Smart Home: Interview mit Dr. Peter Schnaebele, Geschäftsführer Robert Bosch Smart Home GmbH

Ein Gespräch über Produkte, Dienstleistungen und Perspektiven beim Smart Home

Smart Home - ein Konzept mit Zukunft. Auch Bosch bietet hier neue interessante Produkte. Dr. Peter Schnaebele, Geschäftsführer der Robert Bosch Smart Home GmbH beantwortet im HeizungsJournal-Interview Fragen rund um das Thema Bosch und Smart Home.

Bosch stärkt sein Geschäft mit Lösungen für das intelligent vernetzte Zuhause. Unter dem Dach der neuen Tochtergesellschaft Robert Bosch Smart Home GmbH bündelt das Unternehmen seit 1. Januar 2016 seine Smart-Home-Aktivitäten inklusive zugehöriger Software- und Sensorik-Kompetenzen. Im Interview mit dem HeizungsJournal erläutert Dr. Peter Schnaebele, Geschäftsführer Robert Bosch Smart Home GmbH, die vielfältigen Produkte, Dienstleistungen und Perspektiven und betont den Stellenwert der Wärmeerzeugung als wesentlichen Bestandteil der intelligenten Haussteuerung.

Der Markt für Smart Home-Produkte, -Systeme und -Anwendungen ist durch Heterogenität gekennzeichnet. Immer undurchsichtiger werden die Angebote beispielsweise rund um das Thema "Smart Heating" bzw. "Smarte Thermostate". Wie beurteilen Sie diesen Trend?

Ja, der Smart Home-Markt ist noch relativ jung und fragmentiert. Es werden sehr viele digital steuerbare Einzellösungen im Heizungsumfeld angeboten, die unter dem Dach "Smart Home" subsumiert werden. Daher ist das Thema für Kunden sehr schwer greifbar. Nutzen und Mehrwert werden nicht klar vermittelt. Aus diesem Grund setzen wir bei unserem Bosch-Smart-Home-System zum Beispiel auf maximale Einfachheit bei Installation und Bedienung.

Zudem wachsen durch übergreifende Systeme, wie dem Bosch-Smart-Home-System, die verschiedenen Bereiche im Zuhause zusammen: Zum Beispiel meldet der Tür-/Fensterkontakt, dass das Fenster geöffnet wird. Daraufhin regelt das System die Heizung in dem Zimmer automatisch herunter oder aber es wird zukünftig im Abwesenheitsmodus ein Einbruchalarm ausgelöst.

Trotz des noch jungen Marktes sehen wir für Smart Home-Lösungen große Potentiale: Marktexperten prognostizieren, dass allein bis zum Jahr 2020 weltweit 15 Prozent aller Haushalte mit Smart-Home-Technologien ausgestattet sein werden.

Welche Motivation und welche Ziele stehen in diesem Zusammenhang hinter der Gründung der Robert Bosch Smart Home GmbH?

In den relevanten Bereichen des vernetzten und internetfähigen Zuhauses, wie beispielsweise Thermotechnik, Sicherheit, Gartenwerkzeuge und Hausgeräte, ist Bosch bereits heute in marktführenden Positionen. Außerdem verfügt Bosch über fundiertes Know-how im Software- und Sensorikbereich. So ist es für uns nur konsequent, die verschiedenen Bereiche und Kompetenzen miteinander zu verknüpfen. Unter dem Dach der neuen Tochtergesellschaft Robert Bosch Smart Home GmbH bündelt Bosch daher seit 1. Januar 2016 seine Smart-Home-Aktivitäten.

Unser Ziel ist es, ein übergreifendes und ganzheitliches Smart Home-System zu etablieren, bei dem der Nutzer im Mittelpunkt steht. Daher integrieren wir starke Partner wie Buderus, Junkers und Philips, um den Wunsch der Kunden nach mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz bestmöglich zu bedienen. Die ersten intelligent miteinander verbundenen Produkte von Bosch sind bereits auf dem Markt erhältlich. Im Laufe des Jahres werden weitere Lösungen im Bereich Sicherheit und Hausgeräte in das Bosch-Smart-Home-System integriert.

Der Markt für Smart Home steckt in Deutschland aktuell noch in den "Kinderschuhen". Mit welchen Details kann bzw. wird das jüngst vorgestellte Bosch-Smart-Home-System die Anwenderinnen und Anwender überzeugen?

Systemseitig bietet Bosch eine langfristig ausgelegte Plattform, über die die Produkte interoperabel miteinander kommunizieren und Routinetätigkeiten im Hintergrund regeln. Wenn zum Beispiel ein Fenster geöffnet wird, veranlasst das System automatisch das Herunterregeln der Heizung.

Zudem verfügt Bosch über eine hohe Branchen-Expertise und hat hohe Anforderungen an die Qualität und die Zuverlässigkeit der angebotenen Lösungen. Darauf können sich unsere Kunden verlassen.

Auch die Integration von Partnern erhält eine zentrale Rolle. Wir etablieren ein offenes System für starke Partner, um den Nutzern eine übergreifende Lösung bieten zu können.

Für uns hat das Thema Datenschutz und -sicherheit im Bosch-Smart-Home-System höchste Priorität. Beispielsweise hat der Nutzer die volle Kontrolle über seine Nutzerdaten.

Wie Sie sehen, steht bei uns der Nutzer mit seinen Bedürfnissen immer im Mittelpunkt. Die einfache Installation und die intuitive Steuerung durch eine zentrale App tragen ebenfalls zu einer positiven "User Experience" bei. Durch diese Merkmale kann Bosch die Sicherheit bieten, die bei einem entsprechend jungen Markt hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Vertrauen für Kunden kaufentscheidend sein wird.

