Erneuerbare Energien

Ehrliche Arbeit an der Basis - unverzichtbar

Freitag, 07.05.2021

Gerade das Wörtchen „Sektorenkopplung“ wurde denn auch etwas intensiver diskutiert und von den teilnehmenden Experten durchaus unterschiedlich interpretiert:

Alexander Bourgett, Leiter Software Entwicklung bei der eSystems MTG GmbH, betonte in diesem Zusammenhang: „Sektorenkopplung verstehe ich in erster Linie als Reduzierung des individuellen CO2-Fußabdrucks.“

Expertentreff - Alexander Bourgett
Quelle: R. Otter
Alexander Bourgett, Leiter Software Entwicklung, eSystems MTG GmbH „Bei allen Potentialen, die einer durchgängigen Digitalisierung der Energie- und Gebäudetechnik zugeschrieben werden, darf man die eigentlichen Anwender selbst nicht vergessen.“

„Wenn ich Sektorenkopplung höre, dann denke ich an Energieeffizienz“, so Steffen Bauknecht, Verkaufsleiter Heiztechnik Deutschland bei Mitsubishi Electric Europe B.V.

Expertentreff - Steffen Bauknecht
Quelle: R. Otter
Steffen Bauknecht, Verkaufsleiter Heiztechnik Deutschland, Living Environment Systems, Mitsubishi Electric Europe B.V. „Strom wird, gerade vor dem Hintergrund der Sektorenkopplung, zur wichtigsten und wertvollen Leitenergie.“

Wendelin Heinzelmann, Bereichsleiter Vertrieb bei Paradigma – Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG, unterstrich: „Sektorenkopplung ermöglicht den bestmöglichen Energiefluss.“

Expertentreff - Wendelin Heinzelmann
Quelle: R. Otter
Wendelin Heinzelmann, Bereichsleiter Vertrieb, Paradigma – Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG „Integrierte Energiesysteme erfordern Know-how sowie Kooperationsfähigkeit und bieten damit vor allem cleveren Heizungsbaubetrieben erhebliche Chancen.“

„Die Verbrauchsbereiche Wärme, Kälte und Strom wachsen zusammen“, erklärte Dieter Kehren, Abteilungsleiter Forum Digitale Heizung beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH).

Expertentreff - Dieter Kehren
Quelle: R. Otter
Dieter Kehren, Abteilungsleiter Forum Digitale Heizung, Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. „Die Politik muss klare und verlässliche Rahmenbedingungen setzen, das gilt gerade beim Thema »Sektorenkopplung«.“

Marcel Pfeil, Geschäftsführer der RESOL – Elektronische Regelungen GmbH, war sich sicher: „Sektorenkopplung kann schon »im Kleinen«, zum Beispiel im Privathaus, beginnen.“

Expertentreff - Marcel Pfeil
Quelle: R. Otter
Marcel Pfeil, Geschäftsführer, RESOL – Elektronische Regelungen GmbH „Als Hersteller ist es unsere Aufgabe, den ausführenden Fachbetrieben, die unter hohem Zeitdruck stehen, möglichst einfach zu installierende Produkte und Systeme an die Hand zu geben.“

„Die Komplexität wächst durch Sektorenkopplung und macht ein neues Denken erforderlich“, bekräftigte Bastian Kreusing, Leiter Marketing und Kommunikation bei der SOLIDpower GmbH.

Expertentreff - Bastian Kreusing
Quelle: R. Otter
Bastian Kreusing, Leiter Marketing und Kommunikation, SOLIDpower GmbH „Die Wasserstoffstrategie 2020 der Bundesregierung gibt dem Energieträger Wasserstoff gehörig Schub und einen klaren Auftrag im Kontext der Energiewende.“

Steffen Hornung, Key Account Manager in der Business Unit Smart Energy der Theben AG, stellte heraus: „Der Begriff »Sektorenkopplung« beschreibt nicht weniger als einen Paradigmenwechsel.“

Expertentreff - Steffen Hornung
Quelle: R. Otter
Steffen Hornung, Key Account Manager, Business Unit – Smart Energy, Theben AG „Ohne Digitalisierung keine Energiewende und keine Sektorenkopplung. Da ziehen alle Marktbeteiligten an einem Strang"

Nimmt man nun, als Zuhörer, nur einmal einzelne Schlagwörter aus diesen Statements heraus – CO2-Fußabdruck, Energieeffizienz, Energiefluss, Verbrauchsbereiche, lokaler Ansatz, neues Denken, Paradigmenwechsel –, so klingt das nach einem richtig „dicken Brett“, welches hier branchen- und disziplinübergreifend gebohrt werden soll. Als langjähriger Beobachter vor allem des Heizungsmarktes weiß man, was alleine hinter der Vokabel „Energieeffizienz“ so alles stecken kann – wie unglaublich facettenreich selbst ein Begriff ist und, nicht zu vergessen, wie lange es dauern kann, die maßgeblichen Entscheider für entsprechende Investitionen in Energieeffizienz zu motivieren (Stichwort: Sanierung des Gebäudebestands, Steigerung der Sanierungsrate, „schlafender Riese“). Selbst das ist eigentlich eine Aufgabe für Generationen!

Corona als Teilchenbeschleuniger

Der interdisziplinäre Ansatz „Sektorenkopplung“ – also die ganzheitliche Berücksichtigung der energierelevanten Sektoren Wärme- und Kälteversorgung, Elektrizität, Mobilität und Industrie – toppt das Ganze natürlich um Längen.

Dass die Begrifflichkeit „Sektorenkopplung“ sowieso nicht unproblematisch ist, hat die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) schon vor einiger Zeit in ihrer viel beachteten Leitstudie „Integrierte Energiewende – Impulse für die Gestaltung des Energiesystems bis 2050“ festgehalten: „Die Sektoren, wie wir sie kennen, verändern sich. Grenzen weichen auf, die Interaktion steigt. Der Begriff Sektorenkopplung greift deshalb zu kurz. Er vermittelt den Eindruck, als ginge es nur darum, bestehende und in sich geschlossene Einheiten miteinander zu verbinden. Es geht vielmehr darum, die steigende Zahl an Komponenten des Energiesystems aus allen Sektoren in einem System zu integrieren, Wechselwirkungen zu erkennen, Optimierungs- und Innovationspotentiale zu nutzen, Märkte und Infrastrukturen weiterzuentwickeln. Deshalb würde es auch zu kurz greifen, die Herausforderungen aus der Sicht einzelner Sektoren anzugehen.“

Wie muss unser Energiesystem also konkret in den nächsten drei Jahrzehnten (= eine Generation!) gestaltet werden, damit Deutschland im Jahr 2050 95 Prozent weniger Treibhausgase (gegenüber 1990) emittiert?

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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