Das Fraunhofer IFAM hat eine innovative Dienstleistung entwickelt: Ein Pellets-Check prüft, inwieweit ein Haus für eine Pelletsheizung geeignet ist.
Mit attraktiver Dienstleistung Kundeninteresse wecken
Das Fraunhofer IFAM hat eine innovative Dienstleistung entwickelt: Ein Pellets-Check prüft, inwieweit ein Haus für eine Pelletsheizung geeignet ist.
So können Hauseigentümer und Bauherren dabei unterstützt werden, die Heizungsalternative "Holzpellets" stärker ins Visier zu nehmen. Gerade sie würde enorm zum Klimaschutz beitragen und kann dabei helfen, den Wärmemarkt bei der anhaltenden Verdrängung von Heizöl nicht nur den Wärmepumpen zu überlassen.
Vom Herbst 2015 bis März 2019 förderte das Bundesumweltministerium das Projekt "Heizungs-Check/Pellets-Check" im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative. Die Leitung lag beim Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen. Partner waren der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV).
Im Rahmen des Projekts wurde ein Pellets-Check entwickelt. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, mit dem Heizungsbauer oder Schornsteinfeger für das individuelle Haus des Kunden prüfen, inwieweit dieses für die Beheizung mit Holzpellets geeignet ist. Letztlich soll dadurch die Beheizung mit Pellets stärker als bisher in die Entscheidungen von Hauseigentümern bezüglich der Art ihrer neuen Heizung einfließen. Der Pellets-Check ist sowohl für Bestandsgebäude als auch für neu zu errichtende Gebäude anwendbar. Die Entwicklung des Checks wurde auch vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) beratend unterstützt.
Der Check ist systematisch, umfassend und neutral. Geprüft wird unter anderem, ob Platz für einen Pelletskessel vorhanden, ob der Schornstein geeignet und ob ein geeignetes Pelletslager möglich ist. Zur Datenerfassung und Bewertung stehen unter anderem Formulare und eine Software auf der Basis von "Excel"/"VBA" zur Verfügung. Als Ergebnis der Pellets-Checks erhalten die Hauseigentümer einen Ausdruck mit zwei bis drei Seiten.
Die Abbildung 3 zeigt ein zentrales Ergebnis eines Pellets-Checks: Auf einer Tacho-Skala erhält der Kunde auf einen Blick die wichtigste Information.
Auf einer bis zwei weiteren Seiten wird ihm automatisch aufgrund der Datenerfassung mit Textbausteinen erläutert, wieso es zu dieser Einstufung seines Gebäudes kam. Die Datenerfassung kann auch für die Erstellung eines Angebots genutzt werden.
Zusätzlich zum Ergebnis des Checks werden den Hauseigentümern weiterführende Broschüren überreicht. Hierbei geht es zum Beispiel um die Brennstoffpreise, die Herkunft von Pellets, die Förderung und um die CO!SUB(2)SUB!-Reduktion. Solche Broschüren stehen kostenlos bei Bundes- und Länderministerien und beim Deutschen Pelletinstitut zur Verfügung und sind eine wichtige Ergänzung.
Der Ablauf eines Pellets-Checks sieht zusammenfassend wie folgt aus:
Als Heizungsbauer müssen Sie den Check nicht zwangsläufig selbst machen. Der Schornsteinfeger Ihres Vertrauens könnte Ihnen diese Arbeit abnehmen. Beim Kunden hat dieser meist ein positives Image, das Ihnen zusätzlich nützen kann. Für Schornsteinfeger sind solche Beratungsdienstleistungen durchaus attraktiv.
Im Projekt wurde eine Marktforschung durchgeführt. Dabei wurden zwei Gruppen unterschieden: Einerseits 400 Hauseigentümer mit einer mindestens 15 Jahre alten Heizung ("Bestandshauseigentümer"), andererseits 100 potentielle Bauherren.
Bei den Bestandshauseigentümern zeigte sich, dass 25 Prozent von ihnen Holzheizungen attraktiv finden.
