Das Familienunternehmen KWB – Kraft und Wärme aus Biomasse aus der Steiermark spielte in den Anfangsjahren der modernen Holzfeuerungstechnik eine Pionierrolle. Seitdem gehört es zu den innovativsten Unternehmen dieser relativ jungen Branche. Mehrere wegweisende Innovationen stammen aus dem österreichischen Haus. Doch wie kam es zu dieser bemerkenswerten Entwicklung und wer schrieb maßgeblich an dieser Erfolgsgeschichte mit?
Wir schreiben die frühen 90er-Jahre. Auf einer kirchlichen Veranstaltung in der Südoststeiermark geht es eigentlich um Männerglauben. Doch für zwei sehr unterschiedliche Teilnehmer kommt es anders. Ein forschender Professor der Technischen Universität Graz und ein ausgebildeter Schlosser und Landwirt stellen fest, dass sie eine Vision teilen. Beide sind felsenfest davon überzeugt, dass der Mensch nur eine einzige Chance auf eine enkeltaugliche Zukunft habe: Er müsse seine Energieversorgung zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umstellen.
Aus dem visionären Samen wuchs binnen weniger Jahre ein zartes unternehmerisches Pflänzchen. August Raggam, der Professor für Energietechnik, und Erwin Stubenschrott, der landwirtschaftlich engagierte Schlosser, gründeten 1994 mit vier weiteren Idealisten das Unternehmen KWB. Auf ihrer ersten Messe, noch eingekeilt zwischen Betonziegelherstellern, gewannen die sechs ihren ersten Kunden; ein Professor einer höheren technischen Lehranstalt kaufte ihnen die weltweit erste vollautomatische Holzheizung ab. Diesem Kunden folgten bis dato 70.000 weitere. Heute beschäftigt KWB rund 400 Menschen, unterhält 13 Ländervertretungen und vertreibt seine Anlagen in 27 Nationen. Neben vier Ländergesellschaften besitzt das Unternehmen das größte private Biomasseforschungszentrum Europas. In Sankt Margarethen nahe Graz stehen neben jener Forschungseinrichtung die Konzernzentrale, das Besucherzentrum und vier Produktionshallen. "Wir stehen zu unseren Wurzeln – deshalb sind wir unserer Heimat Sankt Margarethen treu; wir geben zurück, was wir bekommen haben", betont Erwin Stubenschrott.
Kooperation ist Trumpf
Den Firmengründern war schon 1994 klar, dass sie über den Tellerrand blicken müssen, falls ihre Idee Aussicht auf Erfolg haben soll: Eben nicht nur den üblichen Marktmechanismen folgen, nicht nur mit den althergebrachten Mitteln am teils zerstörerischen Wettbewerb teilnehmen. In dem kleinen und sehr dynamischen Markt für Holzfeuerungen hat sich etwas Anderes als erfolgreich herausgestellt: Das Miteinander – mit dem Installateur, mit dem Endverbraucher, mit der Belegschaft, mit dem Mitbewerber und mit dem Branchennachbar.
Jede KWB-Innovation entsteht in einem intensiven Dialog mit dem Heizungsbauer. Hierfür lädt das Unternehmen ausgewählte Partnerbetriebe regelmäßig ein, um gemeinsam Produkte bzw. -merkmale zu entwickeln, die möglichst viele Anforderungen des Handwerks und der Verbraucher erfüllen. So stammt beispielsweise die besondere Form der "Turbolatoren" im Wärmeübertrager der "Multifire"-Hackgut- und Pelletheizung aus der Feder eines einzelnen findigen Kunden. "Von Beginn an war uns klar, dass unsere Produkte nur dann marktfähig sind, wenn sie für den Handwerker und gleichsam für den Endkunden einen Komfort bieten, der herkömmlichen Heizungen in nichts nachsteht", so Firmenmitbegründer Prof. Dr. DI August Raggam.
Weitere Beispiele der gemeinsamen Produktentwicklung sind:
KWB-"Easyflex"/"Multiflex"
Die automatische Brenntellerreinigung erhöht die Betriebssicherheit und Verbrennungsqualität, weil keine Aschereste mehr auf dem Brennteller verbleiben und dort die Verbrennung negativ beeinflussen könnten.
KWB-"Raupenbrenner"-Technologie
Eine aus der Kraftwerksindustrie bekannte Brennertechnologie, die KWB auf den mittleren Leistungsbereich bei Biomassefeuerungen (20 bis 135 kW) übersetzt hat. Sie bietet dem Endkunden eine größere Betriebssicherheit bei wechselnden Brennstoffqualitäten, ein einzigartig ruhiges Glutbett und damit niedrige Emissionswerte auch ohne Filter.
