Korrekt messen und Bescheid wissen

„Lassen Sie Ihre Messgeräte regelmäßig überprüfen und bringen Sie sie einmal im Jahr zum Service“, betont Sven Becker, Vertriebsleiter Deutschland bei der MRU Messgeräte für Rauchgase und Umweltschutz GmbH, im Interview mit der HeizungsJournal-Redaktion.

Welche weiteren Schritte das Unternehmen aus Baden-Württemberg für die Zukunft plant, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Herr Becker, als Vertriebsleiter stehen Sie naturgemäß in einem engen Austausch mit Ihren Kundinnen und Kunden aus diversen Branchen. Zum Einstieg ganz allgemein gefragt: Welchen Stellenwert besitzen bei MRU die SHK-Fachbetriebe?

Das SHK-Handwerk ist für uns eine sehr wichtige und bedeutende Branche, nicht zuletzt weil wir auch schon heute viele messtechnische Lösungen in diesem Bereich für unsere Kunden anbieten. Die SHK-Fachleute bekommen bei uns hochwertige Messgeräte für die Abgasanalyse, Druck- und Dichtigkeitsprüfung sowie Lecksuche. Auch im Bereich der Wasserstoffmesstechnik bieten wir Geräte an. Im Juni 2024 haben wir mit unserer neuen digitalen Monteurhilfe „Montec“ ein weiteres Produkt in den Markt eingeführt. Weitere Lösungen sind in Planung.

Stichwort „Heizungsbau“: Hier fallen ja bekanntlich in der Praxis aufgrund der heterogenen Beheizungsstruktur die unterschiedlichsten Messaufgaben an. Welche besonderen An- und Herausforderungen birgt dies bei der Entwicklung von Messgeräten?

Bis 2022 waren die Anforderungen an die Emissionsmesstechnik zur Abgasanalyse eigentlich sehr klar. Es gab sicherlich eine gewisse Verschiebung, weg von Öl und hin zu Gas als Energieträger, aber im Wesentlichen gab es hier in den letzten Jahren nicht viel Neues. Natürlich hat es immer wieder einmal Verschärfungen von Grenzwerten gegeben – und auch das Thema „Staub“ bei der Festbrennstoffmessung bekam eine größere Bedeutung. Auch spielt die Fernwärme in den letzten Jahren in der Beheizungsstruktur des deutschen Wohnungsbestandes eine größere Rolle. Alles in allem aber nichts, was wir nicht schon kannten oder nichts, was man jetzt wirklich als „große Veränderung“ bezeichnen könnte.

Spätestens aber mit der Energiekrise und auch durch unglückliche energiepolitische Entscheidungen ab 2022 sieht das alles etwas anders aus: Die ganze Branche steht aktuell vor enormen Herausforderungen. Unser „Vorteil“ bei MRU ist, dass wir mit unseren Produkten in der Gasanalyse technologisch sehr breit aufgestellt sind und uns, aufgrund von sehr unklaren Prognosen, in Zukunft noch breiter aufstellen werden.

Welche Qualitätskriterien sind in diesem Zusammenhang Ihrer Meinung nach ausschlaggebend bei der Wahl eines Abgasanalysegerätes? Welchen guten Rat können Sie unseren Leserinnen und Lesern geben?

Ich denke, dass im Bereich der (Emissions-)Messtechnik nicht gespart werden sollte. Im Grunde verhält es sich doch so, dass jeder SHK-Fachbetrieb seinen Kunden nicht nur eine hochwertige Heizungsanlage, nebst Installation, anbieten möchte, sondern doch sicherlich auch daran interessiert ist, dass diese Anlagen über einen langen Zeitraum sicher und effizient betrieben werden. Dies kann nur gewährleistet werden, wenn man sich für eine hochwertige Messtechnik entscheidet. Die individuellen Ansprüche unserer Kunden sind hier vielfältig und daher halte ich mich an dieser Stelle auch mit konkreten Empfehlungen zurück. Aber wenn Sie einen Rat von mir hören möchten, dann kaufen Sie kein Messgerät von der Stange und lassen Sie sich vorab immer beraten. Auch kann ich allen Kunden nur dazu raten: Lassen Sie Ihre Messgeräte regelmäßig überprüfen und bringen Sie sie einmal im Jahr zum Service!

Apropos „Zuverlässigkeit“: Wo produziert MRU seine Lösungen?

