Blockheizkraftwerke (BHKWs) erzeugen umweltfreundliche Wärme - und sie machen unabhängig. Und genau das wollte auch ein Seniorenheim in Niedersachsen. Unser Artikel beschreibt die Lösung für das Gebäude: ein BHKW, das alle Bedürfnisse erfüllt.
Blockheizkraftwerk erzeugt unabhängig Wärme und Strom
Blockheizkraftwerke (BHKWs) erzeugen umweltfreundliche Wärme - und sie machen unabhängig. Und genau das wollte auch ein Seniorenheim in Niedersachsen. Unser Artikel beschreibt die Lösung für das Gebäude: ein BHKW, das alle Bedürfnisse erfüllt.
Die Sicherung eines würdevollen Lebens im Alter - unter dieser Voraussetzung haben bereits Hella und Wolfgang Freiberg das Seniorenheim Forellenhof im niedersächsischen Landkreis Northeim geleitet. Heute führen Tochter Anke Böckelmann und ihr Ehemann Guido das Heim ebenfalls mit viel Zuwendung, Verständnis und Herzlichkeit für die Bewohner.
Einen Schritt weiter sind die Böckelmanns allerdings in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz gegangen: mit einem Blockheizkraftwerk, das mit Flüssiggas des Dortmunder Versorgungsunternehmens Progas betrieben wird.
Im Seniorenheim werden rund 110 ältere Menschen versorgt. Dabei ist es für Geschäftsführung und Mitarbeiter selbstverständlich, dass die Bewohner ihre Räume individuell einrichten und gestalten können. Zudem sollen sie ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen. Dies trägt zur Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft innerhalb und außerhalb der Einrichtung bei. Gruppen- und Einzelaktivitäten helfen dabei.
Seit drei Jahren erzeugt das Heim seine eigene elektrische Energie. Damals hat sich die Leitung für die Installation eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) entschieden.
In die Planung vor Ort war auch das Ingenieurbüro Becker aus Northeim eingebunden, die Installation übernahm das SenerTec Center Harz in Bad Harzburg. "Der Erstkontakt erfolgte durch die auf Haustechnik spezialisierte Wilksch-Ellies GmbH in Uslar-Schönhagen", berichtet Björn Petzke, zuständiger Progas-Fachberater. "Alle drei Firmen arbeiten schon langjährig mit uns als zuverlässigen Energieversorger zusammen."
Umfangreich war unter anderem die Planung der fast 100 m langen Versorgungsleitung, die in den Händen von Petzke lag und schließlich von den Kundendienstmonteuren des Dortmunder Flüssiggasversorgers umgesetzt worden ist.
"Das Gerät des Typs »Energiewerkstatt 14/32« arbeitet hocheffizient, senkt unsere Energiekosten und ist gerade in Verbindung mit Flüssiggas viel umweltschonender", erläutert Guido Böckelmann, studierter Maschinenbauer. Energiewerkstatt ist ein mittelständisches Unternehmen, das bereits seit 1987 auf dezentrale Energieversorgung mittels Kraft-Wärme-Kopplung setzt.
Lediglich zu Zeiten von Wärmelastspitzen wird das BHKW durch ein Gas-Brennwertgerät (Viessmann-"Vitodens 200") mit einer Leistung von bis zu 150 kW unterstützt. Ansonsten übernimmt es die komplette Heizungs- und Warmwasserversorgung und erzeugt mit einer Leistung von 14 kW Strom.
"Die kompakten Energieanlagen lassen sich bequem in bestehende Gebäudetechnik einbinden und jeder Energiesituation anpassen", so der für die Region zuständige Progas-Verkaufsleiter Horst Kaiser.
Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt das BHKW gleichzeitig Wärme und Strom: Ein Gasverbrennungsmotor treibt einen Generator zur Stromerzeugung an. Die dabei entstehende Abwärme wird über einen Wärmeübertrager ausgekoppelt und zum Heizen sowie für die Warmwasserbereitung genutzt.
Mit einer thermischen Leistung von 32 kW versorgt das BHKW die Fußbodenheizung des Neubaus Haus Berghof sowie die dezentrale Brauchwarmwasserversorgung - vier Bäder teilen sich hier je einen Wärmeübertrager. Mit der nicht abgenommenen Wärme wird das Haus Forellenhof mitversorgt. Somit können die Wärmeabfuhr gesichert und die Stillstandzeiten minimiert werden.
Im Versorgungstechnikraum des Seniorenheims Forellenhof stellt Guido Böckelmann die Funktionsweise der innovativen Energieerzeugung vor: Dort in der Schaltzentrale laufen unzählige isolierte Rohre die Wände entlang, drei raumhohe, isolierte Speicher mit einem Fassungsvermögen von 6.000 Litern für Heizung und Warmwasser nehmen einen Großteil des Raums ein. "Bis mittags ist die Küche der große Energiezehrer, am Nachmittag ist es dann die Waschküche", betont der Heimleiter und klopft dabei auf den Deckel des metallverkleideten BHKWs.
Auf ein gesamtes Jahr hochgerechnet läuft das BHKW rund 7.500 Stunden und liefert dabei etwa 240.000 kWh an nutzbarer Wärme und 105.000 kWh Strom. "Da wir keinen linearen, heißt gleichbleibenden Stromverbrauch haben, variiert der Bedarf", erklärt der Betreiber. "Das bedeutet: nachts, bei geringer Grundlast, speisen wir den überschüssig vom BHKW produzierten Strom ins Netz ein. Tagsüber ist der Bedarf deutlich höher, so dass wir entsprechend den Bezug über den Stromversorger vornehmen müssen."
Ergänzt wird die Stromversorgung durch eine 30 kWp Photovoltaikanlage. Die aktuelle Strom-Einspeisevergütung von 24,5 Cent/kWh bringt der Geschäftsführung des Seniorenheims im Jahr Einnahmen von etwa 2.700 Euro. Zusätzlich gibt es durch Nutzung des Brennstoffs Flüssiggas eine Energiesteuerbefreiung, die pro Jahr für eine zusätzliche Rückzahlung in Höhe von knapp 1.500 Euro sorgt.
Das BHWK verwertet dabei gut 90 Prozent des eingesetzten Brennstoffs. Ein BHKW erzeugt damit nicht nur kostengünstig Energie, sondern reduziert auch den Kohlendioxidausstoß. "Wer sich für ein BHKW entscheidet, leistet nicht nur einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Er macht sich auch auf Dauer in hohem Maße unabhängig von künftig weiter steigenden Energiepreisen", so Kaiser. Nach etwa zehn Jahren werde sich die Anschaffung des BHKWs in Höhe von 55.000 Euro amortisiert haben.
"Dann tritt ein noch größerer Spareffekt ein", freut sich Heimleiter Guido Böckelmann. Bereits jetzt steht für ihn fest: "Für uns war ein BHKW die beste Lösung."
Donnerstag, 14.07.2016