Kaminöfen blicken auf Emissionen
Beim Einsatz von erneuerbaren Energien im Wärmemarkt dominiert feste Biomasse, sprich Holz, mit einem Anteil von 70 bis 80 Prozent. In Einzelraumfeuerungen wird vor allem Scheitholz verbrannt. Wie DEPV und BDH berichten, ist Scheitholz das in Deutschland am meisten verwendete Energieholzsortiment. Es wird gezielt aus Laub- oder Nadelhölzern aufgearbeitet und für eine gute Verbrennung zwei Jahre getrocknet. Die gängigsten Scheitholzarten sind dabei Buche und Eiche mit einem Brennwert von etwa 2.100 kWh/m³. Dies entspricht in etwa 210 l Heizöl bzw. 210 m³ Erdgas. Im Rekordwinter 2010 wurden in Deutschland rund 25 Mio. m³ Scheitholz genutzt. Als Lifestyle-Produkt haben sich Kaminöfen in den vergangenen Jahren im Markt etabliert. Mit steigenden Energiepreisen ist zudem ihre Bedeutung zur Entlastung der Haushalte bei den Energiekosten gewachsen – als Zusatzheizung zu den zentralen Öl- und Gasheizungen oder Luft/Wasser-Wärmepumpen. Insgesamt sind nach einer Abschätzung des HKI (Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik) in Deutschland 12,7 Mio. Einzelraumfeuerstätten installiert. Allein zwischen 1990 und 2014 wurden über 8,3 Mio. häusliche Einzelraumfeuerstätten verkauft. Darunter fallen Kaminöfen, Dauerbrandöfen, Heizeinsätze, Kamineinsätze, Herde und Pelletsöfen. Dabei zeigt der Marktverlauf bei Kaminöfen und Dauerbrandöfen eine hohe Dynamik (Abb. 31 und 32).
So hat sich der Absatz in den 1990er Jahren auf über 100.000 Stück verdoppelt. Im Jahr 2000 gab es dann eine weitere Verdoppelung der Absatzzahlen auf über 200.000. In den Jahren 2005 und 2006 gab es dann einen rasanten Anstieg der Nachfrage – der Absatz stieg auf 555.000 Öfen an. Anschließend fiel der Markt schnell wieder ab, auf eine Größenordnung von rund 300.000 Stück. Die Branche beschäftigen derzeit Themen wie Emissionseinstufung von Altgeräten oder emissionsarme Verbrennungstechniken. Jüngst hat der HKI in Zusammenarbeit mit dem ZIV (Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband) und mit Unterstützung des BMUB (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit) und des BMWi (Bundesamt für Wirtschaft und Energie) eine Feuerstätten-Ampel für Endverbraucher entwickelt. Die Deklaration vor Ort geschieht durch das Schornsteinfegerhandwerk. Die Ampel sei eine verbraucherfreundliche Hilfe zu der durch den Schornsteinfeger erfolgten Emissionseinstufung, so HKI-Geschäftsführer Frank Kienle. Ziel sei, dass die Schornsteinfeger im Rahmen ihrer Feuerstättenschau auf die Emissionseinstufung von Einzelraumfeuerstätten hinweisen und die Verbraucher verstärkt in Richtung neue, emissionsarme Geräte beraten. Damit wolle man sich für eine emissionsarme Verbrennung von Holz, Holzpellets und Braunkohlebriketts in Einzelraumfeuerstätten engagieren. Heizen mit Holz sei kostengünstig, effizient und klimaneutral – das sollte auch der Gesetzgeber berücksichtigen, fordert der HKI. Bei der Wärmeenergie spiele feste Biomasse – vorwiegend in Form von Scheitholz und Holzpellets – eine zentrale Rolle. Als lokal verfügbarer Energieträger kann Holz äußerst ökonomisch und, nicht zuletzt aufgrund kurzer Transportwege, ökologisch sinnvoll genutzt werden. Als weiterer Pluspunkt kommt die regionale Wertschöpfung hinzu. Moderne Feuerstätten mit integriertem Wasser-Wärmeübertrager verfügten zudem über einen Anschluss an die Zentralheizung. Doch das Thema Umweltschutz und Gesundheit erfasst auch zunehmend den Kaminofen. So kam das Umweltbundesamt in einer Expertise zu den gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub aus der Holzverbrennung in Kleinfeuerungsanlagen zu dem Schluss, dass Feinstaub aus Holzfeuerungen eine vergleichbare gesundheitliche Relevanz beizumessen ist wie „typisch städtischem“ Feinstaub, etwa aus dem Verkehr. Besonders relevant seien Feinstäube aus unvollständiger Verbrennung. Diese würden vor allem durch Holzöfen mit schlechter Technik und bei schlechtem Betrieb freigesetzt. „In jedem Falle sind deshalb zum Schutz der menschlichen Gesundheit die Feinstaubemissionen aus kleinen Holzfeuerungen durch geeignete Anforderungen an Anlagentechnik, Brennstoffe und Betreiberverhalten zu reduzieren.