Das österreichische Unternehmen Fronius Solar Energy ist einer der großen Anbieter aus der Wechselrichterbranche.
Interview mit Martin Hackl, Global Director Sales & Marketing der Sparte Solar Energy bei der Fronius International GmbH
Das österreichische Unternehmen Fronius Solar Energy ist einer der großen Anbieter aus der Wechselrichterbranche.
Die HeizungsJournal-Redaktion sprach mit Martin Hackl, Global Director Sales & Marketing von Fronius Solar Energy, über die aktuellen Herausforderungen des Marktes, Produktlösungen im Bereich klimafreundliches Heizen sowie die Zusammenarbeit mit dem SHK-Fachhandwerk.
Herr Hackl, wie erleben Sie derzeit den Markt im Bereich Solarstromprodukte?
Die Situation am europäischen Solarmarkt ist für viele Unternehmen angespannt. Das haben auch wir in den vergangenen Jahren gespürt. Die Herausforderungen entstanden in einem Spannungsfeld aus extrem hoher Nachfrage bei zugleich auftretenden Einschränkungen hinsichtlich der Bauteilverfügbarkeit.
Europäische Hersteller wie Fronius waren davon besonders betroffen und die gesamte Branche spürt die Nachwirkungen bis heute. Dementsprechend haben wir mit unseren Partnern an Lösungen gearbeitet und unsere Produktionskapazitäten im oberösterreichischen Sattledt bei Wels massiv erweitert.
Wo liegen die Schwerpunkte des Kundeninteresses?
Mit unserem gut durchdachten Portfolio bieten wir Prosumer-Märkten spannende „Plug and Use“-Lösungen mit denen die Bereiche Strom, Wärme, Kälte und Mobilität perfekt steuerbar sind. Die Nachfrage nach unseren entsprechenden Produkten ist weiterhin ungebrochen hoch und wir sind mit den umgesetzten Kapazitätssteigerungen in unserer Produktion nun bestens gerüstet, um diese zu erfüllen.
Heizen bzw. Kühlen mittels Solarstrom über Wärmepumpen, Klimageräte und Heizstäbe ist so aktuell wie nie zuvor: Mit welchen großen Heizungsanbietern kooperieren Sie derzeit und über welche Erfahrungen können Sie da berichten?
Einige unserer Partner in diesem Bereich sind Bosch, iDM, M-Tec, Nibe, ÖkoFEN und Wolf. Diese Unternehmen produzieren Wärmepumpen, die von sich aus modulierend heizen und mit unseren Wechselrichtern über offene Schnittstellen, wie die Solar API, kommunizieren. So ist eine effiziente Nutzung des PV-Überschusses möglich.
Und Sie haben dazu spezielle Lösungen entwickelt ...
Ja, neben dieser Zusammenarbeit bieten wir unser eigenes Produkt in diesem Bereich an, den Fronius-„Ohmpilot“. Dieser Verbrauchsregler ermöglicht es, Heizstäbe stufenlos mit Solarenergie zu versorgen, wodurch der PV-Eigenverbrauch maximiert wird. Der „Ohmpilot“ kann ohmsche Verbraucher wie Heizstäbe oder Infrarotpaneele von 0 bis 9 kW regeln und dabei die überschüssige PV-Energie wattgenau nutzen.
Besonders spannend ist die Tatsache, dass der „Ohmpilot“ in Kombination mit gängigen Wärmepumpen eingesetzt werden kann. Dies ermöglicht die Nutzung des vollen Potentials der Solarenergie. Ein weiterer Vorzug des „Ohmpilots“ ist die Möglichkeit, die Temperatur im Pufferspeicher oder Boiler mehr zu erhöhen, als es bei den meisten Wärmepumpen der Fall ist, da diese oft auf etwa 55 °C begrenzt sind. Dadurch können auch Schlechtwetterperioden von mehreren Tagen überbrückt werden, ohne dass die Wärmepumpe eingeschaltet werden muss, was wiederum zu einer längeren Lebensdauer beiträgt.
Welche Bedeutung haben für Sie Stromspeicher und in welchem Umfang werden diese bereits eingesetzt, um Heizanwendungen zu unterstützen?
Stromspeicher spielen eine bedeutende Rolle in der Verwirklichung unserer Vision von „24 Stunden Sonne“. Unsere Hybridwechselrichter sind daher so konzipiert, dass sie mit zwei führenden Stromspeicherprodukten kompatibel sind. In naher Zukunft werden wir dieses Portfolio um einen weiteren Speicher erweitern. Besonders im Wärmesektor erweisen sich Stromspeicher immer mehr als äußerst wichtig.
Welche Entwicklungen sehen Sie da?
Heizsysteme sind bekanntermaßen rund um die Uhr in Betrieb, auch zu Zeiten, in denen die PV-Anlagen nur wenig Energie produzieren. In solchen Situationen können Stromspeicher diese Energielücke effektiv schließen. Unser Hybridsystem ist besonders gut geeignet, um Heizbedarfe zu unterstützen, selbst im Notstromfall. Es kann auch große Verbraucher wie dreiphasige Wärmepumpen ohne Unterbrechung mit Strom versorgen.
Eine unabhängige Prüfung bei der „Stromspeicherinspektion 2023“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) hat gezeigt, dass unsere Lösung hier zu den effizientesten Systemen gehört. In dieser Studie wurde sogar eine Wärmepumpe simuliert, um die Leistungsfähigkeit und Effizienz unseres Hybridsystems zu überprüfen.
