PwC-Studie im Auftrag des BWP zeigt, warum eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland auch eine Wärmewende braucht.
PwC-Studie im Auftrag des BWP zeigt, warum eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland auch eine Wärmewende braucht.
Etwa die Hälfte des globalen Energiebedarfs entfällt auf Wärme für Privathaushalte und Industriebetriebe. Erneuerbare Energien spielen bei der Wärmeerzeugung bislang aber eine untergeordnete Rolle: Auf sie entfallen nur 10 Prozent der weltweit erzeugten Wärme. Dies sind einige der wichtigsten Befunde der Studie "Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb", die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers im Auftrag des Bundesverbands Wärmepumpe e.V. (BWP) erstellt hat. Die Studie beleuchtet, warum eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland auch eine Wärmewende braucht und welche politischen und gesetzlichen Hemmnisse dafür bestehen.
Die Wärmepumpen-Technologie ist den Studienautoren zufolge eine klimafreundliche und hocheffiziente Alternative zu Heiztechnologien auf fossiler Basis. Mit ihr lassen sich Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren. Dies ist einer der Treiber für einen weltweiten Boom der Technologie: Im Jahr 2018 stieg die Nachfrage global um 10 Prozent, das Umsatzvolumen lag 2017 bei 48 Milliarden US-Dollar. Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich der Umsatz bis 2023 nahezu verdoppeln wird, auf 94 Milliarden Dollar. In Stückzahlen bedeutet dies Schätzungen der International Energy Agency (IEA) zufolge, dass bis zum Jahr 2025 weltweit 33 Millionen, bis 2030 fast 60 Millionen Wärmepumpen verkauft werden.
Der europäische Marktanteil ist im internationalen Vergleich gering
China, Japan und die USA sind die Länder, die den Wärmepumpen-Absatz maßgeblich vorantreiben. Mehr als 80 Prozent der neuen Wärmepumpen wurden 2017 in diesen Ländern installiert. Gefördert wurde dies mit Steuernachlässen und staatlichen Kaufanreizen. Demgegenüber ist die Verbreitung in Europa gering: Lediglich 1,1 Millionen Geräte wurden 2017 installiert, die meisten davon in den skandinavischen Ländern.
Der europäische Wärmepumpenverband (EHPA) sieht großes Potenzial für die Technologie: Das potenzielle Absatzvolumen betrage jährlich etwa 6,8 Millionen Geräte. Ausgehend vom Bestand im Vorreiterland Norwegen errechnet der Verband einen möglichen Bestand von 89,9 Millionen Geräten.
Dr. Volker Breisig, Partner im Bereich Utilities & Regulation bei PwC Deutschland, sagt: "Selbst für die vergleichsweise schwachen europäischen Verhältnisse ist die Entwicklung in Deutschland sehr dürftig. Auf 1.000 Haushalte kamen 2017 erst 2,3 installierte Geräte." In Norwegen lag der Anteil bei 34,3, in Schweden bei 22,7 Geräten.
Zwar finden die Wärmepumpen auch hierzulande immer stärkere Verbreitung, vor allem in Wohnungsneubauten: Dort liegt der Anteil der Wärmepumpen aktuell bei 45 Prozent. Der Großteil neuer Heizungen wird allerdings beim Austausch alter Geräte in Bestandsgebäuden installiert. Dort beträgt der Anteil von Wärmepumpen derzeit nur sechs Prozent. Ein verstärkter Austausch von Öl- und Gaskesseln gegen Wärmepumpen könnte folglich einen deutlich größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des BWP, Dr. Kai Schiefelbein kommentiert: "Die Studie zeigt außerdem einen industriepolitischen Aspekt auf, der häufig übersehen wird: Die deutsche Heizungsindustrie besteht aus mittelständischen Unternehmen mit Standorten in ländlichen und zum Teil strukturschwachen Regionen. Eine klare Ausrichtung des Heimatmarkts auf die Klimaschutztechnologie Wärmepumpe ist essenziell, damit unsere Unternehmen auch zukünftig im globalen Wettbewerb bestehen können."
Der Studie zufolge wäre eine Verbreitung der Wärmepumpen-Technologie auf dem Niveau von Schweden zielführend, um den Klimaschutz bei Gebäuden zu erhöhen und zugleich die Technologieführerschaft der deutschen Heizungsbranche zu erhalten.
Die Studienautoren erläutern darüber hinaus weitere Vorteile einer konsequenten Strategie hin zur Wärmepumpe: Die Technologie habe das Potenzial, den schon lange bestehenden Sanierungsstau bei Gebäuden zu beheben, den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmemarkt zu erhöhen und Unternehmen und Gewerke rund um die Gebäudesanierung (ca. 540.000 Beschäftigte in Deutschland) zu unterstützen. Angesichts auslaufender EEG-Förderung könnten Besitzer dezentraler Photovoltaikanlagen den selbsterzeugten Strom nutzen, um eine Wärmepumpe zu betreiben.
"Wichtig ist auch, dass sich mit der klimafreundlichen Wärmepumpen-Technologie die angestrebte Sektorenkopplung und damit auch die Digitalisierung der Energiewende leichter verwirklichen lässt", erläutert PwC-Experte Volker Breisig.
Die Studie richtet sich zudem mit neun Handlungsempfehlungen an Entscheider. Vor allem sollte, so die Autoren, das Missverhältnis der Energiepreise korrigiert werden: "Der Strompreis für Wärmepumpen ist im Verhältnis zu Heizöl und Erdgas viel zu hoch und könnte etwa über eine deutliche Absenkung der EEG-Umlage spürbar gesenkt werden", sagt Kai Schiefelbein vom BWP. Weitere Vorschläge der Autoren zielen u.a. auf regulatorische, steuerliche und finanzielle Rahmenbedingungen für die Wärmepumpenindustrie in Deutschland.
Montag, 13.07.2020