Ygnis: Schweizer Spezialist (auch) für Gas-Brennwerttechnik

Das Unternehmen Ygnis aus Ruswil, 25 Autominuten von Luzern entfernt, feiert kommendes Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Ein triftiger Grund für die Redaktion des HeizungsJournals, das Gespräch mit Geschäftsführer Martin Hochuli zu suchen, um sich über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Herstellers für Heizkessel und Wassererwärmer auszutauschen.

Der Primärenergieträger Erdgas hat in den 1980er- und 1990er-Jahren in Deutschland im Heizungsmarkt einen wahren Erfolgskurs hingelegt, besonders zu Lasten von Heizöl. Mehr als dreiviertel aller neuen Wohnungen wurden in Spitzenzeiten mit Erdgas beheizt.

Doch mit dem Erfolg der erneuerbaren Energien und dem wachsenden Angebot an Fernwärme schrumpfte der Anteil, laut BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., wieder und pendelte sich in den vergangenen fünf Jahren bei rund der Hälfte aller neuen Wohnungen ein. Im gesamten deutschen Wohnungsbestand (2014: 41 Mio. Wohnungen) näherte man sich über die Jahre kontinuierlich der 50 Prozent-Marke – ohne sie bislang zu überschreiten. Mit Fernwärme wird rund jede siebte Wohnung in Deutschland versorgt, gut ein Viertel der Wohnungen mit Öl. Abgeschlagen finden sich die Energieträger Strom (für Elektro-Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen) und Biomasse (sprich: Scheitholz und Holzpellets).

So wundert es nicht, dass Gasheizgeräte für die Heizungsindustrie seit Jahren ein wichtiges Umsatzsegment darstellen. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) erstellte Marktentwicklung der Wärmeerzeuger über die vergangenen zehn Jahre anschaut: Gasheizgeräte, ob mit Brennwert- oder Heizwerttechnik, dominieren über die ganze Zeit das Geschäft.

So wurden im Jahr 2016, nach Angaben des BDH, in Deutschland 456.323 Gas-Brennwertgeräte, 70.737 Gas-Niedertemperaturkessel, 67.270 Öl-Brennwertgeräte, 4.161 Öl-Niedertemperaturkessel, 66.576 Wärmepumpen-Heizgeräte und 28.434 Holzkessel abgesetzt. In Summe wurden also vergangenes Jahr 693.500 Wärmeerzeuger verkauft – zum Vergleich: in 2006 waren es stolze 762.000. Der prozentuale Umsatzanteil der Gasheizgeräte (Brennwert und Niedertemperatur) lag vor zehn Jahren bei etwa 70 Prozent. Im Jahr 2016 waren es 76 Prozent.

Zuletzt setzten demnach rund drei von vier verkauften Wärmeerzeugern auf den Energieträger Gas. Gas-Brennwertgeräte haben sich dabei zu einem Quasi-Standard entwickelt: Ihr Marktanteil stieg von knapp 40 Prozent in 2005 auf über 60 Prozent seit 2013. Der Anteil der Gas-Heizwertgeräte verringerte sich im Gegenzug (2016: 10 Prozent).

Brennwertkessel nutzen die eingesetzte Energie im Optimalfall bis zu 98 Prozent und Niedertemperaturkessel bis zu rund 90 Prozent (Normnutzungsgrad, bezogen auf den oberen Heizwert). Im Bestand finden sich auch noch "veraltete" Heizkessel, die mit konstant angehobenen Kesselwassertemperaturen betrieben werden. Diese wurden in der Regel vor 1984 eingebaut und verwerten den Brennstoff nur bis zu etwa 65 Prozent.

In einer Erhebung des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks Zentralinnungsverband (ZIV) für die wiederkehrend messpflichtigen Anlagen wurde für 2014 festgestellt, dass rund 0,4 Mio. Ölfeuerungsanlagen und fast 0,3 Mio. Gasfeuerungsanlagen älter als 31 Jahre waren.

