Die Corona-Pandemie ist kein Thema mehr – diesen Eindruck vermittelte jedenfalls Ende April 2022 die IFH/Intherm in Nürnberg.
Branchenbericht zum Sommer 2022 – Teil 1
Die Corona-Pandemie ist kein Thema mehr – diesen Eindruck vermittelte jedenfalls Ende April 2022 die IFH/Intherm in Nürnberg.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, irrationale Preissteigerungen bei Materialien, Komplikationen bei den weltweiten Lieferketten, der Klimawandel, die Abkehr von den fossilen Brennstoffen Öl und Gas, der Trend zur Elektrifizierung, befürchtete Versorgungsengpässe bei Öl und Gas und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine mit allen seinen Auswirkungen und Unsicherheiten. Das Jahr 2022 ist mehr als turbulent gestartet, nicht nur für die Heizungsindustrie. Diese hat die jüngsten Lockerungen bei den Corona-Auflagen jedenfalls wieder für Präsenzveranstaltungen genutzt. Die Wärmepumpenbranche beispielsweise traf sich im April 2022 zu ihrem zehnten Wärmepumpengipfel im Kloster Haydau und auf der Messe IFH/Intherm in Nürnberg. Die Bedeutung der Wärmepumpe steigt in Deutschland von Jahr zu Jahr. Für Heizungswärmepumpen war 2021 das sechste Rekordjahr in Folge. So wurden 154.000 Anlagen abgesetzt – ein Wachstum von 28 Prozent. Damit sind bereits über 1,2 Mio. Wärmepumpen in Deutschland im Einsatz. Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP (Bundesverband Wärmepumpe), hob auf dem Wärmepumpengipfel denn auch die gestiegene Rolle der Technologie im energie- und klimapolitischen Kontext hervor. „Noch vor drei Jahren war unsere Branche intensiv damit beschäftigt, zu erklären, wie eine Wärmepumpe funktioniert und an die Politik zu appellieren, dass Wärmepumpen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können und ein zentraler Bestandteil der Energiewende sein müssen.“ Aktuell beschäftige die deutsche Wärmepumpenbranche rund 26.000 Personen und erwirtschafte einen Jahresumsatz von rund 2,8 Mrd. Euro.
Die im Kloster Haydau versammelten Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette rund um Wärmepumpen (ob Heizungsindustrie, Handwerker, Planer, Architekten, Bohrfirmen oder Energieversorger) bekannten sich zu dem Ziel, bis 2030 einen Bestand von 6 Mio. Wärmepumpen zu erreichen. Doch dafür erwartet man seitens der Politik einen deutlichen Appell an Fachhandwerksbetriebe der relevanten Gewerke, insbesondere SHK (Sanitär Heizung Klima), bestehende Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen dringend zu nutzen, um „fit für die Wärme-pumpe“ zu werden. Auch Angebote für Quereinsteiger aus anderen Gewerken (wie Kfz-Mechatroniker oder Schornsteinfeger) sollten vereinfacht und beschleunigt werden. Auch die Genehmigungsverfahren auf Bundes- und Landesebene sollten verschlankt werden. So gibt es für die Quellenerschließung und den Einbau von Wärmepumpenanlagen zum Teil komplizierte Genehmigungsverfahren (wie Wasserrecht oder Bergrecht), die die Umsetzung von Projekten oft unnötig verzögern.
Aufbruchsstimmung herrschte jedenfalls während der vier Messetage auf der IFH/Intherm 2022. Insgesamt kamen rund 39.000 Branchenakteure zusammen (sprich: 29.600 Besucher aus Handwerk und Großhandel sowie Aussteller und Medienvertreter), um sich über neue Produkte und Trends zu informieren und auszutauschen (Abb. 1). Uwe Glock, Präsident des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie), sprach von einem erfrischenden Neuanfang der Präsenzmessen für die SHK-Branche. Heizungshersteller hätten die Messe erfolgreich für persönliche Kontakte mit dem Handwerk genutzt.
Beispielsweise präsentierte Daikin Airconditioning Germany in Nürnberg ihr Produktportfolio an Wärmepumpen, Split-Klimageräten sowie Lüftungslösungen für Wohnhäuser und kleinere Gewerbegebäude. „Die Präsenz auf der IFH/Intherm sowie dann im September auf der SHK Essen ist für uns sehr wichtig“, betonte Michael Spork, Vertriebsleiter Heiztechnik bei Daikin. „So sind wir auf beiden Messen mit einem größeren Stand vertreten und werden uns auch von Produktseite her breiter präsentieren, als in den Jahren zuvor.“ So zeigte man unter anderem die Luft/Wasser-Wärmepumpen Altherma 3 R und Altherma 3 H MT.
