In der thüringischen Hauptstadt Erfurt wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Ölmühle jüngst neuer Wohnraum mit insgesamt 56 Wohneinheiten geschaffen.
Wohnen am Erfurter Walkstrom – neuer Wohnraum auf geschichtsträchtigem Grund
In der thüringischen Hauptstadt Erfurt wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Ölmühle jüngst neuer Wohnraum mit insgesamt 56 Wohneinheiten geschaffen.
Ein besonderes Augenmerk legten die Fachplaner dabei auf die Punkte Energieeffizienz und Trinkwasserhygiene.
Im westlichen Stadtgebiet Erfurts fließt der Walkstrom, welcher einen Arm des Flusses Gera bildet. Namensgeber war die Walkmühle, eine Mühle zum Zwecke der Tuchveredelung und zum Gerben von Leder. Schon im Hochmittelalter war der Walkstrom Bestandteil des städtischen Wasserverteilungssystems. Hier befand sich auch ein historisches Mühlengebäude, welches als Ölmühle betrieben wurde – die „Karthäuser Mühle“. Der seit dem Mittelalter stattfindende Betrieb der Anlage wurde im Jahre 1935 eingestellt. Danach wurde die Mühlentechnik einschließlich der Mühlsteine komplett entfernt und das Gebäude für Wohn-, Gewerbe- und Lagerzwecke umgebaut. Seit 1992 stand es leer und verfiel zusehends. Vor sieben Jahren wurde das Gebäude dann durch einen Dachbrand stark be-schädigt und in der Folge abgerissen. Auf dem geschichtsträchtigen Gelände wurde nun neuer Wohnraum geschaffen: So sind auf dem 4.468 m² großen Grundstück in drei Mehrfamilienhäusern (bzw. fünf Häusern, aufgeteilt in drei Baukörper) insgesamt 56 Wohneinheiten entstanden. Die Gebäude befinden sich südlich angrenzend an das Zent-rum der Stadt Erfurt, nördlich der Straße des Friedens. Diese ist Bestandteil des Stadtrings. Das Plangebiet ist um-geben von 3- bis 4-geschossiger, gründerzeitlich geprägter Einzelhausbebauung in Form von Mehrfamilien- bzw. Wohn- und Geschäftshäusern. Um den ruhenden Verkehr unterzubringen, wurde eine Tiefgarage mit 56 Stellplätzen gebaut, welche die drei einzeln stehenden Baukörper funktional miteinander verbindet. Die Zufahrt erfolgt über die Straße des Friedens, da nur an dieser Stelle die Erschließung des Grundstücks gesichert ist.
Ein besonderes Augenmerk legten die TGA-Fachplanerinnen Anne Kilz und Heike Mandler vom Ingenieurbüro Hirsch GmbH auf die Themen Energieeffizienz und Trinkwasserhygiene. Um beides bestmöglich in Einklang zu bringen, fiel ihre Entscheidung auf ein Konzept mit Wohnungsstationen mit dezentraler Trinkwarmwasserbereitung.
Die Wohnungsstationen der Serie „Combi Port Pro“ aus dem Hause Uponor Kamo gewährleisten eine uneingeschränkte Verfügbarkeit von Trinkwarmwasser, welches im Durchflussprinzip bedarfsgerecht bereitet wird, sowie eine zuverlässige Raumwärmeversorgung mittels Fußbodenheizungen. Zusätzlich kommen in den Badezimmern Handtuchradiatoren zum Einsatz.
Diese können auch ganzjährig betrieben werden, da sie direkt an die „Combi Port Pro“-Stationen angeschlossen sind. Aufgrund dieses dezentralen Ansatzes auf Basis von Wohnungsstationen werden in Summe also weniger Rohrleitungen benötigt und die Installationsschächte können kleiner ausfallen (Entfall des Trinkwarmwassernetzes sowie der Zirkulation). Dadurch entsteht Platz für mehr Wohnraum, verkürzt sich die Installationszeit und gestaltet sich die Verbrauchsabrechnung komfortabler.
