Was für ein Marktverlauf in 2023 für die Heizungsindustrie. Sowohl Wärmepumpen als auch Heizkessel für die fossilen Brennstoffe Gas und Öl erlebten eine dynamische Absatzsteigerung. Hingegen verlief das Jahr für die erneuerbare Energie Biomasse mehr als enttäuschend.
Wie schätzen die Hersteller die aktuelle Situation im Bereich der Holzheizung derzeit ein? Das HeizungsJournal hat bei Unternehmen in Deutschland und Österreich nachgefragt. Antworten gaben diesmal Ferdinand Tischler, Geschäftsführer von ETA Heiztechnik, und Dr. Helmut Matschnig, Geschäftsführer von KWB Energiesysteme.
In Deutschland ist der Absatz von Heizungsanlagen auf Basis von Biomasse im vergangenen Jahr um fast die Hälfte eingebrochen – um 44 Prozent auf 49.500 Stück. Allein Scheitholz-Kessel konnten zulegen, um acht Prozent auf 10.000 Stück. Extrem hingegen erwischte es die Pellets-Kessel mit einem Rückgang um 57 Prozent auf 28.000 Stück. Und auch Kombi-Kessel, minus 30 Prozent auf 5.000 Stück, sowie Hackschnitzel-Kessel, minus 18 Prozent auf 6.500 Stück, mussten eine Nachfrageminderung verkraften. Wie haben Sie das Marktgeschehen im Jahr 2023 erlebt?
Tischler (ETA Heiztechnik):
Aufgrund der langen und hitzigen Diskussionen zum GEG – Gebäudeenergiegesetz oder kurz: Heizungsgesetz – wurde die Bevölkerung derart verunsichert, dass die Mehrzahl nicht mehr wusste auf welches erneuerbare Energiesystem sie künftig setzen soll. Dies hatte Stillstand beziehungsweise sogar Rückschritt bei der Energiewende zur Folge. Es wurden aus Angst vom Verbot von Öl- und Gaskesseln wieder überdurchschnittlich viele fossile Energieerzeuger installiert.
Dr. Matschnig (KWB Energiesysteme):
Den Rückgang in der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte nach Pellets-Kesseln konnten auch wir bei KWB Energiesysteme beobachten. Die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland sowie die schwierige Fördersituation trugen zur Verunsicherung der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer bei und verschärften die Lage. Dass wir unser Unternehmen in den letzten Jahren agil und breiter aufgestellt haben, hilft uns, mit den Marktschwankungen besser umzugehen. Diesen Weg gehen wir konsequent weiter. Als Gesamtlösungsanbieter für Wärme und Strom aus erneuerbarer Energie für Häuser bieten wir unseren Kunden heute ein umfassendes Produkt- und Dienstleistungssegment an. Ein weiteres neues Produkt, unser intelligentes Energiemanagementsystem Clee, rundet das Produktportfolio weiter ab.
Wieweit sehen Sie die Politik für diesen Markteinbruch allein verantwortlich?
Tischler (ETA Heiztechnik):
Die Fokussierung auf einen einzigen Energieträger, nämlich Strom, und damit einhergehenden Verboten hatten einen Aufstand in der mitdenkenden Bevölkerung hervorgerufen. Hier hat die Politik der Energiewende in der Tat einen Bärendienst erwiesen. Dies müssen sich leider die handelnden Politiker auf die Fahnen schreiben. Hier hätte eine breite Diskussion im Vorfeld mit Fachleuten ein besseres Er-gebnis erbracht. Natürlich haben aber auch andere Einflussfaktoren, wie die gestiegene Inflation, die Bereitschaft zur Investition in ein neues Heizsystem hervorgerufen. Des Weiteren hat auch der zum Erliegen gekommene Wohnungsneubau die Branche schwer gebeutelt – wird nichts gebaut, braucht es auch keine Heizsysteme.
Dr. Matschnig (KWB Energiesysteme):
Die Politik hat natürlich enormen Einfluss auf das Marktgeschehen, auch im Bereich der Pelletsheizungen. Beim Markteinbruch 2023 wurde dies auf mehreren Ebenen sichtbar. Einerseits führte die Diskussion auf EU-Ebene inwiefern Biomasse, insbesondere Pellets, als erneuerbare Energieträger gelten, zu Unsicherheiten. Andererseits hat sich die Fördersituation von Pelletsheizungen in Deutschland im letzten Jahr stark verändert. Bis weit in das Jahr 2023 war die Fördersituation nicht klar geregelt. Das schuf Verunsicherung bei den Konsumentinnen und Konsumenten, weshalb viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer und potentielle Kundinnen und Kunden mit der Neuanschaffung eines neuen Energiesystems warteten. Neben der Politik beeinflussen jedoch auch Faktoren, wie die Energiepreise, hohe Zinsen oder unsichere Wirtschaftsaussichten den Heizungsmarkt. Auch die kurzzeitig erhöhten Pellets-Preise 2022, welche ein Resultat der geopolitischen Lage und deren Auswirkungen auf die globalen Lieferketten waren, hatten einen negativen Einfluss auf den Markt. Trotz dieser Schwankungen in den Preisen ist jedoch klar, dass Pellets im Vergleich zu anderen Energieträgern wie Öl, die günstigste Heizungsform sind.
