Fußbodenheizungen bedarfsorientiert regeln - Teil 2

Beimischen statt (er)drosseln

Die vielfältigen Entwicklungspotentiale in der Hydraulik sowie im Betrieb von Fuß­bodenheizungen soll diese Beitragsreihe aufzeigen. Im zweiten Teil werden nun innovative Lösungen bzw. aktuelle Entwicklungen im Bereich der Hydraulik wasserführender Fußbodenheizungssysteme dem Fachpublikum erstmals vorgestellt. Das neue System der raumweisen, bedarfsorientierten Beimisch-Regelung von Fußbodenheizungen wird ausführlich beschrieben, ist aber noch nicht marktverfügbar.

Wie im ersten Teil des Fachbeitrags "Fußbodenheizungen bedarfsorientiert regeln – mit der Norm am Bedarf vorbei" ausführlich beschrieben, bedingt die herkömmliche (heute gebräuchliche) Drossel-Regelung mittels Auf/Zu-Stellantrieben in Fußbodenheizungssystemen Trägheit, Überversorgung, Energieverschwendung, Komforteinbußen und unkontrollierte Wärmeabgabe der Zuleitungen vom Verteiler zu den Räumen. Dies stellt nicht mehr den Stand der Technik dar!

Die Entwicklungen und die Zukunft der raumflächenintegrierten Wärmeübergabesysteme sowie der Fußbodenheizung gehen in ganz andere Richtungen:

Gefordert sind Energieeinsparung und Ressourcenschonung bei hohem thermischen Komfort. Gefordert sind selbstlernende, adaptive, bedarfsorientierte Regelungen mit raumweiser temporärer Temperaturabsenkung. Gefordert sind nicht zuletzt Vernetzung und "Smart Home"-Funktionen als Bausteine eines zukunftsfähigen Energiemanagements.

Um aber moderne Regelsysteme verstehen zu können, sollen an dieser Stelle die Begriffe "Steuerung" und "Regelung" unterschieden werden, die in der Praxis häufig fälschlicherweise als Synonyme verwendet werden: Die klassische Steuerung besteht zum Beispiel aus Raumtemperaturfühler, Außentemperaturfühler und einem Steuergerät. Das Steuergerät errechnet mit den Messwerten der Fühler und vorgegebenen Kennlinien eine Sollgröße für die Regelung. Die Regelung wiederum besteht aus Ventilen mit Stellantrieben, die die errechnete Sollgröße – hier Wassermenge –, die von der Steuerung vorgegeben wird, einstellt und überwacht.

Wo die Drossel-Regelung (nicht) funktioniert…

Die Drossel-Regelung ist das derzeit übliche Regelsystem für Heizkörper und Fußbodenheizungen (Abb. 1).

Ihr grundlegendes Prinzip: Konstante Vorlauftemperatur, variable Wassermengen. Um die Wärmeübergabe zu regeln, wird also der Wasserdurchfluss durch die Heizflächen gedrosselt bis abgesperrt. Alle Heizkörper oder Fußbodenheizflächen der Heizungsanlage eines Hauses werden von der gleichen Vorlauftemperatur versorgt. Die Heizflächen müssen der Heizlast angepasst werden.

Bei Heizkörpern funktioniert dieses Regelsystem perfekt: Die Heizkörper-Größe wird einfach durch Variation von Bauhöhe, -tiefe und -länge der geforderten Raumheizlast exakt angepasst. Die geringe Speicherfähigkeit des Heizkörpers und zusätzliche Konvektion kommen der Drossel-Regelung hier zugute.

Die Fußbodenheizung jedoch ist für die Drossel-Regelung nicht geeignet. Warum gibt es diese Probleme hier: Die Größe der Heizfläche – der Fußboden eines Raumes – kann nicht verändert werden.

Die unterschiedlichen Verlegeabstände der Heizrohre im Estrich von 10, 15 und 20 cm können die Wärmeabgabe nicht ausreichend variieren, um die Heizfläche "Boden" der Heizlast anzupassen. In einem Wohngebäude schwanken zudem die spezifischen Heizlasten der einzelnen Räume häufig zwischen 35 und 75 W/m². Die Vorlauftemperatur für alle Räume des Hauses ist gleich und wird vom Raum mit der höchsten spezifischen Heizlast bestimmt (DIN EN 1264-3).

Mit dieser Vorlauftemperatur sind bei Fußbodenheizung alle anderen Räume des Gebäudes stark überversorgt. Die Temperaturspreizung ist normativ auf maximal 20 K begrenzt. Des Weiteren ist der Speicherestrich mit einer Verzugszeit von bis zu sechs bis neun Stunden sehr träge. Aus diesen genannten Eigenschaften der Fußbodenheizung ergeben sich genau die gegenteiligen Voraussetzungen wie bei Heizkörpern.

