Wie schätzen Sie das Interesse und die Akzeptanz für die Technik ein – beim Endkunden, beim Heizungsfachhandwerk, beim Planer/Architekten und beim Energieversorger?
Klose (Baxi Innotech):
Endverbraucher sorgen sich zunehmend um die ständig steigenden Strompreisentwicklungen. Sie wollen in ihrer Energieversorgung auch autarker sein. Ebenso sind beim Hausbau oder der Modernisierung gesetzliche Anforderungen, möglichst wenig CO2 freizusetzen, einzuhalten.
Mit einem Brennstoffzellen-Heizgerät können genau diese Wünsche erfüllt werden. Durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme erreicht ein Hausbesitzer schon einmal mehr Unabhängigkeit. Zudem können mit unserem Gerät bis zu 50 Prozent CO2 eingespart werden und die Energiekostenrechnung fällt am Ende des Jahres ebenfalls wesentlich geringer aus. Für Energieversorgungsunternehmen, wie Stadtwerke, und Gemeinden können Brennstoffzellen-Heizgeräte sehr gut für den lokalen und dezentralen Ausgleich fluktuierender erneuerbarer Energien eingesetzt werden.
Je nach Bedarf können die Geräte die Netze entlasten, sie wirken Netz stabilisierend und lassen sich hocheffektiv zu virtuellen Kraftwerken bündeln, für eine wirtschaftlich sinnvolle und unabhängige Energieversorgung vor Ort. Das Fachhandwerk wiederum sichert sich mit dieser innovativen Heizgerätetechnik zukünftig ein wirtschaftlich sicheres Geschäft und wird mit Interesse auf unser Angebot reagieren.
Eisen (Bosch Thermotechnik):
Das Interesse ist auf allen Seiten hoch. Schließlich haben wir es hier mit einer spannenden, hocheffizienten Technologie zu tun, die enormes Potential birgt und Standardsystemen in vielen Punkten überlegen ist. Verstärkt wird das Interesse durch steigende Energiepreise, die einen verantwortungsvollen und möglichst nachhaltigen Umgang mit Ressourcen forcieren – das macht die Brennstoffzelle auch zum Gesprächsthema in vielen Medien.
Die Energieversorgungsunternehmen verfolgen die Entwicklung nicht nur aufgrund der hohen Effizienz der Brennstoffzellengeräte ebenfalls sehr aufmerksam, sondern auch, weil dezentrale, steuerbare Stromerzeuger gefragt sind, wenn es darum geht, Schwankungen bei der Energiegewinnung durch Photovoltaik und Wind auszugleichen. Wir arbeiten daher auch mit den Energieversorgern zusammen, um künftige Potentiale gemeinsam aufdecken und bewerten zu können.
Auch bei den Fachkunden können Brennstoffzellenlösungen punkten: Als Plug-and-Play-Lösung zeichnen sich unsere Brennstoffzellen-Heizgeräte durch eine ähnlich einfache Installation wie bei einem Gas-Brennwertgerät oder einer Elektrowärmepumpe aus. Der modulare Aufbau macht es Handwerkspartnern besonders einfach, die Anlage zu installieren und zu warten. Für Bestandsgebäude ist die Energiezentrale aufgrund ihrer geringen Aufstellfläche von nur 0,7 m² interessant. Das kompakte System eignet sich aber auch für die Neubauten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Heizungsfachfirmen mit Komponenten wie Gas-Brennwertgerät, Regelung und Speicher bereits vertraut sind. Selbstverständlich wird zu Beginn Bedarf an Schulungen rund um Service und Wartung bestehen. Aber hier sind wir mit unserem Schulungskonzept, den regionalen Trainingscentern und den geplanten Weiterbildungsangeboten gut aufgestellt.
Ballhausen (Ceramic Fuel Cells):
Ein Beispiel für das starke Interesse von Endkunden, Handwerk, Kommunen und Energieunternehmen ist die Brennstoffzelleninitiative Heinsberg: Diese hat Ceramic Fuel Cells gemeinsam mit der Stadt Heinsberg, dem Netzbetreiber Alliander, einem lokalen Installateur und der örtlichen Volksbank ins Leben gerufen. Die Initiative verfolgt das Ziel, 100 Anlagen in Heinsberg zu installieren und die Stadt zur Modellregion für Brennstoffzellenkraftwerke zu machen.
