Wärme

50 Jahre Heizungsbranche – ein Streifzug

Freitag, 02.09.2016

Kessel der 80er-Jahre.
Quelle: Privat
Kessel der 80er-Jahre.

Im Folgenden einige konkrete Stationen und Jahreszahlen der vergangenen 50 Jahre. Interessant vor allen Dingen für jene, die in der Frühzeit der modernen Heizungstechnik noch nicht in Lohn und Brot standen. Um Entschuldigung bitten wir jene, die meinen, ebenfalls ein Meilenstein gewesen zu sein. Die Schwierigkeit einer kürzeren Rückschau besteht leider darin, entscheiden zu müssen, was man weg lässt:

Stationen 1967 bis 2016

1967:

Der Sechs-Tage-Krieg, mit dem Jom-Kippur-Krieg als Revanchekrieg sechs Jahre später, macht die Abhängigkeit vom Erdöl durch die Drosselung der Förderung und dem Ölembargo spürbar. Anfang der 1950er-Jahre hatte für die Heiztechnik der entscheidende Strukturwandel, nämlich die Ablösung der Festbrennstoffe Kohle und Koks und ihr Ersatz durch Heizöl, begonnen. Das „Schwarze Gold“ gestattete den vollautomatischen Betrieb von Wärmeerzeugern ohne halbtägliches Schippen von Kohle. Das Heizöl ebnete der Warmwasserheizung den Weg in die bundesdeutschen Wohnungen. Mit der Ölheizung verschwanden die trägen Schwerkraftheizungen zu Gunsten der schnell regelbaren Pumpen-Warmwasserheizungen. Die geschlossenen Systeme mit Membrane-Ausdehnungsgefäßen ziehen im Neubau ein.

1968:

Clemens Oskar Waterkotte, ehedem Kälteingenieur bei BBC Brown Boveri, nimmt ein erdgekoppeltes Wärmepumpensystem mit Niedertemperatur-Fußboden-Flächenheizung in Betrieb. Der Auslöser war der erhebliche geldwerte Eigenanteil, den er für den Bau seines Wohnhauses leisten musste, weil die Bank keinen höheren Kredit gab. Die Chroniken zur Geschichte der Wärmepumpe benennen diese Anlage als die erste Wärmepumpenheizung in Deutschland. Die Herausforderung lag in der Systemlösung, nicht in der Technik der Wärmepumpe selbst. Die kannte der Markt. Die Kombination mit Gartengrundstück – und der Abschätzung oder Berechnung des Energieentzugs –, einer Fußbodenheizung und dem Wärmebedarf eines Gebäudes kannte er dagegen nicht. Die Erdreichtemperaturen dienten bereits zum passiven Kühlen.

1969:

Die 5. ISH hat sich von der einstigen Fachausstellung des Handwerks zur dominierenden europäischen Fachmesse gemausert. Die Geburtsstunde der Produktschau reicht zurück in die 50er-Jahre. Anfang jenen Jahrzehnts hatten sich die deutschen Installateure, Heizungsbauer und Klempner zu einer nationalen Organisation, dem Zentralverband Sanitär Heizung ZVSH (das K für Klima kam später hinzu) zusammengeschlossen und 1952 ihre Bundestagung mit einer Fachausstellung „Wir dienen der Gesundheit“ ergänzt. In den Analen gilt diese Fachausstellung als Ursprung der ISH. Der 5. ISH gelang der internationale Durchbruch. Die deutsche Heizungsindustrie präsentierte sich als Weltmarktführer.

Kohlefeuerungen halbieren sich

1970:

Der Durchschnitt des Primärenergiebedarfs der Altbauten beträgt 300 kWh/m2·a, 340 kWh/m2·a für den Altbau, rund 270 kWh/m2·a für den Neubau. In Deutschland boomt der Wohnungsbau. Die Ruinen aus den Kriegsjahren verschwinden, der Staat fördert und investiert in das Defizit. Die „Neue Heimat“ baut einige hunderttausend Wohnungen.

Mit dem Beginn der automatischen Ölfeuerung gewinnt auch die Regelungstechnik an Bedeutung. Sie, die Ölfeuerung, findet rasch Zustimmung. Während 1960 nur 15 Prozent der Wohnungen mit Heizöl beheizt werden, sind es 1970 bereits 45 Prozent. Kohle geht von 82 auf 40 Prozent zurück. Als drittes Standbein gewinnt Gas (Stadtgas) an Bedeutung. Das Stadtgas wird bei der Koksproduktion gewonnen.

1972:

Eine erste Umweltsorge keimt in der Gesellschaft auf. Der 1968 gegründete Club of Rome veröffentlicht seine Thesen zu den „Grenzen des Wachstums“. Die verlangen eine Abkopplung des wachsenden Wohlstands vom Ressourcenverbrauch. Marschieren beide im Gleichschritt, sei in wenigen Jahrzehnten das meiste aufgezehrt und die Wohlstandsgesellschaft zum Darben verurteilt. Die Welt horcht auf. Auch die Heizungstechnik. Sie erkennt, dass sie an der Entkopplung mitarbeiten und die mageren 40 oder 50 Prozent Wirkungsgrad der bullernden Umstell- und Wechselbrandkessel und Küchenherde durch modernere Systeme mit Wirkungsgraden von 80, 90 Prozent und mehr ersetzen muss.

Aktuelle Bewertung
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren