Verunsicherung durch politische Debatten kennzeichnete im Jahr 2023 das Geschehen im Heizungsmarkt.
Neben Wärmepumpen legten auch Öl- und Gasheizungen im Absatz wieder zu
Verunsicherung durch politische Debatten kennzeichnete im Jahr 2023 das Geschehen im Heizungsmarkt.
Letztendlich konnten Wärmepumpen und auch Öl- und Gasheizungen deutlich im Absatz zulegen. Der gesamte Energieverbrauch in Deutschland fiel hingegen durch eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, hohe Energiepreise und eine etwas wärmere Witterung auf den niedrigsten Stand seit 1990.
Das Jahr 2023 schloss in der Energiebilanz nahtlos an das Jahr 2022 an: Der Energieverbrauch sinkt – der Absatz an Wärmeerzeugern steigt. Nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen) erreicht der Verbrauch an Primärenergie in Deutschland im Jahr 2023 eine Gesamthöhe von 10.791 PJ (Petajoule) beziehungsweise 368,2 Mio. t SKE (Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten). Das entspricht einem Rückgang um 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt der Primärenergieverbrauch um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990 (Abb. 1, 2, 3, 4).
Wie die AG Energiebilanzen mitteilt, hatte die zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland den größten Einfluss auf den Rückgang des Energieverbrauchs. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch hat. Zudem ging von der im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahr leicht wärmeren Witterung noch ein schwacher verbrauchssenkender Effekt aus. Witterungsbereinigt hätte sich der Energieverbrauch um etwa 7,4 Prozent vermindert. Der einzige verbrauchssteigernde Effekt ging 2023 von der demografischen Entwicklung aus. Durch den Zuzug von 1,35 Mio. Personen wuchs die Bevölkerung auf knapp 85,5 Mio. Menschen.
Der Energiemix der deutschen Energieversorgung wird weiterhin von einem breiten Energieträgerangebot geprägt. Als Resultat der energie- und klimapolitischen Beschlüsse und Vorgaben kommt es allerdings zu einer stetigen Veränderung bei den Anteilen der einzelnen Energieträger, konstatiert die AG Energiebilanzen. Der Anteil der Kernkraft am Energiemix sank nach Auslaufen des Streckbetriebs der drei verbliebenen Anlagen auf eine marginale Restgröße. Rückgänge gab es bei der Steinkohle und der Braunkohle, leichte Anteilserhöhungen gab es dagegen beim Mineralöl und beim Erdgas. Am stärksten konnten die erneuerbaren Energien ihren Beitrag zum Energiemix ausweiten.
Führender Energieträger in 2023 mit einem Anteil von 35,9 Prozent blieb Mineralöl, auch wenn der Verbrauch um 5,5 Prozent auf 3.879 PJ (132,4 Mio. t SKE) sank. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,3 Prozent und von Flugkraftstoff um 3,9 Prozent zunahm, verringerte sich der Verbrauch von Dieselkraftstoff um gut 4 Prozent, der Absatz von leichtem Heizöl um 2,3 Prozent und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie um 16,7 Prozent.
Zweitwichtigster Primärenergieträger blieb das Erdgas mit einem Anteil von 24,5 Prozent – und dies obwohl sich 2023 der Erdgasverbrauch um 4,3 Prozent auf 2.641 PJ (90,1 Mio. t SKE) verringerte. Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie als auch private Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD). Wurde zur Stromerzeugung etwas mehr Erdgas eingesetzt, verminderte sich der Einsatz zur Erzeugung von Fernwärme. Die Witterung hatte nur einen eher geringen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung, vielmehr ging der Verbrauchsrückgang vorrangig auf Einsparungen bei den Verbrauchern zurück.
Auf dem dritten Platz mit einem Anteil von 19,6 Prozent folgten 2023 erneuerbare Energien. Ihr Beitrag zur Deckung des Primärenergiebedarfs erhöhte sich insgesamt um 2,3 Prozent auf 2.118 PJ (72,3 Mio. t SKE). Während die Biomasse, auf die mehr als die Hälfte des gesamten Primärenergieverbrauchs der erneuerbaren Energien entfällt, hinter dem Vorjahreswert zurückblieb, wuchs die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war die vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich höhere Stromproduktion der Windenergieanlagen an Land. Auch die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich, doch bei der Solarenergie gab es trotz eines starken Zubaus bei den Photovoltaik-Anlagen nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion.
