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Wärme

Brennwertkessel sparen weniger als gedacht

Donnerstag, 05.07.2018

Modellrechnungen werden durch Praxiserfahrungen bestätigt

Bestätigt werden die Modellberechnungen von Econsult unter anderem durch Feldtests der Ostfalia-Hochschule Wolfenbüttel und 14.000 Heizungschecks der Verbraucherzentrale Bundesverband. Nach Untersuchungen der Ostfalia-Hochschule Wolfenbüttel waren gerade einmal zwischen fünf bis zehn Prozent der Anlagen hydraulisch abgeglichen.

Bei den Heizungschecks der Verbraucherzentralen wurde in den vergangenen Jahren bei Brennwertkesseln im Durchschnitt ein um 15,4 Prozent niedrigerer Energieverbrauch festgestellt als bei Niedertemperaturkesseln. Dabei dürften Brennwertkessel viel häufiger in Neubauten mit niedrigerem Energiebedarf stehen als alte Niedertemperaturkessel. Mit anderen Worten: Die theoretisch möglichen Einsparungen werden in der Praxis typischerweise nicht erreicht.

Die Förderung des Einbaus von rein fossil betriebenen Heizungskesseln mit Steuergeldern wird mit den begrenzten CO2-Einsparungen umso fraglicher. Doch noch immer fließen Steuergelder in Höhe von rund 300 Millionen Euro jährlich in rein fossil beheizte Wärmeerzeuger. Und das, obwohl diese Heizsysteme einen Marktanteil von 75 Prozent aufweisen.

Die Müllersche Beispiel-Heizung, die allein auf den Einsatz fossiler Brennstoffe setzt, ist jedenfalls in den nächsten 25 bis 30 Jahre für den Umstieg auf Erneuerbare und damit für den Klimaschutz verloren. Denn Heizkessel sind in Deutschland in der Regel mehr als zwei Jahrzehnte in Betrieb. Der Ausstieg aus fossil befeuerten Heizungen muss deshalb jetzt starten, damit der Wärmesektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Wird an der bisherigen Förderung fossil befeuerter Kessel festgehalten, würde dies zu Lock-In-Effekten führen und den mittel- und langfristigen Klimaschutzzielen im Wege stehen.

Darüber hinaus würde die von der Bundesregierung geplante Steuerförderung von Brennwerttechnik zu enormen Mitnahmeeffekten führen. Denn durch sie kämen auch diejenigen in den Genuss eines Zuschusses, die ihren alten Kessel aus technischen Gründen ohnehin gegen einen neuen ersetzen – was heute mehreren hunderttausend entspricht. Dann darf in der Regel gar kein Niedertemperaturkessel mehr eingebaut werden, sondern es muss Brennwert sein – Förderung also für etwas, was ohnehin vorgeschrieben ist. Damit entfällt auch das Argument, eine Steuerförderung würde sich selbst finanzieren. Denn wenn sie weder ein höheres Sanierungsvolumen noch eine bessere Sanierungsqualität bewirkt, steht für den Fiskus am Ende ein Minus.

Das Diagramm zeigt die Brennstoffeinsparung bei den sechs Gebäuden durch den Ersatz des alten Konstanttemperatur- (KT), Niedertemperatur- (NT) oder Brennwertkessels (BW) durch einen neuen Brennwertkessel.
Quelle: BEE
Brennstoffeinsparung bei den sechs Gebäuden durch den Ersatz des alten Konstanttemperatur- (KT), Niedertemperatur- (NT) oder Brennwertkessels (BW) durch einen neuen Brennwertkessel; differenziert nach Kessel und Peripherie.

Anteile Erneuerbarer Energien im Heizungskeller müssen massiv steigen

Die Bundesregierung sollte deswegen daran festhalten, spätestens ab 2020 auf die Förderung der derzeitigen Standardtechnologien zu verzichten und stattdessen nur noch erneuerbare Wärmetechnologien und bei Hybridheizungen den erneuerbaren Anteil, wie es laut Klimaschutzplan und der Förderstrategie vorgesehen ist, fördern.

Anstatt Technologien zu fördern, die Treibhausgase ausstoßen, braucht es Anreize für wirksamen Klimaschutz. Weder Verbraucher noch Handwerker haben bisher aber genügend Anreize, in bestehenden Gebäuden Heizungen einzubauen, die einen möglichst hohen Anteil Erneuerbarer Energien nutzen. Es ist daher höchste Zeit, auf CO2-freie und CO2-neutrale Heiztechnologien, wie Solarthermie, Erd- und Umweltwärme, Holz, Biogas und weitere grüne Gase, umzusteigen.

Der Klimaschutzplan und die im vergangenen Jahr beschlossene Förderstrategie der Bundesregierung sind daher richtig. Sie sehen vor, die Austauschförderung für ausschließlich auf fossilen Energieträgern basierende Heiztechniken auslaufen zu lassen und gleichzeitig die Förderung für erneuerbare Wärmetechnologien zu verbessern – und sollen laut Koalitionsvertrag auch vollständig umgesetzt werden. Daran muss festgehalten werden, nimmt die Politik den Klimaschutz ernst.

Die bestehende Förderung erneuerbarer Wärmeerzeuger wird noch viel zu selten in Anspruch genommen. Zu den Gründen gehört, dass die Förderung der konventionellen Energie der Förderung der Erneuerbaren im Wege steht: Wenn man für eine Öl- oder Erdgasheizung 10 bis 15 Prozent Förderung erhalten kann, dann reichen 20 Prozent Förderung für eine Heizung auf Basis von Erneuerbaren Energien, für die der Heizungskunde meist mehr Geld in die Hand nehmen muss, schlicht nicht aus.

Der Heizungskeller trägt bislang kaum zum Klimaschutz bei. Die Förderstrategie der Bundesregierung sollte dem noch stärker Rechnung tragen. Dann klappt es auch bei den Müllers mit Erneuerbaren Energien im Heizungskeller und mit der Energiewende im Wärmemarkt!

Weiterführende Informationen: https://www.bee-ev.de

Von Ulf Sieberg
Referent für Erneuerbare Wärmepolitik und Wärmewirtschaft Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
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