27 Prozent würden sehr wahrscheinlich bis wahrscheinlich einen Pellets-Check beauftragen (weitere 49 Prozent eventuell). Angesichts von mehreren Millionen alter Heizkessel ergibt sich hier ein großer Sanierungsmarkt.
Für potentielle Bauherren sind Holzheizungen sehr viel attraktiver: 61 Prozent finden Holzheizungen attraktiv; 49 Prozent würden sehr wahrscheinlich bis wahrscheinlich einen Pellets-Check beauftragen (weitere 19 Prozent eventuell).
Durch das Marktforschungsinstitut wurde ebenfalls die Zahlungsbereitschaft für die Dienstleistung "Pellets-Check" ermittelt. Bei 64 Prozent der Bestandshauseigentümer beträgt sie mehr als 50 Euro (bei 28 Prozent über 100 Euro). Potentielle Bauherren sind bereit, mehr zu zahlen: 78 Prozent würden hierfür mehr als 50 Euro investieren (50 Prozent mehr als 100 Euro). Die ermittelte Zahlungsbereitschaft spricht dafür, dass jedoch ein zusätzlicher Anreiz (eine Förderung von Pellets-Checks) sinnvoll wäre, um den Check noch attraktiver zu machen. Dieser Anreiz könnte sowohl von der Branche kommen als auch von staatlicher Seite.
Auf der Basis der Marktforschung wurde 2017 ein Prototyp eines Pellets-Checks entwickelt und in einem Feldversuch getestet. 30 Betriebe aus dem Heizungsbauhandwerk und dem Schornsteinfegerhandwerk haben am Feldversuch teilgenommen. Etwa 250 Pellets-Checks wurden durch sie angefertigt. 80 weitere Betriebe haben die Ergebnisse bewertet. Sowohl die Betriebe als auch die Hauseigentümer wurden zu ihren Erfahrungen und Bewertungen befragt. Die Abbildungen 5 bis 8 zeigen einige wichtige Ergebnisse.
Insgesamt waren die Hauseigentümer und auch die Betriebe mit den Pellets-Checks sehr zufrieden.
Die Abbildung 5 zeigt eine Wirkung der Befragung der Hauseigentümer, die einen Pellets-Check in Auftrag gaben: Nur wenige Wochen nach dem Pellets-Check hatte bereits ein Drittel ein Angebot für eine Pelletsheizung angefordert.
Eine nochmalige, spätere Befragung der "Pellets-Checker" (vgl. Abb. 8) sieben bis 15 Monate nach den Pellets-Checks ergab dann, dass 21 Prozent der Hauseigentümer bereits eine Pelletsheizung oder einen Pelletsofen in Betrieb genommen oder zumindest beauftragt haben. Zusätzlich haben 21 Prozent ein Angebot angefordert. Und bei weiteren 41 Prozent, die noch nichts unternommen hatten, besteht noch die Chance, dass eine Pelletsheizung oder zumindest ein Pelletsofen installiert wird. Es sei darauf hingewiesen, dass ein Pellets-Check auch ergeben kann, dass eine Pelletsheizung für das Haus des Kunden nicht oder nur mit sehr großem Aufwand machbar wäre. Im Feldversuch war dies bei 15 Prozent der Pellets-Checks der Fall, zum Beispiel aufgrund fehlender Lagermöglichkeiten für Pellets. Dies ist eine Erklärung für den Wert 28 Prozent ("Nein, noch kein Angebot angefordert") aus Abbildung 5.
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Im Feldversuch erforderte ein Pellets-Check mit dem Prototyp einen durchschnittlichen Aufwand von 106 Minuten, inkl. An- und Abfahrt. Heizungsbauer nannten im arithmetischen Mittel einen angemessenen Preis (ohne Mwst.) von 133 Euro, Schornsteinfeger von 118 Euro. Neben im Feldversuch gefundenen Fehlern im Verfahren und der Software war es ein zentrales Anliegen, den Pellets-Check "schlanker" zu machen.
Auf der Basis der Erfahrungen des Feldversuchs wurde das Pellets-Check-Verfahren überarbeitet und ist nun einsatzbereit. Durch Verbesserungen im Ablauf des Pellets-Checks wird der Aufwand jetzt etwa zehn Minuten geringer sein.