MRU entwickelt und produziert seine Produkte ausschließlich an seinem deutschen Standort in Neckarsulm-Obereisesheim. Wir haben den Anspruch an uns, dass unsere Produkte innovativ und von hoher Qualität sind. Auch bieten wir unseren Kunden individuelle und manchmal maßgeschneiderte Lösungen an. Dies können wir nur sicherstellen, indem wir sehr nah am Geschehen dran sind und uns somit unsere Flexibilität bewahren. Auch haben uns die aktuellen Krisen in unserer Strategie weiter bestärkt. Dieser Weg hat uns seither gut durch stürmische Zeiten geführt und unsere Kunden konnten sich zu jeder Zeit auf uns verlassen.

Die Anschaffung eines neuen Messgerätes ist das eine, die sachgerechte Wartung das andere. Welche Bedeutung messen Sie dem eben schon kurz erwähnten Thema „Geräteservice“ bei?

Für uns ist ein exzellenter Service mindestens so wichtig wie die hohe Qualität unserer Produkte. Erst im letzten Jahr haben wir diese Philosophie mit dem Bau unserer neuen Service-Zentrale (Werk 3) in Neckarsulm untermauert. Über Deutschland verteilt, unterhalten wir aktuell drei eigene Service-Niederlassungen (Buchholz, Unna, Markt Schwaben) und eine vierte wird noch in diesem Jahr in Berlin eröffnet. Des Weiteren sorgen etwa 30 zusätzliche Servicepartner dafür, dass unsere Kunden immer einen kompetenten Ansprechpartner in ihrer Nähe finden. Weltweit sind wir in über 70 Ländern vertreten. Von unseren Kunden erhalten wir zu unserer Service-Philosophie regelmäßig viel Zuspruch.

„Up to date“ zu bleiben, ist zweifelsohne wichtig: So ist natürlich auch die Energie- und Heizungstechnik einem stetigen Wandel unterworfen und der Trend zur Dekarbonisierung / Elektrifizierung eindeutig eingeläutet. Was bedeutet das für Ihre Produktstrategie?

Bei allen Bestrebungen einer „Energiewende“ in der Heizungstechnik bzw. der gesamten Industrie und der damit verbundenen Verbrennung von derzeit noch überwiegend fossilen Brennstoffen, sind unsere Kunden bei uns schon einmal in guten Händen. Nicht zuletzt sorgen wir mit unseren Emissionsmessgeräten bereits heute schon dafür, dass geltende Grenzwerte bei der Verbrennung überprüft und somit eingehalten werden können. Es ist anzunehmen, dass diverse Grenzwerte (nicht nur CO!SUB(2)SUB!) in der Zukunft weiter verschärft werden und daher die Bedeutung der Emissionsüberwachung weiter zunehmen wird.

Wie bereits erwähnt, verfügen wir bei MRU über ein sehr breites Produktportfolio. Mit unserer neuen digitalen Monteurhilfe „Montec“ positionieren wir uns zusätzlich für eine mögliche Richtungsänderung in der Heiztechnik. Des Weiteren bieten wir unseren Kunden professionelle Messtechnik für Biogasanlagen an. Auch beim Thema „Wasserstoff“ können wir unseren Kunden bereits heute schon hochpräzise Lösungen anbieten. Die Antwort auf Ihre Frage zu unserer Produktstrategie lautet somit, knapp und auf den Punkt: Produktdiversifikation.

Vielen Dank für das Stichwort „Richtungsänderung in der Heiztechnik“: „Gasheizung stirbt“, „Gasheizung ohne Zukunft“ – auch solche drastischen Schlag­zeilen liest man ja mittlerweile in der Branche. Wie stehen Sie dazu?

Das sehe ich, ehrlich gesagt, noch nicht so klar. Ich gehe, Stand heute, davon aus, dass wir noch einige Jahre auf die fossile Verbrennung setzen werden. In welcher Form und/oder mit welchen Stoffen (Gasen) das dann auch immer umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass bei den derzeitigen Gegebenheiten alles andere praktisch nicht umsetzbar ist.

Wie verändern dabei „grüne Brennstoffe“ (ob gasförmig, flüssig oder fest) Ihr Geschäft?

Unser Business wird sich verändern, soviel steht fest. Wie schnell und in welcher Form, bleibt abzuwarten. In jedem Fall versuchen wir bei MRU, uns so gut wie möglich darauf einzustellen und ich denke, wir sind hier auf einem guten Weg.

