In den Heizungshallen der beiden Frühjahrsmessen des Jahres 2024 – der SHK+E im März in Essen und der IFH/Intherm im April in Nürnberg – dominierte klar ein Thema: die Wärmepumpe.
Markteinbruch nach Rekordjahr - Branchenbericht 2024 – Teil 1
In den Heizungshallen der beiden Frühjahrsmessen des Jahres 2024 – der SHK+E im März in Essen und der IFH/Intherm im April in Nürnberg – dominierte klar ein Thema: die Wärmepumpe.
Kaum ein Hersteller von Heizungssystemen, der keine Wärmepumpe auf seinem Messestand präsentiert hat. Doch die Stimmung nach dem Rekordabsatz in Vorjahr war getrübt, denn die Nachfrage ist zuletzt deutlich eingebrochen.
Politik macht Markt, mit allen Konsequenzen, wie sich wieder einmal im Heizungsmarkt zeigt. Wie politisch gewünscht, kletterte der Absatz von elektrischen Heizungswärmepumpen Jahr für Jahr. 2023 war das achte Rekordjahr in Folge (Abb. 1). Insgesamt wurden 356.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt (+51 Prozent), davon 330.000 Luft/Wasser-Wärmepumpen (+57 Prozent) sowie 26.000 erdgekoppelte Anlagen (-1 Prozent). Doch schon gegen Ende des Jahres war der Schwung raus aus dem Markt. Die langwierige politische Debatte um den Wärmemarkt sorgte und sorgt immer noch für Verunsicherung bei Verbrauchern. Die offiziellen Zahlen des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) für das erste Quartal 2024 zeigen denn auch für Heizungswärmepumpen einen deutlichen Absatzeinbruch von 52 Prozent. Nunmehr wurden nur 46.000 Geräte abgesetzt. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2023 waren es noch 96.500 Stück (Abb. 2).
„Der Markt für Heizungsmodernisierung ist aktuell geprägt von einer tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, erklärt Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des BDH, die Marktsituation. „Vor allem hat die langwierige und öffentliche politische Debatte um den gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen ist. Zudem ist noch zu wenig bekannt, welche technischen Möglichkeiten das GEG (Gebäudeenergiegesetz) jetzt bietet und wie Heizungen gefördert werden.“
Nun rücke das von Industrie und Handwerk unterstützte Ziel der Bundesregierung von 500.000 Wärmepumpen in diesem Jahr in weite Ferne. Der BDH schätzt, dass im laufenden Jahr weniger als 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Die aktuelle Marktentwicklung sei ein Rückschlag für die Wärme-wende insgesamt. „Heizungsindustrie und Handwerk haben ihre Hausaufgaben gemacht und die im Rahmen des Wärmepumpengipfels getroffenen Zusagen umgesetzt“, so Staudt. Im vergangenen Jahr hätten die Hersteller Produktionskapazitäten für Wärmepumpen in Europa mit Investitionen in Milliardenhöhe aufgebaut.
Der getrübten Stimmung zum Trotz nutzten viele Hersteller die beiden Frühjahrsmessen SHK+E im März in Essen und IFH/Intherm im April in Nürnberg, um über ihr Produktprogramm und dabei besonders auch über ihre Wärmepumpen zu informieren. Das GEG lasse eine Vielzahl von heiztechnischen Lösungen zu, bekräftigte Staudt. „Der Informationsaustausch ist jetzt wichtiger denn je, damit sich Handwerk und Industrie gemeinsam dafür einsetzen, dass aus Paragrafen und Gesetzen eingebaute Heizungen werden.“
Doch schauen wir uns einmal auf den beiden Messen bei einigen Ausstellern um. Nachfolgend nur einige Produktbeispiele – weitere folgen in den kommenden HeizungsJournal-Ausgaben.