Erinnern Sie sich noch?!

Über die Brennwerttechnik im Allgemeinen – für die fossilen Energieträger Erdgas, Flüssiggas und Heizöl sowie auch für den regenerativen Energieträger Holzpellets – wurde an dieser Stelle schon häufig berichtet. Aber hin und wieder lohnt es sich einfach, das eine oder andere Grundlegende an einer Technologie zu "repetieren".

Erinnern Sie sich in Bezug auf die Brennwerttechnik an die frühen Anfänge, die ersten Schritte dieses heutigen "Stands der Technik"?

Für die jüngeren Leser – hier eine kleine Geschichtsstunde: Der sogenannte "Vetter-Ofen" von Richard Vetter gilt als das erste Brennwertgerät. Der Müllermeister aus dem niedersächsischen Peine hatte es Ende der 1970er-Jahre, vor ziemlich genau vier Jahrzehnten, der (Fach-)Öffentlichkeit präsentiert.

Eine aus heutiger Sicht relativ einfache Frage ließ ihm offensichtlich keine Ruhe: Warum strömen die Heizgase bzw. Abgase eines Heizkessels mit einer Temperatur von 200 °C und mehr durch die Schornsteine, um die Außenluft unnötigerweise aufzuheizen? Die wertvolle Primärenergie sollte doch eigentlich die Innenräume beheizen! Eine Frage, die ihm damals so recht keiner beantworten konnte – oder wollte. Schließlich baute er also ein Brennwertgerät mit einem Kondensations-Wärmeübertrager aus Kunststoff. Jedoch: Sein Engagement fiel nicht direkt auf fruchtbaren Boden.

Dass das Forschen und Entwickeln immer auch viel mit Reibung und Widerständen zu tun hat, davon hätte Richard Vetter sicherlich ausführlich berichten können. Auch der Schweizer Hersteller von Heizkesseln und Wassererwärmern Ygnis aus Ruswil im Kanton Luzern kann davon ein Lied singen, beschäftigt man sich hier doch seit bald 75 Jahren mit der Wärmeerzeugung bzw. Verbrennungs- und Heiztechnik.

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Führte Ygnis im Gründungsjahr 1943, mitten im 2. Weltkrieg, lediglich einen Kessel zur Verbrennung von Kohle im Programm, so trumpfte das rührige Unternehmen schon in den 1950er-Jahren mit der Entwicklung eines Heizkessels nach dem Prinzip von Überdruck und Flammenumkehrung im Feuerraum auf.

Auf die Fein- und Besonderheiten der Gasverbrennung konzentrieren sich die Schweizer seit den 80er-Jahren und konnten seither, vor allem mit den beiden Kesseln "Pyrogas" und "Varino" (1996), einige technische Meilensteine im Bereich der Brenner-Modulation und Leistungsregelung setzen.

Die Gas-Brennwertkessel "Varino" (65 bis 315 kW) und "Varino Grande" (375 bis 630 kW) warten dadurch beispielsweise mit einem Modulationsverhältnis von 1:12 auf – sprich: sie können in einem Leistungsbereich von acht bis 100 Prozent gefahren werden. Die Leistungsmodulation erfolgt hier durch eine spezielle Brennertechnik mit Oberflächenvariation bzw. -vergrößerung.

Die regelungstechnische Möglichkeit, bei Gas-Brennwertkesseln wie dem "Varino" und "Varino Grande", Heizleistung entsprechend dem Wärmebedarf variieren zu können, ist aus dem einfachen Grund essentiell, da nur an sehr wenigen Tagen im Jahr die Maximalleistung auch tatsächlich gefordert wird.

