Worauf ist bei der Entscheidung für Produkte und Konzepte der kontrollierten Wohnraumlüftung zu achten?

Die kontrollierte Wohnraumlüftung - in neuen Gebäuden eigentlich ein Muss! Doch viele scheuen sich noch davor. Dabei bieten die neuen Wohnungslüftungs-Systeme so viele Möglichkeiten und bringen so viele Vorteile mit sich. Unser Beitrag will bei der Auswahl helfen und zeigt, worauf aktuell bei der Entscheidung für Produkte und Konzepte zu achten ist.

Wozu kontrollierte Wohnraumlüftung?

Für manchen Endkunden ist die kontrollierte Wohnraumlüftung fast „unvorstellbar“. „Kann ich dann gar nicht mehr mein Fenster öffnen, um mal frische Luft hereinzulassen?“, ist eine der häufigsten Fragen, die dem Fachhandwerker entgegenschlägt, der kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) empfiehlt. Zu ungewohnt ist diese Vorstellung einfach für den Endkunden, der sein Leben lang gelernt hat, dass Fensterlüftung die einzige Möglichkeit ist, mit der er „Luft bekommt“.

Weil sich jedoch mit jeder neuen Novelle der Energieeinsparverordnung (EnEV) die Bedingungen für den Energieverbrauch in Neubauten verschärft haben und auch immer mehr Gebäude aus dem Baubestand heraus energetisch ertüchtigt werden, bleibt für eine energieeffiziente Lüftung nur die mechanische Variante mit der entsprechenden Wärmerückgewinnung. Genau diese Wärmerückgewinnung kann zusammen mit den Vorzügen eines höheren Wohnkomforts durch weniger Staub oder dem Lärmschutz und dem Schutz der Bausubstanz, vor z. B. Schimmel, im Gespräch mit dem Endkunden zum Kernargument für die kontrollierte Wohnraumlüftung werden.

Statt die kostenintensiv erzeugte Wärme beim Lüften wieder in die Freiheit zu entlassen, wird die Wärme aus der Abluft zurückgewonnen und die Außenluft damit erwärmt – ohne dass der Einsatz des Wärmeerzeugers notwendig ist. Doch nahezu alle Geräte zur kontrollierten Wohnungslüftung der namhaften Hersteller liegen mit ihrem Grad der Wärmerückgewinnung oberhalb von 95 Prozent.

Welche Merkmale der Unterscheidung von Produkten sollten deswegen zurate gezogen werden?

1. Auslegungs-Software für Systemlösungen

Unabdingbar für die Auslegung einer Lüftungsanlage ist eine entsprechende Software. Die Auslegung der Anlage zur kontrollierten Wohnraumlüftung sollte immer gemäß DIN 1946-6 erfolgen.

Braucht es ein Lüftungskonzept?

Dazu gehört im ersten Schritt die Beantwortung der Frage, ob überhaupt ein Lüftungskonzept erstellt werden muss: Ein luftdichtes und damit entsprechend energieeffizientes Gebäude macht nur dann Sinn, wenn auch eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz kommt. Dadurch ist eine KWL im Neubau in der Regel immer zu empfehlen. Aber gerade in der Sanierung, z. B. nach dem Austausch von Fenstern, wird eine kontrollierte Wohnungslüftung immer wichtiger, da hier der Schutz der Bausubstanz und die Vermeidung von Schimmelbildung am einfachsten durch eine nutzerunabhängige Lüftung gewährleistet werden können.

Daher ist nach DIN 1946-6 die Erstellung eines Lüftungskonzeptes bei umfangreichen Änderungen eines bestehenden Gebäudes erforderlich.

Erstellung eines Lüftungskonzepts

Dieses Konzept kann anhand weniger Gebäudekenndaten wie Nutzfläche, Lage, Dämmstandard und Luftwechselzahl erstellt werden.