Mit einem Anteil von zusammen 17,2 Prozent trugen Kohlen bei. Dabei nahm der Verbrauch an Steinkohle um 16,9 Prozent auf 937 PJ (32,0 Mio. t SKE) ab. Besonders nahm der Einsatz in Kraftwerken ab, hingegen verringerte sich der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie nur relativ gering. Der Primärenergieverbrauch von Braunkohle lag mit 912 PJ (31,1 Mio. t SKE) um 21,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Hauptursache dieser Entwicklung waren der allgemeine Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland, die Verringerung weiterer Erzeugungskapazitäten im Zuge des schrittweisen Kohleausstiegs, die angestiegene Stromproduktion aus Windenergieanlagen sowie erhöhte Stromimporte aus dem benachbarten Ausland.
Allgemein sanken die Stromausfuhren 2023 gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent, die Importe stiegen dagegen um 38 Prozent an. Insgesamt wurden 9,2 Mrd. kWh (Milliarden Kilowattstunden) Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert. Damit wurde Deutschland erstmals seit 2002 wieder Netto-Importeur von Strom. Die Kernenergie leistet seit dem 15. April 2023 in Deutschland keinen Beitrag mehr zur Energieversorgung.
Nicht nur der Energieverbrauch ist im vergangenen Jahr gesunken – auch das Geschäftsklima im Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik, wie die VdZ (Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie) meldet. Der Branchenverband vertritt die Interessen der dreistufigen Wertschöpfungskette der Gebäude- und Energietechnik, sprich Industrie, Großhandel und Installationsgewerbe. Dazu zählen 49.800 Unternehmen mit etwa 543.000 Beschäftigten und einem Branchenumsatz von mehr als 74,4 Mrd. Euro.
„Nach den konjunkturell starken Jahren 2021 und 2022 schließt das vergangene Jahr 2023 mit einem negativen Geschäftsklima ab“, so die VdZ. Bereits im 3. Quartal 2023 rutschte das Geschäftsklima im Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik mit -3 in den negativen Bereich (Differenz der positiven und negativen Antworten in Prozent). Im 4. Quartal sank das Geschäftsklima auf -12. Die Ursachen für die eingetrübte Konjunktur würden unter anderem in der starken Verunsicherung im Marktumfeld der deutschen Bauwirtschaft liegen. Steigende Zinsen wirken sich negativ auf das Neubausegment aus und führen zu einer rückläufigen Nachfrage, insbesondere im Wohngebäudeneubau. Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und die Verunsicherung vieler Eigenheimbesitzer und Auftraggeber führen darüber hinaus zur zeitlichen Verschiebung von Projekten im Sanierungsbereich.
Die aktuelle Lage stellt sich in den einzelnen Wirtschafts- und Produktbereichen unterschiedlich dar. Bei den Industrieunternehmen hat sich das Geschäftsklima seit dem 3. Quartal 2022 sukzessive verschlechtert. Aktuell liegt das Geschäftsklima der Industrieunternehmen bei -29. Bei den Großhändlern kam es im 2. Quartal 2023 zu einer merklichen Absenkung des Geschäftsklimas. Aktuell liegt das Geschäftsklima im Großhandel bei -28. Das Geschäftsklima der installierenden Unternehmen bleibt dagegen auch im 4. Quartal 2023 im positiven Bereich (+21). Damit bewerten die Fachhandwerksunternehmen die Konjunktur deutlich positiver als die Industrie und der Großhandel. Zwar zeigt sich auch hier seit dem 2. Quartal 2023 eine Abkühlung der Konjunktur. Die installierenden Unternehmen profitieren aber weiterhin von einem hohen Auftragsvorlauf. Die Nachfrage in den einzelnen Produktsegmenten ist sehr unterschiedlich. In allen drei Bereichen ist das Geschäftsklima im Vergleich zum Vorquartal gesunken. Das Geschäftsklima im Bereich Lüftung/Klima liegt bei -23 und im Bereich Sanitär bei -37. Der Bereich Heizung liegt mit +7 im positiven Bereich (Abb. 5).
