Gibt es auch auf Lösungsseite Möglichkeiten, dem Fachhandwerk Befürchtungen zu nehmen? Die Umrüstung von Gas auf eine Wärmepumpe dauert etwa doppelt so lange wie der Austausch einer Gastherme – diese Aussicht dürfte manchem schlaflose Nächte bereiten. Denn die Auftragsvolumina der SHK-Branche sind hoch, gleichzeitig fehlen zehntausende Fachkräfte. Lässt sich die Installation systemseitig beschleunigen?
Ja, solche Möglichkeiten gibt es, und auch hier setzen wir konsequent an. So haben wir zum Beispiel auf der Basis unserer Erfahrungswerte sechs vorkonfigurierte Wärmepumpensets konzipiert, die zusammen rund 80 Prozent aller Anwendungsfälle in Bestand und Neubau abdecken. Das spart eine Menge Zeit – von der System- und Komponentenauswahl über die Montagevorbereitung bis zur Installation. Durch unsere langjährige Erfahrung können wir aber auch jederzeit dort helfen, wo eine Lösung individuell konfiguriert werden muss. Darüber hinaus finden registrierte Fachhandwerker auf unserer Webseite eine „Toolbox“ mit zahlreichen praktischen Hilfsmitteln für alle Stadien des Umsetzungsprozesses vor. Alltägliche Herausforderungen, wie Planung, Produktauswahl, Systemauslegung, Installation oder Förderantrag, lassen sich damit viel einfacher und schneller bewältigen.
Nun lässt sich der besagte Fachkräftemangel durch solche Ansätze am Ende nur abmildern, nicht beseitigen. Die Lage wird hier teilweise dramatisch eingeschätzt. Kann die Wärmewende vielleicht sogar am Fachkräftemangel scheitern?
Das sehe ich nicht. Es besteht höchstens die Gefahr, dass sie verzögert wird. Im letzten Jahr wurden mit 154.000 Stück so viele Heizungswärmepumpen verbaut wie noch nie und die Quote lässt sich innerhalb der bestehenden Kapazitäten sicher noch deutlich steigern – immerhin wurden im selben Zeitraum noch über 650.000 Gaskessel eingebaut. Fallen diese komplett oder zumindest zum Großteil weg, sollte es möglich sein, auf eine Gesamtzahl von 300.000 bis 400.000 Wärmepumpen zu kommen. Bei rund 50.000 SHK-Fachbetrieben, die wir in Deutschland derzeit haben, sind das gerade mal sechs bis acht Wärmepumpen pro Betrieb und Jahr. Dennoch müssen wir natürlich weiter daran arbeiten, junge Leute für den Beruf zu gewinnen oder Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren.
Haben wir versäumt, das Image der Handwerksberufe zu pflegen? Der schwäbische „Schraubenpatriarch“ Reinhold Würth hat ja mal angemerkt, dass in Deutschland heute die Einstellung vorzuherrschen scheine, wer keinen akademischen Titel habe, sei nur ein halber Mensch. Hat er recht?
Das ist natürlich eine Zuspitzung, aber es ist nicht ganz falsch. Und diese Mentalität muss sich dringend ändern. Dass Handwerk goldenen Boden hat, gilt heute mehr denn je. Gerade im SHK-Bereich existieren fantastische Möglichkeiten für eine spannende und auch finanziell lukrative berufliche Laufbahn. Das muss auch in Politik und Medi-en viel mehr betont werden. Ein SHK-Fachhandwerker, der erfolgreich seinen eigenen Betrieb führt, kann definitiv einen höheren Lebensstandard erreichen als ein Akademiker, der sich mit mäßigen Noten durchs Examen gequält hat. Hinzu kommt, dass das SHK-Handwerk auch insgesamt anspruchsvoller und damit interessanter geworden ist. Als Klimaschutzhandwerk bietet es attraktive Möglichkeiten, sich zu verwirklichen.
Nun haben wir über den Fachkräftemangel gesprochen – aber gibt es nicht auch einen Mangel an Wärmepumpen, die verbaut werden könnten? Wer sich umhört, erfährt derzeit von monatelangen Lieferzeiten. Wird das so bleiben? Sie haben recht, im Augenblick kommen die Hersteller der explodierenden Nachfrage kaum noch hinterher. Und das darf natürlich kein Dauerzustand sein, wenn die Wärmewende so schnell wie möglich gelingen soll. Wir bei Stiebel Eltron wollen die Produktionskapazitäten am Hauptsitz in Holzminden deshalb bis 2025 noch einmal verdreifachen. Dieselbe Steigerungsrate haben wir schon von 2019 bis 2022 realisiert. Wir werden in den nächsten Jahren massiv in die Wärmepumpenfertigung investieren – deutlich mehr, als ursprünglich geplant – und mindestens rund 400 neue Arbeitsplätze schaffen. Was uns betrifft, kann ich dementsprechend mit Gewissheit sagen: Die gestiegene Nachfrage werden wir zuverlässig bedienen können, auch wenn wir augenblicklich noch mit Versorgungsengpässen bei Vormaterialien kämpfen.