Beispiele, dass das „in Echt“ geht, finden sich sehr anschaulich und teilweise sehr beeindruckend unter anderem in den sogenannten „Schaufenstern“ bzw. „Reallaboren der Energiewende“. So ging passenderweise – kurz nach diesem Expertentreffen – das „SINTEG“-Programm offiziell zu Ende. Die Abkürzung „SINTEG“ steht dabei für „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“. In der Abschlusskonferenz hieß es (www.sinteg.de): „Experten aus ganz Deutschland haben in fünf Modellregionen Lösungen für das Energiesystem der Zukunft und die Digitalisierung des Energiesektors entwickelt und getestet. Für viele der Herausforderungen, die eine Energieversorgung mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien mit sich bringt, sind übertragbare Blaupausen entstanden. […] Mit diesen stärken wir nicht nur den Innovationsstandort Deutschland, sondern machen uns klimapolitisch fit für die Zukunft. »SINTEG« zeigt, wie und wo technische Last- und Erzeugungsverschiebungspotentiale sowie Potentiale der Sektorenkopplung aktiviert werden können, um als Flexibilitäten im Energiesystem zur Verfügung zu stehen. Zudem werden Anwendungen der Sektorenkopplung modellhaft erprobt, bei denen (überschüssiger) regenerativ erzeugter Strom für den Wärmemarkt, den Verkehrssektor oder die Industrie nutzbar gemacht wird. »SINTEG« demonstriert außerdem Anwendungsfälle für intelligente Messsysteme und moderne Messeinrichtungen und zeigt deren Potential für eine sichere Einbindung einer Vielzahl dezentraler Stromproduzenten in das Stromsystem der Zukunft.“
Konsequente Nutzerorientierung
Ferner gingen vor gut einem Jahr 20 Konsortien an den Start, welche „Reallabore der Energiewende“ umsetzen, also zukunftsfähige Energietechnologien unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab erproben wollen. In den „Steckbriefen“ zu den einzelnen Projekten fallen folgende spannende (ausgewählte) Begriffe: interagierende, energieoptimierte Quartiere, Power-to-Gas, integrierte Wärmewende, Geothermie, offener Wärmemarktplatz, Beimischen von Wasserstoff in Erdgas-Brennern, Großwärmepumpen, CO2-neutraler Kraftstoff, Smart Grid, Solarthermie, dezentrale Heiztechnik, KWK-Anlagen, Nutzung von Abwärme, Digitalisierung, Batterie, Brennstoffzelle, PV, Prosumer, Wärmenetze, Energieplattform.
Auch wenn es der deutschen wie europäischen Klima- und Energiepolitik bekanntlich an großen Zielen, großen Tönen und noch größeren Metaphern nicht mangelt, so kann man anhand dieser Kurzskizzen und beispielhaften Wettbewerbe um reale Ideen doch erkennen, dass zumindest das berühmt-berüchtigte Leitmotiv „global denken – lokal handeln“ langsam aber sicher durchdringt. Die Riesenidee von Welt ersetzt halt noch lange nicht die im Detail schweißtreibende Arbeit vor Ort. Wobei mit „vor Ort“ nicht nur die konkrete Installation beim investierenden Endkunden gemeint ist, sondern vor allem auch die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in der Industrie sowie an den Instituten und Hochschulen. Gerade die „Corona-Zeit“ führt uns doch allen eindrücklich vor Augen, wie „echte Innovationen“ – also solche, die dem Menschen dienen – in der Lage sind, Wirtschaft und Gesellschaft „krisenfester“ (resilienter) zu machen. So hat es sich ja mittlerweile herumgesprochen, dass sich gerade die erneuerbaren Energien krisenresilient zeigen und den durch die Pandemie verursachten Schwierigkeiten erfolgreich trotzen können.
Auch die Experten von BDH, eSystems, Mitsubishi Electric, Paradigma, RESOL, SOLIDpower und Theben waren sich im Rahmen des HeizungsJournal-Expertentreffs „Integrierte Energiesysteme“ einig, dass die bloße Anwendung von energetisch aufgeladenen „Zauberwörtern“ keine Probleme löse bzw. die Energiewende nicht zum gewünschten Erfolg führe. Vielmehr brauche es doch politische Rahmenbedingungen, die langfristig verlässliche Anreize zur CO2-Vermeidung setzten und eine technologieoffene sowie innovationsgetriebene Optimierung über die Grenzen der Sektoren Wärme, Kälte, Strom, Mobilität und Industrie hinweg durch den Markt ermöglichten.