Entwicklungen in der Abgasanalyse
Von besonderer Relevanz für das Heizungsbauhandwerk sind natürlich die Messgrößen "Abgas, Gas und Feinstaub". Auch dazu wurde anlässlich des 60. Firmenjubiläums das Testo-Archiv intensiv befragt: Einfach erstaunlich, welche Dokumente der Heiztechnikgeschichte hier (wieder-)entdeckt wurden.
So mussten zum Beispiel vor 1978 bei Kaminprüfungen die Abgastemperatur und der CO2-Gehalt des Abgases separat ermittelt werden. Verschiedene und kompliziert zu handhabende Geräte musste der Schornsteinfeger damals bedienen können, noch dazu unter Verwendung ätzender Flüssigkeiten. Das Rauchgas-Messgerät "testo 31" machte damit Schluss.
Ein weiterer wichtiger Schritt passierte dann schon ein Jahr später: 1980 wurde mit dem Rauchgas-Analysegerät "testo 3100" ein neues Messgerät zur elektronischen Bestimmung des CO2-Anteils und der Abgastemperatur – für Öl- und Gasheizungen – präsentiert. "Von nun ab wird also nur noch eine Prüfungseinrichtung für alle Messungen von CO2 und Temperatur benötigt", lässt sich der Unternehmenschronik entnehmen.
"Der große Durchbruch im Rauchgas-Geschäft kam für Testo aber erst einige Jahre später – mit »testo 33« im Jahre 1987", berichtet Michael Willmann, Senior Product Manager in der Business Unit HVAC/R. Das aus zwei Teilen bestehende Rauchgas-Analysegerät "testo 33" wog insgesamt nur 3 kg und konnte mit nur drei Tasten bedient werden. "Ziel war es also damals schon, über eine leichte Bedienbarkeit Zeit bei der Messung zu sparen. Heute nennen wir das eben »easy to use« und verwenden unser Smartphone bzw. mobiles Endgerät als Display", ordnet Willmann diesen messtechnischen Quantensprung ein, der vor gut drei Jahrzehnten stattfand.
Freilich hat sich in den darauffolgenden 30 Jahren noch einiges Wichtiges in Bezug auf die Abgasanalyse getan: Michael Willmann nennt hier beispielhaft die Themen "Miniaturisierung der Sensorik und Geräte", "Sensor-Standzeit bzw. »Longlife«-Sensorik" und "Messen ohne Prüfgas-Abgleich".
"Heute beschäftigen wir uns dagegen primär mit der Frage, wie die Datenmengen, welche bei einer Messung anfallen, vernünftig weiterverarbeitet und gemanagt werden können. Oder anders gesagt: Unsere Kunden sollen die Daten clever nutzen können", beschreibt Willmann die aktuellen Herausforderungen in der Entwicklung. Die Megatrends "big data" und "internet of things" lassen grüßen!
Vernetzte, smarte Messtechnik
"Die Ansprüche unserer Kunden werden durch moderne Kommunikationstechnologien geprägt. So geht der Trend dazu über, dass Messdaten sofort und überall verfügbar sein sollen, zum Beispiel auf dem Rechner oder dem Smartphone. Um weiteres Wachstum zu erzielen, ist die konsequente Ausrichtung auf das Messdatenmanagement Kernstück unserer Konzernstrategie. Dies geht deutlich über die bislang eingesetzten Speicherkarten und USB-Verbindungen hinaus", erklärt Willmann weiter.
An dieser Stelle hakt Tobias Kleinknecht, Manager Produkt und Applikation im Deutschland-Vertrieb von Testo, ein: "Im Fokus stehen heute neben den vielen Produkt-Features vor allem auch die Möglichkeiten in der Anwendung. Das heißt, die Fähigkeit zur Konnektivität unserer Messlösungen ist wichtig. Wir nennen das »smarte Messtechnik«."
Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? "App-gesteuerte Messgeräte, einfache Touchscreen-Bedienung und mobile Messdatenübertragung", fasst Kleinknecht kurz zusammen. "Der Ansatz muss es doch sein, Daten, die man einmal erfasst oder entsprechend angelegt hat, mehrmals zu nutzen. Dann haben wir intelligente Messtechnik", betont er.
Abgasanalyse heute
Als aktuelles Beispiel stellt Tobias Kleinknecht das Abgas-Analysegerät "testo 330i" vor, welches technologisch auf dem "in der Praxis tausendfach bewährten" Vorgänger "testo 330-2 LL" fußt – mit einem entscheidenden Unterschied: Das "testo 330i“ benötigt kein eigenes Display, sondern überträgt die Messwerte via "Bluetooth" und "330i"-App auf das Smartphone oder Tablet des Anwenders.
"Dadurch haben wir eine neue Flexibilität bei der Abgasmessung geschaffen, denn der Heizungsfachmann hat die Messwerte immer dort im Blick, wo er sie braucht – völlig unabhängig vom Messort", so Kleinknecht. Die App ermögliche so nicht nur mehr Freiheit bei der Bedienung, sondern nehme Handwerkern und Servicetechnikern auch Dokumentationsaufwand ab. Protokolle könnten direkt vor Ort über ein paar Klicks am Smartphone oder Tablet erstellt, kommentiert, mit Fotos versehen und bequem per Mail an den Kunden oder ins Büro geschickt werden.
"Damit reduziert sich der Zeitaufwand für die Dokumentation erheblich. Wie gehabt, kann das Messprotokoll aber auch noch klassisch ausgedruckt werden", schmunzelt Tobias Kleinknecht mit Blick auf den offensichtlichen Paradigmenwechsel in der Datenverarbeitung – Messtechnik von heute eben.
Übrigens: Testo feiert den 60. Geburtstag mit diversen "testo 330i LX"-Jubiläums-Sets! Also: Einfach mal ausprobieren.