Wenn Gabriele Hosemann als stellvertretende Leiterin Besucher durch den Kindergarten führt, dabei das Gejohle einiger Jungs, die sich auf dem Rundflur ein „Autorennen“ liefern, mit einem Lächeln quittiert, im Vorbeigehen an der Küche die Kochkünste ihrer Kollegin lobt, mit Enthusiasmus von dem angrenzenden Waldspielplatz berichtet und voller Stolz die neuen Gruppenräume vorstellt, dann spürt jeder: hier, im Evangelischen Kindergarten Reinheim fühlen sich alle wohl – von den Kleinen bis zu den Großen.
Dabei erlebte diese „Wohlfühlatmosphäre“ in den letzten knapp zwei Jahren so manche Belastungsprobe: Vom Dach über die Fassade bis zum Fußboden wurde die Kita einer vollständigen energetischen Sanierung und optischen Modernisierung unterzogen.
Doch dank des ausgetüftelten Bauzeitenplans von Martina Michels, diplomierte Architektin des Ingenieurbüros Maußaus Otzberg, funktionierte der Ablauf bei laufendem Kita-Betrieb erstaunlich reibungslos.
Erstaunlich deshalb, weil die Arbeiten recht „sportlich“ getaktet werden mussten.
Zumal sich eine wesentliche Planänderung ergab: Statt, wie zunächst vorgesehen, Heizkörper zu installieren, sollte eine Fußbodenheizung in den Bestand eingebracht werden.
Problem der Fußbodenheizung im Kindergarten: zu geringe Fußbodenhöhe
Um das architektonisch sehr gut für die Kinderbetreuung geeignete, aber doch nach etwa 35 Jahren energetisch teure Objekt auf den „Stand der Dinge“ zu bringen, sollte eine Komplettsanierung den Kindergarten auf das KfW-85-Niveau heben.
Neben einem neuen Dach mit EnEV-gerechter Dämmung für eingeschossige Bauten waren zudem eine Fassadendämmung (160 mm), dreifach-verglaste Fenster und eine neue Heizung vorgesehen.
Die alte, elektrische Fußbodenheizung mit rund 13.000 Euro Stromkosten im Jahr sollte weichen. Vorgesehen war stattdessen eine Luft/Wasser-Wärmepumpe mit der Wärmeübergabe über großflächige Wandheizkörper. Ein neuer Estrich mit einer wirksamen Dämmung gegen Erdreich gemäß EnEV – die Räume sind nämlich nicht unterkellert – sollte für die entsprechende Behaglichkeit sorgen.
Das aber rief die Erzieherinnen auf den Plan. Sie wollten auf eine Fußbodenheizung keinesfalls verzichten und konnten gute Argumente vorbringen.
Kita-Leiterin Ingrid Kunz fasst die kurz und knapp zusammen: „Kinder spielen nun einmal überwiegend auf dem Boden. Außerdem sind Heizkörper potentielle Gefährdungspunkte. Hier können sich die Kleinen beim Herumtollen sehr schnell verletzen. Außerdem benötigen wir die Wandflächen für Regale, für Spiele und vieles mehr.“
Andererseits ließen sich die ebenfalls handfesten Gründe für die ursprüngliche Planung mit Heizkörpern nicht wegdiskutieren: Die durch Probebohrungen ermittelte verfügbare Fußbodenhöhe zwischen 11 und 12 cm reichte keinesfalls für die Installation einer konventionellen Fußbodenheizung inklusive EnEV-konformer Dämmung aus.
Außerdem war der knappe Bauzeitenplan – in allen Räumen musste die Heizungsinstallation in den wärmeren Monaten von Ende März bis September erfolgen – mit den erforderlichen Trocknungszeiten für Fußbodenheizung im Nassestrich nicht machbar.
Lösung: Warmwasser-Fußbodenheizung »Fonterra Reno«
Da die Pro- wie auch die Kontra-Argumente gleichermaßen überzeugend waren, suchten Architektin und Bauleiterin Martina Michels sowie TGA-Planer Hannes Wunderlich, Inhaber des Planungsbüros Brand & Partner (Dieburg), händeringend nach einer Möglichkeit, trotz der minimalen Bodenhöhe eine Fußbodenheizung einzubringen.
Als Viega-Planerberater Heiko Neukum von der Problemstellung hörte, konnte er eine bewährte Lösung präsentieren: „Bereits bei anderen Kita-Sanierungen und ähnlichen öffentlichen Bauten haben wir mit unserem Renovierungssystem »Fonterra Reno« die typischen Schwierigkeiten, die sich durch einen knappen Bodenaufbau im Bestand und durch ein enges Zeitkorsett ergeben, gelöst.“
Durch die Installation des Fußbodenheizungssystems „Fonterra Reno“ konnten in der Kita Reinheim gleich zwei Hürden auf einmal genommen werden: Mit einer effektiven Aufbauhöhe von 21 mm ließ das System genug Raum nach unten für eine Schüttung zum Höhenausgleich der Bodenplatte sowie für die erforderliche Dämmung gegen das Erdreich.
