Wie steht es denn aus Ihrer Sicht um konkurrierende Heiztechnologien? Wenn wir von klimafreundlichem Heizen sprechen, ist die Wärmepumpe ja nicht die einzige Option. Welche Bedeutung werden aus ihrer Sicht beispielsweise Wärmenetze bzw. Fernwärmesysteme haben?
Die Fernwärme wird vor allem in dichtbesiedelten urbanen Räumen ihre Punkte machen. Sie konkurriert aber des-halb nicht automatisch mit der Wärmepumpe. Vielmehr gibt es ja längst sehr interessante Ansätze zur Kombination beider Technologien, etwa bei den sogenannten „kalten“ Wärmenetzen, bei denen die Heizwärme faktisch erst beim Verbraucher erzeugt wird und zwar mit Hilfe von Wärmepumpen. Auch kommen dort, wo Fernwärmenetze auf Abwärme aus industrieller Produktion oder Rechenzentren zugreifen, oft Großwärmepumpen zum Einsatz, welche die thermische Energie auf ein verwertbares Level heben. Nicht zuletzt kann eine Großwärmepumpe auch ein kleines Nahwärmenetz bedienen, etwa im ländlichen Raum. Es wird deshalb in vielen Fällen ein technologisches Miteinander geben.
Kann das Heizen mit grünem Wasserstoff ein Ersatz für fossiles Gas und damit eine Alternative zur Wärmepumpe sein?
Die Idee, bestehende Gasheizungen eines Tages mit grünem Wasserstoff weiterbetreiben zu können, ist aus meiner Sicht zum Scheitern verurteilt. Denn um Wasserstoff zu produzieren und in Wärme umzuwandeln, wird das Fünffache der Strommenge verbraucht, die nötig wäre, um dieselbe Wärmemenge mit einer Wärmepumpe zu erzeugen. Das heißt nicht, dass grüner Wasserstoff nicht wichtig ist: Für Kraftwerke und industrielle Anlagen, für Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr wird er im Kontext der Energiewende unverzichtbar sein. Gefragt sein wird er auch als Speichermedium, um bei verringerter Stromerzeugung durch erneuerbare Energien das Netz via Rückverstromung zu stabilisieren. Damit wird Wasserstoff sehr begehrt sein – und entsprechend teuer. Als heiztechnische Lösung aber ist er nicht geeignet und er ist schon gar nicht die soziale Lösung, nach der alle suchen.
Aber ist die Wärmepumpe nicht in Wahrheit auch nur dann wirklich „grün“ und nachhaltig, wenn ihr Betriebsstrom aus regenerativen Energiequellen stammt?
Nein. Selbst dann, wenn der Betriebsstrom zu 100 Prozent aus einem fossilen Kraftwerk käme – was er zum Glück nicht tut –, wäre die Klimabilanz einer Wärmepumpe noch immer klar besser als die einer Öl- oder Gasheizung, weil ja immer der größte Teil der Nutzenergie aus der Umwelt gewonnen wird. Bei einer Jahresarbeitszahl von 3 würde die bereitgestellte Wärme noch immer zu zwei Dritteln grüne Umweltenergie beinhalten. Aber klar, die Klimabilanz einer Wärmepumpe wird natürlich umso besser, je größer der Anteil grünen Stroms am Betriebsstrom ist. Das ist ja auch ein Vorteil der Wärmepumpe: Mit jedem Tag wird unser Strommix in Deutschland grüner und damit wird auch jede Wärmepumpe, die damit versorgt wird, Tag für Tag immer umweltfreundlicher. Im Idealfall nutzt man einfach den eigenen Strom vom Dach.
Das ist ein gutes Stichwort: Der Dresdner Photovoltaik-Anbieter Solarwatt hat jüngst eine Kooperation mit Stiebel Eltron bekanntgegeben. Was steckt dahinter?
Solarwatt ist ein befreundetes Unternehmen, das konsequent den Weg in Richtung Sektorenkopplung geht. Wenn nun der Fachhandwerker schon Photovoltaik-Anlagen von Solarwatt installiert – was liegt da näher, als ihn in die Lage zu versetzen, dem Endkunden im Zuge der Eigenverbrauchsoptimierung auch gleich den größten Verbraucher im Haus mit anzubieten, nämlich die Heizung? Stiebel Eltron hat schon immer mit dem SHK- und dem Elektro-Fachhandwerk zusammengearbeitet. Insofern fügt sich die Kooperation auch nahtlos in die Tradition unseres Unternehmens ein. Wir bieten zusammen mit Solarwatt ein technisch abgestimmtes System zur sicheren Realisierung einer kompletten Sektorenkopplung. Um die Klimaschutzziele zu erreichen und zudem auch die Abhängigkeit von Energieimporten – vor allem aus Russland – schnell zu reduzieren, müssen wir ohnehin gemeinsam alle professionellen Marktzugänge nutzen.