Wie hat sich der Markt für Smart Home im Bereich der Wohnimmobilien, besonders im Einfamilienhaussegment, entwickelt? Gibt es schon einen Durchbruch oder reden wir immer noch von einer Marktnische?
Wir rechnen mit starkem Zuwachs in den nächsten Jahren. Die Anwenderzahlen steigen kontinuierlich. Noch ist die Marktdurchdringung nicht so hoch, dass man vom Durchbruch sprechen könnte. Studien weisen immer wieder auf ein großes Interesse an Smart Home-Lösungen hin, doch es gibt auch Unsicherheiten: Viele Menschen wissen gar nicht, was heute schon möglich ist. Manche haben auch Vorbehalte hinsichtlich des Datenschutzes. Daher sorgen wir für Transparenz und machen Neulingen den Einstieg so einfach wie möglich.
Wo liegen in der Praxis die klassischen Anwendungen für Smart Home? In Neubaugebieten mit Niedrigenergiehäusern und eher jüngeren, technikaffinen Hausbesitzern oder in Altbausiedlungen?
Im Neubau ist der Einsatz smarter Haustechnik sehr verbreitet. In diesem Segment wird Smart Home langsam zum Standard. Mit innogy SmartHome hatten wir aber von Beginn an den Gebäudebestand im Blick. Einerseits überwiegt er zahlenmäßig. Andererseits ist hier das größte Potential für Einsparungen, insbesondere bei den Heizkosten. Hier machen sich überschaubare und kostengünstige Lösungen schnell bezahlt.
Wenn man eine Kosten-Nutzen-Analyse durchführt, ab welchem Gebäudeenergieverbrauch rechnet sich ein Smart Home?
In Bestandswohnungen haben wir die Heizenergie um 25 Prozent reduzieren können und zwar allein durch die intelligente Einzelraumsteuerung mit smarten, funkgesteuerten Heizkörperthermostaten. Ohne Umbauten, Komfortverlust oder gar teure Sanierungsarbeiten. Wer schon sehr sparsam und umsichtig heizt, kommt vielleicht nicht auf die 25 Prozent. Aber er kann sich den Aufwand sparen, die Temperatur laufend manuell nach Bedarf einzustellen, um seine Heizung effizient zu nutzen. Das ist ein deutlicher Komfortgewinn.
Wenn man den Wohnungsmarkt gesamt betrachtet, ist Smart Home nur für Eigentümer von Einfamilienhäusern interessant oder auch für Wohnungseigentümer und für Mieter?
Wir bieten innogy SmartHome als intelligente Haussteuerung für jeden Haushalt an, also auch für Mieter einer Wohnung. Denn Licht, Haustechnik und Geräte werden kabellos per Funk vernetzt. Steht ein Umzug an, können Mieter ihr Smart Home einfach mitnehmen und in der neuen Wohnung wieder nutzen. Das System lässt sich nach und nach ausbauen und wächst so mit jeder nächsten Wohnung mit. Eigentümer von Wohnungen und besonders die von Einfamilienhäusern haben mehr Freiheit, die Komponenten nach ihren Wünschen zusammenzustellen und zum Beispiel eine Solaranlage und eine Ladestation fürs eigene E-Auto in das Energiemanagement zu integrieren.
Mit welchen Kosten muss ein Hausbesitzer für die Ausrüstung in ein Smart Home rechnen, sowohl reine Investitionskosten als auch laufende Betriebskosten (wie Stromversorgung oder Kommunikation) und Lizenzkosten für die Nutzung der Smart Home-App?
Mit wenigen hundert Euro lässt sich einiges an smarten Funktionen umsetzen. Man kann das System ganz einfach selbst einrichten, starten und steuern. Der Zugriff ist im hauseigenen W-LAN kostenfrei, ebenso die Hotline, und Lizenzgebühren gibt es nicht. Der mobile Zugriff von unterwegs ist 24 Monate kostenlos, danach für aktuell knapp 15 Euro pro Jahr buchbar.
Sollte man ein Smart Home überhaupt nur unter Energiesparaspekten sehen? Überwiegt bei den Nutzern nicht eher der Komfort-Gedanke oder vielmehr noch der Hightech-Aspekt?
Ich stimme Ihnen völlig zu. Wir bekommen immer wieder von unseren Kunden die Rückmeldung, dass für sie der Komfort im Vordergrund steht, der sich durch die Automatisierung von Alltagsroutinen und wiederkehrenden Abläufen ergibt. Obwohl sich die Investition gerade durch das intelligente Energiemanagement auch finanziell bezahlt macht.