Praxis bildet die Grundlage

"Die Praxis zeigt: Viel häufiger sind Betriebszustände, bei denen Leistungen kleiner 50 Prozent der Maximalleistung gefordert werden", so Martin Hochuli, Geschäftsführer der Ygnis AG. Aus diesem einfachen Grund sei es bekanntermaßen besonders schädlich, Wärmeerzeuger überzudimensionieren. Durch die in den Brennern integrierte Möglichkeit der Oberflächenvergrößerung entsprechend des Leistungsbedarfs sei es zudem möglich, Wärmeverluste durch Stillstand und Auskühlung effektiv zu reduzieren – der Gesamtwirkungsgrad des Heizgeräts steigt.

"Bewegliche Teile im Brennraum sind immer eine Herausforderung", stellt Hochuli klar. Offensichtlich hat man das bei Ygnis aber im Griff und fertigt pro Jahr in Summe etwa "8.000 große Kessel" an den Produktionsstandorten Pont-de-Vaux und Cauroir in Frankreich.

Hierzu zählen nicht nur die Gas-Kompaktwärmezentralen "Varino", "Varino Grande", "Condensinox" (40 bis 100 kW) und "Varmax" (120 bis 450 kW) aus Edelstahl, sondern weiter die Ygnis-3-Zug-Kessel im Leistungsbereich von 60 kW bis 10 MW, welche aus dem Werkstoff Stahl gefertigt sind.

Die Schweizer profitieren an dieser Stelle von der Expertise der französischen Muttergesellschaft Groupe Atlantic mit Hauptsitz in La Roche-sur-Yon, südlich von Nantes an der Atlantikküste gelegen. Ygnis ist seit dem Jahr 2000 Teil der Unternehmensgruppe, welche pro Jahr etwa 1,5 Mrd. Euro Umsatz generiert, 6.500 Mitarbeiter beschäftigt und mit Marken wie Austria Email und Hamworthy einen hohen Bekanntheitsgrad in der Haus- und Gebäudetechnik-Branche besitzt.

So kommt es auch, dass sich die Schweizer Brennwerttechnik-Spezialisten vertrieblich nicht nur auf dieses Marktsegment konzentrieren. "Wir führen darüber hinaus Wärmeübertrager, sprich: Rekuperatoren, im Programm, welche sensible und latente Wärme aus Abgasen von öl- und gasbefeuerten Kesseln zurückgewinnen können", betont Ygnis-Geschäftsführer Martin Hochuli.

Weitere wichtige Bausteine im Heiztechnik-Sortiment sind des Weiteren Wärmepumpen für sämtliche Wärmequellen und thermische Solaranlagen. Auch im Bereich der Wärmepumpen ist Ygnis in der Lage, höhere Leistungsanforderungen, wie sie zum Beispiel industrielle Anwendungen stellen, abzudecken – als Kältemittel setzt man hier unter anderem auf Propan.

Eine echte Besonderheit ist die "Rotationswärmepumpe" (Heizleistung: 700 kW), in welcher ein Edelgas als Arbeitsmittel dient. Anstelle des in Wärmepumpen sonst üblichen Carnot-Prozesses liegt diesem System ein linkslaufender Joule-Prozess zugrunde, bei welchem es zu keinem Phasenübergang (flüssig/gasförmig) des Arbeitsmediums kommt. Das Edelgas bleibt immer gasförmig. So seien Temperaturen von bis zu 150 °C realisierbar.

"Ygnis" – die lateinische Vokabel für das Wort "Feuer" – ist Programm: Angefangen bei den Gas- und Öl-Kesseln über die Solar- und Wärmepumpentechnik bis hin zu den Speichern, Wassererwärmern sowie der Regelungstechnik; sämtliche Produkte sind der Ausdruck für "Kompetenz in Heiztechnik" und "brennen" regelrecht in Sachen Energieeffizienz!

Aber: Überzeugen Sie sich doch einfach selbst! Zum Beispiel im Rahmen der bautec, Berlin, vom 20. bis 23. Februar 2018 oder der GET Nord, Hamburg, vom 22. bis 24. November 2018!

Weiterführende Informationen: http://www.ygnis.ch

Donnerstag, 01.02.2018