In Bobingen hat Paul Kammerer sein Elternhaus aus den 1980er-Jahren zum modernen, solar versorgten „Smart Home“ umgebaut.
Ein Objekt der Begierde
Verwandlung eines 80er-Jahre-Hauses zum „Smart Home“
Freitag, 30.06.2023
Mit den dach- und fassadenintegrierten Photovoltaik-Modulen (PV-Leistung: etwa 19 kWp) und einem Stromspeichersystem (17,5 kWh) kann er fast die Hälfte des Energiebedarfs für Wärme, Strom und E-Mobilität klimaschonend decken.
Der Kontrast könnte kaum größer sein: Das Haus von Paul Kammerer ist zum großen Teil verglast – auf der Westseite mit schwarzen PV-Modulen im Dach und in der Fassade, zur Südseite mit einer großen Glasfläche, die bis unter den Giebel reicht. Direkt daneben steht ein Einfamilienhaus in herkömmlicher Bauweise: Das Satteldach ist mit roten Ziegeln bedeckt, Gauben und ein Kamin ragen empor, die Fassade ist weiß und passt zu den Balkonen aus hellem Holz. Etwa so sah auch das Haus von Kammerer bis 2019 aus. Es entsprach der traditionellen Bauweise in der Kleinstadt Bobingen im Landkreis Augsburg.
Als der IT-Experte beschloss, mit seiner Familie in das Elternhaus aus den 1980er-Jahren zu ziehen, nahm er den Sanierungsbedarf zum Anlass, ein Eigenheim ganz nach seinen Vorstellungen daraus zu machen. Heute wohnt die vierköpfige Familie in einem sanierten Einfamilienhaus, das sowohl gestalterisch als auch energetisch mit anspruchsvollen Neubauten mithalten kann. Aufgrund der PV-Anlage, eines E3/DC-Hauskraftwerks und einer Grundwasser-Wärmepumpe kann die Familie fast die Hälfte ihres Energiebedarfs für Wärme, Strom und E-Mobilität solar decken. Diesen Anteil will Kammerer aber noch steigern.
Paul Kammerer ist technikaffin und legt, wie seine Frau Angelika Hübner, ebenfalls großen Wert auf Ästhetik. Deshalb hatten die beiden schon recht genaue Vorstellungen, als sie zu dem Architekten Rainer Drasch Kontakt aufnahmen. „Beim Entwurf und bei der Auslegung unseres Umbeziehungsweise Neubaus haben wir nicht von vornherein ein energieautarkes Haus angestrebt“, erzählt er. „Unsere Prämisse war, das Bestandshaus nach Beseitigung aller vorhandenen Mängel und Bauschäden auf ein zeitgemäßes energetisches Niveau zu trimmen.“ Ziel war es, auf Neubaustandard (KfW-„Effizienzhaus 100“) zu kommen.
Außerdem wollte das Paar einen „guten Kompromiss zwischen Design, Komfort und Ökologie“, wobei sich der Ökologie-Aspekt auf die Herangehensweise, die Materialien und den späteren Betrieb bezog. Konkret: Statt des Totalabrisses entschieden sie sich für den Umbau des geerbten Elternhauses, statt Beton und Kunststoff wollten sie Holz und die Energieversorgung sollte möglichst ohne lokalen CO2-Ausstoß möglich sein. „Im Laufe der Planung und der Bauarbeiten konnten unsere zum Energieverbrauch gesteckten Ziele dann deutlich übererfüllt werden“, fährt Kammerer fort. Das Ergebnis ist ein Haus mit „KfW 40“-Standard und einem verhältnismäßig hohen Autarkiegrad für einen Umbau.
Zunächst analysierten die Bauleute und Architekt Drasch, was von dem alten Haus aus dem Baujahr 1985 erhalten werden könnte. „Es war in einem sehr schlechten Zustand und durch die mangelhafte Dämmung gab es schon viele Schäden“, blickt der Eigentümer zurück. Das führte dazu, dass alles oberhalb des Erdgeschosses und die alte Garage abgerissen wurden. Es blieben aber zwei Baukörper: Im größeren Teil verblieb der Eingang, der durch eine Verglasung ins Hausinnere geholt wurde. Der kleinere Teil, in dem sich heute der Schlafbereich der Eltern befindet, wurde um einen Meter verlängert und der Linie des Hauptbaukörpers angeglichen. Das neue Gebäude besitzt circa 400 m2 beheizte Wohn- und Nutzfläche, verteilt über Keller, Erd- und Obergeschoss.
Gebäudeintegrierte PV
„Ein Haus ohne Photovoltaik ist heute nicht mehr zeitgemäß“, stand für Kammerer fest – und ebenso, dass die Solarmodule aus Gründen der Ästhetik schwarz sein sollten. Da seine Frau und er möglichst viel Strom selbst erzeugen wollten, sollte die PV-Anlage zudem möglichst groß sein. Für den Architekten Rainer Drasch wurde dies zu einer Herausforderung. Wie seine Auftraggeber legt er Wert auf eine hohe Ästhetik – und die Tüftelei, wie und wo PV-Module mit möglichst viel Gesamtleistung optisch ansprechend installiert werden könnten, begann.
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