ISH 2023 legte für Heizen den Fokus auf die Wärmepumpe – Teil 1

Hype um die elektrische Wärmepumpe spiegelte sich bei den Ausstellern wider

Wärmepumpen waren auf der ISH 2023 das bestimmende Thema im Heizungsbereich.

Die Heizungsindustrie erweitert unter Hochdruck ihr Produktangebot. Die Nachfrage ist immens. Für Heizungswärmepumpen war 2022 das siebte Rekordjahr in Folge. Insgesamt wurden 236.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt. Eine Steigerung um 53 Prozent. Im ersten Quartal 2023 stieg die Nachfrage mit einem Absatz von 96.500 Geräten sogar um 111 Prozent.

Wärmepumpen, Wärmepumpen, Wärmepumpen – auf fast jedem Stand im Heizungsbereich der ISH Mitte März 2023 in Frankfurt (Main) drehte sich alles um die politisch gewünschten elektrischen Wärmepumpen. Kein Wunder. Zum einen war die Wärmepumpe im letzten Jahr mit einem Anstieg von 53 Prozent die prozentual am stärksten wachsende Technologie im deutschen Heizungsmarkt. Zum anderen schienen die laufenden Diskussionen der Politik in Berlin über ein „Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung“ mit der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) dieses Produktsegment als einzig wahre Lösung für das Gelingen der Wärmewende im Gebäudesektor zu postulieren.

Politik macht Markt – diese Binsenweisheit bestätigt sich derzeit im Heizungsmarkt. Nach Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) war 2022 für Heizungswärmepumpen das siebte Rekordjahr in Folge. Insgesamt wurden 236.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt, davon 205.000 Luft/Wasser-Wärmepumpen – ein Plus von 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr – sowie 31.000 erdgekoppelte Anlagen (Sole/Wasser, Wasser/Wasser und sonstige Systeme) – ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Anzahl der speziell auf die Erwärmung von Trinkwasser ausgelegten Warmwasser-Wärmepumpen hat sich im letzten Jahr stark erhöht: Um über 90 Prozent auf 45.500 Geräte (Abb. 1).

„Der Markthochlauf ist in vollem Gange, die Menschen haben offensichtlich verstanden, dass die Wärmepumpe die beste Alternative zum Heizen mit fossilen Energieträgern ist. Die Technologie gibt wichtige Antworten auf die Krisen unserer Zeit: mehr Klimaschutz durch immer mehr kohlendioxidfreies Heizen und weniger Abhängigkeiten von Gasimporten. Darauf müssen wir jetzt weiter aufbauen. Die von der Bundesregierung bereits für das Jahr 2024 ausgegebene Zielmarke von 500.000 Geräten ist ehrgeizig, aber erreichbar“, betonte Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP im Frühjahr 2023. „Die Industrie hat in einem schwierigen Umfeld mit Personal- und Lieferengpässen gezeigt, dass sie mit einer klugen Priorisierung und innovativen Lösungen auf einen massiven Nachfrageanstieg reagieren kann. Ebenso sind die Handwerkerorganisationen intensiv bemüht, die notwendigen Schulungen und Fortbildungen anzubieten.“

In Erwartung des weiteren Markthochlaufs geht die Wärmepumpenindustrie derweil massiv in Vorleistung und investiert in den Ausbau bestehender Produktionsanlagen sowie in die Errichtung neuer Werke, informierte Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. „Der Ausbau der Wärmepumpenbranche geht mit großen Chancen für den Industriestandort Deutschland einher. Die US-amerikanische Regierung hat das bereits erkannt und mit dem »Inflation Reduction Act« massive Subventionen für die dortige Wärmepumpenindustrie angekündigt. Jetzt müssen industriepolitische Instrumente auch von Deutschland und der EU ergriffen werden.“

Die teils hitzigen öffentlichen Debatten der Politik im Frühjahr über die Novellierung des GEG und die geplante Vorgabe von 65 Prozent erneuerbaren Energien bei der Installation einer neuen Heizung sorgten in den ersten Monaten des Jahres 2023 neben einer starken Verunsicherung der Verbraucher auch für eine sehr starke Nachfrage nach neuen Heizanlagen – was bei Wärmepumpen zu einem wahren Boom führte. So vermeldete der BDH für das erste Quartal 2023 einen Absatz von 96.500 Heizungswärmepumpen – ein Marktanstieg um 111 Prozent (Abb. 2).

