Umweltschonende Alternativen
So gibt es schon länger Polystyrol-Dämmstoffe, die das Flammschutzmittel "Polymer-FR" enthalten. Diese umweltverträglichere Alternative wird von den großen Chemiekonzernen seit einigen Jahren bei der Herstellung von Polystyrol-Dämmstoffen verwendet.
Wer auf nachwachsende Materialien setzen will, der greift zu Dämmstoffen aus Holz, Zellulose, Hanf, Holzfasern oder Schafwolle. Sie sind gesundheitlich unbedenklich, lassen sich gut recyceln und besitzen eine gute Wasserdampfdurchlässigkeit. Um auch diese Nachfrage bedienen zu können, führt Systemhersteller Zewotherm eine Biofaserlochplatte zur Dämmung von Fußbodenheizungen im Sortiment. Die harte Bio-Platte besteht aus gehäckseltem Holz, das anschließend im Wasserbad gekocht und dann verpresst wird. Dabei wird komplett auf Bindemittel, Klebstoffe oder synthetische Farbzusätze verzichtet.
Den Anspruch auf umweltschonende Materialien hat das Unternehmen aus Remagen bereits 2014 auf alle EPS Dämmstoffe ausgeweitet. Sie werden seither mit "Polymer-FR" produziert. Bei der Flächentemperierung kommen sowohl die Standard-Dämmsysteme Tacker als auch das Noppen- und das Klett-System ohne das giftige Flammschutzmittel aus. Das für Sanierungen entwickelte, dünnschichtige Trockenbausystem steht ebenso für eine HBCD-freie Dämmung der Fußbodenheizung. Und auch das Gittermattensystem und die "EPS DEO"-Platten für die Zusatzdämmung enthalten "Polymer-FR".
Fazit: Es gibt noch viel zu tun
Die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung sind ohne EPS-Dämmstoffe kaum erreichbar. EPS-Dämmung wird bei etwa 80 Prozent aller Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)-Anwendungen eingesetzt.[6]
Ein umweltschonender Flammschutz ist dabei zwingend nötig und wird auch zu Recht gefordert. Die passenden Alternativen sind bereits großflächig im Einsatz. Darüber müssen entlang der Wertschöpfungskette alle Beteiligten informiert sein. Für mehr Transparenz sind die Hersteller gefordert, ihre Produkte klar zu kennzeichnen. Auch dafür sind erste lobenswerte Aktionen gestartet.
Die größten Hausaufgaben hat aber nach wie vor noch die Politik zu leisten. Die Lebensdauer von EPS-Dämmung wird laut Fraunhofer-Institut für Bauphysik auf etwa 50 bis 60 Jahre geschätzt.[7] Da erst in den 1960er-Jahren mit dessen Verwendung begonnen wurde, besteht momentan noch kein großes Abfallproblem – aber es ist damit zu rechnen. Sollte die Entsorgung nicht klar geregelt und HBCD wieder als gefährlicher Abfall eingestuft werden, drohen hohe Kosten und Engpässe bei der Entsorgung. Damit wäre weder der Umwelt noch der Branche geholfen.
Quellen:
[1] Hintergrund Hexabromcyclododecan (HBCD). Antworten auf häufig gestellte Fragen. Umweltbundesamt, Dezember 2016
[2] Daten zur Umwelt. Der Zustand der Umwelt in Deutschland. Ausgabe 2005. Umweltbundesamt. Erich Schmidt Verlag
[4] Pressemitteilung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) vom 16.12.2016: Handwerk: Dämmstoffentsorgung nachhaltig regeln
[5] Pressemitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit vom 16.12.2016: Hendricks begrüßt Bundesrats-Beschluss zum Moratorium bei Dämmstoff-Entsorgung
[7] Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP). IBP-Bericht BBHB 019/2014/281: Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS. Möglichkeiten der Wiederverwertung von Bestandteilen des WDVS nach dessen Rückbau durch Zuführung in den Produktionskreislauf der Dämmstoffe bzw. Downcycling in die Produktion minderwertiger Güter bis hin zur energetischen Verwertung. 12.11.2014