Attraktiv ist innogy SmartHome für viele Kunden durch das Plus an Sicherheit: Das System lässt sich einfach als Rauchmelder und Alarmanlage einrichten und schützt vor Einbrechern. Für viele Anwender zählt neben dem konkreten Nutzen auch der Spaß. Das System lässt sich ganz einfach bedienen und es lässt das Zuhause genau das tun, was man sich gerade wünscht. Auf die einfache Bedienung und die für mobile Endgeräte optimierte Benutzeroberfläche legen wir großen Wert.
Neben erneuerbaren Energien und der Digitalisierung ist auch die Effizienz ein wichtiger Baustein der Energiewende. Im Bereich der Hauswärme bietet innogy hierzu Heizungscontracting an. Eigenheimbesitzer können dabei ohne Anschaffungskosten auf effiziente Gas-Brennwerttechnik umrüsten. Wie kommt solch ein Angebot bei den Verbrauchern an?
Es ist sicherlich für den deutschen Markt noch ein ungewöhnliches Angebot. Aber wir stoßen damit auf Interesse und sind überzeugt, dass Heizungscontracting ein großes Potential hat.
Im Rahmen der Herbstkampagne "Eisfüße" hat innogy in Kooperation mit Buderus zu dem Gas-Brennwertkessel noch gleich ein Smart Home-Paket geliefert, bestehend aus der Smart Home-Zentrale und drei funkgesteuerten Heizkörperthermostaten. Konnte dies das Interesse für das Hauswärme-Heizungscontracting steigern?
Das Angebot gilt erst seit Oktober 2017. Es ist noch zu früh, um etwas Konkretes über den Erfolg zu sagen. Doch die Kombination von intelligenter Heizungssteuerung, die effiziente Technik mit komfortabler Nutzung verbindet, macht diese Lösung besonders attraktiv. Sie können die Einstellungen jederzeit ändern: mit einem kurzen Wischen auf dem Smartphone – oder sogar auf Zuruf. Mit Alexa, der virtuellen Sprachassistenz von Amazon, müssen Sie noch nicht mal einen Finger rühren, um es warm und behaglich zu haben.
Um Ihren Strom- oder Gaskunden den Einstieg ins Smart Home zu erleichtern, haben Sie vergangenen September die Preise für innogy SmartHome Produkte deutlich gesenkt. Wieweit konnten Sie dadurch die Nachfrage ankurbeln?
Wir haben die Preise generell gesenkt und für unsere Energiekunden zusätzlich spezielle Pakete geschnürt. Seit Jahren beobachten wir, dass das Interesse an Smart Home-Lösungen sehr groß ist und weiter steigt. Und die Bereitschaft, einfach mal "hineinzuschnuppern", wächst mit einem niedrigschwelligen Angebot tatsächlich stark. Darauf ist unser System durch seinen modularen Aufbau und den Fokus auf nutzbringende Anwendungen perfekt ausgelegt – und entsprechend erfolgreich.
Die Cyber-Kriminalität steigt. Werden die Sicherheitsrisiken durch die Totalvernetzung aller Komponenten im Gebäude mit Internetanschluss unterschätzt? Welche Bedeutung messen Sie dem Thema Datensicherheit bei?
Wer diese Risiken unterschätzt, der handelt unverantwortlich. Wir tun alles für die Datensicherheit, was technisch möglich ist. innogy SmartHome trägt das Gütezeichen "VDE Informationssicherheit geprüft": Angefangen von der Funkverbindung zuhause – für die Kommunikation unserer Smart Home-Zentrale mit den vernetzten Geräten – über die mobile App bis hin zur Kommunikation im Internet werden alle Daten in jeder Richtung lückenlos verschlüsselt und sind dabei stets vor Fremdzugriffen bestmöglich geschützt. Dieses umfassende Schutzkonzept halten wir immer auf dem aktuellen Stand der Technik und lassen das System laufend unabhängigen Prüfungen unterziehen.
Wieweit besteht noch Handlungsbedarf beim Thema Haftung?
Wir verfolgen die laufenden Diskussionen zur Haftungsfrage bei IT-Produkten genau. Wir sind auch selbst aktiv, unter anderem bei der Ausgestaltung des EU-IT-Sicherheitslabels. Daran arbeiten wir als Mitglied des Digitalverbands Bitkom mit. Allerdings bauen wir unsere Systeme sowieso sehr sicher und lassen sie wie gesagt auch durch externe Institute regelmäßig prüfen. Auf dieser Basis sehen wir Lösungen für mögliche Neuregelungen bei der Haftung positiv entgegen.