Erneuerbare Energien

Bullern bei Schnee das falsche Konzept

Wärmepumpen temperieren Augsburger Stadion und Rasenheizung – ein Erfahrungsbericht

Dienstag, 27.12.2022

Das Stadion des FC Augsburg, die WWK Arena, heizt und kühlt seit der Eröffnung 2009 CO2-neutral. Mit zwei Grundwasser-Wärmepumpen und mit grünem Strom für ihren Betrieb, der aus Lech, Wertach und anderen Kraftwerken an Flüssen der Region kommt. Dieses Konzept machte die Heimstätte des FCA seinerzeit zum ersten CO2-neutralen Stadion der Welt. Wer kopieren will – worauf ist zu achten? Speziell auch bei einer Rasenheizung.

Die WWK Arena des FCA: Verein und Energietechnik sind bundesligatauglich.
Quelle: FC Augsburg
Die WWK Arena des FCA: Verein und Energietechnik sind bundesligatauglich.

Zwei Grundwasser-Wärmepumpen mit einer Heizleistung von je 645 kW, die stündlich gemeinsam bis zu 120 m3 Grundwasser aus 45 m Tiefe fördern, liefern Wärme und Kälte. Das Wasser hat selbst im Winter eine Temperatur von etwa 10 °C. Dieses Niveau heben die Maschinen durch Verdampfung und Verdichtung des Kältemittels bis 55 °C an und schieben die Wärme in einen 12.000 Liter fassenden Pufferspeicher. Wärmeübertrager übertragen die Energie auf den Heizungskreislauf des Gebäudes mit VIP- und Logentrakt, Umkleidekabinen und Büros. Und im Winter zusätzlich in die Rasenheizung. Im Sommer kühlt das Grundwasser die Abnehmer passiv.

Ein PR-Text wirbt: „So spart das Augsburger Stadion jährlich etwa 450 Tonnen CO2 ein. Das entspricht den CO2-Emissionen von ungefähr 120 neuen Einfamilienhäusern. Damit ist Augsburg das weltweit einzige Stadion, das auch mit Wärmepumpen CO2-neutral heizt und kühlt.“ Das ambitionierte Projekt stammt von der Lechwerke AG (LEW) und den Stadtwerken Augsburg. „Es hat von Beginn an viel Spaß gemacht, das Energiekonzept zu erarbeiten. Damit haben wir gemeinsam mit dem FC Augsburg, der diesen damals neuen Weg mutig mit uns gegangen ist, ein Zeichen für die klimafreundliche Technologie der Wärmepumpe gesetzt", so Paul Waning, von 2003 bis 2012 Vorstandsmitglied der Lechwerke, dessen Handschrift das nachhaltige ehemalige Schwabenstadion trägt. Heute hat Waning den Vorstandsvorsitz im Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP). Mit grünem Strom kennt sich der Ex-LEWler besonders gut aus, er verantwortete den Betrieb von 35 Wasserkraftwerken für den Energieversorger.

Das „WWK“ in WWK Arena steht übrigens für eine Versicherungsgruppe. Ganz früher sprachen die Augsburger vom Schwabenstadion: Der heutige FCA entstand vor gut 50 Jahren durch die Fusion der traditionsreichen Augsburger Kickervereine TSV Schwaben Augsburg und BC Augsburg, die Historie reicht aber bis zur Gründung des Vorgängervereins FC Allemania im Jahr 1907 zurück. Nebenbei, des FCA berühmtestes Kind war Edeltechniker und Nationalspieler Helmut Haller. Als erster deutscher Profi spielte er in den 60er- und 70er-Jahren als „Gastspieler“ im Ausland, nämlich zehn Jahre bei den Clubs Bologna und Juventus Turin, bevor er wieder nach Augsburg zurückkehrte.

13 Jahre Grundwasser in der WWK Arena. In den Anfängen der Geothermie vor 40 und mehr Jahren lief damit nicht alles reibungslos ab. Brunnen verockerten, Schluckbrunnen liefen über, Wärmeübertrager litten unter Korrosion. Welche Erfahrungen haben die Augsburger Beteiligten mit ihrer Ausführung gesammelt?

Die HeizungsJournal-Redaktion fragte nach. LEW-Pressesprecher Ingo Butters hatte für das Gespräch mit Michael Zerle, Karl-Heinz Viets und Thomas Heigemeir eine kompetente Expertenrunde, in deren Händen unter anderem die Betreuung der WWK Arena liegt, zur Online-Sitzung gebeten: Karl-Heinz Viets verantwortet bei den Stadtwerken Augsburg den Gesamtbereich Energiedienstleistungen, von klassischen dezentralen Erzeugungsanlagen über Nahwärmenetze bis hin zu PV-Anlagen bei Kunden- als auch Eigenanlagen. Thomas Heigemeir kümmert sich bei den Stadtwerken als Teamleiter im Bereich Anlagensteuerung und Anlagenbetrieb im FCA-Stadion um die komplette Technik im Bereich der Wärme- und Kälteerzeugung. Michael Zerle leitet bei den Lechwerken den Betrieb der Wärmeanlagen. Das Anlagenportfolio „Energiedienstleistungen“ von LEW reicht von der kalten Nahwärme und Nahwärmenetzen in Bayerisch-Schwaben über dezentrale Heizzentralen bis hin zur hackschnitzelbefeuerten Dampfanlage. Neben den Wärmeanlagen ist der Betrieb von über 70 Photovoltaik-Anlagen ein weiteres Standbein.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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