Der Blockheizkraftwerk-Spezialist SenerTec ist in doppelter Feierlaune: Nicht nur der „Dachs“ wird 35 Jahre alt, auch SenerTec selbst feiert sein 25-jähriges Jubiläum. Grund genug für die Heizungs-Journal-Redaktion, mit Dr. Josef Wrobel zu sprechen. Nach über einem Jahr im Unternehmen zieht der Geschäftsführer von SenerTec Bilanz und gibt zudem einen Einblick in die zukünftige Ausrichtung der Marke.
Bevor es aber um die Zukunft geht, werfen wir noch kurz einen Blick zurück: Als 1979 die Abteilung „Sachs Energietechnik“ in der Firma Fichtel & Sachs gegründet wurde, hätte wohl keiner geglaubt, dass schon sieben Jahre später der erste Meilenstein der „Dachs“-Historie gesetzt wird. Mit der Idee, aus einer Wärmepumpe eine Heizkraftanlage mit Stromerzeugung zu machen, landete die „Sachs Energietechnik“ eine Innovation im Heiz- und Wärme-Sektor. Die Geburt des heutigen „Dachs“ liegt jetzt also 35 Jahre und die Gründung der SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbH 25 Jahre zurück. Seit 2009 ist SenerTec Teil der niederländischen BDR Thermea Gruppe und der „Dachs“ ist heute die meistverkaufte Mini-KWK-Anlage in ganz Europa. Für Dr. Josef Wrobel ist die Vergangenheit demnach der Ansporn für die Zukunft.
Herr Dr. Wrobel, das Unternehmen SenerTec feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag, der Dachs wird sogar 35 Jahre alt. Mittlerweile sind etwa 37.000 Blockheizkraftwerke (BHKW) verkauft worden. Was wünschen Sie sich denn zu diesen Jubiläen?
Ich wünsche mir, dass es uns in unserem Jubiläumsjahr gelingt, die Bedeutung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) für eine erfolgreiche Energiewende noch besser herauszustellen. Denn mit unserem hocheffizienten Biogas-„Dachs“ und unserer hochmodernen Brennstoffzelle sind wir bereits heute für die Zukunft gerüstet und der ideale Partner für die erneuerbaren Energien. Gerade dann, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, kann der „Dachs“ versorgungssicher, kostengünstig und klimaneutral Wärme und Strom bereitstellen.
Seit dem 1. Februar 2020 sind Sie Geschäftsführer beim KWK-Spezialisten SenerTec. Welches Fazit können Sie nach mehr als einem Jahr nun ziehen?
Erfreulicherweise ist das Unternehmen substantiell in sehr guter Verfassung: Wir haben viele gut ausgebildete, hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem sind unsere Produkte im Fertigungsprozess auf dem Qualitätsniveau der Automobilindustrie. Soweit, so gut! Allerdings waren einige Prozesse im Unternehmen nicht optimal aufgestellt und an manchen Stellen war deshalb eine Neuausrichtung erforderlich, die auch unserer Mannschaft einiges abverlangt hat. Aber es hat sich gelohnt: Die Firma SenerTec ist mit 20 Prozent deutlicher gewachsen als der ohnehin schon starke Heizungsmarkt (Anm. d. Red.: +13 Prozent in 2020) und konnte auch ihr Ergebnis gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessern. Nach diesen strukturellen Veränderungen blicken wir zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr, in dem wir das Unternehmen auch im Marketing und Produktsortiment neu ausrichten. Dazu gehören unter anderem der weitere Ausbau und die Optimierung unserer Digitalisierungsstrategie. Wir sind bereits heute eines der wenigen Unternehmen, das auf fast jedes seiner im Markt platzierten Produkte einen digitalen Zugang hat. Auch unser Dienstleistungsangebot wollen wir sukzessive erweitern, um unseren Kunden noch mehr Komfort bieten zu können.
Ende 2019 hatten wir im HeizungsJournal (im Rahmen der E-Mobilitäts-Rallye „Wave“ unter Beteiligung des Ex-Formel-1-Fahrers Heinz-Harald Frentzen) darüber berichtet, dass sich das BHKW „Dachs“ in einem „Image-Wandel“ befindet. Sprich: Der „Dachs“ sei nicht länger die Heizung, die auch Strom erzeugt, sondern der Stromerzeuger, der auch wärmt. Inwieweit ist diese Erkenntnis denn sowohl bei den installierenden Fachbetrieben als auch bei den Endkunden durchgedrungen?
