Wer hält sich heute nicht alles für innovativ? Wer nimmt denn gerade heute im Zeitalter von Digitalisierung und Big, Bigger Data nicht für sich in Anspruch, ein smarter Marktführer oder gar ein Pionier zu sein? Wer ergeht sich denn heute nicht in Superlativen? Gibt es die heute überhaupt noch, die, die das nicht tun? Gibt es die heute überhaupt noch, die sich dem kollektiven "besser-schneller-höher-weiter-und-sowieso-effizienter"-Wahnsinn (selbst)bewusst entziehen? Und die Wirtschaft mit echter, sprich: messbarer, Leistung füttern, die Marktpartner mit Taten überzeugen und somit die echten "Leader", die echten Wegbereiter sind?
Ja. Es gibt sie tatsächlich noch. Man muss aber genau hinschauen. Und wenn man sie findet, dann lernt man dabei etwas über Marktpsychologie und Kontinuität und, natürlich, über Selbstbewusstsein.
Ganz konkret, für den Markt der Heizungs- und Lüftungstechnik gesprochen, zeichnet sich doch ein ähnliches Bild ab. Da gibt es auf der einen Seite eine große Masse, welche – der eine vom anderen (produkttechnisch) heute kaum mehr unterscheidbar – für sich in Anspruch nimmt, wegbereitend und forsch voranzuschreiten, mit dem Ziel, die Wärme- und Energiewende proaktiv mitzugestalten.
Auf der anderen Seite, da tummeln sich die tendenziell vielleicht kleineren Vertreter, was aber noch lange nicht heißt, dass das ein Manko ist. Im Gegenteil. Jene Seite ist bedeutend spannender, vielleicht sogar sympathischer. Warum? Ganz einfach darum, weil man, wenn man sich beispielsweise im Rahmen eines Messebesuchs Zeit nimmt, Individuen entdeckt. Anbieter und Hersteller mit eigenem, geschärftem Profil. Es ist genau diese Seite, auf der man, wenn man noch genauer hinschaut, die echten Wegbereiter erkennt.
Also, bleiben wir für einen Moment auf dieser spannend-sympathischen Seite des Heizungs- und Lüftungstechnikmarkts. Auf wen treffen wir da wohl?
Wir haben 25 Jahre Geschichte nicht einfach über Bord geworfen
Hier treffen wir zum Beispiel auf die Heinemann GmbH mit Sitz in Dießen am Ammersee. Viel Überzeugungsarbeit hat das Unternehmen im Bereich der Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung (WRG) geleistet – Pionierarbeit, wenn man so will – und feiert in diesem Jahr das 25. Jubiläum.
Warum nicht Wegbereiter sein für bessere Raumluft? Dies hat sich wohl der Gründer der Heinemann GmbH fest vorgenommen, als er im Jahre 1992 mit dem Vertrieb von lufttechnischen Geräten begann. Horst Heinemann war damals ein Pionier, das kann man so stehen lassen.
Dennoch hatte auch er ein Vorbild. Ein Vorbild in der Gestalt seiner Frau, die als gebürtige Finnin den Nutzen und den Komfort einer Lüftungsanlage (schon) zu schätzen wusste. So führte diese Verbindung schließlich zu einem Exklusiv-Vertrieb der seit 1975 in Finnland marktführenden Geräte der Firma Vallox Oy, Loimaa. Ein technischer und wirtschaftlicher Vorstoß, der im frisch wiedervereinigten Deutschland auf Unverständnis oder gar Ablehnung gestoßen sein muss.
"Wohnraumlüftung, Luftwechsel, Raumluftqualität…? Ach wo, bei uns riecht es doch nicht…!", so oder zumindest so ähnlich müssen damals die verdutzten Endverbraucher geklungen haben ob des "exotischen" Angebots. Die Heinemann’sche Idee war also zunächst einigen Widerständen ausgesetzt, ehe sie sich, flankiert von Wärmeschutz-/Energieeinsparverordnung (EnEV) und einer sich wandelnden Baukultur, zu einem akzeptierten gebäudetechnischen System entwickelt hat, das heute nicht mehr wegzudenken ist. Heinemann setzte auf die klassischen Tugenden: Funktionierende Pakete aus praxisgerechten und bewährten Lüftungsprodukten, eine motivierte Mannschaft sowie eine verlässliche Vertriebsstruktur.
Wir haben nach wie vor ein dickes Brett zu bohren
Und heute? Alles rosig? Bedarf an Lüftungstechnik komplett gedeckt?