Wissenslücken bei Verbrauchern sowie hohe Abgaben und Steuern auf Strom seien für die Hersteller substantielle Herausforderungen, bemerkte Dr. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland (Abb. 3). Dabei seien Wärmepumpen die „umweltfreundlichste und effizienteste Lösung für die Wärmeversorgung von Gebäuden. Sie können in rund 70 Prozent aller Gebäude ohne größere Umbaumaßnahmen für Wärme und Warmwasserkomfort sorgen“. Als Highlight präsentierte Vaillant die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe "aroTherm Split plus", die sich insbesondere für Einfamilienhäuser eignet (Abb. 4). Erhältlich sei sie in den drei Leistungsgrößen 3 kW, 5 kW und 7 kW. Im Lieferumfang enthalten ist das Internetmodul myVaillant connect. Es stellt eine Online-Verbindung zu einem Smartphone oder anderen digitalen Geräten her. Mit diesen können Nutzer die Anlage anhand von Echtzeitdaten jederzeit nach eigenen Wünschen einstellen.
Zudem informierte man über eine neue Systemlösung mit modularen Heizzentralen, die Vaillant gemeinsam mit Alois Müller entwickelt hat. Sie sei ein „Durchbruch für die Energie- und Wärmewende in der Immobilienwirtschaft“. Wohnungsbaugesellschaften, Projektentwickler, Bauträger oder Investoren – sie alle würden von einem geringen Planungsaufwand und kurzen Installationszeiten profitieren. Eine kompakte Einheit wird außerhalb des Gebäudes aufgestellt. An ihr werden bis zu sechs "aroTherm plus" befestigt. Die restliche Anlagentechnik, etwa Pufferspeicher, Regelung und Heizkreise, werden innerhalb der Einheit vorgefertigt untergebracht. So könnten auch größere Wohnanlagen mit bis zu 30 Wohneinheiten durch ein zentrales Wärmepumpensystem umweltfreundlich mit Wärme und Warmwasser versorgt werden. Der Wärmepumpenblock leistet je nach Anzahl der Wärmepumpen 20 kW, 30 kW, 40 kW oder 65 kW. Die in Serie gefertigte Anlage ist monoenergetisch oder als Gas-Hybridvariante verfügbar.
Bei Zewotherm informierte Silke Ziegler, Mitglied der Geschäftsleitung, über die neue "Zewo Lambda EU20L" (Abb. 5). Die R290-Wärmepumpe ergänzt das bestehende Produktportfolio zu höherer Leistung. So empfehle sie sich mit einer Heizleistung von bis zu 20 kW beispielsweise auch für die Sanierung von Mehrfamilienhäusern oder Appartements mit Flächen bis zu 550 m². Die neue Inverter-Wärmepumpe erreicht Vorlauftemperaturen bis 70 °C ohne Zusatzheizung. Sie könne deshalb problemlos an vorhandene herkömmliche Heizkörper angebunden werden. Daneben eigne sie sich für eine Anbindung an neue oder bereits bestehende Flächenheizungssysteme. Die neue Wärmepumpe in Monoblock-Bauweise sei extrem leise und zeichne sich durch wenige und kurze Abtauzyklen aus. Eine Kühlfunktion und eine Kaskadenregelung seien standardmäßig in der Steuerung integriert.
Daniel Seifert von Ochsner Wärmepumpen informierte darüber, dass die Monoblock-Wärmepumpe "Air Falcon" zum Jahresende 2024 auch mit dem natürlichen Kältemittel R290 erhältlich sein wird, und zwar in den beiden Leistungsklassen 8 kW und 12 kW (Abb. 6). Es können Vorlauftemperaturen bis zu 75 °C erzielt werden, wodurch die neuen Modelle nicht nur für Flächenheizungen, sondern auch für herkömmliche Radiatoren geeignet seien. Das Außenteil wird als Komplettlösung in Kombination mit dem Ochsner "Multi Tower" für Einfamilienhäuser angeboten. Dieser vereint auf einer Grundfläche von rund einem halben Quadratmeter die Heizungshydraulik, einen Heizungspufferspeicher (100 Liter) sowie einen Warmwasserspeicher (168 Liter). Die Anlage arbeite nahezu geräuschlos und könne daher in einem Hauswirtschaftsraum installiert werden. Da hohe Distanzen zwischen Außen- und Innenteil möglich sind, lasse sich der "Multi Tower" auch im Keller oder auf dem Dachboden installieren.