Hierzu lassen sich verschiedenste Hilfsmittel der Hersteller nutzen. Als ideal haben sich für die Aufnahme vor Ort Apps wie beispielsweise die App „PEB“ von Vaillant herausgestellt. In diesem digitalen Projekterfassungsbogen werden die benötigten Daten für das geforderte Lüftungskonzept und die grundsätzliche Auslegung einer Lüftungsanlage einfach erfasst und eingegeben. Dieses Auslegungstool berechnet dann die Notwendigkeit der Lüftungsmaßnahme durch den Vergleich des „natürlichen“ Luftwechsels durch Gebäudeundichtheit, der Infiltration, mit dem erforderlichen Mindestluftwechsel zum Feuchteschutz. Bei zu geringer Infiltration und dadurch dem Nichterreichen des Mindestluftwechsels zum Feuchteschutz ist der Zustand für ein nutzerunabhängiges Lüften zwingend gegeben.

Neben der Erstellung des Lüftungskonzepts und der Berechnung der erforderlichen Volumenströme sollte die Herstellersoftware auch Angaben zur Einstellung der einzelnen Volumenströme geben.

Weitere wichtige Punkte sind die Möglichkeit, eine komplette Stückliste generieren zu können sowie die Möglichkeit, eine Verlegeskizze für das Luftverteilsystem zu erstellen.

Bewährt haben sich darüber hinaus Softwarepakete von Herstellern, die auch die darüber hinaus vorhandene Technische Gebäudeausrüstung (TGA) wie die Wärmeerzeugung in die Berechnungen mit einbeziehen können, um so entsprechende Synergien zu heben.

2. Zentrale oder dezentrale kontrollierte Wohnungslüftung?

Diese Frage scheidet seit jeher in den unterschiedlichsten Bereichen der TGA die Geister. Gerade beim Einsatz der kontrollierten Wohnungslüftung scheint sich jedoch aufgrund der Praktikabilität eher die zentrale Variante durchgesetzt zu haben. Neben dem rein plakativen Vorteil, wie der Tatsache, dass Durchbrüche der Außenmauer an zahlreichen Stellen des Gebäudes wie bei dezentralen Wohnungslüftungsgeräten nicht notwendig sind, sprechen eine Reihe von weiteren Vorteilen für zentrale Wohnungslüftungsgeräte:

3. Filtersystem und Feuchteregulierung des Wohnungslüftungsgeräts

Filtersysteme

Ein wichtiges Argument gerade für Allergiker bildet das Filtersystem einer kontrollierten Wohnungslüftung. Dabei lässt sich hohe Qualität relativ einfach anhand der Filterklassen ablesen. Galten früher M5-Filter als Standard, sollte heute ein F7-Filter zur Grundausrüstung gehören. Dies gewährleistet bereits eine äußerst pollenarme Innenraumluft.

Nur wenige Anbieter ermöglichen es deswegen, Filter bis zur Klasse F9 ohne zusätzlichen Installationsaufwand am Wohnungslüftungsgerät einzusetzen. Dies ist dann ein untrügliches Merkmal für eine hohe Produktqualität. Denn ein Filter der Klasse F9 erhöht den Wohnkomfort unter anderem durch eine deutlich bessere Filterung von Feinstaub. Dies ist beispielsweise besonders interessant für Wohnhäuser in Ballungsgebieten bzw. Wohnungen in Innenstädten mit hoher Verkehrsbelastung.

Feuchterückgewinnung und -regulierung

Der Einsatz der kontrollierten Wohnungslüftung kann auch bedeuten, dass gerade während der sehr kalten Witterungsperioden die Raumluft schneller austrocknet. Dieses Problem besteht im Winter jedoch grundsätzlich auch bei der klassischen Fensterlüftung. Dies kann dann in Verbindung mit der ohnehin trockenen Heizungsluft schnell zu einem ungesunden Gesamtklima im Gebäude mit einer sehr geringen Luftfeuchte führen. Deswegen bieten moderne Wohnungslüftungsanlagen die Möglichkeit der Feuchterückgewinnung und -regulierung.