"Was wir erlebt haben und nach wie vor erleben, ist eine drastische Veränderung der Baukultur, aber keine Änderung der Wohnkultur", beschreibt Bernhard Fritzsche die aktuelle Situation und sieht sich, wie Horst Heinemann in den 90er-Jahren, in der Pflicht, weiter aktiv für eine Veränderung der Wohnkultur – vor allem der Lüftungskultur – zu sorgen. Ein dickes Brett, weiß der Diplom-Ingenieur (FH), der seit mittlerweile zwölf Jahren die Geschicke der Firma lenkt und seit weit über zwei Jahrzehnten in der Raumlufttechnik verortet ist.
Ein dickes Brett ist auch, ein Traditionsunternehmen, welches zudem von den angebotenen Produkten und Systemen her äußerst spezialisiert ist, in die Zukunft zu führen. In eine relativ nahe Zukunft, welche geprägt sein wird von tiefgreifenden Umbrüchen. Internet of Things, Data Mining, Big Data, Smart Meter, Smart Grids, Smart Cities, Smart Buildings und Smart Homes kennzeichnen schlag(un)wortartig einige Entwicklungen, welche die Haus- und Gebäudetechnik im Allgemeinen sowie die Heizungs- und Lüftungstechnik im Speziellen in den kommenden Jahren wesentlich verändern (könnten). Oder anders ausgedrückt: Im Zeitalter der digitalen Revolutionen wird jedes Rädchen im Getriebe auf den Prüfstand gestellt. Ja, es muss sogar auf den Prüfstand gestellt werden.
"»Prüfstand« und »Weiterentwicklung« – unter diesen beiden Gesichtspunkten hatten wir bereits vor fünf Jahren im Kreise langjähriger Mitarbeiter erste Ansätze besprochen, die Firma Heinemann auf der einen Seite und die Marke Vallox auf der anderen Seite neu zu denken", so Fritzsche.
Die Ideen reiften daraufhin, bis schließlich im Rahmen der ISH 2017, Frankfurt/M., die sprichwörtliche „Bombe“ platzte: "Bye Bye Heinemann – Hello Vallox", hieß es da selbstbewusst.
Da gehört tatsächlich eine "gute Portion Schneid" dazu, würde man im oberbayrischen Dießen am Ammersee, dem Sitz der frisch gebackenen Vallox GmbH, sagen. In der Tat. Aber Geschäftsführer Bernhard Fritzsche kann die treuen Kunden beruhigen: "Wir haben 25 Jahre Geschichte nicht einfach über Bord geworfen. Wir sind stolz auf unsere Tradition im Lüftungsmarkt. Jedoch war es uns sehr wichtig und auch ein echtes Bedürfnis, unseren Markenauftritt nach innen und außen insgesamt zu verjüngen, drohendes Markenchaos zu vermeiden und die Produktpalette klarer zu fokussieren."
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Wir haben Mut bewiesen
Fritzsche freut sich: "Wir fühlen uns richtig gut damit und wir sind alle froh, dass wir das umgesetzt haben." Dass das keine bloße Floskel ist, nimmt man ihm ab. Ganz einfach aus dem noch einfacheren Grund: Ein Kunde aus dem Fachhandwerk kauft jetzt bei Vallox Vallox-Produkte. So weit, so klar. Für Klarheit, oder besser ausgedrückt: Reinheit, dafür steht auch das neue Motto von Vallox: "Home of fresh air".
Durchatmen ist angesagt – auf ganzer Produktlinie mit ihrem gemeinsamen Nenner "Verbesserung der Raumluftqualität". Will konkret heißen: Verfeinerung der angebotenen Lösungen und Systeme, anstatt die Palette immer weiter in die Breite auszudehnen. Vallox schärft demnach das eigene Profil. Das ist sympathisch – wir hatten es am Anfang des Beitrags.
So hat Vallox mit der "Flat Box" aktuell beispielsweise eine "All-in-all"-Lösung in Sachen Luftverteilung im Geschosswohnungsbau bzw. Mehrfamilienhaus vorgestellt. Bei Lüftungsanlagen mit einem gebäudezentralen Lüftungsgerät, wie zum Beispiel einem "Vario"-Gerät aus der Vallox-"Commercial Line" (1.000 bis 3.500 m³/h), werden mit Hilfe der neuen "Flat Box" einzelne Wohnungen mit Außenluft versorgt.
Sie vereint in einem kompakten Modul vier elementare Bauteile: Volumenstromregler, Schalldämpfer, Verteiler und Steuerung. Die "Flat Box" kann sowohl in der abgehängten Decke als auch in der Vorwandinstallation der jeweiligen Wohneinheit montiert werden. Der Wohnungseigentümer oder Mieter hat also lediglich das Bedienteil sichtbar in seiner Wohnung montiert. Von dort aus wählt er zwischen drei Betriebsarten: Manuell, Automatik oder Zeitprogramm.
