Dass Heizanlagen sauberes Wasser benötigen, um Schäden vorzubeugen und Garantieansprüche aufrecht zu erhalten, haben wir in Teil 1 der Artikelserie aufgezeigt. Nun sollen praxistaugliche Lösungen für die richtlinienkonforme Aufbereitung des Heizungswassers beschrieben werden, die für alle Anlagengrößen und -arten gültig sind.
- Viele Kesselanlagen werden heute als sogenannte Tauschkessel in bestehende Systeme integriert. Dabei stellen sich gleich mehrere Fragen:
- Soll eine Systemtrennung eingebaut werden?
- Muss die Anlage aufgrund von Verunreinigungen, wie beispielsweise Verschlammung, gereinigt werden?
- Wie muss das System abgelassen, neu befüllt und entlüftet werden?
- Wie stellt man sicher, dass das ganze Wasser im System den gleichen Leitfähigkeits- und pH-Wert aufweist?
- Und wie ist das Heizungswasser überhaupt aufzubereiten?
Auf diese Fragen gibt es eine praxisgerechte Antwort, nämlich das Bypass-Verfahren.
Mit dieser Lösung können die beschriebenen Aufgaben bei jeder Anlagengröße zielorientiert und mit minimalem Aufwand bearbeitet werden. Das Wesentliche dabei: Das Anlagenwasser kann im laufenden Betrieb bei einer Rücklauftemperatur von bis zu 80 °C aufbereitet werden. So lassen sich die erforderlichen Parameter im Heizungswasser frühzeitig erfüllen.
Grundlage für die Heizungswasseraufbereitung im Bypass-Verfahren sind zwei Abnahmestellen (T-Stücke, min. ¾“-Abgang), an denen geeignete Schläuche angeschlossen werden. Ein Teilvolumenstrom des Heizungswassers passiert dann eine Aufbereitungskartusche.
Bei kleineren Anlagen ist zusätzlich eine vorgeschaltete Pumpe, ein Aufbereitungsfilter oder ein Filtrationsgerät empfehlenswert. Durch das osmotische Ausgleichsprinzip (Konzentrationsausgleich zweier Flüssigkeiten) und die Umwälzung des Wassers ist gewährleistet, dass sich im gesamten System eine einheitliche Leitfähigkeit einstellt.
1. Erhebung der Wasserwerte
Bereits bei der Erstellung des Angebotes und im Erstgespräch mit dem Kunden sollte eine Messung des bestehenden Heizungswassers vorgenommen werden. Dabei werden die Leitfähigkeit, der pH-Wert, die Resthärte und idealerweise auch der Eisengehalt gemessen. Zum einen macht dies einen professionellen Eindruck und zum anderen sichert sich der Heizungsbauer dadurch eine klare Kostenkalkulation.
2. Berechnung der Verbrauchsmaterialien
Im Anschluss können anhand der ermittelten Parameter die Verbrauchsmaterialien genau berechnet werden. Das Unternehmen UWS Technologie bietet die hierfür notwendige Software sowie entsprechende Angebots- und Ausschreibungstexte an.
a. Situation: Kesseltausch
Durch das Bypass-Verfahren kann das Heizungswasser bereits einige Tage vor dem Kesseltausch so aufbereitet werden, dass es der geforderten Qualität entspricht. Die dafür entwickelten Geräte sowie das spezielle Medium können bei einer Rücklauftemperatur von bis zu 80 °C verwendet werden. Das bedeutet, dass die vorgegebenen Wasserwerte bereits vor dem Kesseltausch beziehungsweise vor der Inbetriebnahme und Aufheizung erfüllt werden können.
Was aber ist zu tun, wenn das System stark verschmutzt oder Magnetit vorhanden ist? Mit einem Filtrationsgerät und nachgeschaltetem Magnetflussfilter können auch Verschmutzungen oder Magnetitrückstände im laufenden Betrieb entfernt werden. In Zeiten von Hocheffizienzpumpen mit Permanentmagnet-Motoren ist es generell sinnvoll, einen Magnetittest durchzuführen. Dies kann beispielsweise mit einem Teststick schnell und einfach vor Ort erfolgen.
