Mit KWK zum „KfW plus“-Standard
Der Geist dieser Bewegung schließt ein, dass ihre Häuser besonders lebenswürdig sein sollten. In Haiger errichtete Investor Freischlad für Kairos e.V. unter anderem einen Neubau mit neun Wohnungen und einem Mehrzweckraum für Begegnungen, Spiele, Unterhaltung, christliche Gottesdienste und anderes, der in seiner baulichen und energetischen Qualität Maßstab für bundesdeutsche Wohnimmobilien sein sollte. „Wir haben“, berichtet Hans Hermann Freischlad, „im September 2020 hier ein altes Gebäude abgerissen und dieses Heim errichtet. Und zwar mit dem Standard »KfW 40 plus«. Auf dem Dach liegt eine 30-kW-Photovoltaikanlage, im Keller steht ein BHKW-Modul des Typs »XRGI 20« von EC Power, den Solar- und KWK-Strom speichern wir in einer 48-kWh-Batterie zwischen und versorgen von dieser Energiezentrale aus »Kairos Home« und die benachbarte Villa »Haus Bertha« mit 550 m2 Wohnfläche.“ Villa Bertha war das frühere Wohngebäude des Hüttendirektors der Eisenhütte Haiger.
In der wohnt zurzeit unter anderem eine afghanische Familie mit sechs Kindern „und ebenfalls haben wir dort ein weiteres Begegnungszentrum namens »Lighthouse« eingerichtet. Lighthouse e.V. öffnet sonntags Menschen aus allen Ländern die Tür, um sich bei Kaffee und Kuchen und ohne Programm näher zu kommen. Des Weiteren finden hier Schulungen im sozialen und christlichen Bereich statt.“
Je stärker, je wirtschaftlicher
Hans Hermann Freischlad investierte nicht nur, er brachte auch seinen Sachverstand ein. Neben der WHSE leitet der Diplom-Ingenieur ein Ingenieurbüro. Der Sachverstand beruht unter anderem auf rund 100 BHKW, die er allein in seiner Heimatstadt Haiger aufgestellt hat, sowie auf dem Erfahrungsaustausch in der Arbeitsgruppe Klein-BHKW im Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), in der er viele Jahre den Vorsitz hatte. Seine Anfänge vor 22 Jahren begann er mit Mikro-BHKW mit Leistungen von 5,5 kWel. Heute kümmern sich sein Betrieb und sein Planungsbüro mehr um Installationen von 6 bis 50 kWel, „weil hier eine noch bessere Wirtschaftlichkeit gegeben ist. EC Power bietet uns eine entsprechende Palette von 6, 9 ,15 und 20 kWel. Auf Basis dieser Maschinen entwickeln wir Energiekonzepte, die im Sommer Strom aus den PV-Anlagen und im Winter Strom und Wärme aus dem »XRGI« ziehen. Mittlerweile sind auch die Batterie-Technologie und die E-Mobilität hinzugekommen. Damit erweitert sich der Leistungsbereich.“
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gewährte bis Februar 2022 für den Effizienzhaus-Standard „40 plus“ einen Kreditbetrag je Wohneinheit von 150.000 Euro und einen Tilgungszuschuss von maximal 37.500 Euro. „Kairos Home“ profitierte noch davon. Die BEG hat praktisch den Mehraufwand gegenüber „KfW 40“ bezahlt: 24 cm Wärmedämmung mit Mineralwolle auf den Außenwänden, 30 cm Isoflock-Isolierung unter dem Dach, kontrollierte Be- und Entlüftung, erneuerbare Energien, eigene Stromproduktion mit PV und BHKW und anderes.
Anfang dieses Jahres musste Wirtschafts- und Klimabundesminister Robert Habeck aufgrund der hohen Antragsflut jedoch ein Limit verkünden. Das berührt zwar nicht den Kreditbetrag von 150.000 Euro, halbiert aber den Tilgungszuschuss auf 18.750 Euro. Ab nächstes Jahr sieht es voraussichtlich wieder anders aus. Im Januar 2023 startet als dritte Stufe der BEG das Programm „Klimafreundliches Bauen“ mit einer noch stärkeren Ausrichtung auf nachhaltiges Bauen: Unter anderem ist daran gedacht, die Treibhausgas-Emissionen über das Gebäudeleben hinweg zu betrachten, also über den Lebenszyklus, sowie das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) zur Bedingung zu machen.
Mehr Warmwasserbereiter als Heizung
Das BHKW im Keller mit 20 kWel und gut 40 kWth läuft zwischen zwölf und 24 Stunden am Tag. „Bei Temperaturen oberhalb 5 °C würde es zu Heizzwecken mit rund drei Stunden auskommen: Nur etwa 20 Prozent der Wärmemenge gehen in die Heizung, 80 Prozent in die Warmwasserbereitung. Bei »KfW 40 plus«-gedämmten Gebäuden genügen meist die solaren plus inneren Wärmegewinne durch Kochen und andere Elektrogeräte, um die Wohnung warm zu halten. Wenn das »XRGI« steht, übernimmt der Pufferspeicher die Wärmeversorgung und der Batteriespeicher oder direkt die Sonne liefern den Strom. Die PV-Anlage deckt im Sommer auch jenes Defizit an Strom, den das BHKW mangels Wärmeabnahme nicht bereitstellt.“ Villa Bertha hat eine Heizlast von 40 kW, der Neubau von 8 kW. Das „XRGI 20“ mit seiner thermischen Leistung von 44 kW reicht mithin aus, um beide Objekte ausreichend komfortabel zu temperieren und mit Warmwasser zu versorgen.