„Wir begrüßen den Trend zur Modernisierung der Heiztechnik. Er ist gut fürs Klima, die deutsche Wirtschaft und natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger, da moderne, effiziente Heizungen den Energiebedarf reduzieren“, unterstrich Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des BDH. Für die künftige Marktentwicklung in der Heizungsbranche sieht er Wachstum trotz Hemmnissen. Dazu zählen der Markt-Einbruch beim Neubau von Gebäuden, die unsteten Energiepreise mit eher steigender Tendenz sowie die hohe Inflation und steigende Zinsen. Besorgt zeigte er sich wegen des Ungleichgewichts beim Wachstum. „Während die Wärmepumpen-Hersteller am Limit arbeiten, gibt es noch großes Potential bei der Biomasse, die als klimaneutraler und erneuerbarer Energieträger ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten kann.“

Kurz vor Beginn der ISH 2023 bekam die Branche Gegenwind, als in der Öffentlichkeit auf den Einsatz von „extrem klimaschädlichen Kältemitteln“ in Wärmepumpen und Klimaanlagen hingewiesen wurde – sprich: auf fluorierte Treibhausgase (F-Gase). Denn in einigen Kältemitteln kommen auch Stoffe aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) zum Einsatz. PFAS werden aufgrund ihrer wasser-, öl- und schmutzabweisenden Eigenschaften vielseitig eingesetzt, informierte das Umweltbundesamt (UBA). Jedoch sind sie in der Umwelt kaum abbaubar. „Einige PFAS reichern sich in der Umwelt und in Organismen an und wirken zudem gesundheitsschädigend.“ Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ergänzte, dass die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ein Verbot der Herstellung, der Verwendung und des Inverkehrbringens von sogar mindestens 10.000 PFAS vorgeschlagen hatte. Aktuell laufe eine öffentliche Konsultation. Voraussichtlich im Jahr 2025 könne dann mit einer Entscheidung der Europäischen Kommission über diesen PFAS-Beschränkungsvorschlag gerechnet werden.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) betonte die Dringlichkeit für einen raschen Ausstieg aus der Nutzung von F-Gasen sowie neuen chemischen Substituten als Kälte-, Isolier- und Treibmittel. Denn der Bedarf an Kältemitteln steige rasant an: „So sollen bis 2030 in Europa 50 Millionen Wärmepumpen verbaut und bis zum Jahr 2050 weltweit 5,5 Milliarden Klimaanlagen im Einsatz sein.“ Dass natürliche Kältemittel als Alternative zukunftssicher und attraktiv sind, lasse sich nicht nur in Supermärkten beobachten, die in neuen Anlagen zu großen Teilen bereits natürliche Kältemittel verwenden. „Auch im wachsenden Markt der Wärmepumpen bietet mittlerweile fast jeder Hersteller Modelle an, die mit dem natürlichen Gas Propan (R290) besonders effizient betrieben werden. Wärmepumpen mit R290 bieten sich vor allem für den Einsatz in Bestandsgebäuden an, da hiermit hohe Vorlauftemperaturen mit ei-nem effizienten Betrieb kombiniert werden können.“

„Deutschland und weitere EU-Mitgliedsstaaten haben ein weitreichendes Verbot von PFAS-Chemikalien vorgeschlagen“, bestätigte der BDH. „Davon betroffen sind auch synthetische Kältemittel in Heizungswärmepumpen.“ Die deutsche Heizungsindustrie unterstütze die Ziele des Umwelt- und Klimaschutzes und erweitere unter Hochdruck das Angebot von Wärmepumpen, die mit innovativen natürlichen und umweltfreundlichen Kältemitteln betrieben wer-den. Um Rechtssicherheit hierfür zu schaffen, seien aber klare Regeln für Kältemittel im EU-Binnenmarkt dringend erforderlich. Ein realistischer politischer Fahrplan sollte die Hersteller unterstützen, natürliche Kältemittel für alle relevanten Massenmarkt-Anwendungen auf den Markt zu bringen – ohne Rückgriff auf umweltschädliche Kältemittel, einschließlich PFAS. Die Bundesregierung fördert schon jetzt Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln durch einen Zusatzbonus. Ab 2028 sollen grundsätzlich nur noch Geräte mit natürlichen Kältemitteln förderfähig sein. Dazu Staudt: „Wir befürworten ausdrücklich den Einsatz von umwelt- und klimafreundlichen, natürlichen Kältemitteln in Heizungswärmepumpen. Die grüne, wirklich nachhaltige Wärmepumpe ist eine Chance für die heimische Wertschöpfung und die Energiewende. Klare – aber machbare – Regeln schützen die Umwelt und schaffen Investitionssicherheit für einen erfolgreichen Wärmepumpenhochlauf.“