“ Hier greift denn auch die erste Bundesimmissionsschutzverordnung (1. BImSchV). Sie regelt den Austausch alter Feuerstätten. Davon betroffen waren Ende 2014 erstmals auch Kaminöfen, Kachelöfen und Heizkamine, deren Typprüfung vor 1975 erfolgte. Wenn sie die vorgegebenen Grenzwerte der Verordnung nicht erfüllten, mussten sie stillgelegt, nachgerüstet oder ausgetauscht werden. Spätestens Ende 2017 sind alle Heizgeräte, deren Typprüfungen vor 1985 erfolgten, von Stilllegung betroffen, soweit sie die Grenzwerte der Verordnung nicht einhalten. „Statt solche alten Öfen mit aufwendiger Filtertechnik nachzurüsten, empfehlen wir, diese durch emissionsarme Feuerstätten zu ersetzen“, bemerkt Kienle. „Eingesetzte Verbrennungstechnik darf nicht mehr auf dem Stand der 1970er oder 1980er Jahre sein“, unterstreicht Kienle. „Doch während andere Haushaltsgeräte, die aus dieser Zeit stammen, längst ausgedient haben, bullern die in die Jahre gekommenen Öfen in vielen Fällen noch immer vor sich hin. Und tragen so erheblich zur Schadstoffbelastung bei.“ Die Verbrennungstechnik habe in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte erzielt – mit sauberer Verbrennung und erhöhter Energieeffizienz. Von „Gemütlichkeit mit Nebenwirkungen“ spricht die DUH (Deutsche Um¬welthilfe). Die Kehrseite der gemütlichen Raumwärme von Kaminöfen seien Feinstaub- und Rußemissionen. „Holzfeuerungsanlagen verursachen im Jahr mehr Feinstaub als die Auspuffanlagen von Pkw, Lkw und Motorrädern zusammen. Die ultrafeinen Partikel belasten die Atemwege, dringen tief in die Lunge sowie den Blutkreislauf ein und können Krebs auslösen. Viele Städte und Regionen schaffen es nicht, die EU-Vorgaben zur Luftqualität einzuhalten. Hierzu würden auch private Holzöfen beitragen“, erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Insbesondere veraltete und falsch befeuerte Anlagen produzieren erhebliche Mengen Feinstaub und Ruß. Auch moderne Öfen und Kessel bergen noch erhebliches technisches Verbesserungspotential.“ Einen neuen Trend setzen Pelletskaminöfen. Als noch junges Marktsegment konnten sie sich in den vergangen Jahren in einer Nische etablieren, mit schwankenden Absätzen. Der HKI spricht von 185.000 und das DEPI von 116.500 insgesamt bereits bis Ende 2014 verkauften Pelletskaminöfen. Die moderne Holzenergie hat sich erheblich weiterentwickelt, unterstreicht DEPI-Geschäftsführer Bentele. Ein Pelletskaminofen biete eine saubere Verbrennung und einen hohen Bedienkomfort, eingepackt in eine moderne, ansprechende Optik. Bentele spricht von „Wohnatmosphäre auf Knopfdruck“. Denn Pelletskaminöfen werden automatisch befeuert. So lasse sich ursprüngliches Feuerstellenerlebnis mit moderner Heiztechnik verbinden. Die Feuerungstechnik und auch der Energieträger Holz seien optimiert. Wie moderne Kaminöfen können auch Pelletskaminöfen neben der Warmluftabgabe im Wohnraum auch zur Unterstützung der Heizung genutzt werden. Mittels eines wasserdurchflossenen Wärmeübertragers wird ein Teil der Verbrennungswärme abgezweigt und über einen Pufferspeicher in das Heizungssystem eingebunden. Der Anteil der in die Heizungsanlage eingespeisten Energie liegt dabei je nach Ofenmodell zwischen 25 und 90 Prozent. Bei geringem Wärmebedarf kann ein Pelletskaminofen in Kombination mit einer Solaranlage laut DEPI sogar die komplette Wärmeversorgung eines Hauses sicherstellen. Die seit 2015 verschärften Grenzwerte der 1. BImSchV für die Staub- und Kohlenmonoxidemissionen würden moderne Pelletsöfen problemlos einhalten.