Sie sprachen unter anderem das Thema „Wasserstoff“ an. Welche (neuen) Messaufgaben bringt dieser gasförmige Energieträger mit sich?

Grundsätzlich glauben wir bei MRU an eine Zukunft mit Wasserstoff. Ich persönlich gehe sogar so weit und behaupte, dass uns Wasserstoff künftig relativ „kostengünstig“ und in großen Mengen zur Verfügung stehen kann/wird. Dies wäre meines Erachtens auch der „Gamechanger“ für eine erfolgreiche Transformation hin zu welcher Technologie auch immer. Künftigen neuen Messaufgaben sehen wir positiv entgegen, zumal es abzuwarten gilt, in welcher Form (Konzentration) eine mögliche Wasserstoffverbrennung realisiert wird.

Ein weiterer Trend auch im Kontext der Abgasanalysegeräte ist die Konnektivität. Inwiefern investiert MRU in das Meta-Thema „Digitalisierung“, sprich: in Software?

Richtig, die Digitalisierung ist ein großes Thema und begleitet uns in vielen verschiedenen Bereichen, so natürlich auch in der Bereitstellung und Weiterverarbeitung von Messdaten. Hier stellen wir unseren Kunden bereits heute schon eine große Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung. Schon lange können Kunden unsere eigene Softwarelösung „MRU4win“ als Vollversion käuflich erwerben. Die hervorragende und sehr benutzerfreundliche App „MRU4u“ steht unseren Kunden kostenlos zur Verfügung.

Bei fast allen Geräten der neueren Generation lassen sich die Messdaten auch als QR-Code generieren, welcher dann sehr schnell und unkompliziert in einer eigenen Softwarelösung des Kunden weiterverarbeitet werden kann. Hier hoffen wir allerdings in Zukunft auf eine noch engere Zusammenarbeit mit diversen Softwareanbietern, damit wir noch passgenauere Lösungen für unsere gemeinsamen Kunden anbieten können.

Zu guter Letzt: 2024 heißt auch 40 Jahre MRU! Der Gründer und Geschäftsführer Erwin Hintz ist immer noch aktiv im Unternehmen und hat im Herbst vergangenen Jahres die Geschäftsleitung, unter anderem mit seiner Tochter, breiter aufgestellt. Auf welche „Geburtstagsüberraschungen“ dürfen sich Ihre Kundinnen und Kunden denn freuen?

Richtig, im September 2023 wurde die Geschäftsleitung, zusätzlich zu Erwin Hintz, mit seiner Tochter, Helena Hintz, ihrem Lebenspartner, Jörg Renner, und unserem langjährigen Entwicklungsleiter, Dr. Dietmar Doll, erweitert. Somit wurden die Weichen für die Zukunft bei MRU gestellt und ein klares Bekenntnis an alle Kunden und Partner sowie die gesamte Belegschaft ausgegeben. In diesem Jahr heißt es dann – in der Tat – 40 Jahre MRU Messgeräte für Rauch­gase und Umweltschutz. Eine runde Sache und ein groß­artiges Jubiläum! Feste, die bei MRU immer gemeinsam gefeiert werden! Als Inhaberin eines familiengeführten Unternehmens versteht es die Familie Hintz auch genau als solches und daher wird Anfang Juli 2024 das Jubiläum im Kreise der gesamten MRU-Familie gebührend gefeiert. Eingeladen sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem In- und Ausland, samt ihrer Angehörigen.

Weitere Informationen unter: www.mru.eu

Mal (ganz) anders gefragt!

Herr Becker, Sie sind im „Ländle“ daheim. Welche kulinarische Köstlichkeit zählen Sie zu Ihren absoluten Leibspeisen?

Da kann ich mich gar nicht so wirklich festlegen, aber – um meinem Ruf als Schwabe gerecht zu werden –, sage ich jetzt mal: Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Soß.

Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte?

„Sozialer Kapitalismus“ von Paul Collier.

Sommerurlaub mache ich am liebsten in …

… südlichen Ländern, wo die Uhren immer ein wenig langsamer zu laufen scheinen und nicht immer alles nach deutscher Gründlichkeit durchgeplant ist.

Weiterführende Informationen: https://www.mru.eu/

Dienstag, 10.09.2024