Die neue "Air Falcon" Monoblock ist mit der Steuerung "OTS" (Ochsner Tronic Smart) ausgestattet. Die Bedienung über ein großes Touch-Display sei weitgehend selbsterklärend und intuitiv, zudem könne sie auch per App über Smartphone oder Tablet erfolgen. Die Steuerung ist vielseitig vernetzbar, zum Beispiel mit Smart Home Systemen. Über ein cloudbasiertes System ist auch eine standortunabhängige Steuerung möglich. So kann auf Wunsch auch der werkseigene Ochsner-Kundendienst die Anlage per Ferndiagnose und Fernwartung überwachen, Betriebsparameter steuern und bei Störungen direkt eingreifen.
Auf dem Stand von LG Electronics legte Andreas Gelbke, Sales Director bei LG Air Solution Deutschland, den Fokus klar auf die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe "Therma V R290 Monobloc" (Abb. 7). Um das volle Potential des natürlichen Kältemittels R290 entfalten zu können, habe man eigens für die neue "Therma V" einen neuen Kompressor mit Einspritztechnologie entwickelt und gebaut. So könne die Wärmepumpe mit Hilfe des neuen Verdichters das ganze Jahr über eine Vorlauftemperatur von bis zu 75 °C liefern. Selbst bei eisigen Außentemperaturen von bis zu -28 °C sei die "Therma V" noch in der Lage, im Innenraum angenehme Temperaturen aufrechtzuerhalten. Aufgrund der hohen Vorlauftemperatur könne sie außerdem in aller Regel in bestehende Infrastrukturen integriert werden. Das heißt, der Heizkörper müsse bei Renovierungen im Normalfall nicht ausgetauscht werden. Mittels verbesserter Konnektivität könne die "Therma V R290 Monobloc" so mit dem "ESS" (Energy Storage System) von LG Electronics verbunden werden, dass eine Smart Home Lösung entsteht, die sich bequem über eine App oder per Sprachsteuerung bedienen lässt. Darüber hinaus könnten Techniker die Cloud "BECON" (Building Energy Control) nutzen, um die Software der Wärmepumpe aus der Ferne vorzuinstallieren.
Bei Weishaupt stellte Horst Braun, Leiter Vertrieb Wärmepumpen, die "Aeroblock" vor (Abb. 8). Die Luft/Wasser-Wärmepumpe ist in zwei Größen erhältlich (modulierend bis 8 kW bzw. bis 11 kW). Bei dem Monoblockgerät sei das Kältemittel R290 in einem hermetisch dichten Kältekreis verfüllt. Dadurch werde kein Kälteschein bei der Installation benötigt. Der Wärmepumpenbetrieb ohne Zusatzheizung sei bei Außentemperaturen bis -22 °C möglich, erreicht werde eine Vorlauftemperatur von bis zu 70 °C. Durch das pulverbeschichtete Aluminiumgehäuse sei die Aeroblock äußerst witterungsbeständig. Der „Low Sound“-Scroll-Verdichter stehe für hohe Laufruhe. Die komplette Auskleidung mit Akustikmatten und optimierte Aluminiumlamellen würden für einen sehr leisen Betrieb sorgen.
Sebastian Stricker, Leiter des Bereichs Anlagen- und Systemtechnik bei Remeha (BDR Thermea Group), präsentierte die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe "Effenca MT" (Abb. 9). Sie ist in den Leistungsgrößen 20 kW, 26 kW, 33 kW und 40 kW verfügbar. Als Kältemittel kommt R32 zum Einsatz. Möglich sei sowohl die Integration in sämtlichen Warmwasser-Heizungssystemen in Gewerbe, Industrie und Wohnungsbau als auch die Kombination mit Bestandsanlagen. Die "Effenca MT" erreiche im modulierenden Betrieb Systemtemperaturen von bis zu 60 °C (Außentemperatur 0 °C). Über den neuen Hybridkaskadenregler "MiTera Plus" sei sie kaskadierbar auf bis zu acht Geräte. „Mit unseren großen Wärme-Systemen sind wir seit Jahren Ansprechpartner für Wohnungsgesellschaften, Bauträger oder Planungsbüros“, erklärte Stricker. Auch für Hotels oder Krankenhäuser seien die Anlagen geeignet.
