Alles grün mit BioLPG?
Vier Fragen an Jobst-Dietrich Diercks, Geschäftsführer der Primagas Energie GmbH & Co. KG
Primagas bietet als erstes Unternehmen in Deutschland biogenes Flüssiggas – kurz BioLPG bzw. Biopropan – an. Was müssen Kunden und Heizungsbauer beachten, wenn auf BioLPG umgestellt werden soll?
Im Grunde nicht viel. Denn konventionelles Flüssiggas und BioLPG sind chemisch identisch. Für die Kunden bedeutet das: Es ist keine Umrüstung nötig, da sich biogenes Flüssiggas in denselben Anlagen nutzen und im selben Behälter lagern lässt wie konventionelles LPG. Das ist ein bedeutender Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen erneuerbaren Energieträgern. Unsere Kunden können BioLPG in verschiedenen Mischungsverhältnissen mit konventionellem Flüssiggas beziehen oder auch reines BioLPG. Diese Flexibilität ist aus unserer Sicht entscheidend.
Wird Ihrer Einschätzung nach BioLPG langfristig das klassische LPG ablösen? Welche Erwartungen haben Sie mittelfristig beim Absatzverhältnis beider Produkte?
Wir beobachten seit Jahren, dass die Verbraucher umweltbewusster handeln. Das Thema Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus aller gesellschaftlichen Bereiche. Hinzu kommt: Die fossilen Ressourcen sind nicht unbegrenzt verfügbar, deshalb muss sich unsere Branche wandeln und auf erneuerbare Energieträger setzen.
Die dena hat für uns berechnet, dass es in wenigen Jahren möglich sein wird, rund 200.000 Tonnen BioLPG jährlich herzustellen. Mit dieser Menge können wir in puncto klimaschonende Energieversorgung schon sehr viel erreichen. Natürlich werden wir unser Produktangebot nicht von heute auf morgen komplett ändern.
BioLPG wird konventionelles Flüssiggas nicht kurz- oder mittelfristig ersetzen können. Aber wir müssen neue Wege gehen. Als ein führender Flüssiggasversorger ist es unsere Aufgabe, die Wärmewende aktiv mitzugestalten. Und das tun wir mit voller Überzeugung.
Die dena-Studie kritisiert, dass biogenes Flüssiggas gesetzlich nicht wie andere flüssige und gasförmige Biomasse berücksichtigt wird. Was bedeutet das für den Verbraucher?
Das bedeutet für unsere Kunden, dass sie keine Subventionen oder Förderungen erhalten, wenn sie BioLPG nutzen. Der Grund dafür: BioLPG ist neu und wird aktuell vom Gesetzgeber noch nicht als erneuerbare Energie erwähnt, obwohl es die gleichen positiven Umwelteigenschaften aufweist. Hier muss die Politik nachjustieren.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Wir werben derzeit für eine gesetzliche Berücksichtigung von biogenem Flüssiggas, beispielsweise im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG). Konkret bedeutet das: eine Anerkennung im Rahmen der Nutzungspflicht für erneuer-bare Energien und des Massenbilanzierungssystems für BioLPG sowie eine Änderung des Primärenergiefaktors auf 0,6. Zudem sollte die Nutzungspflicht auch beim Einsatz von BioLPG mit Brennwerttechnik erfüllt sein. Nur so kann das Klimaschutzpotential von BioLPG zum Tragen kommen.
Wie steht die Politik zu Bio-Propan?
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Auch für die neue Bundesregierung dürfte der Ausbau von erneuerbaren Energien von maßgeblicher Bedeutung sein. Welche Rolle kann Biopropan dabei spielen und wie interpretieren Sie die zentralen Ergebnisse der dena-Studie?
Als Brückentechnologie bleibt die fossile Strom- und Wärmeerzeugung vorerst unverzichtbar. Der Ausbau von erneuerbaren Energien ist wichtig, darf aber kein Selbstzweck sein. Die Ergebnisse der Studie, vor dem Hintergrund der Effizienz und möglicher CO2-Einsparungen, weisen auf deutliche Potentiale im Wärmebereich hin. Die Forschungslage zu dem Thema ist bisher allerdings leider überschaubar. Grundsätzlich ist es sinnvoll, Potentiale zu nutzen, ohne politische Vorfestlegungen auf einzelne Technologien zu treffen. Für den Erfolg der Wärmewende muss die Politik vernünftige Rahmenbedingungen setzen.
Gerade im ländlichen Raum bietet biogenes Flüssiggas großes Potential. Vernachlässigt die Politik bislang die Wärmewende in diesen Regionen?
Im ländlichen Raum sind Ölheizungen schon allein aus logistischer Sicht derzeit noch weit vertreten. Ein Anschluss an das Gasnetz ist kostenintensiv und teilweise nicht möglich. BioLPG kann hier einen Beitrag zur Energieeffizienz leisten, aber die Investitionen müssen sich für die Verbraucher rechnen und sie sollten selbst entscheiden, in welche Technologie sie investieren wollen. Deshalb wäre hier mehr Marktwirtschaft mit einer Vielzahl von Wettbewerbern wünschenswert. Aber Sie haben Recht: Die Wärmewende wurde seitens der Politik bislang hinter die Energiewende gestellt.
Der Gesetzgeber verpflichtet Eigentümer von neuen Gebäuden, anteilig erneuerbare Energien zu nutzen. Zugleich will er verschiedene Möglichkeiten bieten, um diese Nutzungspflichten zu erfüllen. BioLPG wäre eine dieser Alternativen, die aber kurzfristig nicht mit einbezogen wurde. Warum nicht?
Das EEWärmeG ist am 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Im Koalitionsvertrag zwischen SPD und Union im Bund ist die Zusammenführung des EEWärmeG, der EnEV und des EnergieeinsparG vorgesehen. Eine Novellierung ist jedoch bis heute nicht zustande gekommen, da sie bisher an CDU/CSU gescheitert ist. Ich spreche mich deutlich dafür aus, dass Technologieoffenheit Einzug in das Gesetz findet, damit die Bürger eine Wahlmöglichkeit haben und eigenverantwortlich entscheiden können. Das wäre aus meiner Sicht ein echter Beitrag zur Energiewende. Eine Bevorzugung einzelner Energieträger ist es jedoch nicht.
Die Gesetzgebung scheint insbesondere innerhalb der Wärmewende im Rahmen der Energiewende behäbig und eher langfristig zu handeln. Fehlt es hier an Flexibilität?
Mangelnde Flexibilität wird daran deutlich, dass bestimmte erneuerbare Energien vom Gesetzgeber bislang bevorzugt worden sind, dies schließt innovative Energiequellen von vornherein aus. Die Energiewende kann aber nur gelingen, wenn sie marktwirtschaftlich und technologieoffen erfolgt und von den Bürgern akzeptiert wird. Zudem muss sie – etwa beim Ausbau der Windenergie – auch im Einklang mit der Natur und dem Artenschutz sein.