Im Rahmen einer Kundenveranstaltung haben sich fast 300 Bürger über die Anschaffung einer BlueGen Anlage informiert. Das Interesse zeigt: Sobald der wirtschaftliche Rahmen stimmt, ist die Brennstoffzellentechnologie hoch attraktiv. Des Weiteren haben wir mit dem Netzbetreiber Alliander an unserem Firmenstandort in Heinsberg eine Kooperation geschlossen. Dank der Möglichkeit, die dezentralen Mikrokraftwerke zusammenzuschließen, kann Alliander das Verteilernetz hin zu virtuellen Kraftwerken weiter entwickeln. Gerade die Themen "Strompreisbremse" und "Verringerung des eigenen CO2-Fußabdrucks" sind Kunden wichtig. Laut einer Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) prüft derzeit rund jedes vierte Unternehmen, Strom oder Wärme künftig selbst zu produzieren. Das sind starke Argumente für unser Gerät, denn damit lassen sich die Stromkosten halbieren. Die Energie wird am Ort des Verbrauches erzeugt, ohne Verluste in den Verteilernetzen. Und mit Gas als Rohstoff für den Betrieb gibt es keine Preisaufschläge für die Energiewende. Wir erleben zunehmendes Interesse auch von Seiten der Energieversorger, die die Installation von Brennstoffzellenanlagen durch lokale Förderungen unterstützen. So hat Ceramic Fuel Cells mit dem norddeutschen Energiedienstleister EWE 2010 einen mehrjährigen Feldtest gestartet, bei dem bereits über 130 BlueGen Anlagen an EWE ausgeliefert wurden. Die Gas-Union in Hessen plant als Partner der Stadtwerke die Einführung von Brennstoffzellen mit einem Angebot zur Finanzierung der Wartungskosten. Und zunehmend wollen auch Stadtwerke die Brennstoffzellengeräte unter realen Bedingungen bei ausgewählten Kunden erproben und Erfahrungswerte sammeln, mit dem Ziel, danach ein Produkt für Endkunden beispielsweise im Rahmen eines Contractingmodells einzuführen.
Eichelbrönner (Elcore):
Bei den Gesprächen auf Fach- und Endkundenmessen merken wir, dass sich erstaunlich viele Leute für die Brennstoffzellentechnik interessieren und erstaunlich gut Bescheid wissen. In der industriellen Anwendung gewinnen die Brennstoffzellensysteme bei der netzfernen und Backup-Versorgung an Bedeutung, Gabelstapler fahren mit Brennstoffzellen-Antrieben. Sie wird aber auch mehr und mehr Bestandteil des Alltags: mobile Geräte versorgen Wohnmobile mit Strom, Handys und Laptops werden mit Brennstoffzellen-Ladegeräten aufgeladen und mehrere große Automobilkonzerne haben konkret Serienfahrzeuge in den nächsten zwölf bis 18 Monaten angekündigt. Das Beispiel Enefarm in Japan, bei dem mittlerweile mindestens 55.000 Geräte für die Energieversorgung im Einfamilienhaus installiert sind, zeigt, wie nahe die Technik weltweit vor dem Durchbruch steht.
Nerlich (Hexis):
Wir sehen grundsätzlich ein sehr hohes Interesse und eine gute Akzeptanz für die Technik. Endkunden wie Heizungsfachleute wenden sich häufig an uns, um mehr über Brennstoffzellen und ihre Vorzüge zu erfahren. Seit Ende letzten Jahres bieten wir Galileo 1000 N über das Fachhandwerk den interessierten Endkunden an.
Mit unserer Pilot-Markteinführung starten wir dabei noch regional begrenzt. Zurzeit haben wir zunächst die einzelnen Regionen in Deutschland im Auge, in denen wir gute Partner für eine Zusammenarbeit suchen, und die deutschsprachige Schweiz als Absatzregion im Auge. Zusätzlich sind wir Teil des europäischen Verbund-Projektes ene.field, in dessen Rahmen wir zahlreiche Brennstoffzellen-Heizgeräte europaweit installieren wollen.
Dauensteiner (Vaillant):
Angesichts der besonderen Möglichkeiten zur Reduzierung der Energiekosten ist das Interesse bei den Endkunden riesig. Das Marktforschungsinstitut GFK hat im Rahmen von Callux sowohl vor als auch während der Feldtests die Erwartungen und die Zufriedenheit der Testteilnehmer befragt. Während bei Befragungen dieser Art die Zufriedenheit mit Produkten in der Regel abnimmt, hat sie bei den Nutzern der Brennstoffzellengeräte im Zeitverlauf zugenommen.
Bei Heizungsfachhandwerkern, die heute schon mit innovativen Produkten arbeiten, stellen wir ebenfalls sehr hohes Interesse fest. Planer und Architekten arbeiten sich langsam an das Thema heran. Um diese Gruppen zu informieren, wurde über Callux gezielt Aus- und Weiterbildungsmaterial in die Branche getragen.
Dönges (Viessmann):
Aus zahlreichen Gesprächen wissen wir, dass das Interesse an dieser Technologie durchweg sehr groß ist. Das liegt zum einen an der innovativen Technik, die einen Gesamtwirkungsgrad von über 90 Prozent (Hi) ermöglicht; zum anderen verringert der Anlagenbetreiber mit dem Vitovalor seine Abhängigkeit von den Energieversorgungsunternehmen und von steigenden Strompreisen.
Wo sehen Sie derzeit noch Problemfelder bzw. Handlungsbedarf?
Klose (Baxi Innotech):
Energieeffiziente Produktlösungen wie das Brennstoffzellen-Heizgerät müssen zweifelsohne noch wirtschaftlicher werden. Konkret heißt das, die Herstell- und Servicekosten müssen weiter gesenkt werden. Parallel ist ein durch die Politik aufgelegtes Technologieeinführungsprogramm unerlässlich und zwar mit einer für mindestens fünf Jahre geltenden klaren Regelung. Auch muss noch mehr in die Produktaufklärung auf Seiten der Verbraucher, des Fachhandwerks und des Handels investiert werden, um Nachfrage zu stimulieren. Die Vorteile der Mikro-KWK, die gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom, auf der das Funktionsprinzip des Brennstoffzellen-Heizgeräts basiert, muss noch mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden.
