Interview mit dem Lüftungs- und Schornsteinexperten Jürgen Böhm von Erlus.
Interview mit dem Lüftungs- und Schornsteinexperten Jürgen Böhm von Erlus.
Was versteht man unter kontrollierter Wohnraumlüftung?
Jürgen Böhm: Eine kontrollierte Wohnraumlüftung, abgekürzt KWL, ist eine mechanische Lüftung zur definierten Be- und Entlüftung von Wohnungen. Man unterscheidet hierbei zwischen dezentraler und zentraler Lüftung. Je nachdem, wie die Anlage ausgestattet ist, kann ein Wärmetauscher Wärme aus der Abluft entziehen und damit die Zuluft vorwärmen.
Welche technischen Vorrichtungen sind dafür nötig?
Es gibt verschiedene Systeme der kontrollierten Wohnraumlüftung. Sie unterscheiden sich zum einen durch die Wahl des Gerätes - dezentral und zentral - zum anderen durch das Funktionsprinzip: Abluftsystem, Zuluftsystem, sowie Zu- und Abluftsysteme, mit und ohne Wärmerückgewinnung. Eine Komfortwohnraumlüftung mit einem zentralen Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung und ein Lüftungsnetzwerk für Zu- und Abluft ist aus meiner Sicht für ein Einfamilienhaus eine sehr gute Wahl.
Eignet sich diese Variante nur für Neubauten?
Da Querverteilungen verlegt werden müssen, um die einzelnen Räume zu erreichen, ist ein nachträglicher Einbau deutlich aufwendiger, weil z.B. die Decke abgehängt werden muss. Im Neubau hingegen ist die Integration in die Bausubstanz wie bei "ERLUS ViaVento S" mit wenig Aufwand in Wände und Rohdecken unsichtbar möglich. Unsere Variante "Via Vento S" wurde für den Neubau konzipiert.
Was bemerke ich als Hausbewohner von einer kontrollierten Wohnraumlüftung?
Bei korrekter Planung und fachgerechtem Einbau ist eine Komfortwohnraumlüftung praktisch für den Hausbewohner nicht wahrnehmbar, weder akustisch noch durch einen Luftzug. Nur die gute Luftqualität solcher Gebäude ist "auffällig unauffällig".
Wie wartungsintensiv ist die Technik?
Bei den Geräten sollten regelmäßig die Filter getauscht und/oder gereinigt werden, das variiert je nach Herstellerangaben und Anzeige am Gerät: Üblich sind Reinigung und Filtertausch ein bis zweimal pro Jahr. Der Vorteil eines Zentralgeräts ist hier eben, dass nur ein zentraler Filter gewechselt werden muss. Das Lüftungsnetzwerk, das im Haus verbaut ist, benötigt regelmäßige Inspektionen mindestens einmal im Jahr und bei Erfordernis eine Reinigung. Der Vorteil bei unserem Netzwerk "ViaVento S" ist, dass ein Reinigungsset mitgeliefert wird und die Reinigung durch die Bewohner selbst erfolgen kann – nur mit einem handelsüblichen Staubsauer, ganz ohne teure Spezialreinigungsfirma.
Welche Vorteile und Nachteile hat diese Lüftungsvariante?
In der Praxis reicht das Lüften über die Fenster meist schlichtweg nicht aus. Denn vielen Hausbewohnern ist es nur möglich, morgens und abends zu lüften. Das ist zu wenig, um eine einwandfreie hygienische Luftwechselrate in den heute sehr dichten und energiesparenden Häusern zu erreichen. Dabei ist frische Luft wichtig, um gesund zu leben und um Schäden am Bau zu verhindern. Meist wird hier die Schimmelbildung als erstes Argument aufgeführt. Doch auch schlechte Raumluft durch Feuchtigkeit, Geruch und erhöhte CO!SUB(2)SUB!-Konzentration kann den Wohnkomfort deutlich mindern. Dabei erwarten gerade Bewohner von modernen Gebäuden, dass das Haus die Wohnqualität und Behaglichkeit noch erhöht. Dazu gehört neben einer bedarfsgerechten Wärmeversorgung auch eine kontinuierliche, frische Raumluft. Diesen Wohnwert der Immobilie sollten Planer und Bauherren den realen Kosten gegenüberstellen. Beim Auto kommt auch niemand auf die Idee, auf eine Lüftung zu verzichten und stattdessen die Fenster zu öffnen. Wer ein Lüftungsnetzwerk in seinem Haus plant, sollte auch bedenken, dass er damit Heizkosten einspart. Dann wird der Nachteil, dass das Netzwerk erstmal teuer ist, gleich langfristig zum Vorteil.
Kritisch ist es nur, wenn Lüftungsanlagen lediglich als Mittel zur Erfüllung von Förderstufen gesehen werden, dann wird meist wenig in die Anlagentechnik investiert und es kommen vermehrt dezentrale Wandgeräte zum Einsatz: Da von diesen Geräten vier bis sechs Stück im Einfamilienhaus benötigt werden und teils auch in sensiblen Wohnräumen wie Wohn- und Schlafzimmer platziert werden, klagen Bewohner dort häufig über Betriebsgeräusche.
Wie hoch sind die Kosten für den Einbau und den Betrieb einer Anlage?
Diese Frage ist pauschal schwer zu beantworten. Denn nicht nur die Einbaukosten, die Lohnkosten, das Lüftungsgerät und das Netzwerk müssen separat betrachtet werden, sondern auch die Wartungskosten und der Stromverbrauch. Übliche Anschaffungskosten für eine Komfortwohnraumlüftung sind um die 12 000 Euro. Die Hersteller von dezentralen Geräten werben oft nur mit dem Einzelgerätepreis. Man braucht bei diesen aber in der Regel vier bis sechs solcher Geräte und hat dann mehrere Geräte zu warten. Im Betrieb einer zentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sollte zudem gesehen werden, dass die Lüftungswärmeverluste durch den Wärmetauscher zu sehr hohem Teil verhindert werden, was Heizkosten spart. Die Stromkosten für den Ventilator sind bei den heutigen modernen Zentralgeräten weitaus geringer. Somit ist – langfristig gesehen – eine Einsparung zu erwarten.
Weiterführende Informationen: https://www.erlus.com/lueftungsnetzwerk
Dienstag, 02.06.2020