Ist das ein Grundproblem der öffentlichen Wärmepumpendiskussion – dieses mangelnde Verständnis für die Technologie?
Zumindest bereitet es Vorurteilen den Boden. Denken Sie nur an das Anti-Wärmepumpen-Argument, man dürfe nicht auf „Strom only“ setzen – dabei ist die Wärmepumpe, streng genommen, gar nicht „Strom only“. Sie heizt nicht mit Strom, sondern mit thermischer Umweltenergie, die über Kältemittelverdichtung auf ein höheres Niveau gebracht wird. Und dazu nutzt sie Strom – den jede Öl- und Gasheizung übrigens auch benötigt, wenn auch in geringerem Umfang. Aber das Wärmepumpen-Funktionsprinzip in den Köpfen zu verankern, ist eine echte Herausforderung. Da haben es die Verfechter von Gasthermen leichter. Dass es warm wird, wenn man etwas verbrennt – in diesem Fall Erdgas –, das begreift man auch dann, wenn man im Physikunterricht nicht aufgepasst hat. Was aber thermische Umweltenergie ist und dass auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen so viel von dieser Energie vorhanden ist, dass man sie zum Heizen nutzen kann, das ist schon etwas schwieriger zu verstehen.
Haben aus Ihrer Sicht auch die Einwände gegen den Wärmepumpeneinbau im Bestand mit falschen Vorurteilen zu tun?
Ganz eindeutig ja. Es ist einfach ein Märchen, dass sich Bestandsgebäude nur dann mit einer Wärmepumpe beheizen lassen, wenn umfassend saniert und eine Fußbodenheizung nachgerüstet wurde. Für 80 bis 90 Prozent unseres Gebäudebestands sind Wärmepumpen genauso für einen Soforteinbau geeignet wie herkömmliche Gas- oder Ölheizungen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat schon 2018 und 2019 eine Studie zu Wärmepumpen in 15 bis 150 Jahre alten Bestandsgebäuden durchgeführt. Ergebnis: Luft/Wasser-Wärmepumpen erreichen im Durchschnitt eine Jahresarbeitszahl von 3,1. Erdwärmepumpen sogar von 4,1. Das sind derart gute Werte, dass man sich wirklich fragt, wo die Vorurteile gegenüber der Wärmepumpe im Bestand eigentlich herrühren. Sachlich begründet sind sie jedenfalls nicht.
Nun gibt es ja den SHK-Fachhandwerker, der für viele Endkunden der Fachmann ihres Vertrauens ist und solchen und ähnlichen Vorurteilen erfolgreich begegnen könnte. Inwieweit steht das SHK-Handwerk nach ihrer Einschätzung hinter der Wärmepumpe?
Viele SHK-Fachleute verstehen sich heutzutage schon als Klimaschutzhandwerker – und das völlig zurecht. Sie kennen ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung und sie wissen, dass von ihnen das Gelingen der Wärmewende abhängt. Einige Handwerksinnungen der SHK-Branche haben denn auch unmissverständlich klargemacht, dass sie in der Wärmepumpe das führende Heizsystem der Zukunft sehen. Ein Problem ist, dass es den Fachhandwerkern zum Teil an Erfahrung im Umgang mit der Wärmepumpentechnologie fehlt. Eine Gastherme kann jeder Heiztechniker im Schlaf installieren. Bei der Wärmepumpe hingegen gibt es immer noch Unsicherheiten. Manche SHK-Spezialisten haben noch nie eine Wärmepumpe eingebaut, weil die Technologie lange Zeit unterschätzt wurde und als Nischenlösung galt, mit der man sich nicht zwingend beschäftigen musste. Und nun sollen plötzlich alle wie selbstverständlich Wärmepumpen installieren, weil die Zeit der Öl- und Gaskessel immer schneller abläuft und die Nachfrage nach Wärmepumpen sprunghaft angestiegen ist. Manche Fachhandwerker fühlen sich da ein Stück weit überfordert. Das kann ich auch verstehen.
Was kann man tun, um das Fachhandwerk in dieser Situation zu unterstützen und den Mangel an Erfahrung mit Wärmepumpen schnell zu kompensieren?
Die Antwort lautet: Schulung, Schulung, Schulung. Das für den Wärmepumpeneinbau erforderliche Wissen muss dem Handwerk so schnell, effizient und verständlich wie möglich vermittelt werden. Die Innungen sind hier sehr aktiv und wir als Hersteller sind es auch. In unserem Schulungszentrum „Energy Campus“ im niedersächsischen Holzminden, aber auch an unseren übrigen deutschlandweiten Standorten bieten wir regelmäßig Schulungen zum Thema „Wärmepumpe“ an, die auch sehr stark nachgefragt werden. Und mit unserem Fachpartnerprogramm kann der Fachhandwerker binnen kurzer Zeit zum „Wärmepumpenprofi“ werden. Angefangen von der Unterstützung bei ersten Projekten über den „Wärmepumpenführerschein“ bis zur Möglichkeit, unsere Spezialisten bei der Installation vor Ort hinzuzuziehen, bieten wir ihm eine Vielzahl an Optionen zur Weiterentwicklung.