Wie läuft denn das Geschäft im Bereich der E-Mobilität mit beispielsweise Wallboxen und Solar-Carports?
Wir sehen eine hohe Nachfrage nach unseren E-Mobilitätslösungen in Kombination mit einer PV-Anlage, da ein Elektroauto nur dann wirklich ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, wenn es mit „grünem Strom“, vorzugsweise vom eigenen Dach, geladen wird. Daher wird in Deutschland bei bestehenden Wohngebäuden das Gesamtpaket aus Elektroauto, Wallbox und PV-Anlage mit Speicher innerhalb der KfW-Förderung 442 berücksichtigt (Anm. d. Red.: Antragstellung war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses schon nicht mehr möglich, da die Fördermittel in diesem Zuschuss-Programm, lt. KfW, ausgeschöpft sind). Durch diese Maßnahme sehen wir einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach unserem Fronius-Komplettpaket.
Welche Lösungen bieten Sie auf dem Feld der Verknüpfung von Erzeugern und Verbrauchern?
Das Einbinden der Sektoren Wärme und Mobilität hat in unserem Portfolio einen besonders hohen Stellenwert. So haben wir beispielsweise die gesamte Batterieladetechnologie in unseren Hybridwechselrichter Fronius-„GEN24 Plus“ integriert. Dass wir dabei speziell auf höchste Wirkungsgrade gesetzt haben, wurde von der HTW Berlin mehrfach untersucht und belegt.
Und was gibt es beim Energiemanagement zu berichten?
In Bezug auf das Energiemanagement bieten wir verschiedene Lösungen an. Zum einen verfügen unsere Wechselrichter über digitale Ausgänge, mit denen große Verbraucher, wie Poolpumpen, effizient mit PV-Überschuss versorgt werden können. Darüber hinaus stellen wir offene Schnittstellen am Wechselrichter zur Verfügung wie beispielsweise den Modbus RS485 oder eine API-Schnittstelle. Über diese können direkt kompatible Geräte wie zum Beispiel Wärmepumpen nahtlos mit PV-Überschuss versorgt und gesteuert werden.
In Kombination mit spezialisierten Geräten wie dem „Ohmpilot“ oder dem Fronius-„Wattpilot“ bieten wir eine „All-in-one“-Lösung, die so wenig zusätzliche Hardware wie möglich benötigt. Moderne Tools zur Inbetriebnahme, Steuerung und das laufende Monitoring ergänzen dieses Gesamtpaket.
Unsere Leserschaft besteht schwerpunktmäßig aus SHK-Fachhandwerkern und TGA-Planern: Was bietet Fronius, um die Kooperation unter den Gewerken zu optimieren?
Der hohe Stellenwert partnerschaftlicher Beziehungen und qualitativer Serviceleistungen auf allen Ebenen zeichnet uns seit über 30 Jahren aus. In diesem Sinne sind wir besonders stolz auf unser „System-Partner-Programm“, in dem wir Installateure speziell auf unsere Produkte schulen. Wir befähigen sie dadurch nicht nur, kleinere Reparaturen direkt beim Kunden vorzunehmen, sondern ermöglichen dabei den Zugriff auf sämtliche Fronius-Serviceleistungen. Wir stehen mit unseren Systempartnern auch in ständigem Austausch und versorgen sie mit allen aktuellen Informationen zu unseren Neuerungen und Entwicklungen, sodass diese direkt dort zum Einsatz kommen, wo sie benötigt werden.
Wie leisten Sie Unterstützung, damit Projekte einfacher zu realisieren sind?
Planung, Installation, Inbetriebnahme und Wartung unserer Systeme werden durch das nutzerzentrierte Design all unserer Anwendungen für die einzelnen Projektschritte vereinfacht. Mit einem breiten Angebot an Schulungen, Trainings, „How-to“-Videos und unserem digitalen Portfolio aus Tools und Apps unterstützen wir alle, die im Laufe des Prozesses von der Planung bis zur Wartung einer PV-Anlage involviert sind. Komponenten wie Wärmepumpen können so ohne großen Aufwand einfach und rasch integriert werden.
Beim kürzlich organisierten „Production Power Summit 2023“, zu dem Sie an Ihren Stammsitz eingeladen hatten, präsentierte Ihr Unternehmen aktuelle Neuerungen auf einigen Ebenen. Was waren die Kernbotschaften?
Neben Ansätzen zur Steuerung widerstandsfähiger Lieferketten konnten wir bereits umgesetzte Maßnahmen zur Erhöhung der Outputleistung – wie den Ausbau der Produktion in Sattledt bei Wels – vorzeigen. Die Produktionsfläche wurde nahezu verdoppelt und die Produktionskapazitäten konnten damit in den letzten beiden Jahren deutlich gesteigert werden. Eine Verdreifachung der Lagerkapazität wird die Verfügbarkeit der Produkte zusätzlich stärken.
Darüber hinaus versorgt ein innovatives Logistiksystem die verdoppelte Anzahl an Solar-Fertigungslinien mit vorkommissionierten Bauteilpaketen. Im modernisierten Prüfzentrum werden automatisiert Abschlusstests und der Dauerbelastungstest durchgeführt. Unser neues Hochregallager ermöglicht ein vollautomatisches Ein- und Auslagern und auch beim Warenausgang konnten wir die Kapazitäten verdoppeln.
Dienstag, 02.04.2024