Ökologisches Denken sollte nicht bei der nachhaltigen Wärmeerzeugung stehen bleiben. Auch die Hilfs- und Antriebsenergien, wie der Kompressor-Strom für Wärmepumpen, sollten aus umweltschonenden Quellen stammen. Die Stadtwerke SH gehen im Projekt „Noorblick“ konsequent diesen Weg.
Was ist ein Noor? Nein, weder eine fehlerhafte Schreibweise noch die plattdeutsche Bezeichnung für Moor. Im ehemals dänischen Schleswig-Holstein versteht man unter Noor eine Art Satelliten-See, also eine see- oder teichähnliche Wasserfläche, die, wenn überhaupt noch, mit dem Hauptgewässer lediglich über einen schmalen Zulauf verbunden ist. Der Begriff leitet sich aus dem Dänischen ab. Am Westrand der Stadt Eckernförde liegt das Windebyer Noor. Zum Binnensee wandelte sich das Ende des Ostseearms, an dessen Ufer Eckernförde liegt, um, als sich mit Auslauf der Eiszeit Sandablagerungen aufschichteten und den Schluss des Fjords vom Meer abtrennten. In diese reizvolle Seenlandschaft hinein dehnt sich die wachsende Stadt Eckernförde aus. So mit dem Projekt „Noorblick“.
Die Stadtwerke SH haben am Windebyer Noor die Umsetzung eines ganzheitlichen Wärmekonzepts für zehn neue Mehrfamilienhäuser mit 91 Wohneinheiten gerade abgeschlossen. „Das Konzept »Noorblick« ist ein echtes Leuchtturmprojekt. Wir nutzen keinerlei fossile Brennstoffe. Die rein ökologische Heizung mit Erdkollektor und Dachabsorber ermöglicht den hohen Effizienzhaus-55-Standard und dabei haben die Bewohner ganzjährig geringe Heizkosten“, schwärmt Thorsten Bock, Bereichsleiter Technischer Vertrieb der Stadtwerke SH, vor den Teilnehmern einer Pressefahrt des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) im Mai dieses Jahres.
Geothermie als Wärmequelle
Er nannte Details: Jedes Gebäude ist mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe für Raumwärme und Warmwasser ausgestattet. Ein Sole führender Erdkollektor versorgt die Wärmepumpen in den Gebäuden mit der nötigen Erdwärme. Im Parkgelände vergruben dazu die Anlagenbauer 364 Erdkollektor-Module mit 250 kW Entzugsleitung in Sandwich-Bauweise übereinander (2 x 2.000 m2), um möglichst viel Energie bei beengtem Platz aufnehmen zu können. Jedes Modul hat eine Abmessung von 2 x 5 m. Denn eine besondere Herausforderung bestand hier in der Rücksichtnahme auf das Wasserschutzgebiet mit nahegelegenen Trinkwasserbrunnen und Mindestabstände zu Baumwurzeln im Park.
Regeneration mit Solarabsorbern
Die Heizleistung beträgt pro Wärmepumpe und Haus zwischen 25 und 30 kW. Insgesamt geht die Planung von einem Wärmebedarf von rund 410.000 kWh im Jahr aus. Mindestens 75 Prozent der benötigten Energie sollen der Erdkollektor, der Solarabsorber und das kalte Nahwärmenetz liefern. Die thermischen Solarabsorber unterstützen zusätzlich die Regeneration des Naturspeichers mit dem Sandwichkollektor. Zum Antrieb der Wärmepumpen setzen die Stadtwerke Ökostrom aus PV-, Wind- und Wasserkraftwerken ein.
Partner der Stadtwerke SH für die Haustechnik der kalten Nahwärme ist die stn GmbH aus Schleswig. Der Anlagenbauer wiederum arbeitet eng mit dem Hersteller Waterkotte in Herne zusammen, der die Wärmeerzeuger konfigurierte. Die Wärmelieferung erfolgt über ein Contracting-Modell, mit den Stadtwerken SH als Contractor.