Zudem brachten die „Fonterra“-Systemplatten aus Gipsfasermaterial mit eingefrästen Nuten zur Aufnahme der Heizrohre (Material: Polybuten, Abmessung: 12 x 1,3 mm) den Vorteil, dass bei der Warmwasser-Fußbodenheizung auf einen Nassestrich verzichtet werden konnte. Damit entfielen auch die obligatorischen Aufheizphasen.
Nicht zuletzt deshalb blieb man im engen Bauzeitenplan, wie Martina Michels zufrieden berichtet: „Um die insgesamt neun Kindergruppen- und Mehrzweckräume in dem knappen, durch die Jahreszeit bedingten Zeitfenster zu sanieren, blieb uns rechnerisch pro Raum gerade mal ein Monat. Dabei durften das Ausstemmen des alten Estrichs, der neue Bodenaufbau und das Einbringen der Fußbodenheizung nicht länger als eine Woche in Anspruch nehmen. Das hat aber sehr gut funktioniert“, bilanziert die Architektin.
Und dies, obwohl die Arbeiten im Bestand so manche Überraschung mit sich brachte, wie sich TGA-Planer Hannes Wunderlich erinnert: „Was wir bei unseren Probebohrungen nicht feststellen konnten, war, dass die Bodenplatte teilweise Höhentoleranzen von bis zu 30 Prozent aufweist. Weil uns dadurch stellenweise viel Bodenhöhe für die vorgesehene Dämmung der Fußbodenheizung verloren ging, haben wir dünnere Dämmplatten mit einem besseren U-Wert verlegt. Darüber kamen Gipsfaser-Ausbauplatten, auf die dann die »Fonterra Reno«- Systemplatten verklebt und geklammert wurden“, beschreibt Wunderlich den Bodenaufbau weiter.
Rechtzeitige Installation trotz knappem Zeitplan
Für Jürgen Kehr, bauleitender Obermonteur des ausführenden SHK-Betriebs Müller (Seeheim-Jugenheim), war die Verlegung des „Fonterra Reno“-Systems zunächst Neuland.
Doch das Verlegeprinzip der Warmwasser-Fußbodenheizung ging schnell in Fleisch und Blut über, sodass trotz der verwinkelten, trichterförmig zulaufenden Räume der Zeitplan eingehalten werden konnte.
„Zu Anfang haben wir noch häufig den detaillierten Verlegeplan zur Hilfe genommen. Doch schon bald war logisch, wo Kopfplatten und wo Grundplatten hingehören. Auch der Zuschnitt mit Handkreissäge war schnell gemacht“, lautet der Erfahrungsbericht des SHK-Installateurs.
Nachdem die Systemplatten der Fußbodenheizung verlegt wurden, erfolgte die Grundierung der Fläche mit einem Drucksprüher.
Nach kurzer Trocknungszeit konnten dann die Rohre eingebracht werden.
Anschließend erfolgten die Druckprüfung und das Auftragen der Vergussmasse. Diese Arbeitsschritte waren turnusmäßig bis Freitag abgeschlossen, damit diese letzte dünne Schicht dann über das Wochenende trocknete. So konnte direkt am folgenden Montag der Bodenbelag verlegt werden.
Nach diesem Prinzip wurde Raum für Raum saniert, häufig unter den großen Augen der Kinder als faszinierte Zuschauer.
Nur der Ringflur, von dem alle Räume sternförmig abgehen, wurde in den drei Wochen Sommerpause erneuert.
„Wir sind froh, wenn in unserer Tagesstätte wieder Normalität einkehrt. Doch die schönen neuen Räume entschädigen uns alle – besonders die angenehme Warmwasser-Fußbodenheizung“, blickt Gabriele Hosemann mit einem Augenzwinkern auf den letzten „Baustellen-Raum“.
Zur Freude der Erzieherinnen, aber auch des Trägers, konnte mit dem Fußbodenheizungssystem „Fonterra Reno“ doch noch für warme Spielflächen auf dem Boden gesorgt werden – und das zu deutlich niedrigeren Betriebskosten. Die errechneten Einsparungen beim Strom liegen bei 70 Prozent. Denn die für die Luft/Wasser-Wärmepumpe prognostizierten Stromkosten betragen nur noch rund 4.000 Euro jährlich.
Das Sanierungsprojekt in Reinheim steht exemplarisch für die Mehrzahl der rund 53.000 Kindertagesstätten in Deutschland. Denn es gilt, diesen Bestand zu erhalten und vielfach kindgerecht zu modernisieren und auszubauen.
Insbesondere der am 1. August 2013 in Kraft getretene Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr führt zu einem weiterhin steigenden Bedarf. Finanzielle Mittel dafür werden vom Bund und den Ländern bereitgestellt, aber auch zunehmend von der Privatwirtschaft.
Planer und SHK-Fachhandwerker werden somit wohl vermehrt mit den Herausforderungen von Kitas als Spezialobjekte konfrontiert.
Daher lautet die wichtige Quintessenz der Kita-Sanierung in Reinheim: Eine Fußbodenheizung ist für Kindertagesstätten ein Muss – und auch bei geringem Bodenaufbau machbar.