**"Datenoffenheit" gilt als wichtige Grundlage dafür, dass Smart Home-Anwendungen die nötige Akzeptanz bei den Nutzern finden. Können auch Geräte anderer Anbieter in das Bosch-Smart-Home-System integriert werden? Wenn ja, auf welchen Kommunikationsstandard wird hierbei gesetzt? **

Ja, diese Möglichkeit besteht. Wir fokussieren uns zunächst auf die Integration von starken Marken wie Buderus, Junkers und Philips. Unser Ziel ist es, den Kunden eine durchdachte und ganzheitliche Lösung anzubieten, die ihm einen Mehrwert bietet. Hinzu kommt der Aspekt, dass wir sehr hohen Wert auf Datensicherheit legen.

Momentan entwickelt sich der Smart Home-Markt rasant. Wir beobachten die unterschiedlichen Ansätze und Marktteilnehmer mit großem Interesse und halten unser System für die Zukunft offen. Das Bosch-Smart-Home-System kommuniziert mit den ersten Produkten über ein verschlüsseltes proprietäres Funkprotokoll. Zusätzlich verwenden wir im System das Standard-Funkprotokoll "Zigbee" und ermöglichen außerdem eine standardisierte Kommunikation über "EEBus". Daher setzen wir bei der Vernetzung auf offene Standards, um das System so nutzerfreundlich wie möglich zu halten. Ein zusätzlicher USB-Port in der zentralen Steuereinheit, dem Bosch-Smart-Home-Controller, stellt sicher, dass zukünftig auch andere Funkstandards ergänzt werden können, um die Zusammenarbeit mit Partnern für weitere Geräte auszubauen.

**Mit welchen Partnern arbeitet Bosch beim Thema Smart Home aktuell zusammen? **

Heizungsanlagen von Buderus und Junkers können in das Bosch-Smart-Home-System eingebunden werden: Integrierbar sind internetfähige Öl- und Gas-Wärmeerzeuger mit serienmäßig eingebauter IP-Schnittstelle oder mit einem nachrüstbaren IP-Gateway und Systemregler, welche die installierenden Fachunternehmen in kompatible Heizgeräte einbauen. Mit dieser intelligent vernetzten Gesamtlösung wird das Bosch-Smart-Home-System noch komfortabler und energieeffizienter, da immer genau so viel Wärme bereitsteht wie gerade benötigt wird.

Im Bereich Licht arbeitet Bosch mit dem Partner Philips zusammen. Die Leuchten der Philips-"Hue"-Produktfamilie lassen sich über das Bosch-Smart-Home-System steuern. So kann die Beleuchtung nach den individuellen Vorlieben mit einem Klick über die Bosch-Smart-Home-App angepasst und zum Beispiel die Wohnung von unterwegs beleuchtet werden und so bewohnt erscheinen.

Bosch-Smart-Home ist ein offenes System und es ist geplant, dieses auszubauen und weitere Partner in den verschiedensten Domänen zu integrieren.

**"Datensparsamkeit", "Datensicherheit" und "Datenschutz" sind beherrschende Schlagworte, wenn es um intelligente und vernetzte Gebäude bzw. Gebäudetechnik geht. Wie erfüllt Bosch diese Themen mit Leben? **

Die Rechte der Nutzer haben höchste Priorität und erfüllen das Maximum an Standard für Datenschutz und Datensicherheit. Unter anderem hat Bosch hierfür ein "Center of Competence" für Produktsicherheit eingerichtet. Das Bosch-Smart-Home-System schützt alle persönliche Daten, indem sie im Smart-Home-Controller gespeichert werden. Nur bei ausdrücklicher Aktivierung, etwa bei der Nutzung der Smart-Home-App von unterwegs, werden genau die Daten über das Internet verschickt, die der Nutzer für die Anwendung freigibt. So hat er volle Transparenz und bestimmt selbst, ob und in welchem Umfang er Daten in die Cloud geben möchte. Dabei arbeiten wir mit einer Bosch-spezifischen Cloud mit Standort in Deutschland (sie unterliegt also dem deutschen Datenschutzrecht), die dem Nutzer einen sicheren und bewussten Umgang mit seinen Daten garantiert.

**Welche Rolle spielen die installierenden Fachunternehmen, beispielsweise das SHK- oder Elektro-Handwerk, und Fachplanungsbüros für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) im Smart-Home-Konzept von Bosch? **

Installierende Fachunternehmen können das Bosch-Smart-Home-System direkt über Buderus und Junkers beziehen und deren Kunden anbieten. Die Wärmeerzeugung ist ein wesentlicher Bestandteil der intelligenten Haussteuerung. Dadurch wird die Attraktivität des Heizungssystems deutlich erhöht.

Weil das Bosch-Smart-Home-System auf Funktechnik basiert, lassen sich damit auch bestehende Wohngebäude einfach und ohne bauliche Maßnahmen ausrüsten. Um die Zentralheizung zu vernetzen, wird der Smart-Home-Controller über einen Router und ein IP-Gateway mit dem Buderus- oder Junkers-Wärmeerzeuger verbunden. Bei Heizungsanlagen der neuesten Generation von Buderus und Junkers ist die IP-Schnittstelle bereits im Gerät installiert. Für zahlreiche ältere Wärmeerzeuger von Buderus und Junkers ist die Internetfähigkeit über ein IP-Gateway durch installierende Fachunternehmen nachrüstbar.

Donnerstag, 14.07.2016