Der Schwerpunkt des „Dachs“ lag schon immer in der Stromerzeugung und genau das gilt es, deutlicher hervorzuheben. Denn heute gibt es kaum noch ein Gerät, das ohne Strom funktioniert. Zudem wird Strom in Zukunft ein immer begehrterer Kraftstoff für Elektrofahrräder, Elektroroller, Elektromotorräder und Elektroautos. Durch den steigenden Stromverbrauch lohnt sich ein „Dachs“ in den allermeisten Fällen und finanziert sich durch die steigenden Strompreise fast von selbst. Und weil er bis zu 30 Prozent CO!SUB(2)SUB! gegenüber getrennter Erzeugung von Strom und Wärme einspart, wird er auch vom Staat gefördert. Diese herausragenden Vorteile dem Endkunden näherzubringen, daran arbeiten wir nun.
Ebenfalls zu jener Zeit, im vierten Quartal 2019, wurde der „Dachs 0.8“ im Markt eingeführt. Wie lauten die ersten praktischen Erfahrungen mit dem Brennstoffzellenheizgerät (erdgasbetriebene PEM-Brennstoffzelle mit 0,75 kW elektrischer und 1,1 kW thermischer Leistung)?
Trotz vorhandenem Interesse galt es seit Markteinführung und Inbetriebnahme der ersten Anlagen zunächst noch, viel Bekanntmachungs- und Aufklärungsarbeit über die bis dato doch weithin unbekannte Technologie zu leisten. Unsere kostenfreien Web-Seminare für Interessenten, die wir über unsere „Dachs Akademie“ mittlerweile regelmäßig anbieten, eignen sich hierfür hervorragend und stoßen auf enormes Interesse! So nutzen wir die Möglichkeit, interessierten Endkunden das Produkt näherzubringen und die Vorteile der Brennstoffzellentechnologie aufzuzeigen. Auch unsere SenerTec-Center, über die wir unsere Produkte im Markt vertreiben, haben wir noch weiter qualifiziert, um auch beim „Dachs 0.8“ unseren hohen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Heute ist das Produkt angekommen, die Erfahrungen damit sind gut und wir lösen uns aus der Pionierphase.
Im Rahmen der aktuellen politischen und wissenschaftlichen Debatte rund um die Nutzung von Wasserstoff im Wärmemarkt, und damit auch im Gebäudebereich, kommt der Brennstoffzellentechnik sicherlich verstärkte Aufmerksamkeit zu. Wie positionieren Sie sich bei diesem Thema? Gibt es zudem Entwicklungen in Richtung „Wasserstoff-BHKW“?
Schon heute können wir den „Dachs“ mit einem Wasserstoffanteil von 20 Prozent betreiben und werden dies weiter ausbauen. Daher beteiligen wir uns an Forschungsprojekten und haben schon erste Piloter-fahrungen mit Wasserstoff-„Dachsen“ gesammelt. Auch hierbei möchten wir unserem Anspruch treu bleiben, unseren Kunden ein ausgereiftes und qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten. Ich denke, Sie werden dazu wieder von uns hören.
Das Stichwort „Sektorenkopplung“ ist in diesem Zusammenhang in aller Munde. Wie definieren Sie dieses „Zauberwort“ persönlich und wie reihen Sie es ein in die SenerTec-Strategie?
Wir möchten unseren Kunden in Zukunft nicht nur Produkte, sondern Systemlösungen anbieten. Bereits heute verbinden wir energieeffiziente Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung, Photovoltaik (PV), Batte-riespeicher und Elektroautos, mit dem Ziel, den Primärenergieverbrauch und den CO!SUB(2)SUB!-Ausstoß deutlich zu senken. Sektorenkopplung im Kleinen, aber wirkungsvoll.
Wind- und Solarenergie unterliegen nun mal Schwankungen, die ausgeglichen werden müssen. Vor allem nachts steht das Elektroauto meistens Zuhause und kann dann dezentral und kostengünstig mit Strom aus dem „Dachs“ an der eigenen E-Tankstelle aufgeladen werden.