„Gute Zeiten für Scheitholz und Co.“

Interview mit Uwe Striegler, Vorstandsvorsitzender der EFA

Die EFA – Europäische Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft e.V. vertritt die Interessen von Industrie und Handwerk im Bereich der Holzfeuerung. Sie möchte Ergänzung zu den anderen Standesvertretungen der Branche sein und arbeitet seit Jahren daran, der Holzwärme auch europäisch eine Stimme zu geben.

Ihr Vorstandsvorsitzender, Uwe Striegler, ist nicht nur verbandlicher Interessensvertreter, sondern auch Geschäftsführer bei Hark, einem der großen Anbieter von Kaminöfen in Deutschland. Im Interview mit dem HeizungsJournal spricht er unter anderem über die Zukunft der häuslichen Feuerstätten in Europa.

Herr Striegler, in vielen Medien ist derzeit zu lesen, dass Holzöfen vor schweren Zeiten stehen. Stimmt das?

Nein. Einzelraumfeuerstätten, also Kamin- und Kachelöfen, sind sogar beliebter denn je. In den vergangenen zwei Jahren haben diese Geräte einen regelrechten Boom erlebt. Und das nicht, weil sie veraltet sind oder die Umwelt belasten. Das Gegenteil ist der Fall. Eine moderne Feuerstätte erfüllt schon gesetzlich hohe Anforderungen, einige Feuerstätten gehen weit über den Standard hinaus. Das erkennt der Gesetzgeber ja auch an.

Inwiefern?

Viele Öfen, die die aktuellen Grenzwerte nicht mehr einhalten, müssen ausgetauscht werden. Darüber wurde in den Medien ja auch breit berichtet, leider oft verkürzt und falsch. Es gibt also mitnichten ein „Ofenverbot“ ab 2025 oder gar eine Pflicht zur Nachrüstung eines Filters oder Abscheiders. In einigen Fällen sind die Bestandsgeräte so sauber, dass sie weiterbetrieben werden dürfen. Oder man kann – nicht: muss – einen elektrostatischen Staubabscheider installieren, der eine hochwertige und teure Anlage wieder fit für die aktuellen Grenzwerte macht. In den meisten Fällen entscheiden sich Kundinnen und Kunden für den Austausch der alten Feuerstätte durch ein neues Gerät, auch das war in den vergangenen zwei Jahren ein Markttreiber.

Also ist der Ofen nicht aus?

Ich habe keinen Grund zur Annahme, dass eine demokratisch gewählte Bundesregierung, egal welcher Couleur, Rechtsstaatsprinzipien wie Bestands- oder Vertrauensschutz ignoriert. Sollte es Anzeichen geben, das haben wir ja beim Heizungsgesetz GEG gesehen, reagieren die Menschen empfindlich und schnell. Wir sind eine wehrhafte Demokratie. Und dafür werden auch die etwa 25 Millionen Ofennutzerinnen und Ofennutzer sorgen. Ein guter Teil der Ofennutzer stellt ja auch die 61 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland. Allerdings gibt es auch immer wieder Diskussionen …

Können Sie das konkretisieren?

Im Neubau, der ja das Austauschgeschäft von morgen ist, gibt es weiterhin Erschwernisse beim Einbau eines Ofens. Zwar ist nun das unselige Ofenverbot bei einer KfW-Förderung vom Tisch, aber wir sind noch weit von einer Akzeptanz dieser ökologisch sinnvollen und versorgungssicheren Wärmemöglichkeit entfernt. Auch hat man die Chance verpasst, bei KfW-Häusern gewisse Vorgaben beim Emissionsstandard der Geräte zu machen. Ich hätte es durchaus begrüßt, wenn man hier besonders saubere und innovative Geräte in den Markt gebracht hätte. Die Menschen wollen einen Ofen und wären auch bereit, in sehr gute Geräte zu investieren. Warum die Bemühungen der Verbände bei der Politik an dieser Stelle nicht fruchten, ist mir schleierhaft.

Und dennoch sind einige Dinge geplant, die Ihnen Kopfzerbrechen bereiten sollten. Gerade von Seiten der EU.

Richtig. Damit müssen wir uns als Branche beschäftigen. Aber „Kopfzerbrechen“ bereitet es mir nicht. Als Grundlage dient die „Ambient Air Quality Directive“, die sich grundsätzlich um die Luftreinhaltung in Europa kümmert. Hier orientiert sich die EU an den sehr ambitionierten Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die explizit nicht als Grenzwerte gedacht sind. Die WHO geht ja sogar so weit zu behaupten, der empfohlene Wert müsse eigentlich Null sein, da alles darüber eine Gesundheitsgefahr darstellt. Das ist mir zu akademisch, denn selbst in prähistorischer Zeit nutzten unsere Vorfahren das Feuer – und erzeugten dabei Feinstaub. Aber tatsächlich begrüße ich eine realistische Auseinandersetzung mit sauberer Luft.

Und wir sollten alle an einem Strang ziehen, um unser Ziel zu erreichen. Auch wenn ich derzeit noch die aktuell zur Diskussion stehenden Werte von 10 Mikrogramm statt bisher 25 Mikrogramm bei den besonders kleinen Partikeln PM2.5 für eine starke Herausforderung halte, können wir uns doch daran orientieren. Und ich halte diesen Wert in modernen Industrienationen am Ende auch für erreichbar. In welchem Zeitraum und mit welchem Aufwand, das steht allerdings auf einem anderen Blatt. Hier müssen wir als Verband mitdiskutieren. Auch im Übrigen an den weiteren Gesetzesinitiativen, wie den nationalen Luftreinhalteplänen, und eben ganz konkret der „Ecodesign“-Richtlinie.