„Im Gegensatz zum Heizungsbereich konnte der Sanitärbereich in den letzten Monaten nicht von attraktiven Förderprogrammen profitieren“, so Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der VdZ und der VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft). „Nach langem Hin und Her haben Investoren und Eigenheimbesitzer mit der neuen Förderrichtlinie endlich mehr Planungssicherheit. Ich bin zuversichtlich, dass sich dies spürbar positiv auf die konjunkturelle Lage auswirken und im Laufe des Jahres zu einer Aufhellung des Geschäftsklimas führen wird. Laut Prognose für 2024 wird sich der Sanierungsbereich 2024 etwas erholen. Und nach der Ankündigung des Bundesbauministeriums, knapp 1 Mrd. Euro zusätzlich für den Wohnungsneubau zu investieren, erwarte ich auch eine Verbesserung in den nächsten Quartalen, was den Neubau anbelangt.“
Für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie ist das Jahr 2023 insgesamt „recht ordentlich“ gewesen, so Dr. Gunther Kegel, Präsident des ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie). So erreichten die nominalen Erlöse der Branche mit 242 Mrd. Euro erneut eine Rekordmarke (+8 Prozent). Abermals hat sich die in ihrer Zusammensetzung heterogene Branche uneinheitlich entwickelt. Den stärksten Produktionszuwachs verzeichneten Batterien (+7 Prozent), gefolgt von elektronischen Bauelementen (+6 Prozent), Energietechnik (+4 Prozent) und Automation (+3 Prozent). Die Gebrauchsgüter dagegen verzeichneten einen deutlichen Rückgang (-13 Prozent). „Erfreulich ist, dass bei der Beschäftigung nochmals zugelegt werden konnte“, sagt Kegel. Allein in Deutschland beschäftigte die Branche zuletzt 910.000 Menschen (+12.000 gegenüber 2022).
Damit habe sich die Branche in einem schwierigen Umfeld als robust erwiesen. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Unternehmen noch historisch hohe Auftragsbestände abarbeiten konnten, als die Neubestellungen spätestens ab dem zweiten Quartal bereits zurückgingen.“ Angesichts des aktuell schwierigen konjunkturellen Umfelds mit Inflation, vergleichsweise noch hohen Zinsen und hohen Energiepreisen zeigt sich der ZVEI für 2024 zurückhaltend. Kegel: „Die Branche steht vor einer Wachstumsdelle. Auf Jahressicht erwarten wir, dass die reale Produktion um 2 Prozent nachgeben wird.“
Die Elektro- und Digitalindustrie sei so global aufgestellt wie kaum eine andere Branche. Doch stünden die Unternehmen weiterhin fest zum Industriestandort Deutschland und Europa. In einer Mitgliederbefragung gaben vier von fünf Unternehmen an, vorzugsweise im eigenen Land investieren zu wollen. Für mehr als die Hälfte ist Europa, aber – gleichauf – auch China ein attraktiver Investitionsstandort. Insgesamt wollen 60 Prozent der Unternehmen ihre Investitionstätigkeit weltweit erhöhen, obwohl alle Firmen die aktuelle geopolitische und politische Lage als unsicher bewerten. „Die Unternehmen wollen weiter die Chancen nutzen, die sich in dieser Phase der industriellen Transformation ergeben“, erklärt Kegel und verweist darauf, dass die Megatrends Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung weiterhin intakt seien. „Als einzige große Branche des Verarbeitenden Gewerbes ist die reale Produktion bei uns heute höher als vor Corona.“
Einen erneuten Dämpfer gab es wie schon im Vorjahr auch in 2023 beim Wohnungsneubau. Bei Betrachtung der jeweils ersten elf Monate ging die Anzahl der zum Bau genehmigten Wohnungen in neuen Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden sowie in Bestandsgebäuden um 29 Prozent zurück auf rund 188.000 zum Bau genehmigte neue Wohneinheiten. Besonders betroffen war wiederum der Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser (Abb. 6).
