeldern bekräftigte der westlichen Welt eigentlich nur die Richtigkeit ihrer Anstrengungen in der Suche nach Alternativen zum arabischen Öl. Die Alternativen schwappten im Prinzip vor der heimischen Haustür: Erdgas, Umweltenergie und Biomasse.
Eine Veröffentlichung rüttelt wach
Der kurze Rückblick in die politische Situation in Nahost in den 1960er- und 70er-Jahren und die skizzierten Folgen der Konfrontationen will nicht behaupten, dass wir ohne erste und zweite Ölkrise heute keine Wärmepumpen, Brennwerttechnik, Blockheizkraftwerke, Photovoltaik-, Wind- und Biomasseanlagen hätten. Will nicht behaupten, dass der durchschnittliche Primärenergiebedarf 2016 statt heute etwa 60 kWh/m2·a nach wie vor bei 270 kWh/m2·a für Neubauten des Jahres 1965 läge, beziehungsweise beim Durchschnitt von 300 kWh/m2·a wegen der 345 kWh/m2·a des Altbestands. Die drohende Verknappung des Erdöls hätte in jedem Fall zu ähnlichen Handlungen geführt; der Nahostkonflikt hat lediglich die Schritte in Richtung mehr Unabhängigkeit beschleunigt.
Beflügelt natürlich auch von der Sorge von Themen wie Saurer Regen, Umwelt und Nachhaltigkeit, die die Öffentlichkeit seit den 70er-Jahren diskutiert: 1972: Der Club of Rome veröffentlicht in Buchform die Thesen „Die Grenzen des Wachstums“. Aurelio Peccei, damaliges Mitglied der Firmenleitungen von Fiat und Olivetti, sowie der Schotte Alexander King, Direktor für Wissenschaft, Technologie und Erziehung bei der Pariser OECD, der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, erkannten unter anderem, dass eine wünschenswerte Wohlstandsentwicklung nicht mit einem zunehmenden Ressourcenverbrauch einhergehen darf. Es muss gelingen, die Wohlstandsentwicklung vom Ressourcenverbrauch abzukoppeln, weil eine schnelle Aufzehrung von Roh- und Grundstoffen selbstverständlich irgendwann kein Wachstum mehr zulässt. Die Parallelität ziehe naturbedingt Grenzen. Es gelang ihnen 1968 in Rom, eine Konferenz zu Zukunftsproblemen der Menschheit zu organisieren, beziehungsweise diese Themen zu problematisieren und Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen aus 30 Ländern mit dem im Anschluss an die Konferenz gegründeten Club of Rome ein gemeinsames Podium zu geben.