Eine einfache und klare Antwort darauf gibt es nicht und kann es nicht geben, weder von „Reallaboren“, von „Leitstudien“ noch vom Expertentreffen – schon gar nicht in Zeiten von Corona. Als gesichert gilt aber die Erkenntnis, dass der Stromkonsum zunehmen wird, vor allem in den Bereichen (Gebäude-)Wärme und Verkehr. Und exakt an dieser Stelle ist europaweite, wenn nicht gar globale Zusammenarbeit angesagt. Ein nachhaltiges, integriertes Energiesystem in Deutschland benötigt also die Ausgleichsmöglichkeiten eines weiterentwickelten europäischen Strommarktes sowie einen internationalen Handel für gasförmige, flüssige, synthetische erneuerbare Energieträger (Stichwort: „Power-to-X“-Technologien). Die Dynamik in den Diskussionen um die „besten Lösungen“ hat jedenfalls im laufenden Jahr deutlich zugenommen (endlich und getrieben letztlich durch den Katalysator „Corona“). Ein gutes Beispiel für eine solche „katalytische Reaktion“ ist die „Nationale Wasserstoffstrategie“, welche die Bundesregierung im Juni 2020 verabschiedet hat – inklusive Berufung eines „Nationalen Wasserstoffrates“: So soll die Energiewende mit Wasserstoff eine weitere Säule erhalten, neben den bekannten Stützen „erneuerbare Energien“ und „Energieeffizienz“. Ziel sei es, Deutschland zum weltweit führenden Ausrüster für moderne Wasserstofftechnologien zu machen. Sie könnten sich zu einem zentralen Geschäftsfeld der deutschen Exportwirtschaft entwickeln. Stolze neun Milliarden Euro sollen den Energieträger marktfähig machen. Im Fokus der Förderung stehe dabei grundsätzlich grüner Wasserstoff, also Wasserstoff, der auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wurde.
Kommunikation ist Trumpf
Ein essentieller Punkt, welcher in der Vergangenheit in vielen, in zu vielen Debatten rund um das „Energiesystem der Zukunft“ vergessen und bisweilen verdrängt wurde, ist die Beteiligung der Bürger, der Nutzer, der „Otto Normalverbraucher“. Während des Expertentreffs „Integrierte Energiesysteme“ stand jener Punkt aber vielfach im Mittelpunkt der Gespräche – hier einige Statements der Teilnehmer:
Steffen Hornung: „Digitalisierung darf keine neue Komplexität und damit keine neuen Barrieren schaffen. Der Markt braucht standardisierte und interoperable Schnittstellen.“
Marcel Pfeil: „Den Nutzern muss man transparent machen, welche Möglichkeiten sie vor Ort haben. Dabei muss eine technisch niederschwellige Lösung nicht das schlechteste sein.“
Steffen Bauknecht: „Neben konkreteren Nutzungspflichten für erneuerbare Energien müssen natürlich auch die Rechte und Chancen der Verbraucher betont werden.“
Wendelin Heinzelmann: „Die höchst komplexen Aufgaben und Herausforderungen gilt es, auch durch Begeisterung an der Sache und am gemeinsamen Ziel zu lösen.“
Bastian Kreusing: „Alle genannten Konzepte, Ideen und Pfade für die Transformation des Energiesystems erfordern einen starken Veränderungswillen.“
Alexander Bourgett: „Liebe Ingenieure in der Industrie, denkt bitte auch an den Bauherrn und Betreiber, ansonsten scheitert die ausgeklügeltste Lösung.“
Dieter Kehren: „»Beteiligung« muss auch die Richtschnur sein, wenn es um die Ansprache der installierenden Fachbetriebe geht.“
Energiewende muss – es klang gerade mehrfach an – sprichwörtlich „von unten“ kommen und „von unten“ verstanden und mitgetragen werden. Das hört sich zwar ziemlich lapidar an, ist aber ein nicht zu unterschätzender Punkt. Denn wie sonst soll denn die viel beschworene Kostendegression bei den wichtigen und schlagwortartig genannten Energiewendetechnologien eintreten, wenn nicht durch entsprechende große Nachfrage „von unten“?
„Die nächste Phase der Energiewende wird die Bürger stärker als heute berühren – durch Verteilungsfragen bei den Energiewendekosten, durch den Strukturwandel und dessen Auswirkungen auf das eigene Arbeits- und Lebensumfeld. Sie sind herausgefordert, die erforderlichen Investitionen im privaten Bereich aufzubringen und die Veränderungen bei Energieanwendungen, beispielsweise in der Mobilität, anzunehmen und zu forcieren. Aufgabe der Politik ist es hierbei, die Chancen des Großprojekts Energiewende kontinuierlich nachzuverfolgen und aufzuzeigen. Die Bürger selbst benötigen ausreichend Handlungsfreiräume sowie Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Investitionsentscheidungen“, kann man hierzu in der besagten dena-Leitstudie nachlesen.