Dennoch: Die Drossel-Regelung wird, obwohl für Fußbodenheizungen offensichtlich nicht geeignet, aus Mangel an Alternativen bis heute eingesetzt.

Die einzige Möglichkeit, die Wärmeabgabe des Bodens eines jeden Raumes der Heizlast anzupassen, ist eine individuelle, raumweise Vorlauftemperatur. Das Problem "Trägheit" wird auf ein Minimum reduziert. Das ist gleichzeitig die Voraussetzung für eine moderne Fußbodenheizung, die den Kriterien der Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit entspricht.

Besseres Konzept: Raumweise Beimisch-Regelung

Eine Verbesserung der hydraulisch überaus unbefriedigenden Ist-Situation wird mit einer raumweisen Beimisch-Regelung von Fußbodenheizungen möglich (Abb. 2).

Ihr grundlegendes Prinzip: Konstante Wassermenge, variable Vorlauftemperaturen. Jeder Heizkreis (Raum) ist demnach ein eigener Regelkreis, dessen individuelle Vorlauftemperatur über Regelventil und Pumpe bestimmt wird. Die adaptive, bedarfsorientierte Steuerung ist schon seit Jahren von verschiedenen Herstellern hauptsächlich im Zusammenhang mit Heizkörpern im Einsatz.

Am Verteiler der Fußbodenheizung steht die höchste (für den ungünstigsten Raum notwendige) Vorlauftemperatur an. Es kann aber auch zum Beispiel die hohe Vorlauftemperatur der Wohnungsstationen zur Brauchwarmwasserbereitung sein. Die unterschiedlichen Vorlauftemperaturen für die einzelnen Räume werden dann individuell, bedarfsorientiert heruntergemischt.

Die Ergebnisse und Wirkungen der Beimisch-Regelung in Fußbodenheizungssystemen im Überblick:

Im mehrgeschossigen Wohnungsbau kann die Vorlauftemperatur einzelner Heizkreise so kurzfristig sogar auf das Temperaturniveau der Wohnungsstation (60 °C) angehoben werden. Dieses kurzfristige Anheben der Vorlauftemperatur (B-B‘) nach der Absenkphase (A-A‘) beschleunigt das Wiederaufheizen auf die ursprüngliche Raumtemperatur (N-N‘) und verlängert somit die energiesparende Absenkphase.

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Ein weiterer Schritt: Beimisch-Regelung bei dezentraler Verteilung

Die "dezentrale Verteilung" mit Beimisch-Regelung löst zusätzlich bekannte Probleme einer Fußbodenheizung mit zentralem Verteiler (Abb. 3).

Bei diesem System gibt es nämlich keine Zuleitungen vom Verteiler zu den Räumen, also keine unkontrollierte Wärmeabgabe durch Wohnungsflure. Der Fußbodenheizungs-Verteiler entfällt, was gerade im mehrgeschossigen Wohnungsbau Vorteile verspricht (Platzbedarf). Jeder zu beheizende Raum erhält eine "Raumbox" (dezentrales Prinzip). Beim Einfamilien- oder Fertighaus können die Zuleitungen zu den "Raumboxen" dabei nicht nur waagrecht auf dem Rohfußboden, sondern auch als senkrechter Strang verlegt werden.

Fazit

Nur ein Regelsystem wie die raumweise Beimisch-Regelung kann die genannten Probleme in Fußbodenheizungssystemen lösen. Jeder Heizkreis bekommt hier die Vorlauftemperatur, die der bedarfsorientierten Wärmeabgabe an den Raum entspricht. Ein hydraulischer Abgleich entfällt aufgrund der konstanten Kreiswassermenge der Heizkreispumpe.

Im Laufe des Lebenszyklus des Gebäudes können zudem bauphysikalische Veränderungen oder Nutzungsänderungen vorgenommen werden, auf die sich die raumweise, bedarfsorientierte Regelung automatisch einstellt. Diese Eigenschaften ermöglichen auch einen einheitlichen Rohrabstand in allen Räumen – eine wichtige Voraussetzung für künftige industrielle Vorfertigung.

Auch "Smart Home"-Technologien, die durch periodische Absenkung der Raumtemperatur Energie einsparen sollen, arbeiten erst mit der raumweisen Beimisch-Regelung effizient. Die Trägheit des Estrichs wird reduziert und erhöht damit die thermische Behaglichkeit.

Somit stellt die hier vorgestellte bedarfsorientierte Beimisch-Regelung für Fußbodenheizungen einen wichtigen Baustein des nachhaltigen Bauens dar, der in der Praxis mit hohem Nutzeffekt umgesetzt werden kann.

Freitag, 23.03.2018