Noch nicht wirklich perfekt ist die Software für Pellets-Checks: Sie funktioniert gut, jedoch ist bei der Datenerfassung noch der Umweg über "Papier und Eintippen" erforderlich, es sei denn, man nimmt einen Laptop mit zur Datenerfassung. Eine entsprechende App für Tablets oder Smartphones würde die Datenerfassung, -übertragung und -auswertung deutlich einfacher machen. Bisher fehlt jedoch noch eine Finanzierung für eine solche App. Die Verbände des Heizungsbauhandwerks, des Schornsteinfegerhandwerks und der Pelletsbranche sind hier gefordert, etwas für ihre Mitgliedsbetriebe auf die Beine zu stellen.
Zum Spektrum der Aufgaben im geförderten Projekt gehörte auch, Schulungen zum fertiggestellten Pellets-Check durchzuführen. Dafür wurden Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien entwickelt. Im Februar und März 2019 fanden bereits erste Schulungen mit etwa 40 Teilnehmern statt und zwar in der Handwerkskammer in Kaiserslautern sowie im Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) in Straubing. Dabei ging es unter anderem um Grundlagen der Pelletsheiztechnik, die Herstellung von Pellets, Baurechtliches, moderne Lagertechnik und um den Pellets-Check bzw. den Umgang mit der Software.
Viele klagen, dass die Klimaschutzziele für 2020 und 2030 nicht erreicht werden. Der Pellets-Check ist jedoch ein gutes Instrument, um insbesondere bei der Substitution alter Heizölheizungen zu helfen, viel CO!SUB(2)SUB! einzusparen. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 3.500 l Heizöl pro Jahr reduziert eine Pelletsheizung die CO!SUB(2)SUB!-Emissionen für Raumwärme um mehr als 90 Prozent bzw. mehr als zehn Tonnen pro Jahr.
Um viele Hauseigentümer zu einem solchen Check zu motivieren, ist es hilfreich, wenn der Bund, die Länder, Kommunen oder andere solche Checks fördern. Hierfür wurde ein Muster-Förderprogramm erarbeitet. Mit Vertretern aus Umweltministerien von zwei Bundesländern wurden Gespräche bezüglich einer Förderung geführt, in Bayern ist dies geplant. Etwa 40 Kommunen wurden angeschrieben, die zum Teil bereits zusätzlich zum MAP-Programm Holzfeuerungen fördern. Die kommunalpolitischen Vereinigungen der Parteien wurden informiert, damit sie ihre Parteivertreter in kommunalen Gremien im Hinblick auf eine kommunale Förderung von Pellets-Checks aufmerksam machen können. Gerade bei der Umsetzung von kommunalen Klimaschutzplänen können Pellets-Checks ein wirksames Werkzeug sein.
All dies geschah, um die Nachfrage nach Pellets-Checks anzuregen. Es ist aber nun auch eine Aufgabe des Heizungsbauhandwerks, sich auf einen "anderen Wärmemarkt" einzustellen. Sowohl in der Meisterausbildung als auch in der späteren Berufspraxis sollten weitere Dienstleistungen (wie zum Beispiel der Pellets-Check) eine stärkere Rolle spielen. Und es schadet auch nicht, wenn Heizungsbauer ihre Berufsexpertise in kommunale Anstrengungen hinsichtlich einer drastischen CO!SUB(2)SUB!-Einsparung bis 2050 einbringen.
Auf www.heicepece.de sind Materialien und die Software zum Pellets-Check kostenlos erhältlich. Für die geschützten Bereiche benötigt man jedoch Login-Daten: Diese erhalten Heizungsbaufachbetriebe vorläufig beim Autor dieses Beitrags (klaus-dieter.clausnitzer@ifam.fraunhofer.de) bzw. beim ZVSHK (per Mail an: m.wagnitz@zvshk.de). Auch Schulungen zum Pellets-Check sind möglich und können über den Autor vermittelt werden.
Donnerstag, 20.06.2019