Bei Brunner stellten Dirk Flühe und Oliver Nanko die Luft/Wasser-Wärmepumpe "BWP green" vor (Abb. 10). Das vollmodulierende Monoblockgerät arbeitet mit dem Kältemittel R290. Es sei optimiert für die Außenaufstellung am Gebäude, betont das Unternehmen. „Ein extra groß dimensionierter Verdichter, intelligente Schwingungsentkopplung und ein geräuscharmer, drehzahlgeregelter Ventilator minimieren den Geräuschpegel.“ Erhältlich sei sie in zwei Größen. Dabei erreiche die "BWP 9 green" Vorlauftemperaturen bis 69 °C und die "BWP 13 green" Vorlauftemperaturen bis 63 °C.
Sven Rottke von Clivet (Midea Group) informierte über die Luft/Wasser-Wärmepumpe "Edge F" (Abb. 11). Das Monoblockgerät zum Heizen, Kühlen und für die Warmwasserbereitung setzt auf das Kältemittel R290. Erhältlich ist es in sieben Leistungsgrößen von 4,5 kW bis 15 kW. Das Unternehmen hob den großen Betriebsbereich hervor. „Das Gerät kann bei bis zu -10 °C Außenlufttemperatur 75 °C heißes Vorlaufwasser erzeugen und gewährleistet zuverlässigen Heizbetrieb bei Außenlufttemperaturen bis -25 °C.“ Außerdem sei die "Edge F" Teil des Smart Living Konzepts von Clivet. „Da die Steuerung mit "Control4 NRG" kompatibel ist, kann der Betrieb des gesamten Systems geregelt werden. Das sorgt für Benutzerfreundlichkeit, hohe Leistung und verbesserten Komfort unter allen Umgebungsbedingungen.“
Eine Überraschung gab es bei HDG Bavaria: Das als Hersteller von Holzheizungssystemen bekannte Unternehmen expandiert nun auch in den Markt für Wärmepumpen. Der Geschäftsbereichsleiter Raimund Fischer präsentierte denn auch schon die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe "HDG A11/18" (Abb. 12). Das modulare System suche sowohl in Sachen Design als auch Technik seinesgleichen. „Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung verstehen wir die Herausforderungen und Bedürfnisse des Fachhandwerks wie kaum ein anderer“, betonte Fischer. „Unsere Wärmepumpe und die einzigartige »Modulare Hydraulik Plattform« überzeugen deshalb nicht nur durch Spitzenleistung und Nachhaltigkeit, sondern vor allem auch durch eine besonders einfache Installation und Features, die Zeit und Aufwand für den Installateur minimieren.“
Aufgrund der Monoblock-Bauweise gestalte sich die Montage äußerst einfach. Erreicht werden Vorlauftemperaturen von bis zu 70 °C. Die "HDG A11/18" biete im Winter behagliche Wärme und sorge im Sommer für angenehm kühle Raumtemperaturen – die Kreislaufumkehr macht es möglich. Im Sinne der Nachhaltigkeit komme das Kältemittel R290 zum Einsatz. Zudem werde im Außenbereich konsequent auf Plastik verzichtet. Für das Erscheinungsbild gebe es mehrere Designoptionen, wie Premium-Materialien oder eine bepflanzbare Abdeckung für den Kräutergarten vor der Haustüre. Ein optionaler Designsockel sorge zudem für einen harmonischen Gesamteindruck. Unterstützung bei der neuen Baureihe bekam man übrigens von den Spezialisten aus dem Hause Lambda Wärmepumpen.
Die Fortsetzung dieses Beitrags mit weiteren Neuheiten aus der Wärmepumpenbranche folgt im HeizungsJournal, Ausgabe 7-8, August 2024. Wir bitten um Beachtung!
Dienstag, 30.07.2024