Die neue Niedertemperatur-Wärmepumpe Altherma 3 R kommt mit einem neu gestalteten Außengerät in den Leistungsklassen 11 bis 16 kW auf den Markt. Das Split-Gerät mit dem Kältemittel R-32 übernimmt neben der Heizung und der Brauchwarmwasserbereitung auch die Kühlung. Die Altherma 3 H MT ist, laut Daikin, eine ideale Lösung sowohl für die Installation in Neubauten als auch für den Tausch von Gas- und Ölheizgeräten in Altbauten, in denen Vorlauftemperaturen von bis zu 65 °C ausreichend sind. Sie ist in drei Baugrößen (8, 10 und 12 kW) erhältlich und bietet durch die Betriebsweise Heizen und Kühlen ganzjährigen Komfort. Die in Hydrosplit-Bauweise konzipierte Wärmepumpe ist ohne Kälteschein zu installieren (Abb. 2).
Die Nachfrage im SHK-Handwerk nach Alternativen zur fossilen Heizung ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen, berichtete Stiebel Eltron. Unkomplizierte Lösungen, die ohne großen Planungs- und Zeitaufwand zu installieren sind, müssen her. „1976 haben wir als einer der deutschen Pioniere das erste Gerät auf den Markt gebracht. Aus den Kinderschuhen ist die Technik also längst raus“, konstatierte Frank Jahns, Geschäftsführer der Stiebel Eltron Vertriebsgesellschaft. Die Geräte seien immer leistungsfähiger geworden, immer effizienter, komfortabler und intelligenter, dabei auch leiser und zuverlässiger. Zuletzt habe man vor allem an der Vereinfachung der Systeme gearbeitet. „Die gesteigerte Wärmepumpen-Nachfrage müssen wir mit einfachen, flexiblen Systemen bedienen“, erklärte Jahns. „Der Austausch der alten Heizung gegen eine Wärmepumpe muss für den Fachhandwerker ähnlich übersichtlich sein wie der Tausch Kessel gegen Kessel.“
Daher hat Stiebel Eltron sechs standardisierte Systemlösungen für eine einfache und schnelle Wärmepumpen-Installation erarbeitet. Das Unternehmen bietet dabei etablierte Luft/Wasser- und Sol-e/Wasser-Wärmepumpensysteme als vorkonfigurierte Sets für den Einsatz im Neubau und Bestand an (Abb. 3). Durch einen hohen Vormontagegrad und wiederkehrende Anlagenkonzepte soll sich der Einbau der Systemlösungen besonders unkompliziert und zeiteffizient gestalten. „Mit den sechs Systemlösungen können rund 80 Prozent der Projekte problemlos umgesetzt werden, sodass nur noch sehr vereinzelt individualisierte Lösungen entworfen werden müssen“, resümierte Stiebel Eltron. „Angebotserstellung, Konzeption und Montage werden somit entscheidend erleichtert. Und Fachhandwerker können auch ein hohes Projektaufkommen schnell und sicher bewältigen.“
Bosch Thermotechnik war mit ihren beiden Marken Bosch und Buderus auf der IFH/Intherm 2022 vertreten (Abb. 4 und 5). Bosch stellte die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe Compress 3400i AWS vor. Sie folgt auf die Supraeco SAS-2 und ist voraussichtlich ab Mitte des Jahres auf dem deutschen Markt erhältlich. Ihr Einsatzgebiet sind Ein- und Zweifamilienhäuser mit einer zu beheizenden Fläche von bis zu 400 m². Sie punktet mit einem verringerten Schallleistungspegel – je nach Ausführung maximal 56 dB(A) bzw. 58 dB(A) –, einer verbesserten Konnektivität und drei neuen Außeneinheiten. Alle Inneneinheiten eignen sich nicht nur zum Heizen, sondern auch zum Kühlen. Mit einer Höhe von 1,80 m und einem serienmäßig integrierten 190 l Warmwasserspeicher ist die Modulvariante die größte Inneneinheit. Sie vereint die Funktionen Heizen, Kühlen und Brauchwarmwasserbereitung in einem Gerät. Mittels des zusätzlich erhältlichen Internetmoduls K30 RF ist die neue Compress 3400i AWS über das heimische WLAN-Netzwerk kabellos mit onlinebasierten Anwendungen nutzbar, wie die Fernüberwachungssysteme HomeCom Pro und HomeCom Easy.
Buderus informierte über die neuen Hybrid-Hydraulikboxen HW-Set HYC25 und HB-Set HYC25 für Heizsysteme mit und ohne Pufferspeicher. Die Hybrid-Hydraulikbox unterstützt Heizungsfachfirmen bei der systemoptimierten Einbindung einer Wärmepumpen-Außeneinheit in ein Wärmepumpen-Hybridsystem. Die Box wird an der Wand neben dem Gas-Brennwertgerät installiert und über eine EMS-Bus-Leitung damit verbunden. Sie ist das Bindeglied zwischen Gas-Brennwertgerät und Wärmepumpen-Außeneinheit, eine zusätzliche Inneneinheit für die Wärmepumpenfunktion wird, laut Buderus, nicht benötigt. Das Zusammenspiel der beiden Wärmeerzeuger regelt der vormontierte Hybridmanager HM200. Er entscheidet abhängig von der gewählten Regelungsstrategie (kostenoptimierte oder CO2-optimierte Strategie), ob die Wärmepumpe und/oder das Gas-Brennwertgerät die Wärme bereitstellen soll. Vorrangig erzeugt die Wärmepumpen-Außeneinheit WLW196i A H als regenerativer Wärmeerzeuger die benötigte Heizenergie.