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KWB-Teilbar-Tragbar-System
Um dem Installateur die Einbringung und die Montage zu vereinfachen, sind alle KWB-Kessel bis 135 kW geteilt und mit Tragehilfen ausgestattet. Enge, steile oder schmale Kellerabgänge sind kein Hindernis mehr. Sowohl Montagezeit als auch Montagekosten sinken erheblich.
KWB begegnet dem Handwerk auf Augenhöhe. Beide Parteien fördern und fordern: Die Installateure treten aktiv für ihr Mitspracherecht bei der Produktentwicklung ein, im Gegenzug erwartet der Hersteller die regelmäßige Teilnahme an den Schulungen der KWB-Akademie. Damit stellt der Holzheizungsspezialist sicher, dass die zertifizierten Installateure auch über Neuerungen aus der Technik oder dem Markt ausreichend informiert sind. Der Hersteller setzt ausschließlich auf den zweistufigen Vertrieb mit geschulten Betrieben.
Voneinander lernen
Die Weiterbildung spielt bei dem familiengeführten Unternehmen eine zentrale Rolle: Neben den technischen Schulungen veranstaltet die Akademie auch kaufmännische und vertriebsorientierte Seminare für Installateure, dazu vielfältige Bildungsangebote für Endkunden und Mitarbeiter. Da alle Schulungen zu einem Dialog einladen, lernt KWB auch von seinen Partnerbetrieben, den Verbrauchern und seiner Belegschaft.
Gerade in der relativ jungen und dynamischen Branche für Holzfeuerungen profitiert man auch enorm von der Zusammenarbeit mit den anderen Herstellern, Branchenteilnehmern und -nachbarn. Deshalb engagiert sich KWB verstärkt auch auf Verbandsebene. So hält Andreas Lingner, Geschäftsführer KWB Deutschland, den Vorstandsvorsitz des Deutschen Energieholz- und Pelletverbands e.V. (DEPV). "Egal ob Feuerungstechnik, Rohstofflogistik oder Marketing – unser Markt entwickelt sich so schnell, dass der gegenseitige Austausch von Ideen und die Durchführung gemeinsamer Aktionen für alle Branchenteilnehmer hilfreich – ja sogar notwendig ist, damit wir aus der Nische heraustreten können", unterstreicht Lingner.
Nicht nur innerhalb der Branche denkt KWB gemeinschaftlich: Ebenfalls in Deutschland kooperiert der Heizungshersteller mit einem marktführenden Anbieter für Wohnraumlüftung, wenn es um die Schulung von Planern und Architekten geht.
Deutschland ist der wichtigste Markt für KWB. In den deutschen Heizungskellern dämmern noch Millionen veralteter Heizungen in ihrem ineffizienten und umweltschädlichen "Dornröschenschlaf". Die deutsche KWB- Organisation spiegelt dieses gewaltige Marktpotential wider: Vier Niederlassungen mit jeweils eigenständigen Vertriebs- und Serviceteams betreuen die Handwerker umfassend und flächendeckend. KWB Deutschland unterstützt über 500 Partnerbetriebe im gesamten Bundesgebiet und hat in seiner zehnjährigen Geschichte schon über 25.000 Holzheizungen abgesetzt.
Optimistisch in die Zukunft
Obschon dieser Erfolgsgeschichte stand KWB – ja die gesamte (Holz-)Heizungsbranche – kürzlich vor einer spannenden Situation: Zwei milde Winter und künstlich niedrige Preise für Öl und Gas haben den Heizungsmarkt buchstäblich gelähmt: Die Sanierungsquote sank, der Absatz in manchen Teilmärkten schrumpfte um nahezu 30 Prozent. Heute blickt KWB trotzdem optimistisch nach vorne: "Wir freuen uns auf die Zukunft: Schließlich bieten wir durchgängig montagefreundliche und verlässliche Feuerungstechnik für Stückholz, Pellets und Hackgut; gleichzeitig belohnt der Staat in Deutschland, Italien und Österreich eine Investition in unsere Produkte mit einer satten finanziellen Förderung", so Helmut Matschnig, KWB Vertrieb International.
In diesem Zusammenhang feierte die KWB-"Classicfire" auf der ISH 2015 ihre Premiere. Die nach Angaben des Unternehmens weltweit erste dreifach geteilte Scheitholzheizung erntete viel Lob vom Handwerk und öffnet den zertifizierten Handwerkern bislang verschlossene Türen. Sie können nun exklusiv auch bei engen Kellersituationen die bewährte Heiztechnik mit Stückholz realisieren. Das i-Tüpfelchen an Komfort und Sicherheit ist der kompakte Pelletbrenner, der ab 2016 einfach an den Scheitholzkessel angeflanscht werden kann. Damit wird die Anlage zu einer vollwertigen und automatischen Kombiheizung für Scheitholz und Pellets.