Interview: Martin Ecker, Geschäftsführer, und Peter Helmreich, Vertriebs- und Marketingleiter HDG Bavaria GmbH

"Modernisierungsstau", "milder Winter" und "niedriger Ölpreis", das sind derzeit die Unwörter der Heiztechnikbranche. Und natürlich kämpft auch das Marktsegment der Biomassekessel mit diesen Vokabeln. Im Interview mit dem HeizungsJournal erklären Dipl.-Ing. (FH) Martin Ecker, Geschäftsführer HDG Bavaria GmbH, und Dipl.-Ing. (FH) Peter Helmreich, Vertriebs- und Marketingleiter HDG Bavaria GmbH, warum sie und ihr Team dennoch positiv in die Zukunft blicken.

Der Markt für Biomassekessel – genauer: Pelletheizungen – hat im vergangenen Jahr gelitten. Ende 2013 bezifferte der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) den Bestand an Pelletfeuerungen in Deutschland auf 321.500 Anlagen. Von den typischen Heizkesseln für Ein- und Zweifamilienhäuser (Leistung < 50 kW) seien lt. DEPV rund 212.500 Stück im Einsatz. Da die Rahmenbedingungen für den Tausch einer alten Heizung mit einer neuen Pelletfeuerung in 2014 nicht gerade attraktiv waren, nun die Frage: Sieht das neue Jahr rosiger aus?

Ecker:

Ja, das Jahr 2014 hat nicht nur uns überrascht, sondern die ganze Branche. Nachdem 2013 überaus erfolgreich verlaufen ist, rechneten fast alle Experten mit einem weiteren Wachstum – das Gegenteil war lange Zeit der Fall. Dass HDG das vergangene Jahr dennoch mit einem Rekord­ergebnis abschließen konnte, verdanken wir einem überaus starken letzten Quartal und den gemeinsamen Anstrengungen des ganzen Teams.

Helmreich:

Durch den überraschenden Verlauf des letzten Jahres sind wir auch vorsichtig geworden, was Prognosen für 2015 betrifft. Wie vor einem Jahr erleben wir erneut einen milden Winter, was den Markt erfahrungsgemäß beeinflusst. Insofern werden die nächsten Monate sicher wieder he­rausfordernd für die ganze Branche.

Stolz haben Sie Ende letzten Jahres ein Rekordergebnis vermeldet. Wie konnten Sie und Ihre Mannschaft dies erreichen? Wie lauten die Erfolg­s­faktoren?

Ecker:

Wir freuen uns sehr, dass für uns 2014 doch noch so ein erfolgreiches Jahr geworden ist und sind sehr stolz auf die Leistung und den partnerschaftlichen Geist im Team. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist unser Know-how im Bereich Scheitholz- und Hackschnitzelkessel. In Deutschland waren diese Marktsegmente – aus denen HDG ja ursprünglich kommt – in den letzten Jahren vergleichsweise stabil. Hier haben wir noch Marktanteile hinzugewonnen und so den Nachfragerückgang im Pelletbereich kompensiert.

Helmreich:

Zudem haben wir vor zwei Jahren das HDG-"HeizungsbauPARTNER"-Konzept ins Leben gerufen, das sich beispielsweise in einer intensiven Unterstützung des Fachhandwerks bei komplexen Beratungsterminen und einer vertrauens­vollen und intensiven Betreuung unserer Kunden widerspiegelt. Dieser treue Stamm an Kunden macht uns weniger anfällig für Turbulenzen am Markt.

Ecker:

Hinzuzufügen wäre noch, dass HDG mit Produkten für unterschiedlichste Holzbrennstoffe sowie Einsatz- und Leistungsbereiche breit am Markt aufgestellt ist. So findet fast jeder ein passendes Produkt "Made in Germany", was sicher ein Grund für das große Ver­trauen ist, das uns unsere Kunden sowohl im Inland als auch im Ausland schenken.