"Die »Flat Box« ermöglicht damit eine große Planungs- und Ausführungssicherheit. Die Konfiguration wird im Vorfeld auf Basis der Planung erstellt und vor Ort per USB in die »Flat Box« integriert – Änderungen der Parameter sind jederzeit möglich", betont Fritzsche weitere Produktfeatures.
Apropos "Features". Was hat sich denn so in Sachen Regelung getan?
"Da haben wir mit »MyVallox« eine ganz pfiffige Lösung im Angebot, welche unsere Wand- und Decken-Lüftungsgeräte der Vallox-»Professional Line«, mit Luftvolumenströmen von 200 bis 850 m³/h, gekonnt mit dem Nutzer vernetzt", bringt es der Vallox-Geschäftsführer auf den Punkt.
Die "MV"-Lüftungsgeräte ("MV" = "MyVallox") sind serienmäßig mit einem Webserver ausgestattet, welcher verschiedene Arten der Steuerung und Regelung ermöglicht, zum Beispiel die Bedienung oder Fernwartung via mobiler Endgeräte wie Smartphone, PC und Tablet. Durch eine LAN-Einbindung lassen sich die Lüftungssysteme in das Heimnetzwerk integrieren – die Möglichkeit der manuellen Bedienung besteht jedoch auch weiterhin. Die serienmäßige, bedarfsgesteuerte Feuchteregulierung wird durch den Anschluss von CO!SUB(2)SUB!- und/oder weiteren Feuchtesensoren ergänzt. Eine Integration in Gebäudeleittechniksysteme auf KNX- oder Modbus-Basis erfolgt durch die entsprechende Bus-Einheit.
Wir sind auch über unseren eigenen Schatten gesprungen
Und für den "kleineren Geldbeutel", der die Beschaffenheit der Raumluftqualität aber nicht dem Zufall überlassen möchte?
Für diese Kundengruppe stieß Vallox vergangenes Jahr in den Bereich der dezentralen Wohnraumlüftung vor: "Unser dezentrales Lüftungsgerät »B44« bietet einen wirtschaftlich attraktiven Einstieg in die Lüftung mit Wärmerückgewinnung zum Feuchte- und Schimmelschutz von kleinen bis mittleren Wohneinheiten", betont Fritzsche.
Das "B" steht dabei für "Basic" – neben der "Commercial Line" und "Professional Line" also die dritte Vallox-Produktlinie. Vorteile des Systems "B44", das seit Mai 2016 erhältlich ist, sind neben dem moderaten Einstiegspreis vor allem die einfache Planung, Installation und Inbetriebnahme der Geräte. Die Inbetriebnahme wird so zum Beispiel durch die "Basic-Connect"-Software entspannter: Jedes Bedienelement kann mit einem Notebook in nur einem Schritt konfiguriert werden. Diese Einstellungen werden gespeichert und dann einfach auf die nächsten Bedienelemente übertragen.
"Leicht gemacht haben wir uns den Schritt hinein in den Markt der dezentralen Wohnraumlüftung aber nicht. Wir haben ihn dann schließlich bewusst getan – mit einem Produkt, das sich auch in Sachen Abführung des anfallenden Kondensats oder in Sachen akustischer Behaglichkeit sehen lassen kann", kommentiert Bernhard Fritzsche.
Wir ziehen ein Fazit
Und wie kommt das Ganze (d.h., neuer Markenauftritt und sortierte Produktwelt) bei den Kunden und Marktpartnern aus Fachhandwerk, Fachplanung und Fachhandel an? "Die Wirkung im Markt ist äußerst positiv", zieht der Vallox-Geschäftsführer eine erste Bilanz und fügt hinzu: "Für alle ist klar erkennbar, dass wir uns positiv weiterentwickelt haben. Der einheitliche Auftritt ist eine große Chance auch für unsere exklusiven Vertriebspartner GC und G.U.T. Die Neuausrichtung und das frische »mission statement« haben uns neue Türen geöffnet." Hier habe die finnische und deutsche Marketingmannschaft im Einklang wirklich ganze Arbeit geleistet und den Markenauftritt einmal ganz und gar überarbeitet.
Es bleibt demnach festzuhalten, dass Spezialisierung auf ein Kerngeschäft – hier: die Lüftungstechnik – und ein klares, geschärftes Profil ganz und gar nicht schaden. Im Gegenteil: Es fördert die positiven Eigenschaften eines Unternehmens, sein Können und Know-how zu Tage. Das Unternehmen wird unterscheidbar und als wichtiges Individuum in der Masse an Herstellern und Anbietern (wieder)erkannt! Das ist essentiell, heute mehr denn je! Das ist kein Relikt aus grauer Vorzeit und passt gut in unsere smart-vernetzte Zeit!