Eisen (Bosch Thermotechnik):
Mit seinen Brennstoffzellen-Heizgeräten hat Bosch Thermotechnik robuste Produkte entwickelt. Jetzt fehlt nur noch der Produktfeinschliff für die Markteinführung – daran arbeiten wir, wie erwähnt, mit Nachdruck. Generell wird es in den kommenden Jahren darum gehen, die Kosten der Brennstoffzellentechnologie zu reduzieren, um die nötige Akzeptanz im Markt zu erreichen.
Ballhausen (Ceramic Fuel Cells):
Die technisch ausgereifte Brennstoffzellentechnologie befindet sich am Anfang der Markteinführung und benötigt daher neben lokalen Förderinitiativen insbesondere ein bundesweites Technologieeinführungsprogramm, zum Beispiel im Rahmen eines Impuls- oder Marktanreizprogramms. Eine bundesweite Förderung würde es uns ermöglichen, die Technologie in der Anfangsphase zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten und die Stückkosten mit zunehmendem Absatz reduzieren zu können. Bezogen auf die Produktentwicklung selbst, sind Kunden oft skeptisch bei der Lebensdauer. Wir wissen aber genau, was unsere Technologie kann. Daher bieten wir einen Vollwartungsvertrag für zehn Jahre an.
Eichelbrönner (Elcore):
Deutschland war schon immer sehr stark in der Förderung von Entwicklungen und der Marktvalidierung von neuen Technologien, und auch wir wurden hier ausgezeichnet vom NOW (Nationale Organisation Wasserstoff- & Brennstoffzellentechnologie) unterstützt. Was sich die deutsche Industrie gemeinsam wünscht, ist ein Technologieeinführungsprogramm für eine begrenzte Anzahl von Jahren mit klar umrissenen Grenzen, um die breite Markteinführung angehen zu können. Einige Bundesländer sind in lobenswerter Weise aktiv geworden und haben Anreizprogramme aufgelegt. Auch die EU unterstützt durch das Programm FCH JU und hier speziell ene.field. Das Beispiel Enefarm in Japan hat gezeigt, dass es möglich ist, neuen Technologien durch ein konsequentes gemeinsames Handeln national zum Durchbruch zu verhelfen. Das sollte uns auch gelingen.
Nerlich (Hexis):
Selbstverständlich werden wir unser Brennstoffzellen-Heizgerät Galileo 1000 N ständig weiterentwickeln. Die weitere Reduktion der Herstellkosten ist dabei ein zentraler Bereich. Auf der anderen Seite sehen wir es als unerlässlich an, dass seitens der öffentlichen Hand flankierende Maßnahmen zur Markteinführung von Brennstoffzellen-Heizgeräten unternommen werden. Brennstoffzellen-Heizgeräte sind heute im Vergleich zu einigen etablierten Technologien noch nicht wirtschaftlich betreibbar. Wir wünschen uns deshalb, dass zum Beispiel Bund und Länder unseren Kunden finanzielle Unterstützung gewähren, wenn ein solches Gerät angeschafft werden soll.
Außerdem ist der administrative Aufwand zum Betrieb solcher Systeme vergleichsweise hoch. Zur Energiesteuer-Rückerstattung muss heute beispielsweise noch ein unverhältnismäßig hoher Aufwand getrieben werden. Wir sind der Meinung, dass Brennstoffzellen-Heizgeräte einen signifikanten Beitrag zur Energiewende und der damit verbundenen CO2-Minderung leisten können. Damit rechtfertigt sich aus unserer Sicht auch ein besonderes Augenmerk der Politik für diese viel versprechende Technologie.
Dauensteiner (Vaillant):
Die Reduzierung der Kosten bleibt eine wichtige Aufgabe. Was Qualitätsfaktoren wie Größe, Gewicht, Effizienz oder Lautstärke betrifft, befinden wir uns bereits auf einem hervorragenden Niveau. Eine zentrale Herausforderung wird für die gesamte Branche in den nächsten Jahren darin bestehen, die Industrialisierung der Technologie voranzutreiben.
Wir haben sehr viel in Forschung und Entwicklung investiert und verfügen gerade in Deutschland über das notwendige Know-how, den Markt für Brennstoffzellengeräte zu erschließen. Die günstige Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen ist ebenfalls ein wichtiger Erfolgsfaktor. Anreize könnten zum Beispiel durch ein Technologieeinführungsprogramm geschaffen werden, das die Einführungsphase der neuen Technologie begleitet.
Dönges (Viessmann):
Die Politik ist gefordert, wegen der relativ hohen Investitionskosten ein Markteinführungsprogramm auf den Weg zu bringen. Wichtig ist, dass dieses Programm transparent und verlässlich, aber auch zeitlich begrenzt ist. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen im Wärmemarkt.