Und wo steht die Heizungsbranche in Sachen Vernetzung aus Ihrer Sicht heute, im Frühjahr 2018?
Dr. Breidenbach (BDH):
Alle im BDH organisierten Hersteller bieten bereits heute internetfähige Produkte an. Zudem lassen sich viele heiztechnische Systeme digital nachrüsten.
Kellendonk (EEBUS):
Die Heizungsbranche sehe ich auf einem guten Weg in die Digitalisierung und Vernetzung – es gibt immer mehr Lösungen der Hersteller. Allerdings ist die Durchdringung auf dem Markt noch zu gering. Die Energiewende wie auch die Verkehrswende werden ohne digitale Vernetzung nicht möglich sein, denn die Vernetzung bringt Flexibilität im Verbrauch – und das wird sich künftig auch finanziell für Kunden auswirken. Die dafür notwendige Technik basiert auf EEBUS.
Im Zusammenhang mit der Energiewende ist häufig von der "All-Electric Society" die Rede, da regenerativ erzeugte Energie vor allem in Form von Strom zur Verfügung steht. Der lässt sich in stationären Batterien oder Wärmespeichern recht einfach speichern. Ist Strom deshalb künftig auch in der Heizungstechnik der dominierende Energieträger?
Dr. Breidenbach (BDH):
Künftig wird die Bedeutung von Strom im Wärmemarkt an Bedeutung gewinnen. Dies belegt der stetig wachsende Absatz von elektrischen Wärmepumpen – vor allem im Neubau. Daneben werden in Zukunft aber auch weiterhin effiziente Gas- und Öl-Brennwertkessel, Holzheizkessel, dezentrale KWK-Anlagen und solarthermische Anlagen eine Rolle spielen. Einem "All-Electric"-Szenario erteilt der BDH eine klare Absage.
Kellendonk (EEBUS):
In die Strategien unserer Mitglieder wollen wir uns nicht einmischen. Unabhängig davon lohnt sich ein Blick auf Weichenstellungen der Politik, wie etwa das Thema "Demand-Side Flexibility", das auf EU-Ebene als wichtiger Baustein der Energiewende entwickelt wird. Dabei sollen Erzeugungsspitzen an sonnigen und windigen Tagen mithilfe der Vernetzung vieler flexibler Verbraucher sinnvoll genutzt werden, statt diese abzuregeln. Im Klartext: Vernetzte elektrische Warmwasserspeicher oder Elektroautos lassen sich künftig mittags oder bei viel Wind besonders günstig aufladen. Strom wird also, zur richtigen Zeit genutzt, sehr preiswert.
Und zum Schluss: Wie können sich Heizungsfachbetriebe auf die Herausforderungen der Zukunft optimal einstellen?
Dr. Breidenbach (BDH):
Grundsätzlich sollte das SHK-Fachhandwerk die Digitalisierung als Chance begreifen. Um diese Technologie verstärkt in den Markt zu bringen, bedarf es des ständigen Dialogs zwischen Heizungsindustrie und Fachhandwerk. Die Hersteller bieten rund um das Thema Digitalisierung umfangreiche Schulungen und Informationen an. Auch die Weltleitmesse ISH Energy 2019 wird einen Schwerpunkt auf dieses Thema setzen. Sie sollte Pflichttermin in jedem Kalender sein.
Kellendonk (EEBUS):
Wir sagen natürlich: "Setzen Sie Heizungsanlagen ein, die sich per EEBUS mit anderen Energieverbrauchern im Haus und künftig mit dem Smart Grid vernetzen lassen. Damit sind Sie für die Zukunft gut gerüstet". Die gute Nachricht: In den meisten Fällen vernetzt sich nicht der Brenner oder die Therme selbst, sondern das zentrale Steuerungsgerät. Und das lässt sich auch nachrüsten. Wie das Ganze funktioniert, zeigen wir zusammen mit EEBUS-Mitgliedsfirmen in unserem Demonstrator, der auf der IFH/Intherm am Stand des BDH in Halle 4 zu sehen ist.