Sind die Grenzwerte in Abhängigkeit des Speichervolumens sinnvoll?
Die Einteilung anhand der vorgegebenen Grenzwerte ist, insbesondere für Speicher mit großen Volumen, sehr ambitioniert. Daher galt ab September 2015 zunächst eine zweijährige Übergangsphase, in der lediglich Speicher bis 500 l in die Energieeffizienzklassen A bis G eingeteilt und mit einem Produktlabel gekennzeichnet werden mussten.
Seit September 2017 ist nun die zweite Stufe der EU-Verordnung Nr. 812/2013 in Kraft. Seitdem gilt die Kennzeichnungspflicht mit Produktlabel für alle Speicher bis 2.000 l Volumen. Zudem sind Speicher, die die Energieeffizienzklasse C nicht erreichen, nicht mehr zulässig. Als Ausgleich zu den damit entfallenden Klassen D, E, F und G wurde an der Spitze die Energieeffizienzklasse A+ eingeführt. Sie soll die Warmwasserspeicher mit den geringsten Wärmeverlusten "zieren".
Wie viel schwieriger es für größere Speichervolumina ist, bessere Energieeffizienzklassen zu erreichen bzw. überhaupt die Anforderung der Energieeffizienzklasse C zu erfüllen, lässt sich am besten anhand eines Diagramms darstellen. Die Kurven stellen dar, welchen spezifischen Wärmeverlust in W pro Liter ein Warmwasserspeicher für eine entsprechende Effizienzklasse aufweisen darf.
Hierzu ein Beispiel: Ein 200 l Warmwasserspeicher darf für die Energieeffizienzklasse C einen Wärmeverlust von bis zu 0,69 W/l haben. Ein 2.000 l Warmwasserspeicher hingegen darf 0,095 W/l nicht überschreiten, um in dieselbe Energieeffizienzklasse zu kommen. Pro Liter darf der 200 l Warmwasserspeicher also einen mehr als 7-mal höheren Warmhalteverlust für dieselbe Energieeffizienzklasse aufweisen.
Diese Übervorteilung kleinerer Warmwasserspeicher ist nicht nur technisch, aufgrund des schlechteren Volumen-zu-Oberfläche-Verhältnisses gegenüber größeren Warmwasserspeichern, fraglich. Bei einigen Anwendungen, wie zum Beispiel dem Nachrüsten einer Solarthermieanlage, könnte dem Verbraucher so suggeriert werden, dass ein kleinerer Speicher in Energieeffizienzklasse B generell besser ist – obwohl ein sinnvoll anhand der Anlagengröße dimensionierter, größerer Speicher in Energieeffizienzklasse C für ihn eventuell besser geeignet wäre. Auch im Hinblick auf die nationalen Förderbedingungen diverser erneuerbarer Heiztechnologien, die sogar ein Mindestvolumen für Speicher fordern, ist dies eher widersprüchlich.
Die Energieeffizienzklasse eignet sich also ausschließlich zum Vergleich der Dämmung zweier Warmwasserspeicher mit gleichem Volumen – nicht mehr, nicht weniger. Um den Verbraucher diesbezüglich zu beraten, ist das Fachhandwerk gefragt, da diese Informationen aus dem Produktlabel nicht hervorgehen.
Was bringt eine bessere Energieeffizienzklasse in der Praxis?
Trotz dieser Kritik darf man die Einführung der Produktlabel für Warmwasserspeicher als ökologischen Erfolg werten. Schlecht gedämmte Warmwasserspeicher dürfen in der EU nicht mehr vertrieben werden und die Dämmung der am Markt angebotenen Modelle hat sich durch die Vergleichbarkeit über die Produktlabel nachweislich verbessert. Das reduziert zweifellos den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen der Wärmeerzeugung.
Ob sich ein Warmwasserspeicher mit besserer Energieeffizienzklasse ökonomisch für den Verbraucher "auszahlt", hängt dagegen von seinen Wärmeentstehungskosten, dem Volumen und dem Preis des Warmwasserspeichers ab.
Als Beispiel soll hier eine gängige Kombination aus einer Ölheizung mit 85 Prozent Wirkungsgrad (Wärmeentstehungskosten: 0,12 Euro/kWh) und einem 200 l Warmwasserspeicher dienen.
Als Vergleichszeitraum werden zehn Jahre angesetzt (was der Garantiezeit eines OEG-"A+"-Speichers entspricht):
Die Energiekosten für die Warmhalteverluste betragen unter diesen Voraussetzungen bei einem Warmwasserspeicher der Energieeffizienzklasse E (139 W, Standard im Bestand) 1.461 Euro, bei einem Warmwasserspeicher der Energieeffizienzklasse C (86 W, marktüblicher Standard seit September 2017) 904 Euro und bei einem Warmwasserspeicher der Energieeffizienzklasse A+ (31 W, OEG-Standard) 326 Euro. Die Einsparung von A+ gegenüber C entspricht 578 Euro und die Einsparung von A+ gegenüber E 1.135 Euro.
Neben dem Argument des "guten Gewissens" (CO2-Einsparung) dürfte ein Warmwasserspeicher der Energieeffizienzklasse A+ bei der Neuanschaffung unter diesen Voraussetzungen also 578 Euro mehr kosten als ein Warmwasserspeicher der Energieeffizienzklasse C, ohne dass dem Verbraucher dadurch finanzielle Nachteile über den Produktlebenszyklus entstehen.