„Wir setzen hier das »Agua-Care«- System zur Feuchteregulierung ein, das bei allen Umweltbedingungen eine hochwertige Luftqualität gewährleistet“, so Andreas Christmann, Leiter Produkt und Dienstleistung bei Vaillant Deutschland. „Erreicht wird diese durch das Zusammenspiel von Feuchtesensoren, Regelung und individuell angepasster Lüfterdrehzahl. Um die Feuchteregulierung auf optimalem Niveau gewährleisten zu können, verwenden wir einen speziellen Enthalpie-Wärmeübertrager.“

Der Feuchtesensor und die Regelung passen die Luftmenge automatisch an, wenn die Luftfeuchte in den Räumen fällt. Dafür wird im Lüftungsgerät Vaillant-„recoVAIR“ mit dem serienmäßig eingebauten Feuchtesensor die relative Feuchte der Luft gemessen. In Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte werden die Volumenströme angepasst. Die bedarfsgeführte Regelung in Verbindung mit diesem Feuchtesensor sorgt in der Quintessenz nicht nur dafür, dass die Raumluft während sehr kalter Witterungsperioden nicht austrocknet, sondern auch für einen um rund 30 Prozent geringeren Energieeinsatz im Vergleich zu Standard-Lüftungssystemen mit konstantem Luftvolumenstrom. Die Austrocknung der Raumluft während sehr kalter Witterungsperioden wird reduziert und so eine höhere relative Luftfeuchte im Winter erreicht. Die Geräte reagieren in kürzester Zeit auf Veränderungen der Luftfeuchte.

Noch weiter verbessern lässt sich die Raumluft durch den Einsatz entsprechender Sensorik. Dies können z. B. CO2 - Sensoren sein, die die Belastung der Raumluft messen und auf dieser Basis Informationen an die Zentralregelung des Wohnungslüftungsgerätes geben.

Regelung

Geräte zur kontrollierten Wohnraumlüftung kommen nahezu ausschließlich im Neubau oder dem sanierten Baubestand zum Einsatz. Hier treffen sie in puncto Technische Gebäudeausrüstung auf ein Umfeld, in dem sowohl auf Energiesparen als auch Komfort Wert gelegt wird. Deswegen ist es umso ärgerlicher, wenn der Haus- oder Wohnungseigentümer auf mehrere Regelungen zugreifen und die Bedienung darüber hinaus auch untereinander abstimmen muss. Systemanbieter in der Heizungs- und Lüftungstechnik nutzen hier in der Regel Bus-Systeme zur Kommunikation der Anlagenteile untereinander und ermöglichen dem Anwender so auch den Einsatz einer gemeinsamen Regelung für alle Geräte. Im besten Fall lassen sich dann mit einer gemeinsamen Fernbedienung sowohl die Wärme- und Warmwassererzeugung, die Lüftung als auch die Kühlung, z. B. mit einer Wärmepumpe, regeln bzw. aufeinander abstimmen.

Fazit

Die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist sowohl im Neubau als auch dem sanierten Baubestand klar auf dem Vormarsch. Der Fachhandwerker sollte bei der Geräteauswahl besonders auf Systemanbieter setzen, die ihm nicht nur eine Auslegungs-Software nach DIN 1946-6, sondern auch das komplette Programm der Lüftungstechnik inklusive Luftverteilsystem zur Verfügung stellen. In puncto zentraler oder dezentraler Lösung scheint sich die Waagschale klar auf die Seite der zentralen Lösung geneigt zu haben. Hohe Filterklassen, ein System zur Feuchteregulierung und ein hoher Wärmerückgewinnungsgrad sind die wichtigsten Qualitätsmerkmale, auf die der Fachhandwerker darüber hinaus achten sollte.

Weiterführende Informationen: http://www.vaillant.de

Mittwoch, 21.09.2016