b. Situation: Pufferspeicher
Bei Anlagen mit Pufferspeichern ist zu beachten, dass bei diesen Systemen eine ordnungsgemäße Entlüftung oder Spülung der Anlage gemäß DIN EN 14336 (Heizungsanlagen in Gebäuden – Installation und Abnahme der Warmwasser-Heizungsanlagen) erfolgen sollte. Denn oftmals ist bei neuen Pufferspeicheranlagen bereits nach wenigen Tagen braun verfärbtes Wasser zu sehen, was bei Endkunden nicht selten zu Irritationen führt. Es ist daher sinnvoll und auch notwendig, die Anlage zunächst zu spülen. Rückstände aus der Verarbeitung und auch Flugrost können so ausgetragen werden und stören den späteren Heizbetrieb nicht. Durch die Spülung können außerdem Undichtigkeiten und ein unnötiges Ablassen von aufbereitetem Wasser vermieden werden.
!PAGEBREAK()PAGEBREAK!
c. Situation: Fußbodenheizung
Auch Fußbodenheizungen müssen normkonform gespült und entlüftet werden. Eine Heizungswassersaufbereitung im Bypass-Verfahren bietet hier mehrere Vorteile, denn die Kapazität der gängigen Aufbereitungsgeräte reicht oft nicht aus, um ordentlich entlüften zu können. Dadurch kann unter Umständen das zuvor aufbereitete Wasser verloren gehen, was wiederum unnötige Kosten zur Folge hat.
Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass Fußbodenheizungen häufig schon vor der eigentlichen Inbetriebnahme gefüllt, gespült und entlüftet werden, damit der Estrich verlegt werden kann. Daher empfiehlt es sich, eine Fußbodenheizung zunächst mit Rohwasser zu spülen, zu entlüften und das Heizungswasser dann – kurz vor Inbetriebnahme – im Bypass-Verfahren aufzubereiten. So kann einer frühzeitigen Korrosion entgegengewirkt und die Spülung der Anlage nach DIN EN 14336 mit geringem Aufwand sowie zeitlich flexibel durchgeführt werden.
4. Dokumentation
Alle durchgeführten Maßnahmen müssen vollständig und entsprechend den Vorgaben der Normen dokumentiert werden. Für das installierende Heizungsbauunternehmen ist dieser Punkt im Falle eines Rechtsstreits essentiell. UWS Technologie bietet hier vorgefertigte Anlagenbücher und Hinweisaufkleber, welche der Dokumentation der entsprechenden Parameter sowohl bei der Inbetriebnahme als auch bei Änderungen oder Ergänzungen in den Folgejahren dienen.
Das A und O: Werte richtig bestimmen
Um die für die Heizungswasseraufbereitung benötigten Parameter beziehungsweise physikalischen Größen korrekt ermitteln zu können, muss bei manchen Messgeräten eine bestimmte Wassertemperatur eingehalten werden – das heißt, unter Umständen muss das Medium zunächst auf 25 bis 35 °C abkühlen. Außerdem ist zu beachten, dass kein Stagnationswasser, sondern "frisches" Wasser aus dem Heizungskreislauf entnommen wird. Im Anschluss werden mit geeigneten Geräten die Leitfähigkeit und der pH-Wert gemessen. Außerdem sollten zusätzlich die Resthärte und der Eisengehalt bestimmt werden.
Neben diesen gemessenen Werten sind auch die Anlagenleistung in kW, der Anlageninhalt in Liter, aktuelle Zählerstände und die Leitfähigkeit beziehungsweise die Härte des Rohwassers in das Anlagenbuch einzutragen. Ein Hinweis, ob für das Ergänzungswasser eine Nachspeisung installiert wurde, ist hier ebenfalls zu notieren.
Aufgepasst: Liegt der pH-Wert bei der Messung unter 8,2, ist nach acht bis zwölf Wochen eine Nachmessung durchzuführen. Hier muss dann entschieden werden, ob eine Anpassung des pH-Werts erfolgt – was in der Praxis bisher nur schwer zu realisieren war.
Mit dem beschriebenen Bypass-Verfahren, das ein spezielles Mischbettharz verwendet, können sowohl der pH-Wert als auch der gewünschte Leitwert in nur einem Arbeitsschritt bei der Inbetriebnahme eingestellt werden. Das bedeutet, dass eine Nachmessung entfällt und die Dokumentation am Tag der Inbetriebnahme beziehungsweise nach Abschluss der Arbeiten erstellt werden kann.