Der Preis für Heizöl befindet sich seit geraumer Zeit auf Talfahrt – im Dezember 2014 kostete die Kilowattstunde Wärme aus Erdöl etwa 6 Cent. Eine Kilowattstunde Wärme aus Holzpellets (Qualität: ENplus A1) schlug im Dezember mit etwa 5 Cent zu Buche. Aufgrund des niedrigen Ölpreises betrug der Preisvorteil von Pellets zu Heizöl, laut Deutsches Pelletinstitut GmbH, nur etwa 13 Prozent. Im März 2014 hatte der Preisvorteil noch satte 31 Prozent betragen. Damit fällt – zumindest derzeit – ein wichtiges Beratungs- und Verkaufsargument "pro Pellet" weg. Warum sollten Modernisierer sowie private und öffentliche Bauherrn dennoch auf Pelletheizungen setzen?

Helmreich:

Für die langfristige Wirtschaftlichkeit einer Pellet­heizung spielt ja nicht nur der momentane Preis des Brennstoffs eine Rolle, sondern auch Faktoren wie eine kalkulierbare Preisentwicklung oder fehlende Spekulationseinflüsse. Diesbezüglich wird sich die Wirtschaftlichkeit einer Pelletheizung nicht verschlechtern, nur weil der Ölpreis aktuell eher niedrig ist. In den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2007 war Öl kurzzeitig sogar günstiger als Pellets – im Jahresmittel der letzten zehn Jahre lag der Pelletpreis im Durchschnitt dennoch 35 Prozent unterhalb des Ölpreises. Zudem kann man davon ausgehen, dass Öl in absehbarer Zeit wieder teurer wird. Die Frage ist hier nicht "ob" das passiert, sondern "wann".

Ecker:

Trotzdem stimmt es, dass sich die Situation aktuell aufgrund der stark gesunkenen Ölpreise anders darstellt, obwohl auch der Pelletpreis für die Jahreszeit sehr niedrig ist – eine Tonne kostet aktuell rund zehn Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Unabhängig davon ist die Wirtschaftlichkeit nur eines der Argumente für die Entscheidung pro Pelletheizung. Daneben gibt es noch viele weitere wie Klimaschutz, Komfort, Effizienz und Innovation. Und nicht zu vergessen: Eine Pelletheizung bietet im Gegensatz zu einer Ölheizung Versorgungs­sicherheit mit einem heimischen Energieträger.

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Der Markt für Biomassekessel besteht bekanntermaßen nicht nur aus den kleinen Pelletfeuerungen. Vor allem Kessel für Stückholz und Hackgut sowie Großanlagen gelten in der Branche als stabilere Produkte im Hinblick auf die Verbrauchernachfrage. Wie haben sich im Hause HDG Bavaria diese Produktsegmente in der Vergangenheit entwickelt?

Ecker:

Wenn man die Geschichte von HDG betrachtet, wird schnell klar, dass wir besonders bei Scheitholzkesseln und Hackschnitzelheizungen aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen können. Durch die regionale Produktion in Bayern können wir dieses Know-how zudem mit einer ungewöhnlich hohen Flexibilität verbinden – was besonders im Bereich der Hackschnitzelheizungen viele Kunden sehr schätzen.

Helmreich:

Diese Kombination aus individuellen Lösungen und Hightech begeistert auch beim "Heizen im großen Stil", das wir mit der Einführung der "HDG M300-400" seit Jahren möglich machen. Durch eine Kaskadenlösung kann der Leistungsbereich hier sogar auf bis zu 800 kW gesteigert werden. Zudem sind unsere Großanlagen sehr flexibel was den Brennstoff betrifft und können durch die individuell programmierte SPS-Steuerung kundenspezifische Lösungen umsetzen.

Holz ist in Deutschland ein elementarer Bestandteil der regenerativen Wärmeerzeugung. Ist die aktuelle Verschärfung der Abgas-Grenzwerte im Rahmen der 2. Stufe der 1. BImSchV nicht kontraproduktiv für die Energiewende? Warum besitzt die 2. Stufe der 1. BImSchV so viel Konfliktpotential?