Doch schauen wir uns einmal bei einigen ausgestellten Produkten auf der Messe um. Im Folgenden einige Beispiele – weitere folgen in den nächsten HeizungsJournal-Ausgaben:

Wolf CHA-Monoblock in neuer Leistungsgröße

So hat Wolf (eine Marke von Ariston) seine Luft/Wasser-Wärmepumpenserie CHA-Monoblock nun um eine neue Baugröße mit 16/20 Kilowatt erweitert. „Die effiziente Wolf CHA-Monoblock ist mit dem natürlichen Kältemittel R290 ausgestattet und die marktführende Monoblock-Wärmepumpe für Einfamilienhäuser im Neubau und vor allem im Bestand“, unterstrich das Unternehmen. Die neue CHA-16/20 (Leistungsbereich von 3,0–16,7 kW bei A7/W35 und von 5,9−20,0 kW bei A7/W35) sei besonders für die Installation in großen Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie im gewerblichen Bereich geeignet. „Dank des innovativen Kältemittels und des großen Verdampfers arbeitet die CHA-Monoblock Wärmepumpenserie auch bei höheren Vorlauftemperaturen äußerst effizient. Gerade in der Modernisierung präsentiert sie sich als Champion bei der Wärmeerzeugung und kann in aller Regel auch mit konventionellen Heizkörpern eingesetzt werden“, so Wolf. Für einen geräuscharmen Betrieb sorge die Bauweise mit einem großen, sich langsam drehenden Ventilator sowie die Einbettung der Komponenten in einen schalldämmen-den EPP-Kern. Im Sommer erweise sich die Kühlung mittels einer vorhandenen Fußbodenheizung oder durch Gebläsekonvektoren als ausgesprochen praktisch. Diese Funktion müsse jedoch bereits bei der Installation der Wärmepumpe miteingeplant werden. Das serienmäßig enthaltene, bedarfsgerecht geregelte E-Heizelement mit neun Kilowatt stelle zuverlässig Abtauenergie zur Verfügung und ermögliche Flexibilität bei der Auslegung der Wärmepumpe (Abb. 3).

Bosch und Buderus zeigten Lösungen mit Propan

Auch bei Bosch Thermotechnik (die nach der ISH in Bosch Home Comfort Group umbenannt wurde) standen Wärmepumpen im Mittelpunkt des Messeauftritts ihrer beiden Marken Buderus und Bosch. War doch auf der Produktseite mit einem Plus von 54 Prozent das internationale Geschäft mit Wärmepumpen Wachstumstreiber für das Unternehmen. In Deutschland legte das Wärmepumpen-Geschäft mit 75 Prozent Umsatzwachstum sogar deutlich stärker zu als der Markt.

Bei Bosch habe man bei der Entwicklung der neuen Luft/Wasser-Wärmepumpen Compress 5800i AW und Compress 6800i AW genau hingehört. Die Neuzugänge werden mit dem natürlichen Kältemittel R290 betrieben. Dieses ge-währe eine zukunftssichere und nachhaltige Wärmeversorgung. „Die neuen Wärmepumpen sind von Grund auf schalloptimiert: Dank integriertem Schalldiffusor sind sie zwei der leisesten Wärmepumpen ihrer Klasse. Beide Geräte bestechen sowohl im Tages- als auch im Nachtmodus durch einen geringen Schallpegel. Auf diese Weise finden die Compress 5800i AW und die Compress 6800i AW auch in dicht bebauten Reihenhaussiedlungen Platz, ohne den Nachbarschaftsfrieden zu stören“, betonte Bosch. Fünf Leistungsgrößen würden nahezu jeden individuellen Bedarf erfüllen. Mit maximalen Vorlauftemperaturen von bis zu 60 °C sorge die Compress 5800i AW für eine zuverlässige Wärmeversorgung im Neubau. Die Compress 6800i AW eigne sich mit hohen Vorlauftemperaturen von bis zu 75 °C ebenso für die Beheizung sanierter Ein- und Mehrfamilienhäuser. Bei Heizkörperanwendungen von bis zu 55 °C Auslegungs-Vorlauftemperatur kann die Wärmepumpe auch bei kälteren Außentemperaturen noch ohne den Einsatz des Heizstabs effizient betrieben werden. Die kompakte Außeneinheit ermögliche eine flexible Platzierung rund ums Haus (Abb. 4).