Als „moderne Heizlösung für das Einfamilienhaus“ präsentierte Vaillant die Luft/Wasser-Wärmepumpe aroTherm Split, erhältlich in fünf Leistungsgrößen von 5 bis 12 kW (Abb. 6). Sie zeichne sich durch schnelle Installation und frostsichere Kältemittel-Split-Technologie aus. Durch sehr leisen Betrieb eigne sie sich ideal für eng bebaute Wohngebiete. Der Schallleistungspegel im Nachtbetrieb betrage beispielsweise bei der Leistungsgröße 7 kW nur 35 dB(A) in 2,5 m.
Bei Ochsner Wärmepumpen lag ein Fokus auf der neuen Luft/Wasser-Wärmepumpe Air Hawk 518 (Abb. 7). Sie punktet, laut Hersteller, mit Leistungswerten, die bisher fast nur mit der Wärmequelle Erdreich möglich waren. So sei im AIT (Austrian Institute of Technology) ein SCOP von über 5 gemessen worden. Mit einer Heizleistung bis 14 kW ist das Modell auf den Wärmebedarf von Zwei- oder Mehrfamilienhäusern oder großen Einfamilienhäusern ausgelegt. Mit Vorlauftemperaturen bis 65 °C ist sie für den Einsatz mit vorhandenen Heizkörpern in Modernisierungsprojekten geeignet. Optional kann die Wärmepumpe auch für eine aktive Klimatisierung ausgestattet werden. Im Betrieb überzeuge die Air Hawk 518 durch geringste Geräuschemissionen, wodurch das Tischverdampfer-Außenteil auch in dicht besiedelten Regionen gut aufgestellt werden könne, betonte Ochsner Wärmepumpen. „Der nominale Schalldruckpegel von 35,5 dB(A) in 3 m Entfernung ist mit dem Rascheln von Blättern vergleichbar. Im Silent Mode wird eine weitere Absenkung auf 32,5 dB(A) erreicht. Der Kompressor im Innenteil ist hermetisch gekapselt und nahezu unhörbar.“ Ventilator und Kompressor der Anlage passen sich dem Leistungsbedarf des Hauses an und arbeiten stufenlos vollmodulierend. Da die Wärmepumpe auf wechselnde Wärmeanforderungen direkt reagieren kann, sei in vielen Fällen kein externer Pufferspeicher für die Heizung erforderlich.
Bei ait-deutschland (zu Nibe Energy Systems gehörig) informierten die Marken alpha innotec und Novelan über ihre Neuheiten (Abb. 8 und 9). Als „extrem leise und absolut flexibel in der Aufstellung“ präsentierte alpha innotec die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe Paros für Heizung, Kühlung und Brauchwarmwasserbereitung. Sie eigne sich für den Neubau ebenso wie für die Sanierung. Die Installation sei überall im Haus möglich. Das Luftkanalsystem erlaube einen minimalen Abstand von nur 1 m zwischen den Dach- oder Wanddurchführungen ohne thermischen Kurzschluss.
Novelan brachte seine Produktneuheit Jabbah mit nach Nürnberg. Die schalltechnisch optimierte Luft/Wasser-Wärmepumpe ist in den Leistungsgrößen 5 und 7 kW erhältlich. Aufgrund ihrer Monoblock-Bauweise bietet sie den Vorteil einer einfachen Montage ohne Kälteschein. Zudem lassen sich mithilfe eines USB-Sticks sämtliche Inbetriebnahme-Parameter schnell auf das Gerät aufspielen.
Mit der Aero Alm Baureihe bietet iDM Energiesysteme modulierende Luft/Wasser-Wärmepumpen für die Beheizung, Kühlung und Brauchwarmwasserbereitung von Ein- und Zweifamilienhäusern (Abb. 10).
Die Heizleistung der Wärmepumpen wird stufenlos zwischen 2 und 8 kW, 4 und 12 kW, 6 und 15 kW sowie 10 und 24 kW an den tatsächlichen Wärmebedarf angepasst. Mit bis zu 70 °C Vorlauftemperatur eigne sie sich auch für die Sanierung und den Einsatz mit Heizkörpern, betonte das Unternehmen. Der Schalldruckpegel der Modelle liege bei freier Aufstellung im Silent-Modus bzw. Nachtbetrieb, abhängig vom Leistungsbereich, zwischen 24 und 30 dB(A) in 5 m Entfernung.
Die Fortsetzung dieses Beitrags mit weiteren Neuheiten aus der Wärmepumpenbranche folgt im HeizungsJournal, Ausgabe 7-8, August 2022.
Dienstag, 26.07.2022