Fernwärme in der Kritik
Bei der Beheizungsstruktur Deutschlands dominiert die klassische Zentralheizung. Doch in den vergangenen Jahren gewinnt zunehmend die Fernwärme an Bedeutung. 5,2 Prozent aller Wohngebäude sind an das Netz angeschlossen. Im Wohnungsbestand lag ihr Anteil in 2014 schon bei 13,5 Prozent. Das heißt, insgesamt 5,5 Mio. Wohnungen werden hierzulande mit Fernwärme versorgt. Im Bereich der Neubauten hat sie sich in den vergangenen zehn Jahren rasant verbreitet. Nach Information des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) und des BMWi wurden im Jahr 2004 noch 7,3 Prozent der neuen Wohnungen mit Fernwärme beheizt. In 2014 waren es dann schon 21,1 Prozent (Abb. 33).
Damit rangiert die Fernwärme bei den Beheizungssystemen in zum Bau genehmigten neuen Wohneinheiten in neuerrichteten Gebäuden auf Rang Zwei, zwar weit nach dem noch dominierenden Erdgas, aber doch schon knapp vor der Wärmepumpe. Mittlerweile verfügen die Kälte- und Wärmeversorger in Deutschland laut BDEW über ein Versorgungsnetz mit einer Trassenlänge von rund 26.000 km (Abb. 34).
Im Jahr 2014 wurden 129 Mrd. kWh Wärme ins Netz eingespeist. Rund 115 Mrd. kWh davon kamen bei den Kunden an. Hauptabnehmer war die Industrie mit 52 Mrd. kWh, auf den Bereich Haushalte entfielen 42 Mrd. kWh (Abb. 35).
Rund 70 Prozent der Fernwärme stammte aus Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Der überwiegende Rest kam aus reinen Heizkraftwerken sowie ein geringer Anteil aus industrieller Abwärme. Als Brennstoff zur Fernwärmeerzeugung wird überwiegend Erdgas eingesetzt. Von Bedeutung sind zudem erneuerbare Energien, Siedlungsabfälle und Steinkohle (Abb. 36).
Laut einer Studie des BDEW sind die Verbraucher hierzulande auch zufrieden mit ihrem leitungsgebundenen Heizungssystem Fernwärme. Positiv bewertet würden neben der einfachen Handhabung vor allem ein hoher Sicherheitsstandard sowie die Modernität und Fortschrittlichkeit des Heizungssystems. Zudem sei die Zufriedenheit mit dem Preis bei der Heizenergie Fernwärme insgesamt größer als bei anderen Energieträgern. Doch gerade bei dem letzten Punkt gibt es auch kritische Meldungen aus dem Markt. So gehen bei Verbraucherzentralen regelmäßig Anfragen und Beschwerden über einen als zu hoch empfundenen Wärmepreis ein. Häufig besteht der Verdacht, dass Fernwärmeversorger ihre monopolartige Stellung missbrauchen. Kritisch werden aber auch die kommunalen Eingriffe in den Bereich der Heizung gesehen, z. B. von der Allianz Freie Wärme, in der sich unter anderem der BDH, der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima), das IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik) und der ZIV engagieren. So sei bereits in über 1.200 deutschen Städten und Gemeinden eine freie Wahl der Wärmeerzeugung für Bauherren und Hausbesitzer nicht mehr möglich. Dabei sprechen die Kommunen in Neubaugebieten oder bei Modernisierungsprojekten Anschlusszwänge an Nah- und Fernwärmenetze aus. Der mittelständisch geprägte Wärmemarkt mit Handwerkern, Schornsteinfegern, Großhandel und Industrieunternehmen werde massiv in Mitleidenschaft gezogen. Monopolistisch geprägte Anschluss- und Benutzungszwänge oder Verbrennungsverbote würden den Verbrauchern die freie Wahl der Heizungstechnik und des Energieträgers nehmen. „Insgesamt erscheint der Schutz der Verbraucher im Fernwärmemarkt gerade wegen der Monopolstellung der Fernwärme-Anbieter unzureichend“, lautet auch ein Fazit des vom BMJV (Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz) geförderten „Praxisbericht Fernwärme und Verbraucherschutz“ der Verbrauchzentrale Hamburg. So bestehe eine Vielzahl struktureller verbraucherpolitischer Probleme. Nun wolle sich das BMJV in der Debatte und der Gesetzgebung im Rahmen der Energiewende für mehr Transparenz und Verbraucherschutz auf dem Fernwärmesektor einsetzen. Die Bundesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, die Energieeffizienz zu steigern, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben und die Produktion von Strom und Wärme effizient zu vernetzen. Die Aussichten für einen Ausbau der Nah- und Fernwärmeversorgung seien daher gut. Wesentliche Voraussetzung sei aber auch die Akzeptanz bei den Verbrauchern.