Die Marktführer schauen 20 Jahre zu. Andere, wie EWFE in Bremen, Remeha und Nefit in Holland, warten nicht ab. Den ablehnenden deutschen Geist der Zeit belegen die Bestandszahlen (man achte auf Bestand) der eingebauten Brennwertgeräte in Europa des Jahres 1990: Deutschland 40.000 Einheiten, Frankreich 185.000 Einheiten, Niederlande 215.000 Einheiten (Quelle: Jannemann/Fa. Ruhrgas, 1990). Dass das Abgas noch voller latenter Wärme steckt, wusste selbstverständlich die Industrie. Sie setzte ja schon bei Großanlagen separate nachgeschaltete Kondensationswärmeübertrager ein. Heute spricht sie von im Minimum 15 Prozent Wirkungsgradsteigerung durch Taupunktunterschreitung und Niedertemperatur.
Also hat sie 20 Jahre lang den Umweltschutz boykottiert, obwohl frühzeitig die Ruhrgas die Kommunen in Kampagnen zur Installation von Brennwertgeräten unterstützte: Viele Stadtwerke und Versorger zahlten einen Zuschuss von etwa 1.000 DM, sozusagen als Ausgleich für die entstehenden Mehrkosten gegenüber einer Heizwerttherme oder eines Heizwertkessels. Der Protagonist Richard Vetter starb im Jahr 2000. Die Branche hat ihn für seine Entwicklung nicht entlohnt. Der Müllermeister und Protagonist opfert für seinen beinahe Don Quijote-Kampf gegen Regeln, Normen und Traditionen den größten Teil seines Vermögens.
Wärmepumpen-Krise
1978:
Erste Heizungsanlagenverordnung als Rechtsverordnung zum EnEG.
1979:
Die Solarindustrie formiert sich: Gründung des Verbands Mittelständischer Solarindustrie e. V. (VSI). Der Verband umbenennt sich sieben Jahre später in DFS Deutscher Fachverband Solarenergie. Ende der 1970er-Jahre: Die Wärmepumpe erlebt im Nachgang zur Energiekrise einen kurzen Boom und dann einen tiefen Fall. Letztlich hatten die Krise die Werbeabteilungen der Industrie- und Energiekonzerne verursacht. Sie propagierten „Kessel-raus-Wärmepumpe-rein“ und ignorierten, dass die alten, ungedämmten Gemäuer mit Vorlauftemperaturen von 70, 80 oder 90° C beheizt werden mussten. Die Propaganda verschwieg das. Oder die technisch unbeleckten Marketingexperten sahen das überhaupt nicht. Mit diesen Temperaturhüben konnte die umweltfreundliche Technik keinen Blumentopf gewinnen.
Clemens Waterkotte damals: „Es gibt mehr Wärmepumpenanbieter als Fachleute. Dieses Ungleichgewicht richtet sehr viel Schaden an. Die Interessenten für Wärmepumpen sollten sich vor allen Dingen genau die Wärmequelle ansehen. Verokert der Brunnen? Wie leistungsstark ist sie? Aber auch wir, die Entwickler, müssen Fehler eingestehen. Wärmeübertrager froren ein und einer unserer Fehler lag im Glauben an die ertragreiche Wärmequelle Grundwasser. Wir sahen darin die ideale Lösung, einfach wegen der hohen Temperatur und wegen des damit verbundenen günstigen Wirkungsgrads. Aber in das Grundwasser tragen die Niederschläge die verrücktesten Substanzen hinein. Vergleichen Sie das bundesdeutsche Grundwasser mit dem jungfräulichen Gebirgswasser, dann erkennen Sie schnell, dass das nicht gut gehen konnte. Wir mussten die Grundwasseridee aufgeben, ohne aber dem Bauherrn eine Alternative bieten zu können, jenem Bauherrn, der bereits eine Wärmepumpe auf der Basis Grundwasser installiert hatte und auf diese Wärmequelle nun angewiesen war.“ Damit hatten sich die Anbieter selbst schachmatt gesetzt.
Luft in Fußbodenheizungen
1980:
Sitzungssaal des BHKS Bundesvereinigung der Industrieverbände Heizung Klima Sanitär, Graf-Adolf-Straße, Düsseldorf. Mehr als 100 Teilnehmer stehen vor der Tür, wollen zur Diskussion „Luft in Fußbodenheizungen mit Kunststoffrohr“ zugelassen werden. Doch nur 25 Fachleute dürfen am runden Tisch teilnehmen. Nach verschiedenen Korrosionsfällen aufgrund von Luft in geschlossenen Heizungssystemen hat sich das ungesperrte Kunststoffrohr als kritisches Bauteil im System geoutet.