Was hat es mit dieser europäischen Richtlinie konkret im Kontext der Kaminöfen auf sich?

In dieser Richtlinie werden Produkteigenschaften vorgeschrieben, die moderne Geräte in der EU erfüllen müssen. Ein für alle sichtbarer Teil ist etwa die „Energieampel“, also die Kennzeichnung der Energieeffizienz von Geräten. Aktuell sind erste Überlegungen bekannt, einen offiziellen Entwurf erwarte ich erst im Herbst 2024. Bis dahin möchte ich mich an Spekulationen nicht beteiligen. Aber eines muss klar sein: Eine solche Richtlinie darf kein Ofenverbot durchs Hintertürchen sein. Die Branche muss hier deutlich machen, wo rote Linien liegen, aber auch Veränderungswillen und Konstruktivität zeigen.

Gibt es weitere Punkte, bei denen Sie sich eine konstruktivere Auseinandersetzung wünschen würden?

Ja, durchaus. Aktuell wird immer wieder versucht, die CO!SUB(2)SUB!-Neutralität von Holzfeuerung in Frage zu stellen. Hier bin ich immer wieder erstaunt, wie schnell Ideologie physikalische Tatsachen ersetzen kann – auch in offiziellen Informationen von Ministerien oder Bundesämtern. Wenn ich ein Stück Holz energetisch verwerte, also verbrenne, entsteht nicht nur Wärme, sondern neben anderen Dingen auch CO!SUB(2)SUB!. Kohlendioxid ist ein natürlicher Bestandteil der Luft. Allerdings setzen wir aktuell zu viel CO!SUB(2)SUB! frei – je mehr davon in der Atmosphäre ist, desto stärker kommt es zur Klimaerwärmung.

Unser größtes Problem ist das Kohlendioxid aus fossilen Energieträgern. Hier haben wir zu lange zu stark auf Kosten der nachfolgenden Generationen gelebt. Ein Stück Holz setzt als erneuerbarer Energieträger aber nur so viel CO!SUB(2)SUB! frei, wie es im Laufe seines Lebens gebunden hat. Dieses Kohlendioxid würde es übrigens auch freisetzen, wenn es einfach im Wald verrottet. Allerdings entsteht dabei keine Wärme und es wird kein Liter Heizöl oder Kubikmeter Erdgas eingespart. Ich halte Holz also tatsächlich für eine mindestens CO!SUB(2)SUB!-freundliche Wärmequelle. Und ich halte die Diskussion um die angeblich „leergeheizten Wälder“ für sehr schwierig.

Inwiefern?

Es geistert das Gerücht durch Medien und auch politische Strategiepapiere, dass der Wald für die Wärmegewinnung leergeholzt wird. Diese Befürchtung wurde aber durch objektive wissenschaftliche Studien schon lange entkräftet. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben aufgrund des menschengemachten Klimawandels aktuell mehr Holz zur Verfügung. Die warmen, trockenen Sommer bieten leider ideale Voraussetzungen für Schädlinge, Extremwetterereignisse, wie starke Stürme, schlagen schmerzhafte Schneisen in die Wälder.

Der Waldumbau ist bereits im vollen Gange, gerade Nadelholz-Monokulturen wie im Harz oder im Fichtelgebirge werden künftig in widerstandsfähigere Misch- und Laubwälder umgebaut. Dabei fallen in den nächsten Jahren große Holzmengen an. Ob es wirklich ökologisch sinnvoll ist, diese Mengen nicht für eine größere Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und zur Entlastung der arg strapazierten Stromnetze zu nutzen, sondern in Asien zu chemisch belasteten Leimhölzern und Spanplatten zu verarbeiten, kann ich nicht beurteilen. Diese Fragen stellen sich mir jedoch angesichts der Diskussion schon.

Zu guter Letzt: Wo geht die Zukunft der Holzfeuerung in Europa und Deutschland hin?

Zunächst brauchen wir Planungssicherheit – das gilt sowohl für Handwerk und Industrie selbst wie auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Wir brauchen jetzt ambitionierte, aber erreichbare Grenzwerte sowohl für die Emissionen von Geräten als auch die Immissionen in der Fläche, um die Geräte zu entwickeln und zu bauen, die wir dazu brauchen. Der Markt fragt nach Geräten, wir möchten umweltfreundliche Geräte liefern. Die Holzöfen haben noch großes Potential. Wir können durch optimierte Brennräume, elektronische Steuerungen, Nutzerinnen- und Nutzerschulungen sowie eine ganze Reihe an Abgasminderungsmaßnahmen, wie etwa Katalysatoren, Feinstaubfiltern oder elektrostatischen Staubabscheidern, viel herausholen. Die nächste Generation von Feuerstätten wartet schon, wir warten nun auf ein Signal der Politik, wo wir gemeinsam hinwollen. Alles in allem: Gute Zeiten für Scheitholz und Co.!

Weitere Informationen unter: www.efa-europe.com

Dienstag, 15.10.2024