Ecker:

Dass die Novellierung der BImSchV viel Konfliktpotential bietet, kann ich nur ­unterschreiben. Darüber hinaus ist meine persönliche Meinung, dass das umwelt­politische Ziel, die Feinstaubemissionen zu reduzieren, mit der Novellierung der 1. BImSchV nicht erreicht wird. Man muss sich nur vor Augen führen: Rund 60 Prozent des Holzes werden in Deutschland in Einzelraumfeuerungs­anlagen wie Kachelöfen verheizt, nur 40 Prozent in Holz­zentralheizkesseln. Betrachtet man jetzt die Emissionen aus diesen Anlagen, ver­­ur­sachen die Einzelraumfeuerungen etwa 80 Prozent, Holzzentralheizkessel etwa 20 Prozent. In der BImSchV werden jedoch die Einzelraumfeuerungen im Gegensatz zu den zentralen Holzheizkesseln kaum reglementiert. Meiner Meinung nach wurde im Bereich "Heizen mit Holz" mit der übermäßigen Verschärfung der Emissionsgrenzwerte für die effizienteste Technik – die Holzzentralheizkessel – der falsche ­Hebel in Bewegung gesetzt.

Helmreich:

Damit nicht genug, denn durch diese unverhältnismäßige Verschärfung wird der Trend, zusätzlich über Kachelöfen zu heizen, weiter wachsen – was folglich den ambitionierten Emissionszielen entgegenspielt.

Ecker:

Unabhängig davon sehen wir bei Pelletheizungen derzeit keine Probleme, wenn es um die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte geht. Bei Hackschnitzelkesseln wird in Zukunft vermehrt die Brennstoffqualität eine Rolle spielen, um die Werte ohne weitere Sekundärmaßnahmen erfüllen zu können. Funktionierende Sekundärmaßnahmen gibt es vereinzelt, aktuell darf ­jedoch die Wirtschaftlichkeit dieser Lösungen häufig bezweifelt werden. Letztlich bleibt abzuwarten, ob die im Grundsatz ja sinnvolle Novellierung der 1. BImSchV in den nächsten Jahren noch nachgebessert wird – auch im Sinne des Ausbaus der ­Erneuerbaren Energien im Wärmesektor.

Die ISH, Frankfurt/M., steht an: ­Geben Sie unseren Lesern bitte einen kleinen Einblick in die Neuerungen innerhalb der HDG-Produktwelt. Dürfen wir uns auf neue Produkte freuen?

Helmreich:

Selbstverständlich sind wir wieder auf der ISH vertreten. Wir freuen uns sehr, dort unsere neue Regelungsgeneration "HDG Control" präsentieren zu können, die Schritt für Schritt an allen HDG-Heizungen zum Einsatz kommen soll. Künftig werden die modernen Holzheizkessel zentral über ein Touch-Display gesteuert – ganz intuitiv nach dem Motto "einfach bedienen und nicht erst studieren". Diese innovative Regelungsfamilie lässt sich mittels Bus-System von der reinen Kesselsteuerung bis zum komplexen Nahwärmenetz ausbauen. Intelligente Web-Anwendungen runden den Bedienkomfort ab.

Ecker:

Im Laufe des Jahres wird außerdem ein innovativer frontbeschickter Holzheizkessel auf den Markt kommen, der definitiv neue Maßstäbe setzen wird und neben der "HDG Compact 25-80" ebenfalls mit dem iF DESIGN AWARD 2015 ausgezeichnet wurde. Modular und flexibel aufgebaut, bildet dieser auch die Basis für eine neuartige HDG-Scheitholz-Pellet-Kombination. Sie dürfen sich also auf einiges Neues von HDG im Jahr 2015 freuen – auch über die ISH hinaus.

Weiterführende Informationen: https://www.hdg-bavaria.com/de/

Freitag, 27.03.2015