Wie heizt Deutschland? Dieser Frage ging der BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) in einer Studie nach, für die rund 6.500 Haushalte befragt wurden. Der Heizungsmarkt in Deutschland ist im Wandel, wenn auch langsam, so das Ergebnis. Der Anteil von Wärmepumpen an den Heiztechnologien ist gestiegen, der Anteil der Öl-Zentralheizungen ist hingegen zurückgegangen. Die Entwicklung ist regional sehr unterschiedlich. Während im Nordwesten die Gasheizung klar die Heiztechnologie Nummer eins ist, heizt vor allem in den südlichen Bundesländern ein großer Teil der Haushalte mit Öl. Im Norden und Osten ist Fernwärme deutlich weiter verbreitet als im Rest des Landes. Die Heizungsanlagen sind im Schnitt 13,9 Jahre alt (und damit rund drei Jahre jünger als bei der letzten Befragung im Jahr 2019) – Ölheizungen 17,7 Jahre, Gaszentralheizungen 12,4 Jahre und die übrigen Heizungssysteme zusammengenommen 12,6 Jahre.
„Die Studie zeigt, welch lange Wegstrecke wir noch vor uns haben“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Drei von vier Haushalten heizen heute noch mit Gas oder Öl und müssen in den kommenden rund 20 Jahren auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Das ist eine große Herausforderung.“ Notwendig sei dafür ein Gesamtkonzept aus Energieträgern, Infrastrukturen, Gebäudetechnik und Heizungstechnik – eine Wärmewende aus einem Guss. Die größte Aufgabe für die Energiewirtschaft sei dabei der Aus- und Umbau der Infrastruktur, so Andreae. „Die Infrastrukturen sind die Basis für die Wärmewende! Zentral ist deshalb, dass der Aus- und Umbau der verschiedenen notwendigen Netzinfrastrukturen effizient und abgestimmt geplant und umgesetzt wird. Die Erstellung der kommunalen Wärmepläne ist hier ein erster, notwendiger Schritt. Entscheidend ist nun, dass Planung und Umsetzung Hand in Hand gehen.“
Schaut man auf die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau, so zeigt sich, dass der einstige Trendsetter Gas seine Führungsrolle klar an Elektro-Wärmepumpen abgegeben hat. Nach Information des BDEW setzte im vergangenen Jahr (Januar bis September 2023) nur noch 10,6 Prozent der zum Bau genehmigten neuen Wohnungen auf Gas als primäre Heizenergie, hingegen 56,5 Prozent auf Elektro-Wärmepumpen und 25,2 Prozent auf Fernwärme (Abb. 7).
Trotz dieser deutlichen Entwicklung im Wohnungsneubau – im Wohnungsbestand relativiert sich die Situation. „Im Neubau ist die Wärmepumpe zwar bereits die Standardheizung, aber in den Bestandsbauten bleibt der Nachholbedarf riesig“, berichtet Stiebel Eltron. Von den 21,6 Mio. Wärmeerzeugern in Deutschland werden geschätzt noch mehr als 14 Mio. mit Gas und gut 5 Mio. mit Öl betrieben. In Deutschland boomt zwar der Gesamtmarkt für Heizungen, der Einbau von Wärmepumpen hinkt aber im Vergleich zu fossilen Geräten hinterher. Aufgrund der langen Debatte um das Heizungsgesetz wollten offenbar viele Eigentümer den neuen gesetzlichen Anforderungen an den Klimaschutz zuvorkommen. In der Folge stieg der Absatz von Gasbrennwertkesseln, Gasniedertemperaturkesseln, Ölbrennwertkesseln und Ölniedertemperaturkesseln rasant an. „Eine fatale Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diese fossilen Wärmeerzeuger nun voraussichtlich die nächsten 15 bis 25 Jahre in Betrieb sind“, kommentiert Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron.
Der Absatz an Heizungs-Wärmepumpen sei zwar ebenfalls sehr dynamisch gestiegen. Beim Wettlauf um klimafreundliches Heizen in Europa jedoch wird Deutschland von seinen Nachbarn abgehängt, kritisiert Schiefelbein. Laut einer Statistik der EHPA (European Heat Pump Association) für das Jahr 2022 liegt die Bundesrepublik bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte mit nur rund 6,7 Geräten auf dem drittletzten Platz (Abb. 8). Finnland (69,4), Norwegen (59,9) und Schweden (39,3) übertreffen deutsche Installationen um das Fünf- bis Zehnfache. Die rote Laterne trägt Großbritannien (1,9), vorletzter ist Ungarn (3,8).
