Thomas Heuser, herotec-Geschäftsführer und Hans-Arno Kloep von Querschiesser im Interview mit dem HeizungsJournal.
Die Notwendigkeit spezialisierter Weiterbildung
Dienstag, 28.01.2020
Das Ahlener Unternehmen herotec hat im Jahr 2017 ein neues Weiterbildungsprogramm ins Leben gerufen. Das Wärmebodenpartnerkonzept richtet sich an alle, die mit der Verlegung von Fußbodenheizungen und deren Bodenaufbauten zu tun haben. Damit will der Hersteller erreichen, dass die Tätigkeit klarer strukturiert wird und die Installation aus einer Hand erfolgen kann. Thomas Heuser, herotec-Geschäftsführer, gibt im Interview mit dem HeizungsJournal Einblicke in das "neue Gewerkebild" – und zusätzlich ordnet Hans-Arno Kloep von Querschiesser die Strategien aus Marktforschungssicht ein.
Herr Heuser, herotec hat das Wärmebodenpartnerkonzept konzipiert. Was genau verbirgt sich dahinter?
Thomas Heuser:
Der Fußboden selbst ist durch seine unterschiedlichen Aufbaumöglichkeiten ein komplexes Thema geworden. Kommt jetzt noch eine Flächenheizung hinzu, kann es schnell zu Problemen zwischen den einzelnen Komponenten und Gewerken kommen. Dies wollen wir verhindern und haben die Weiterbildung zum Wärmebodentechniker entwickelt. Damit ist es jedem, der mit der Verlegung von Fußbodenheizungen und deren Bodenaufbau zu tun hat, möglich, die gesamte Leistung aus einer Hand anzubieten. Wir umgehen also die Schnittstellen. In den zwei Jahren, in denen wir diese Weiterbildungsmaßnahme anbieten, haben wir nur positive Resonanz bekommen. Sei es von den geschulten Betrieben, die damit ein Alleinstellungsmerkmal bekommen haben, oder von den Endkunden und Planern, die nun nur noch einen Ansprechpartner für den Bodenaufbau haben. Wenn man so möchte, eine "Win-win"-Situation für alle Beteiligten.
Sind es nur die Schnittstellen, die sich dadurch verbessern lassen?
Thomas Heuser:
Nein, keineswegs. Das ist nur eine Facette. Wir haben momentan auch noch ein ganz anderes Problem im Markt. Die Auftragsbücher im Handwerk sind voll. Besonders im Sanitär- und Heizungssektor hinterlässt diese Entwicklung Spuren. Besonders, da die Nachfrage nach Flächenheizungen stark angestiegen ist. Warteschleifen, die zwischen Gewerken entstehen, verschlechtern die Situation zusätzlich. Ist die Installation der Fußbodenheizung fertig, muss erst wieder auf den Estrichleger gewartet werden. Diese Zeit lässt sich besser takten, wenn alles in einer Hand liegt. Zudem werden die einzelnen Gewerke entlastet. Kann der Heizungsinstallateur aufgrund von einem Auftragsüberschuss nicht, springt ein anderes Gewerk ein. Oder umgekehrt.
Herr Kloep, deckt sich diese Markteinschätzung mit Ihren Erfahrungen?
Hans-Arno Kloep:
Ich teile die herotec-Einschätzung. Wir kämpfen mit knappen Kapazitäten und – sagen wir einmal freundlich – traditioneller, aber heute unglücklicher und überkommener, Arbeitsteilung in der gewerkübergreifenden Zusammenarbeit. Die Idee, mit einer neuen Gewerkeverteilung unnötige Hemmnisse abzubauen, ist eine angemessene Reaktion auf den Engpass.
Könnten solche Konzepte also dem Fachkräftemangel effektiv entgegenwirken?
Hans-Arno Kloep:
Klares "Ja!". Unsere Marktforschung zeigt, dass solche Konzepte wirken. Die Branche versenkt in den traditionellen Strukturen einfach zu viel Zeit und produziert beim Warten und beim "auftragsbezogenen Rad-neu-Erfinden" unnötige Kosten. Eine neue Arbeitsteilung, die eine effizientere Nutzung der Kapazitäten bewirkt, bekommt unsere volle Unterstützung und wird von uns auch regelmäßig empfohlen.
Lassen Sie uns über die einzelnen Gewerke sprechen, Herr Heuser. Für welche Zielgruppe ist die Weiterbildung gedacht?
Thomas Heuser:
Die Zielgruppe ist klar überschaubar. Im Prinzip kommt jeder in Frage, der mit der Verlegung von Fußbodenheizungen und deren Bodenaufbau zu tun hat. Meist sind das die SHK-Installateure oder Estrichleger. Allerdings legen wir Wert darauf, dass nur ein Meister oder jemand mit einer vergleichbaren Qualifikation nach § 8 der Handwerksordnung zur Ausbildung zugelassen wird. Überdies sehen wir Planer und Architekten sowie Fliesenleger mit der Weiterbildung gut beraten. Immerhin reden wir bei einem Bodenaufbau über ein System. Hier müssen Dämmung, Heizung/Wärmeübergabe, Estrich und Bodenbelag eine Einheit bilden. Je größer das Verständnis für das Zusammenspiel und die einzelnen Komponenten ist, umso geringer ist die Fehlerquote am Schluss.
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!