Buderus brachte mit den Luft/Wasser-Wärmepumpen Logatherm WLW186i AR und Logatherm WLW176i AR im Leistungsbereich von vier bis zwölf Kilowatt (bei A7/W35) eine neue Generation Monoblock-Wärmepumpen auf den Markt, die sich für Ein- und Zweifamilienhäuser sowohl für den Neubau als auch den Bestand eigne und als Wärme- bzw. Kälteerzeuger für eine Luftheizung dienen kann. Die Geräte werden mit dem natürlichen Kältemittel R290 (Propan) betrieben. Auf der ISH zeigte Buderus verschiedene Systemlösungen mit den neuen Wärmepumpen oder der Wärmepumpen-Außeneinheit, darunter erstmals auch mit einer Luftheizung, bei der die Wärme über Luftkanäle übertragen wird. „Im Neubau gehört ein Lüftungssystem inzwischen meist zur Standardausstattung und der Wär-mebedarf ist in Effizienzhäusern in den vergangenen Jahren weiter gesunken. Dadurch kann das neue Buderus Komfort Air-System eine alternative Beheizungsform sein. Es überträgt erwärmte Luft über Luftkanäle in der Wand und im Boden. Bauherren können damit ihre Investitionskosten senken, weil kein wasserbasiertes Heizsystem mehr erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil: Das System reagiert sowohl beim Heizen als auch beim Kühlen in Kombination mit einer Einzelraumregelung ausgesprochen schnell“, so Buderus (Abb. 5).

Vaillant richtet sich voll auf R290 ein

Die Vaillant Group konnte ihren Wärmepumpen-Absatz in Deutschland im vergangenen Jahr trotz Lieferengpässen um mehr als 75 Prozent steigern. Ziel sei, der „führende Wärmpumpenanbieter in Europa“ zu werden. Bei der Pro-duktentwicklung konzentriere man sich auf Wärmepumpen, die mit umweltfreundlichen Kältemitteln arbeiten und in allen Gebäudetypen eingesetzt werden können – sowohl im Neubau als auch bei der Modernisierung bestehender Immobilien. So habe man nun einen Wärmepumpenbaukasten für alle Leistungsklassen von drei bis zwölf Kilowatt im Angebot. Schon 2018 habe man sich für das natürliche Kältemittel R290 (Propan) entschieden. Es ermögliche hohe Vorlauftemperaturen für ältere, weniger isolierte Bestandsgebäude. Seit 2020 sei die Luft/Wasser-Wärmepumpe aroTherm plus mit R290 im Markt. Sie zeichne sich durch einen erweiterten Betriebsbereich mit Vorlauftemperaturen von bis zu 80 °C aus. Seit dem vergangenen Jahr basierten alle Wärmepumpen-Neuentwicklungen auf dem Einsatz von R290. Und ab 2025 werde man ausschließlich Wärmepumpen mit dem natürlichen Kältemittel auf den Markt bringen (Abb. 6).

Midea präsentierte ihre neue Luft/Wasser-Wärmepumpe

Auf der ISH war auch die Midea Group vertreten. Ihre Marke Midea hat, nach eigenen Angaben, eines der weltweit umfassendsten Produktsortimente in der Haushaltsgerätebranche mit Spezialisierung in den Bereichen Klimaanlagen (Lösungen für Gewerbe- und Wohnräume), Kühlschränke, Waschmaschinen, große Küchen- und Kochgeräte, kleine Küchengeräte, Wassergeräte und Bodenpflege. So sei Midea einer der führenden Hersteller und Lieferanten für Lösungen aus den Bereichen Klima-, Lüftungstechnik und Wärmepumpen – sowohl für den betrieblichen als auch für den privaten Gebrauch. In Frankfurt/M. präsentierte man als Produktneuheit unter anderem die Wärmepumpe M Thermal A Mono R290 als eine „kompakte und komfortable ganzjährige Luft/Wasser-Wärmepumpe, die Raumheizung und -kühlung sowie Brauchwasser bereitstellt“. Sie ist mit dem umweltfreundlichen Kältemittel R290 aus-gestattet. „Herkömmliche Gas- oder Ölboiler werden überflüssig“, betonte das Unternehmen. Die Wärmepumpen könnten aber auch als Hybridlösung mit ihnen gekoppelt werden. Das System sei kombinierbar mit Gebläsekonvek-toren, Heizkörpern, Brauchwassertanks oder Sonnenkollektoren (Abb. 7).

Die Fortsetzung dieses Beitrags mit weiteren Neuheiten aus der Wärmepumpenbranche folgt im HeizungsJournal, Ausgabe 7-8, August 2023. Wir bitten um Beachtung!

Mittwoch, 16.08.2023