„Die europäischen Nachbarn machen es vor: Es gilt jetzt, den von der Politik eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen und die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Wärmewende bis 2045 weiter auszugestalten“, so Schiefelbein. „Sage und schreibe 67 Prozent der Verbraucher berichten, sie hätten das Vertrauen in die staatliche Förderung verloren“, ergänzt Burkhard Max, Vertriebsgeschäftsführer von Stiebel Eltron. Wie aktuellen Zahlen eines Trendmonitors bestätigten, waren das monatelange Ringen um das neue GEG und das Rätselraten um die künftige BEG-Förderung nicht hilfreich. Die Hersteller, die 2022 vom Run auf die Wärmepumpe zunächst überrollt wurden, haben massiv Produktionskapazitäten ausgebaut und zumindest aktuell keine Lieferprobleme mehr. Aber die Lage des Handwerks habe sich kaum gebessert. Hier fehlen nach wie vor Fachkräfte, so Max. „Sobald der Markt wieder anzieht – und damit ist zu rechnen – wird man voraussichtlich wieder monatelang auf Termine warten müssen. Bei einem Systemwechsel von einem fossilen Brenner hin zu einer Wärmepumpe dauert die Installation etwa doppelt so lange wie beim 1-zu-1-Tausch eines Wärmeerzeugers, und das lässt sich auch kaum ändern.“
Noch sehe es so aus, dass der Wärmepumpenmarkt in 2024 ungefähr um ein Drittel schrumpfen wird, wagt Schiefelbein eine Prognose. Für das Ziel, die Wärmewende in Gebäuden bis zum Jahr 2045 zu vollziehen, brauche es mehr Tempo. „In den skandinavischen Ländern unterstützt die Politik den Einsatz erneuerbarer Heiztechnik seit Jahren konsequent. Das günstige Verhältnis vom Strom- zum Gaspreis ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor, der die Wärmepumpenheizungen für die Verbraucher attraktiv macht.“ In Deutschland hat der Preis für Strom jedoch im vergangenen Jahr ein neues Rekordniveau erreicht. Für das schon in den vergangenen Jahren hohe Strompreisniveau für Haushaltskunden waren neben den vielen Abgaben und Umlagen sowie der Stromsteuer und der Mehrwertsteuer besonders die extrem angestiegenen Kosten für Beschaffung und Vertrieb sowie Netzentgelte verantwortlich. Betrug der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden in 2021 noch 32,16 ct/kWh, so stieg er im ersten Halbjahr 2022 auf 37,07 ct/kWh, im zweiten Halbjahr 2022 auf 40,07 ct/kWh und in 2023 auf dann 45,73 ct/kWh (Abb. 9).
Trotz hoher Strompreise – für Heizungs-Wärmepumpen war 2023 das achte Rekordjahr in Folge. Insgesamt stieg der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger in Deutschland nach Information des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) in 2023 um 34 Prozent auf 1.308.500 Stück. „Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung erzielten die Hersteller zuletzt in den 90er-Jahren. Damals floss die heiztechnische Modernisierung der neuen Bundesländer in die Bilanz ein“, bemerkt der BDH. Eine dynamische Marktentwicklung verzeichneten neben den strombetriebenen Heizungs-Wärmepumpen besonders auch Heizkessel für die fossilen Brennstoffe Gas und Öl (Abb. 10, 11, 12).
