Auch in diesem Jahr bewegte die Frage nach der Rolle der KWK (Kraft-Wärme-Kopplung) in der Energiepolitik die Teilnehmer auf dem Jahreskongress des B.KWK (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung). Mitte Oktober traf man sich in Berlin unter dem Motto „Wärmewende mit KWK – Technik und Dienstleistung für Flexibilität und Effizienz im neuen Energiemarktdesign“.
Branche plädiert für eine Wärmewende mit KWK
Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung lud zum siebten Jahreskongress nach Berlin
Donnerstag, 15.09.2016
Sowohl der Referentenentwurf zum Strommarktgesetz als auch der Kabinettsbeschluss zum KWKG (Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz) sorgten für Gesprächsstoff. Die Verunsicherung der Verbraucher führte in diesem Jahr derweil zu einem weiteren Marktrückgang bei Anlagen der Mikro- und Mini-KWK mit einer elektrischen Leistung bis zu rund 50 kW. Die Entwicklungen seitens des Marktes und der Politik bewegten die Teilnehmer des siebten branchenübergreifenden KWK-Kongresses des B.KWK (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung) Mitte Oktober in Berlin.
Das Thema in diesem Jahr lautete „Wärmewende mit KWK – Technik und Dienstleistung für Flexibilität und Effizienz im neuen Energiemarktdesign“.
Die Rahmenbedingungen gaben wenig Grund zur Freude. So hatte der BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) kurz zuvor Zahlen über die aktuelle Marktentwicklung bei den Anlagen der Mikro-KWK und Mini-KWK (ob mit Brennstoffzellen, Stirlingtechnik oder Verbrennungsmotoren) mit einer elektrischen Leistung bis zu rund 50 kW vorgelegt. Nach dem Marktrückgang in 2014, musste das Marktsegment auch in diesem Jahr einen weiteren Dämpfer erfahren. Von Januar bis August 2015 ist das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 39 Prozent auf nur noch rund 3.000 Stück geschrumpft. „Wir spüren bereits seit dem Sommer 2014 einen Markteinbruch im Bereich der Mikro- und Mini-KWK“, erläuterte Hagen Fuhl, Vize-Präsident des B.KWK (Leiter Marketing und Vertrieb bei SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme).
Die Verbraucher seien extrem verunsichert. Dies betreffe zum einen die Frage nach der Umlage laut EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) und zum anderen auch die Ankündigungen zum Thema Strommarktgesetz. „Wir brauchen Ruhe im Markt. Wir brauchen langfristige Planbarkeit“, bekräftigte Fuhl. Es vergehe kaum ein Jahr, in dem nicht über neue Gesetze und Verordnungen diskutiert wird, die die Rahmenbedingungen der KWK beeinflussen. Dies habe zur Folge, dass die Verunsicherung steigt und Investitionen zurückgehalten werden. Während im oberen Leistungsbereich, d. h., bei Anlagen um 20 kW elektrische Leistung, im Markt eine stärkere aber doch moderate Nachfrage zu spüren ist (mit Einsatz z. B. in Gewerbe, Hotels und Wohnungswirtschaft), herrscht bei 1 bis 5 kW elektrische Leistung deutliche Zurückhaltung. „Hier muss etwas passieren. Hier ist die Politik gefordert, gegenzusteuern.“ Gerade im Bereich der Wohnungswirtschaft fehlten klare politische Signale für Effizienztechnologien. Seit die Diskussion um das KWKG (Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz) aufgeflammt ist, habe man das Gefühl, dass die Bundesregierung nicht mehr an das eigentliche Ausbauziel der KWK und an die Zukunft der KWK glaubt – und dass sich das Interesse stark in Grenzen hält. Im Koalitionsvertrag war das Ausbauziel bis zum Jahr 2020 klar verankert: 25 Prozent von der gesamten Stromerzeugung. Doch jetzt rückt man davon ab und bindet es an eine regelbare Nettostromerzeugung. Durch den weiteren Zubau der erneuerbaren Energien wird dieses Ziel für die KWK schnell erreicht. Je nach Ansatz der Berechnung hätten wir dieses Ziel sogar bereits erreicht. D. h., es fehlt das klare Bekenntnis der Bundesregierung zur KWK. Und das verunsichert den Bürger. Dieser weiß nicht mehr, wohin die Reise geht. Uwe Beckmeyer, parlamentarischer Staatssekretär im BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), stellte in seinem Eröffnungsvortrag klar: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht mit hohem Tempo voran.“
Und die Einspeisung fluktuierender Strommengen habe Auswirkungen auf die konventionelle Stromerzeugung und damit auch auf die KWK und ihre Betriebsweise. Dies bedeute: „Wir brauchen eine stärkere Flexibilisierung.“ „Mit dem künftigen Strommarkt müssen wir auch eine freie Preisbildung garantieren“, betonte Beckmeyer. „Denn nur eine freie Preisbildung zeigt an, wie teuer ein Strom zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ist.“ Teil eines zukünftigen Strommarktes 2.0 müsse deshalb auch ein Wettbewerb der Flexibilitätsoptionen sein. Mehr Flexibilität sei notwendig, um die Schwankungen sowohl auf der Angebotsseite als auch auf der Nachfrageseite entsprechend ausgleichen zu können. Dies habe besondere Auswirkungen auf die KWK, da sie durch die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme gewissen Restriktionen unterliege. Auch in Zukunft wird die effiziente und klimafreundliche KWK eine wichtige Rolle in der Energiepolitik spielen, um die Energiewende zum Erfolg zu führen, resümierte Beckmeyer. Doch müssten Energiesysteme stärker als bisher als Ganzes betrachtet werden. Sie müssten flexibler, marktnäher und europäischer werden. „Die Energiewende wird einseitig als Stromwende verstanden. Wärme und Kälte kommen – wenn überhaupt – nur isoliert vor“, klagte der Präsident des B.KWK, Berthold Müller-Urlaub (Geschäftsführender Gesellschafter der bmu1 Beratungs- und Vertriebsgesellschaft), in seiner Grundsatzrede.
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