Das Objekt „Wohnen am Walkstrom“ beinhaltet verschiedene Wohnungstypen von der Einraumwohnung bis hin zu Wohnungen mit zwei Badezimmern. Unterschiedliche Anforderungen galt es also zu erfüllen, was durch die professionelle Vorplanung des Ingenieurbüros Hirsch in Zusammenarbeit mit dem technischen Vertrieb der Uponor Kamo GmbH gekonnt umgesetzt wurde. „Die Dimensionierung und Auslegungsberechnung der verschiedenen Anlagenkomponenten wird für jedes Projekt individuell bestimmt und stellt für die Fachplaner Heizung/Sanitär eine fundierte Planungsausarbeitung dar. Das gewährleistet optimale Leistungsfähigkeit hinsichtlich Energieeinsparung, Trinkwasserhygiene und Wärme- sowie Warmwasserkomfort“, erklärt Kai Guggenmoser, Techniker bei der Uponor Kamo GmbH.
Die zentrale Rohrnetzverteilung ist im Untergeschoss in der Tiefgarage unterhalb der Decke platziert. Die Steigleitungen zu den einzelnen Etagen werden in Trockenbauwänden geführt. Durch das weitverzweigte Rohrnetz in der unbeheizten Tiefgarage würden sich bei einer „traditionellen Installation“ mit zentraler Trinkwarmwasserversorgung und Zirkulation hohe Wärmeverluste ergeben. In diesem Projekt wurde jedoch ein 2-Leiter-Rohrnetz gewählt, welches die dezentralen Wohnungsstationen anbindet.
Die Energieversorgung der Heizungspufferspeicher in der Heizzentrale erfolgt durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 32 kW thermischer Leistung in Kombination mit einem 150-kW-Gas-Brennwertgerät als Spitzenlastkessel. Uponor Kamo lieferte die gesamte Lösung, bestehend aus 56 Wohnungsstationen, zwei Pufferspeichern mit jeweils 1.500 Litern, Filtersystemen sowie einer vorgefertigten Pumpengruppe inklusive Regelungstechnik. „Eine Lösung aus einer Hand – das bietet Sicherheit, denn alle Systemkomponenten sind aufeinander abgestimmt“, sind sich die TGA-Fachplanerinnen Anne Kilz und Heike Mandler einig.
Dem ausführenden SHK-Fachbetrieb, Silvio Deutsch GmbH, war darüber hinaus eine zeitsparende Installation der Komponenten wichtig. So wurden die Unterputzkästen der Wohnungsstationen bereits ab Werk vorgefertigt mit Anschlussschienen, Heizkreisverteilern sowie Stellantrieben bzw. vorverdrahteter Einzelraumregelung und mit dem Kamo-Regelverteiler „Raummatic“ geliefert. „Ein zügiges Vorankommen auf der Baustelle ist Gold wert“, bringt es Marcel Roth, Projektleiter bei der Silvio Deutsch GmbH, auf den Punkt.
„Wir passen uns damit an die Anforderungen des Marktes an“, erläutert Techniker Kai Guggenmoser. „Durch einen hohen Vorfertigungsgrad von Herstellerseite werden die Anschlussarbeiten vor Ort geringstmöglich gehalten. Also nur kurz anschließen und es läuft“, betont er.
Durch die Klemmleiste „Raummatic Komfort“ erfolgt über einen Wahlschalter die Zuordnung der Stellantriebe auf die Raumthermostate (Zonen). Das bauseitige Verdrahten entfällt und es ist auch möglich, die zugeordneten Zonen im Nachhinein zu ändern. Dem Raumthermostat können dabei auch mehrere Stellantriebe zugeordnet werden.
„Eine großartige Sache – das spart Zeit und Geld. Fehlerquellen durch falsches Anschließen entfallen“, unterstreichen die SHK-Fachhandwerker Marcel Roth und Mike Gerstenberger vom Meisterbetrieb Silvio Deutsch die Vorzüge der anschlussfertigen Uponor-KaMo-Produkte. „Eine Herausforderung ist des Weiteren der hydraulische Abgleich – gefordert, aber oftmals mangelhaft umgesetzt. Durch die integrierten Differenzdruckregler innerhalb der Wohnungsstationen wird der hydraulische Abgleich des Wärmeverteilnetzes sicher und zuverlässig vorgenommen, zusätzliche Strangregulierventile oder weitere Differenzdruckregler sind nicht nötig“, so Kai Guggenmoser.
Weiterführende Informationen: https://ibh-erfurt.de/
Freitag, 12.08.2022