„Allerdings ist das Rekordergebnis 2023 von Vorzieh- und Sondereffekten gekennzeichnet“, erläutert der BDH. „In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Ein Grund hierfür war unter anderem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Sorge der Verbraucher vor einer möglichen Gasmangellage noch aus dem Jahr 2022. In der zweiten Jahreshälfte sorgte die Debatte um die Novelle des GEG und die künftige Förderkulisse für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelte.“
Der Heizungsmarkt im Einzelnen: Marktführer in 2023 blieben Gasbrennwertkessel mit einem Absatz von 696.500 Stück (+32 Prozent). Selbst Gasniedertemperaturkessel konnten zulegen auf 94.000 Stück (+35 Prozent). Besonders bei Bestandsbauten auf dem Land gefragt war das Heizöl. Bei Ölbrennwertkesseln stieg die Nachfrage auf 109.000 Stück (+103 Prozent) und Ölniedertemperaturkessel kamen auf 3.500 Stück (+26 Prozent). Insgesamt wurden 356.00 Heizungs-Wärmepumpen abgesetzt (+51 Prozent), davon 330.000 Luft/Wasser-Wärmepumpen (+57 Prozent) sowie 26.000 erdgekoppelte Anlagen (-1 Prozent, Abb. 13). Übrigens: Auch die Anzahl der speziell auf die Erwärmung von Trinkwasser ausgelegten Warmwasser-Wärmepumpen legte nach Information des BWP (Bundesverband Wärmepumpe) weiter zu auf 82.500 Geräte (+81 Prozent).
Mehr als enttäuschend verlief das Jahr 2023 für die erneuerbaren Energien Biomasse und Solarthermie sowie für Anlagen mit KWK (Kraft-Wärme-Kopplung). Festbrennstoff-Zentralheizkessel (also Scheitholz, Pellets und Hackschnitzel) verzeichneten insgesamt ein Minus von 44 Prozent auf 49.500 Stück. Allein Scheitholzkessel konnten leicht zulegen um 8 Prozent auf 10.000 Stück. Rückschläge gab es für Pelletskessel mit einem Absatz von 28.000 Stück (-57 Prozent), Kombikessel (Scheitholz/Pellets) kamen auf 5.000 Stück (-30 Prozent) und Hackschnitzelkessel auf 6.500 Stück (-18 Prozent). Infolge der Verunsicherung rund um das „Heizungsgesetz“ und die Förderung von EE-Heizungen wurden lediglich rund 51.000 neue thermische Solaranlagen (Solarthermie) mit einer Bruttokollektorfläche von 376.000 Quadratmetern zumeist auf Dächern installiert, teilten der BDH und der BSW-Solar (Bundesverband Solarwirtschaft) mit. Insgesamt sind damit in Deutschland rund 2,6 Mio. Solarwärmeanlagen installiert.
Besonders bekamen KWK-Anlagen die Verwerfungen im Energiemarkt zu spüren. Ihr Absatz brach um rund die Hälfte ein (-49 Prozent). Nur noch für insgesamt 3.000 Brennstoffzellenheizgeräte und Verbrennungsmotoren mit einer elektrischen Leistung von bis zu 50 kW fanden sich Käufer (Abb. 14).
„Im Gegensatz zu den Wärmeerzeugern profitierten heiztechnische Systemkomponenten wie Heizkörper, Fußbodenheizungen oder Lüftungssysteme nicht von dem Boom. Ursächlich hierfür ist in erster Linie die eingebrochene Neubautätigkeit“, konstatierte der BDH. Die Entwicklung der Nachfrage bei Systemtechnik und Zubehörkomponenten im Einzelnen: Der Markt für Wärmespeicher ist weiter gewachsen auf 891.000 Stück (Abb. 15). Die Nachfrage nach Öltanks sank auf 34.000 Stück (wobei in der Regel drei Tanks ein System bilden, Abb. 16). Bei Abgassystemen (Edelstahl) gab es beim Wert der verkauften Systeme nach dem Boom im Vorjahr einen deutlichen Rückgang auf 165,8 Mio. Euro (Abb. 17). Rückläufige Nachfrage gab es auch bei Heizkörpern auf 3,4 Mio. Stück (Abb. 18) sowie bei Flächenheizung und Flächenkühlung auf 193 Mio. Rohrmeter (Abb. 19). Ebenso verbuchte der Bereich der kontrollierten Wohnungslüftung einen Rückgang. So sank der Absatz bei den dezentralen Wohnungslüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung auf 176.500 Geräte und bei den zentralen Wohnungslüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung auf 43.500 Geräte (Abb. 20).
Freitag, 17.05.2024