Über die weitere Nutzung von Biomasse als Energieträger für Wärme entscheidet immer mehr die Politik in Berlin und Brüssel, beispielsweise mit der „Nationalen Biomassestrategie“ oder mit der „Ambient Air Quality Directive“. Wieweit wird Ihrer Meinung nach das Potential des Energieträgers Holz zum Erreichen der Klimaschutzziele derzeit anerkannt? Und wieweit befürchten Sie angesichts der anhaltenden Diskussionen um Luftreinhaltung und Feinstaub-Emissionen gar ein Ende für den Energieträger Holz?
Tischler (ETA Heiztechnik):
Ich muss mich schon sehr wundern, dass in Europa tatsächlich eine Diskussion geführt wird, ob Holz erneuerbar ist und im Gegenzug wird Atomstrom von Brüssel grün gefärbt. Ich denke mit diesem Unverständnis stehe ich nicht alleine da. Wir in Österreich und Deutschland betreiben eine nachhaltige Forstwirtschaft und damit stellt sich für normal denkende Personen die Frage der Nachhaltigkeit von Holz überhaupt nicht.
Dr. Matschnig (KWB Energiesysteme):
Das Potential des Energieträgers Holz für das Erreichen der Klimaziele und der Energiewende wird aktuell von vielen Seiten stark unterschätzt. Wenn wir auf Holz beim Umstieg auf erneuerbare unabhängige Energie verzichten würden, wird der Weg zum Ziel doppelt so weit und doppelt so steil. Rund 60 Prozent der erneuerbaren Energie in Deutschland kommen heute von der Biomasse und das weitere Potential ist enorm. Biomasse ist im Gegensatz zu Wind und Sonne nicht volatil und wird zur Stabilität und Sicherheit der Energieversorgung einen wichtigen Beitrag leisten. Holz ist eine tragende Säule der Energiewende.
Die Diskussion um die Luftreinhaltung und Feinstaub-Emission hat zwei Seiten, denn die Effizienz und Nachhaltigkeit von Holzheizungen hängt stark von den verwendeten Technologien ab. So garantieren unsere KWB-Pelletsheizungen mit der cleanEfficiency2.0-Technologie niedrigste Emissionswerte mit unter 2,5 Milligramm pro Kubikmeter Feinstaub und tragen dadurch erheblich zum Klimaschutz bei. Im Vergleich dazu: Die durch Reifen verursachte Feinstaubmenge liegt bei rund 76 Milligramm pro Kilometer. Nachdem wir mit unseren Produkten beweisen, dass die Emissionen von modernen Pelletsheizungen sogar weit unter den gesetzlichen Vorgaben liegen können, befürchten wir kein Ende für den Energieträger Holz.
Dennoch ist uns als Gesamtlösungsanbieter für Wärme und Strom klar, dass Energie ganzheitlich gedacht werden muss. Denn die Grenzen der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energieträgern, wie Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse, wird erst durch deren Kombination grenzenlos. Deshalb bieten wir mittlerweile neben unseren hochtechnologischen Biomasseheizungen auch Solar- und Photovoltaiklösungen sowie Pufferspeicher und unser intelligentes Energiemanagementsystem Clee an. Dadurch ermöglichen wir nachhaltige Energielösungen und garantieren gleichzeitig eine sichere und stabile Verfügbarkeit.
Welche Erwartungen haben Sie angesichts der vielen Unwägbarkeiten für das laufende Jahr 2024 und für die nahe Zukunft?
Tischler (ETA Heiztechnik):
Ich gehe davon aus, dass ein gesunder Energiemix Grundvoraussetzung für die Umsetzung der Energiewende darstellt. Somit sehe ich auch für unseren Bereich Zukunftschancen und ich bin fix der Meinung, dass das Thema Holz auch künftig einen festen Bestandteil bei dem Heizsystem in Europa einnehmen wird.
Dr. Matschnig (KWB Energiesysteme):
Wie bereits erwähnt, ist es unabdingbar als Unternehmen, agil auf Veränderungen zu reagieren. Dies haben wir bereits 2023 gemacht und werden diesem Credo auch weiterhin folgen. Durch unsere über 30-jährige Erfahrung im Wärmesektor haben wir bereits einige Trendwenden durchlebt und daraus gelernt. So decken wir mit unserem breiten Produktportfolio mittlerweile nahezu das gesamte Spektrum an nachhaltigen Energielösungen für Ein- und Mehrfamiliengebäude ab. Darüber hinaus werden durch unseren smarten Energiemanager Clee alle im Haus verbauten Komponenten wie ein Mosaik zu einem großen Ganzen zusammengefügt, wodurch die Verwendung kostenloser Sonnenenergie maximiert und der Anteil zugekaufter Energiequellen minimiert wird. Hohe Kosteneinsparungen werden so realisiert. Angesichts dieser Produktneuerungen und unserer langjährigen Expertise sowie der daraus entstehenden Resilienz, sind wir zuversichtlich, unabhängig von den Unwägbarkeiten, das laufende Jahr bestmöglich zu nutzen, um die Energiewende mit unseren Produkten weiter voranzutreiben.